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Geschichte
der
Heraldischen Kunst in der Schweiz
im XII. und XIII. Jahrhundert.
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Geschichte
der
Heraldischen Kunst in der Schweiz
im XII. und XIII. Jahrhundert.
Von
Paul Ganz.
Mit 101 Abbildunjjfen im Text und 10 Tafeln.
-o-<^5€>-o-
Frauenfeld.
Verlag von J. H u b e r.
1899.
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1270192
Herrn
^' Professor Dr. J. R Rahn
gewidmet.
VORWORT,
Die vorliegende Arbeit behandelt zum ersten Male die Anfänge und die
Entwicklung der Heraldik im Rahmen der Kunst- und Kulturgeschichte. Es
wird darin versucht, die Wappenkunst als eine durch die Sitten und Gebräuche
der Völker bedingte Erscheinung in Verbindung mit der allgemeinen Form-
wandlung in der Kunst zu schildern, frei von den Angehängsein einer barocken
Wissenschaft und ohne die den Leser hindernde Terminologie der Neuzeit.
Vermöge der engen Beziehung des Wappens zum Individuum gewährt die
Heraldik einen gründlichen Einblick in das alltägliche Leben und Treiben der
verschiedenen Stände im Mittelalter und eröifnet, sowohl in sachlicher als in
formaler Hinsicht, ein bisher wenig beachtetes Gebiet.
Die geschichtliche Seite ist nur insoweit berührt, als die Ereignisse be-
stimmend auf die Entwicklung der Wappenkunst eingewirkt haben oder als es
zur Orientierung über die allgemeinen Zustände nötig erschien.
Die lokale Begrenzung des Materiales ermöglichte es allein, dieses gründ-
lich zu verarbeiten und übersichtlich zu gruppieren.
Der Verfasser hat das Gebiet der heutigen Schweiz zu dieser Untersuchung
gewählt, weil sich hier die Entwicklung der Heraldik unter dem Einflüsse fran-
zösischer und italienischer Kulturströmungen frühzeitig und rasch vollzogen hat
und weil das Land reich an heraldischen Denkmälern ist. Wo dieselben fehlten,
sind fremde Beispiele herangezogen, wie denn überhaupt in den Anmerkungen
meistens außerschweizerisches Material angeführt wird, um die weitestgehende
Vergleichung zu ermöglichen.
Zum Schlüsse erwähne ich dankbar die vielfachen Unterstützungen, welche
mir von Freunden und Fachgenosseu zu teil geworden sind.
Zürich, im März 1899.
Paul Ganz.
nhalts-Uebersicht.
-^-
Seite
Einleitung. Bedeutung der Pleraldik in der Kunstgeschichte. — AVesen derselben. —
Ihre Anfänge bei Griechen und Römern. — Farbenheraldik des Mittelalters . . 1
Erster Teil. Geschichte und Entwicklung der Heraldik im Allgemeinen.
1. Die Vorbeding-uiig-eu. Kriegsschmuek bei heidnischen und christlichen Völkern.
— Bedeutung des Schildes bei den Germanen 3
2. Schmuck Ton Schild und Helm. Schildformen und Schildbilder. — Helme und
Helmschmuck. — Das Lehenswesen fördei't die Heraldik. — Bewaffnung des Adels.
— Wahl des Schildes zum Wappenträger. — Topfhelm ..... 4
3. Das persönliche Abzeichen. Amtstracht im Porträtsiegel. — Siegeltypen der
Stände. — Weltliche und geistliche Siegel. — Bildsiegel als Vorläufer des Wappens.
— Einfluß der Kreuzzüge. — Schild- und Fahnenzeichen in der Litteratur . 9
4. Die ersten heraldischen Bilder. Vorkommen im Reitersiegel und im Schild-
siegel. — Hauptsitz der Heraldik in Frankreich. — Die ältesten Siegel mit heral-
dischen Bildern, in chronologischer Aufzählung bis 1196 12
Zweiter Teil. Geschichte der Heraldik in der Schweiz.
I. Periode. Das XII. Jahrhundert.
Einleitung. Wechselseitige Einwirkung germanischer und romanischer Kultur.
1. Die Siegel. Regentensiegel. — Reitersiegel. — Kunstwert derselben. ^ Die
ersten heraldischen Siegel 17
2. Plastik und Malerei. Kapitellskulpturen in Zürich und Basel. — Miniaturen:
Carmen de hello Siculo, Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg . 21
3. Der Reiterschild yon Seedorf. Gegenwärtiger Zustand. — Herstellung und
Schildberiemung, Rekonstruktion. — Die dekorative Heraldik des XII. Jahrhunderts.
— Kampf- oder Totenschild 26
II. Periode. Das XIII. Jahrhundert.
1. Politische Zustände. Neue Standesgliederung im deutschen Reiche durch das
Lehenswesen. — Aufkommen der Beinamen beim Adel. — Klerus und Bürgertum.
— Ritterliche Kultur und äußere Prachtentfaltung, besonders mittelst der Heraldik.
— Verbreitung der Heraldik. — Wappenrecht . . . . . . 30
2. Der Schild.
a) Die Schildform. Romanischer oder normannischer Schild. — Gotischer Schild.
— Kombinationen der beiden Formen ........ 33
hj Das Schildbild. Wahl des Bildes. — Teilung der Bilder in gemeine Figuren
und Heroldsbilder. — Die gemeinen Figuren zerfallen in Schildverstärkungen,
natürliche Figuren und Phantasiegebilde. — Verdrängung durch die Herolds-
bilder. — Pelzwerk. — Heraldische Regeln, Farbenwert, Farbenstatistik, Farben-
Inhalts-Uebersiclit.
Seite
paarung, Bewehrung. — Vermehrung des Schildsclimuckes durch Vereinigung
oder Wiederholung von Bildern und Wappen, durch festigende Zuthaten oder
Vermehrung der Farben. — Heraldische Bildersprache ; redende, indirekt redende
und symbolische Wappen. — Adler, Leu, Leopard, Einhorn, Lilie, Rose, Kreuz.
— Farbensymbolik. — Anspielung der Bilder auf Sage, Amt und AVürde, auf
Lehensverhältnisse, auf die geographische Lage oder den Schutzpatron des
Ortes. — Minnewappen. — Komplizierte Schildbilder ..... 35
c) Die Schildbrisüren. Bedeutung und Aufkommen. — Die drei Arten der Brisüre,
1) durch die Farbe, 2) durch die Figur, 3) durch die Beizeichen ... 54
d) Herstellung und Ausschmückung des Schildes. Schildverstärkungen. — Be-
malung, Leder- und Leinwandplastik, Stücken und Belegen. — Prunkschilde,
Schmuck mit edeln Steinen, Email. — Schildüberzug (mouve) ... 58
Schild als Erkennungszeichen. — Erblichkeit der Schildbilder ... 63
3. Der Helm.
aj Die Helmform. Topf heim. — Kübelhelm. — Tragen und Befestigen des Helmes 64
Die Ausschmückung: Besetzen mit Gestein. — Bemalen und Vergolden. —
Die Krone 68
hj Der Helmschmuck (Kleinot). Aufkommen auf Siegeln im Auslande, in der
Schweiz. — Beschaffenheit des Kleinots. — Verwendung in der Schlacht und
im Turnier. — Nach der Art der Darstellung zerfällt der Helmschmuck in drei
Gruppen : 1) Schildkleinot durch Wiederholung des Schildhildes als wachsende
Figur oder auf Hülfskleinoten (Schirmbrett, Hut, Beutelstaud, Hörner). —
2) Persönliches Kleinot, Amt und Gerechtsame. — 3) Minnekleinot . . 69
Herstellung und Befestigung des Helm schmuckes. Herstellung aus Holz,
Leder, Zeug und getriebenem Metallblech. — Naturalia. — Schmückende Zu-
thaten. — Befestigungsarten 77
Kriegerische %ind künstlerische Wirkung ....... 80
Rechtliche Bedeutung ........... 81
cj Brisüren des Helmschmuckes. Veränderung des Kleinots. — Erblichkeit 81
4. Die Fahne. Fahnenform. — Fahnenbild. — Herstellung des Fahnentuches und
Bemalung des Schaftes ............ 83
5. Die kriegerisclie Ausrüstimg'.
aJ Waffenrock, Helmdecke und Kovertitire. Aussclimückung mit dem Schildbilde,
frei oder im heraldischen Schilde. — Herstellung. — Künstlerische Wirkung 85
hJ Gügerel, Sattel, Gereite und Achselschilde. Kopfzierde des Pferdes. — Be-
malung des Sattels. — Heraldische Verzierung des Gereites. — Aufkommen,
Form und Abgang der Achselschilde 90
Dritter Teil. Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
1. Das lieraldisclie DelioratiousmotiA'. Das Schildbild in freier A'erwendung, im
heraldischen Schilde. — Besäen und Bestreuen. — Vereinigung von Schild und
Helm. — Darstellung derselben. — Helmdecke. — Aelteste Nachweise in der
Sphragistik. — Proportionen von Schild, Helm und Kleinot. — Damaszierung in
farbloser Darstellung 93
2. Kleiukuust. Stand der Technik.
a) Brakteaten. Bern, Basel, Konstanz, Neuenburg, Savoyen. — Herstellung . 98
h) Waffen. Dolche aus dem Bielersee, Schwerter. — Anbringung des Wappens 99
<■) Schmuck und Schmuckhehälter . Zierscliildchen mit Waiij«'!! von Braunsliorn
(Bern) und Tettingen (Luzern). — Agraffen, Hinge, Mantelkleinode. — Der
Onyx von Schaffhausen. — Das Schmuckkästlein von Attinghusen 100
d) Stoffe. Palermitanische Gewebe. — Heraldische Muster. — Antependium des
Otto von Grandson (Bern). — (Reliquien-) Beutel mit dem Wappen von Strät-
lingen (Zürich) • . . . . 105
Inhalts-Ueliersicht. XI
Seite
3. Architektur.
a) Skulptur und Malerei. Verwendung von heraldischen Abzeichen an Profan-
bauten. — Eindringen des heraldischen Schmuckes in die Kirchenausstattung,
Totenschilde aus Stein, Fußböden in Wettingen und INIaigrauge. — Wand-
malereien im Turme zu Erstfeld. — Deckenbemalung im Hause zum Loch
(Zürich) und auf Yaleria (Sitten) 109
h) Backsteine. Fabrikate von St. Urban (Luzern) ; Verwendung und heraldischer
Schmuck derselben 112
4. Malerei.
a) Glasmalerei. Rosette in der Kathedrale von Lausanne. — Wappenschilde in
der Kirche von Orbais (Marne). — Spuren in Alt-Büron (Luzern) 115
b) Miniaturen. Malerschule in Konstanz, St. Gallen oder Zürich. — Weltchronik
des Rudolf von Hohenems (St. Gallen). — Vita Karoli-Magni von Stricker. —
AVeingartner Liederhandschrift. — Nagler'sches Bruchstück in Berlin 116
5. Plastik. Die Grabdenkmäler bilden die monumentalste Gruppe der heraldischen
Kunst.
a) Das Grabmal ivi Allgemeinen. Ein Denkmal menschlichen Ruhmes. — Grab-
platte, Tischgrab, Nischengrab, Tumba, Prunkgrabmal. - - Figürliche Grab-
denkmäler: in der Barfüßerkirche zu Freiburg (Elisabetha von Kyburg), im
Kreuzgang des Klosters Hauterive bei Freiburg (Konrad von Maggenberg), im
Münster zu Basel (Königin Anna) und in der KoUegiatskirche von Neuenbürg
(Bertold von Neuenburg) 122
h) Heraldische Grabmonumente. Nachbildung des Kampfschildes auf dem Grab-
steine. — Sarkophage im Kloster Wettingen (Habsburg, Kyburg). — Tischgräber
im Münsterkreuzgang zu Basel (Klingen) und in der Klosterkirche von Där-
stetten (Tierstein). — Grabplatten in Wettingen (Tegerfelden, Klingen, Kyburg,
Rapperswil, Strätlingen, Homberg), im Kloster Wurmsbach (Rapperswil) und
in Basel (Tierstein und Hohenklingen) 126
6. Die Siegel. Originellste Ausbildung der Heraldik in der Kleinplastik. — Ge-
brauch des Siegels. — Verschiedenheit der Siegelbilder. — Typen der Stände . 135
aj Beitersiegel. Porträt in kriegerischer Ausrüstung. — Bevorzugung durch den
hohen Adel. — Form und Bild. — Heraldische Abzeichen auf Schild, Fahne,
Kovertiure, Helm und im Siegelfeld. — Legende 136
b) Standbildsiegel. Seltenheit. — Schweizerische Beispiele .... 140
c) Frauensiegel. Porträtfigur. — Heraldische Beigaben. — Form und Siegelbild.
— Das Wappen verdrängt die Figur 111
d) Schildbildsiegel. Neue Typen mit ausschließlich heraldischer Darstellung.
a. Heraldische Bilder im freien Siegelfelde. Das ledige Schildzeichen in be-
liebiger Siegelform. — Stilistische Behandlung 144
ß. Schildförmige Siegel. Kopie des Kampfschildes. — Gleiche Formentwicklung
und Reminiszenzen au den Kampfschild. — Damaszierung. — Legende . 145
y. Wappenschild im freien Siegelfelde. Form, Darstellung, Ausführung. —
Legende. — Architektonische Zuthaten. — Allgemeine Verbreitung des
Typus. — Zusammengesetzte Schilde und kombinierte Siegelbilder . . 148
e) Helmsiegel, veranlaßt durch die zunehmende heraldische Bedeutung des Helmes.
— Form, — Reminiszenzen. — Helmdecke. — Künstlerische Ausführung . 152
f) Siegel mit Schild und Helm. Aus den alten Typen wird das Siegel mit Schild
und Helm gebildet. — Gruppierung, Ausführung. — Zuthaten. — Helmdecke 153
gj Bürgersiegel. Heraldische Typen oder Bildsiegel 155
/*; Stddtesiegel. Natürliche Siegelbilder, wie Gebäude, Heilige, Attribute von
Heiligen, redende Bilder. — Verschiedenheit von Panner und Schild. — Ein-
XII Inhalts-Uebersicht.
Seite
teilung der Siegel: 1) Bild frei im Siegelfelde; 2) im schildförmigen Siegel;
3) vom Schilde umschlossen im Siegelfelde ; 4) mit Helm ; 5) mit vollem Wappen.
— Größe und Form des Siegels 155
ij Siegel der Geistliclikeit. Spitzovale Form. — Porträt in Amtstracht, sym-
bolische Bilder, Heiligenfiguren. — Wappensiegel. — Vereinigung des geist-
lichen und weltlichen Bilderkreises, Poi-trät mit heraldischem Bild, mit Wappen-
schild, Heiligenfigur mit heraldischem Schilde. — Auftreten der Heraldik in
den Siegeln der Prälaten von Konstanz, Basel, Chur, Schaffhausen. — Das
Wappen verdrängt das Porträt 158
Vierter Teil. Die Heraldik in der Dichtkunst.
Einfluß des geistigen Lebens auf die Heraldik. — Blüte im Süden des deutschen
Reiches. — Erstes Auftreten in der epischen Dichtkunst. — Farbenbeschreibung 162
Ulrich von Zatzikliofen. Der Lanselet. Nur die wichtigsten Personen führen
Wappenschilde. — Kramschilde. Fachausdrücke 164
Hartmann von Aue. Die Heraldik ist spärlich vertreten in seinen Werken. Erelc
der Wunder äre führt verschiedenfarbige Schilde, aber dasselbe Bild . . 166
Konrad Fleck und Budolf von Ems fallen für die Heraldik außer Betracht 167
Konrad von Würzhurg. Erster Dichter mit juristisch-heraldischer Vorbildung. —
Sein erstes Werk, der Turney von Nantheiz, schildert den Streit Richards von
Cornwales und Alphons X. von Kastilien um die deutsche Königskrone. —
Historische Belege. — Heraldische Terminologie. — Partonopier und Meliur.
— Trojanerkrieg. Reiche und mannigfaltige Heraldik, besonders viele Tierfiguren 167
Dichter des Heinfried von Braunschweig erzählt die Sage von Heinrich dem Löwen.
Breitspuriger Nachahmer Konrads . . . ■ . . .171
Konrad von Mure. Das älteste wissenschaftliche Wappengedicht ist der Clipearius
Teutonicorum. — Lateinischer Text, überliefert in dem Buche „de nobilitate"
von Magister Hemmerlin. — Deutsche Uebersetzung mit historischen An-
merkungen 172
Register der technischen Ausdrücke und der Abkürzungen 187
Alphabetisches Namensregister 188
Verzeichnis der Tafeln und Text-Dlustrationen 197
-o-<[33>— o-
EINLEITUNG.
-o{o-
i olitische und gesellschaftliche Umwandlungen pflegen sich in der Kunst wieder-
zuspiegelu, indem sie dieselbe mit den Erzeugnissen eines neuerweckten Geistes
befruchten und zu neuer Blüte treiben. In der Kunst werden die unmittelbarsten
Aeußerungen der Epoche aufgenommen und zu einem Gesamtbilde vereint, aus
dem uns das Geistesleben frischer und ungetrübter entgegentritt, als aus den
schriftlichen Ueberlieferungen, die Parteihaß und persönlicher Vorteil so oft
gefärbt oder gar gefälscht haben. Nicht nur der monumentalen Kunst kommt
diese Bedeutung zu, sondern auch manchen, bis anhin stiefmütterlich behandelten
Kleinkünsten, die gerade vermöge der allgemeinen Anwendung aufs engste mit
dem Kulturwesen verbunden sind. Dazu muß vor allem die heraldische Kunst
gezählt werden, obwohl sie in der Folge in Malerei und Plastik zur größten
Formvollendung gediehen ist. In ihr hat sich der ritterliche Kastengeist, der
Hang nach Farbenpracht und äußerem Dekorum, das mittelalterliche Fühlen
und Denken überhaupt, am frühesten geäußert. Im Rahmen der Kleinkunst war
die Mitwirkung primitiver Kräfte möglich, indem der Raum durch die Natur
der Sache beschränkt und die Formen von größter Einfachheit waren. Die rasche
Popularisierung der Heraldik hat den Entwicklungsprozess stark beschleunigt
und in ihr den Gipfelpunkt der dekorativen Kunst des Mittelalters geschaffen.
So lange die Heraldik dem Geiste der Zeit entsprach, ein unentbehrliches Stück
mittelalterlicher Ausstattung und ritterlichen Prunkes bildete, so lange hat sie
sich auf natürlichem Wege entfaltet, gleich den übrigen Künsten. Aber beim
Zusammenbruch des Rittertums sind auch die treibenden Faktoren der Heraldik
zu Grunde gegangen, und die sie erhaltenden Beweggründe waren nicht stark
genug, die Entwicklung fortzuführen.^ Die späteren Zeiten haben sie ohne Sinn
und Verständnis in das Modekleid des jeweils herrschenden Stiles gesteckt und
aufs traurigste zugeschnitten, gekürzt und umgemodelt. Von unserem Jahrhundert
ist die Heraldik als tote, verknöcherte Wissenschaft üljernommen und verachtet
1 Es kann daher von einer lebenden und einer toten Heraldik gesprochen werden.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. ■'■
2 Einleitung.
worden, und erst die neueste Zeit hat den Versuch gemacht, ihr durch Ver-
pflanzung auf den Boden der Kunst wieder neue Lehenskraft zu geben.
Die Heraldik gehört in das Gebiet der Kvmst und der Geschichte, denn
der äußeren, rein dekorativen Form entspricht ein innerer, politischer und rechts-
ffeschichtlicher Gehalt. Ihre ältesten Vorläufer sind in dem Bestreben des Menschen
zu suchen, Körper, Wehr und Wajffen zu schmücken und sich durch Attribute
von bestimmter Bedeutung vor andern auszuzeichnen. Die Völker der niedersten
Kulturstufe haben ihre Götter und Helden mit Attributen, mit ehrenden Abzeichen
ausgestattet, und je weiter wir der Kulturgeschichte folgen, desto bewußter
werden diese symbolischen Bilder gewählt. Die Griechen mögen schon einzelne
allgemein bekannte Wahrzeichen besessen haben, wie sie auf Münzen ^ einzelner
Städte und auf Vasenmalereien^ vorkommen, aber eine scheinbar gesetzlich
geregelte Führung von Familienabzeichen ^ kommt erst bei den Römern vor.
Mommsen gibt im ersten Bande der römischen Forschung einige Beispiele von
Münzbildern, die in engem Zusammenhange mit dem Cognomen der betrefPenden
Familie stehen. Wenn die Furii Purpureones eine Purpurschnecke, die Furii
Crassipedes einen dicken Fuß als Abzeichen führen, so ergibt sich daraus ein
ähnliches Verhältnis zwischen Name und Bild,* wie im Mittelalter, und wir
stehen vor der selben Frage, ob das Wappenbild nach dem Cognomen gewählt
worden sei oder ob das Bild den Namen bestimmt habe. Gewiß sind diese
römischen Münzbilder der gleichen Tendenz entsprungen, welcher die Heraldik
im Mittelalter ihre Schöpfung verdankt, aber die Entwicklung war, den ungünstigen
Verhältnissen entsprechend, eine unbedeutende und ist nicht über die farblose
Darstellung der Bilder hinausgekommen.
In der mittelalterlichen Heraldik dagegen ist die Farbe von größter Be-
deutung, sodaß ihr bis zu einem gewissen Grade die figürlichen Formen geopfert
werden. Als Kunst ist sie darum etwas Neues und mit den Bilderzeichen der
Antike nicht zu vergleichen.
' Vergl. iDilioof-Bhimer , Tier- und Pflanzenbilder auf Münzen und Gemmen des klassischen
Altertums. Leipzig 1889.
^ In der Vasensanimlung der kgl. Pinakothek zu München tinden sich als Schildbilder
die Eule der Pallas Athene und der Dreifuß von Delphi.
^ Mommsen, Römische Forschung I, S. 44.
* „Es kommen Wappen vor, die wie im Mittelalter auf einer falschen Etymologie des
Cognomens beruhen; z. E. führen die Cornelii Sullae einen Sihyllenkopf " Daß auch Wappen
vorkommen, die nicht mit dem Cognomen übereinstimmen, beweist dasjenige der Decii Mures
mit Schild und Heerzinke.
-<K1^-
ERSTER TEIL.
Gescliiclite und EntAvickluim- der Heraldik im allgemeinen.
1. Die Vorbedingungen.
Die Anfänge der Heraldik liegen in dem kriegerischen Schmucke von Helm
und Schild.^ Die Ausschmückung dieser wichtigsten Bestandteile der Ausrüstung
ist ein uralter, tief eingewurzelter Brauch, der den Völkern durch alle Phasen
der Entwicklung eigen geblieben ist. Die Sitte, sich für den Kampf mit größtem
Prunke zu rüsten, gleichwie zu einem Feste, gründete sich auf religiöse An-
schauungen, die den Krieger, so wie er fiel, in die Gefilde der Seligen versetzten,
und auf die herrschende Art der Heerschlacht. Aufgelöst in eine Reihe von
Zweikämpfen bot sie den Einzelnen Gelegenheit, Kraft und Mut angesichts der
Heerscharen zu erproben und die persönliche Tapferkeit zu zeigen. Durch dieses
Hervortreten der Persönlichkeit mußte der individuelle Stolz stark gehoben
werden. Er äußerte sich dann auch in kostbarem Rüstzeug, kunstvoll gearbeiteten
und weithin leuchtenden Schilden, in hohen Helmen mit wallendem Schweife
und farbigem Federbusche. Homer besingt uns die Erscheinung solcher Helden
und vergleicht sie überirdischen Wesen, welche erschreckend und einschüchternd
auf das gemeine Kriegsvolk wirken.
Daß auch die Absicht, Furcht und Schrecken einzujagen, bei dem
kriegerischen Schmucke mitgewirkt hat, ist naheliegend und durch viele Bei-
spiele zu belegen. Polybius erzählt von den Sabinern, daß sie große Federn auf
die Helme gesteckt hätten, um dem Feinde Schrecken einzuflößen, und Tacitus-
weiß von den Ariern zu berichten, daß sie die Schilde aus dem selben Grunde
schwarz wie die Nacht o-efärbt hätten.
1 Vergl. : Bernd, Allgemeine Schriftenkunde der gesamten Wappenwissenschaft. Bonn
1830—1841. — V. Mayer-Maijerfels, Dr., Karl Ritter, Heraldisches ABC-Buch. München 1857.
^ Tacitus, de moribus Germanorum II, Kap. 44.
4 I. Teil: Geschichte und Entwickhing der Heraldik im allgemeinen.
Im Gegensatze zu den Römern haben die Völkerschaften diesseits der Alpen
grellfarbigen und wilden Kriegsschmuck, allen voraus die Germanen. Tacitus^
sagt : Gar nicht prahlen sie mit Schmuck, nur die Schilde bemalen sie mit den
ausgesuchtesten Farben. Der Schild wird von allen Kriegern geführt und ist
eine unerläßliche Schutzwaffe, den Helm dagegen tragen, gleichsam als Vorrecht,
nur Anführer und Stammesfürsten. Vor allem Volke erhält der junge Germane
Schild und Speer, zu Schutz und Trutz, als Zeichen seiner Volljährigkeit und
Manneswürde. ^ Aber die Ehre, den Schild zu tragen, konnte auch verscherzt
werden ; Verrätern und Verbrechern wurden die Schilde zerschlagen und verbrannt.
2. Schmuck von Schild und Helm.
Die Form des Schildes und die Art seiner Herstellung variiert bei den
verschiedenen Völkern und Stämmen, aber die Ausschmückung mittelst Bemalung
ist bei allen dieselbe.
Die Germanen hatten viereckige Schilde,^ über mannshoch, aus Weiden
geflochten und mit Tierhaut überzogen, oder dünne, mit Farbe übertünchte
Bretter.* Sie sollen nicht einmal mit Eisen oder Leder verwahrt gewesen sein.
Grelle Farben, besonders rot und weiß, dienten zur Bemalung. Die Westgoten ^
führten weiße Rundschilde mit goldenem Beschlag, die Alanen fünf- und sechs-
eckig geformte und die Franken runde, mit mehrfachen Lederlagen überzogene
Schilde.^ Nach Diodor' sind die Gallier mit mannshohen Schilden bewaffnet,
auf eigene Weise bemalt. An einigen derselben sind wohl ausgearbeitete eherne
Tiergestalten in erhabener Arbeit angebracht, die nicht bloß zur Zierde dienen,
sondern auch zur Schutzwehr. Die Celtiberer^ tragen leichte, lange Schilde, wie
die Gallier, oder rund geflochtene, von der Größe der Aspiden (kleiner römischer
Schild). Der Angelsachsen Schilde sind kreisrund gewölbt, später nach unten zu-
gespitzt, mit eisernem Schildbuckel und Schildrand versehen, von weißer Farbe
mit blauem, rotem oder goldenem Rande.
Die runden und halbmondförmigen Schilde der Dänen sollen nach Hottenroth
für die Krieger rot bemalt worden sein, für die Häuptlinge weiß, verziert mit
goldenen und farbigen Ornamenten welche als persönliche Abzeichen galten.
Wenn wirVirgil glauben dürfen, so galt ein ungeschmückter Schild für inglorius
^ Tacitus, de morihus Germanorum II, Kap. 6.
^ San Marie, Zur Waffenkunde des älteren deutschen Mittelalters. Rihliotliek der deutschen
Gesanitlitteratur Abt. II, Bd. IV. Leipzig 1867.
^ Dernmin, Die Kriegswaften in ihrer geschichtlichen Phitwicklung etc. Leipzig 1893.
* Tacitus, Annales II, Kap. 14.
•' Jloitenroth, Friedrich, Trachten der Vrdkcr. Stuttgart ISSI, I, S. 98.
" Dcvniiin, I)i(! Kriegswaffen, 8. 5G.
' Diodoras Siculus Bd. V, Kap. 30.
" JJioäorus Siculus Bd. V, Kap. 35.
2. Schmuck von Schild und Helm. 5
und sein Träger entbehrte jeden Ruhmes. Neben den nationalen Schildarten waren
auch römische Nachbildungen^ im Gebrauche, deren Einfluß auf die Weiter-
entwicklung des Schildes unverkennbar ist. Bei den Germanen tritt an Stelle
des Weidengeflechtes der Schild aus Lindenholz mit Nabel und Metallrahmen.
Der kleine rundgewöUite Schild der Franken trägt einen grell bemalten Ueborzug
aus gegerbten Häuten oder Fellen.^
Zur Zeit der Merowinger entwickelt sich die nach unten spitz zulaufende
Form immer stärker und der hölzerne Schild erhält eine größere Festigkeit durch
Umbo und Erzbeschlag, durch Buckelreiser und Schildrand. Sie waren zum Teil
vergoldet, zum Teil bemalt.'' Die karolingischen Schilde zeigen zwei Hauptformen.
Neben dem runden, aus Metall gefertigten Buckelschilde mit Schildbuckel und
steiubesetzter Borte, kommt ein hoher, hölzerner Spitzschild vor, verstärkt und
verziert mit übereinandergelegten Metallstreifen und mit Knöpfen.*
Der Holzschild,^ aus mehreren Brettern zusammengesetzt, bedingte eine
Befestigung und Verstärkung durch Metallstreifen, welche je nach der Ent-
wicklung des Kunstsinnes, mehr oder minder schön geformt wurden. Je mehr
wir uns dem Ende des ersten Jahrtausends nähern, desto häufiger und mannig-
faltiger werden die Schildverzierungen.
Die Normannen führen Ungetüme, Löwen, Drachen, Greife und Schlangen
im Schilde, als Zeichen persönlicher Tapferkeit odör als Schrecken verbreitende
Bilder. •" Ihre Schilde sind von halber Mannslänge, oben gerade oder geschweift,
nach unten sj^itz zulaufend, und halbkreisförmig gebaucht. Auf dem figuren-
reichen Teppich von Bayeiix'' finden sich eine Anzahl Abbildungen, welche ge-
naueren Aufschluß geben. Dieser Schild soll dem sizilianischen nachgemacht
worden sein. Die Vorderseite war mit Leder überzogen und mit einem Metall-
rande besetzt, die Rückseite gepolstert und mit einer Handhabe von Lederriemen
(kreuzförmig) versehen. Die sog. „Normannische Schildform" hat sich bis ins
12. Jahrhundert hinein erhalten und die ersten eigentlich heraldischen Bilder
getragen. Die Wandlungen, welchen der Schild in heraldischer Zeit unterworfen
wurde, werden wir später verfolgen. Wir wenden uns vorerst zu dem zweiten
Träger heraldischen Schmuckes, zu dem Helme.
Der Helm^ ist bei den Kulturvölkern des Altertums allgemein verbreitet
gewesen und auch durch kunstvolle Arbeit in Metall oder mit gefärbten Feder-
1 Vergl. San Harte, Waffenkunde S. 85.
'' Hottenroth I, S. 102.
^ Im Waltharilicd heißt es, Vers 798, parmam deponito pictam (San Marte).
* Figur aus dem Schachspiel Karls des Großen (in Paris). Hottenroth Bd. I, Tafel 74.
Spamers Weltgeschichte 1897, Bd. III.
^ Abb. eines Originalschildes aus Kopenhagen (V. Jahrb.). Spamers Weltgeschichte'QA.lW..
« Hottenroth II, S. 13.
^ Streifen von 9^'2 Zoll Breite und 200 Zoll Länge, illustriert die Eroberung Englands
durch Herzog Wilhelm von der Normandie und stammt aus dem Ende des XI. Jahrhunderts.
« San 3Iarte S. 58. Hottenroth I, Tafeln 24. 25, 36. 50. 51.
6 I. Teil : Geschichte und Entwicklung der Heraldik im allgemeinen.
büschen verziert worden. Einen Kopfschmuck mit symbolischer Bedeutung
führten die Sassanidenherrscher. ^ Er bestand aus Krone und Kappe (König der
Könige) einem geflügelten Sonnenball (als Bruder der Sonne) und aus zwei
Hörnern, dem Zeichen der Stärke. Der Helm scheint erst durch die Römer -
zu den germanischen und gallischen Völkern gekommen zu sein, denn Tacitus
berichtet in dem Buche „de moribus Germanorum", daß die Germanen ent-
blößten Hauptes, mit aufgebundenen Haaren, gekämpft hätten. Zum Schutze
des Körpers und zur Erregung von Furcht wurden Tierfelle,^ gleich Mänteln,
um die Schultern gehängt und mit der Kopfhaut, sammt Ohren, Hörnern oder
Geweih über den Kopf gezogen. Der Helm scheint ein Vorrecht der Anführer
gewesen zu sein und ist erst spät bei ganzen Stämmen, besonders bei Reitern
allgemein geworden. Nach Diodorus^ trugen die Heerführer der Gallier eherne
Helme mit hochemporragenden Aufsätzen in Form von Vogelgesichtern oder
vierfüßigen Tierfratzen. Auch wurden ganze Flügel darauf angebracht oder
mächtige Hörner angeschmiedet, welche dem Träger ein ungewöhnlich großes
und furchtbares Aussehen verliehen. Die Celtiberer^ trugen eherne Helme mit
purpurroten Büschen geschmückt, ebenso die kimbrischen Reiter. Bei den Berg-
schotten ^ hatten nur die Häuptlinge Helme, verziert mit Adlei-flügeln, Stech-
palmzweigen oder Ginster. Die Aesthyier,' deren Gebiet vom suevischen Meer
bespült wird, trugen als Abzeichen ihres Glaubens Bilder von Ebern. Der Eber-
helm, welcher im frühen Mittelalter ein hervorragendes Schmuckstück war, ist
nicht nur in Abbildungen,* sondern auch in einem Originalhelm (gefunden bei
Derbyshire in England) auf uns gekommen. Das Bild des Ebers, das Zeichen
des Frö ffalt als schützender Talisman und wurde auch noch in christlicher
Zeit getragen.^ Entweder hatte der Helm selbst die Form eines Eberhauptes
oder er trug ein kleines Bild von Erz auf dem Dache, wie eine Stelle des
Beowulf liedes ^" erzählt.
^ Hottenroth I, 108, Tafel 76. — Spamers Weltgeschichte, Silbermünze Chonoes II (ö9I
bis 626), mit ähnlichem Kleinod.
2 San Harte S. 58.
^ Hottenroth II, S. 18. Dafs unter den Kleinoten und Ilelmzierden des Mittelalters Hörner
und Geweihe, ja ganze Tierköpfe oder Büsten vorkommen, ist allgemein bekannt. Selten ist
dagegen die Verwendung eines ganzen Felles mit Hörnern und Ohren. Ein Grabstein des Heinrich
V. Geymann zu Gallspach (Oesterreich), von 1370, zeigt eine Tierhaut mit Ohren und besteckten
Hörnern als Helmzier. Mitteilungen der k. k. Central-Kommission. Wien 1878.
* Diodorus V, 30. 31.
•^ Diodorus V, 35.
« Hottenroth II, S. 8.
' Tacitus, de moribus Germanorum II, 45.
* Abbildung nach einem Broncerelief. S2}amersWeltgeschichte IS97, S. 419. — Hottenroth 11,
Tafel l, Fig. 3. 15. 16. Tafel 5, Fig. 11. — San Marie S. 58 ff.
* Die Normannen führten Ixn Ilastings einen Vogel (den Uabcn Odins) im Banner.
'" Das Beowulfslied, herausgegeben von Wülker 1883, Z. 1044. „Auf des Helmes Dache,
dem Hauptschirmer, ein Eber stund, mit Eisen befestigt, daß Schwert ihm nimmer tötlich
sein möchte."
2. Schmuck vou Scliild und Helm. 7
lu der deutsclien Heldensage erscheinen die streitbaren Recken je nacli
der Abstammung und der persönlichen Tapferkeit angethan mit mehr oder
weniger kostbaren Rüstungen, mit glänzenden, stahlharten Helmen; edelstein-
geschmückte Reifen oder Kronen zeichnen sie vor dem gemeinen Kriegsvolke
aus und machen sie allem Volke kenntlich. Im Waltharilied sind die Helme
mit Roßschweif und Federbusch geziert. Aber die Ausschmückung des Helmes
ist doch noch eine willkürliche, mit Ausnahme der Kronen, und die Beispiele,
bei denen dem Schmucke eine symbolische Bedeutung zugemessen werden darf,
sind äußerst selten. Im X. Jahrhundert schildert das Rolandslied die Helme
der germanischen Stämme rund, während die Angelsachsen solche von nahezu
konischer Form tragen, versehen mit Nasen- und Nackenschutz. Auf dem
Teppich von Bayeux erscheinen die Helme der Normannen spitz oder glocken-
förmig mit breitem, unbeweglichem Nasenschutz. ^ Im XH. Jahrhundert sind
die beiden Helmformen allgemein getragen worden und haben, gleich dem
normannischen Schild zuerst lieraldischen Schmuck erhalten. Die Helme der
alten Zeit waren aus leichtem Blech ^ gefertigt und mußten durch Bänder,
Spangen und Leisten verstärkt werden. Diese bildeten den natürlichen Schmuck
des Helmes, indem sie vergoldet und mit Steinen besetzt wurden. Die Kost-
barkeit der Verzierung mag den Anstoß zur Bemalung des Helmes gegeben haben.
Es wurde derselbe Effekt mit bedeutend fferiufferen Mitteln erzielt.
Schon zu Ende des XL Jahrhunderts kann eine Zunahme der farbigen
Ausschmückung wahrgenommen werden. In den Miniaturen'^ sind die Schilde
mit reichen Beschlägen, mit mannigfachen und bunt bemalten Schildteilungen
verziert, von denen die Heraldik später einen Teil unter die Heroldstücke auf-
genommen hat. Wir können dieses stetige Zunehmen des WafiFenschmuckes
sicherlich mit einer andern, sich langsam vollziehenden Wandlung in Zusammen-
hang bringen, mit der stets zunehmenden Macht des Reiterstandes. Denn wenn
wir die Wahrnehmung festhalten, daß sich dort der Schmuck des einzelnen
Kriegers am schönsten ausgebildet hat, wo der Wert des Individuums am besten
zu Tage trat, so finden wir die Vorbedingungen der Heraldik in dem Lehens-
wesen des Mittelalters. Nirgends konnte das Selbstbewußtsein des Einzelnen
besser ausgebildet und die Individualität des waifeutragenden Mannes stärker
hervortreten als hier. Schon in karolingischer Zeit hatte die Bildung eines
Berufskriegerstandes begonnen, in dem die ordo equestris durch die Art und
Weise der Heerfolge einen Vorrang einnahm. Im Laufe des XI. und XII. Jahr-
hunderts tritt eine Verschmelzung der schweren und leichtbewaffneten Krieger
^ Eine kegelförmige Helmhaube mit Xasale aus einem Stück aus dem XI. Jahrhundert
wurde au der österreichisch-ungarischen Grenze ausgegraben. Sie hat am untern Rande Löcher
zum P^inhängen des Maschenwerkes. Abgebildet bei Hendrei, Ungarische kriegsgeschichtliche
Denkmäler. Budapest 1896.
ä San Harte S. 60.
3 V. Hefner-Alteneck, J., Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften, 1879, 9 Bände.
8 I. Teil: Geschichte und Entwickhmg der Heraldik im allgemeinen.
zum Adelsstande ein, der durch das Gesetz als höherer Stand anerkannt und
nach unten abgeschlossen wurde. Der Adel selbst war unter sich von ver-
schiedenster Machtstellung und die geringeren und ärmeren Ritter die Lehens-
träger und Dienstleute der großen Herren. Aber nach außen formierten sie eine
privilegierte Kaste, die dem gemeinen Manne nur durch ein Königswort zu-
gänglich wurde. Die Bewaffnung der Reiter oder Ritter war verschieden von
derjenigen des Fußvolkes, schwerer an Gewicht und schwieriger zu haudhaben.
Haubert, Ringelkajjpe und Eisenhosen ^ hüllten den Körper ein und ließen nur
einen kleinen Teil des Gesichtes frei. Ueber die Kapuze wurde noch der Helm
aus Eisenblech gestülpt, von Kegelform, mit breitem Nasenschutze ^ (Nasale),
An Stelle des runden und für Malerei wenig geeigneten Buckelschildes war
der große, stark nach unten zugespitzte Reiterschild von „normannischer" Form
in Brauch gekommen. Dieser Spitzschild mit oben abgerundeten Ecken stellte
nun der Bemalung einen flachen und bedeutend größeren Raum zur Verfügung.
Die Wahl des Schildes zum eigentlichen Träger des Wappens, d. h. in
dieser Zeit noch des willkürlich gewählten, persönlichen Erkennungszeichen,
kann uns nicht befremden, wenn wir seine Bedeutung bei den germanischen
Völkern ins Auge fassen. Die Fahnen und Fähnlein konnten nicht von jedem
Reiter geführt werden und eigneten sich auch in stofflicher Beziehung weniger
zur Anbringung der Abzeichen des Kriegerstandes, Die Bedeutung des Schildes
hat mit der Zeit stets zugenommen. Er war der unzertrennliche Gefährte des
Kriegers, diente ihm im Felde oft als Ruhelager und bedeckte den auf der
Wahlstatt Gefallenen. Bei einzelnen Stämmen wurde die Königswahl dadurch
vollzogen, daß der Auserwählte auf den Schild erhoben und herumgetragen
wurde. Durch die Heraldik zum Wappenschilde, zum persönlichen Ehrenzeichen
erhoben, personifizierte er gleichsam die Ritterehre und durfte keinen Makel
tragen. Der neue Stand hatte nicht bloß Rechte, sondern aucli Pflichten,^ für
deren Ausübung die Gesamtheit haften mußte. Das Berühren des Schildes be-
deutete Herausforderung zum Kampfe, das Umstürzen den Tod des Trägers,
das Zerbrechen das Aussterben des Geschlechtes und die Austilgung des Schild-
bildes den Verlust der ritterlichen Ehre,
Gegen Ende des XH, Jahrhunderts tritt ein neuer Helm ^ auf, in Form
eines Topfes, welcher den Kopf bis auf die Nase völlig umschloß. Er eignete
» IMtenroth, Trachten der Völker II. Band. Stuttgart 1891. — Doiiniiii, Die Kriegs-
waffen in ihrer Entwicklung. IG. Auflage. Leipzig 18'jy. — Köhler, Die Entwicklung des
Kriegswesens und der Kriegsführung in der Ritterzeit. Breslau 1889.
^ Aus dem Nasenschutz, der vom Helme his auf die Nasenspitze reichte, hat sich das
Visier, der he wegliche Gesichtsschutz entwickelt. Das Visier hestand aus einer Platte mit
Augenlöchern, di(^ zu Beginn nicht am Helme festgemacht war, sondern vorgehunden werden
mußte. Bcnspiele: Hortns deliciarum der Herrad v. Laiidsherg und l'arzifal L>(JO. 12.
ä Vergl. Leon Gautier, La Clievalcrie. Paris 1883. S. 31 ff. le code de la chevalerie.
* Hottenroth II. S. 29.
3. Das persönliche Abzeichen. 9
sich vermöge des abgeplatteten Daches besser zur Anbringimg von Zierarten
als der Glocken- und der Kegelhehn. Die Bemalung ^ des Helmes bildet den
Ueberffang- zum eigentlichen Kleinot oder Zimier.
3. Das persönliche Abzeichen.
Lange vor dem Auftauchen der ersten Wappeubilder l^egegnen wir dem
Bestreben der mittelalterlichen Siegler, ein individuelles Kennzeichen auf dem
Siegel^ anzubringen, das geeignet war, Rang vmd Würde der Person zu künden.
Das Anbringen des Portraites in Amtstracht, die Thronsiegel der Regenten, die
Reitersiegel der Fürsten und Heerführer in Kriegstracht und die Siegel der geist-
lichen Würdenträger möchte ich zu den frühesten AeuL^erungen dieses Strebens
zählen. Der König ist mit Krone, Szepter und Reichsapfel, der Heerführer mit
Schild, Schwert und Fahne, der Kleriker mit Inful, Buch und Pedum aus-
gerüstet, Attribute, welche keinen Zweifel über die Stellung und den Stand der
betreffenden Person aufkommen ließen. Damensiegel ^ zeigen die Figur ohne
Attribute, wenn sie nicht einer ausübenden Regentiu angehören, bald sitzend,
bald stehend, mit einer Blume oder einem Vogel in der Rechten.
Aus primitiven Anfängen haben sich mit der Zeit einzelne Siegeltypen als
feste Norm für die einzelnen Stände herausgebildet, nicht nur mit Ijestimmter
und stereotyp wiederkehrender Darstellung, sondern auch in einer bestimmten
äußeren Form. Das von den Karolingern aus der Antike übernommene Oval-
rund wird vorerst durch das Kreisrund* ersetzt. In geistlichen Kreisen wird
das letztere nur anfangs verwendet und bald durch den spitzovalen Siegeltypus
verdrängt. Mit der Ausdehnung des Siegelrechtes auf den Ritterstand mußten
neue Typen geschaffen werden, für welche die bloße Darstellung der Personen
nicht mehr genügen konnte. Mit Zuhülfenahme der Heraldik war es möglich,
den weitgehendsten Anforderungen zu genügen, aber die Beispiele für die
heraldischen Typen sind im XH. Jahrhundert noch äußerst selten.
Das erste wirkliche Portraitsiegel führt Karl der Dicke.^ Die traditionelle
Profilstellung des Kopfes ist hier noch beibehalten und wird erst 962 unter
Kaiser Otto I^ durch das zugewendete Brustbild mit Szepter und Reichsapfel
ersetzt. Der spitzovale Typus mit dem Brustbilde des Herrschers erscheint unter
^ Vergl. die schon citierten Werke v. Hefner-Alteneck nnd Mayer-Mayerfels.
^ Abbildungen bei Seyler, Geschichte der Siegel. Leipzig 1S95. — Lecoy de la Marclie,
Les sceaux. Paris. Bibliotheque de l'enseignement des beaux arts.
^ Siegel der Königin Bertha von Burgund. Zeerleder, Urkundenbuch der Stadt Bern und
Anzeiger für schiceiz. Geschichte und Altertumshunde 1858, Taf. \ und S. 49 tf.
* Beibehaltung der antiken Gemmenform, indem alte Gemmen mit einer Inschrift gefaßt,
als Siegel verwendet wurden. Yergl. Urhundcnhuch der Stadt und Landschaft Züricli. Lief L
Siegel des Grafen von Baden.
® Seyler, Geschichte der Siegel, S. 68. 62.
" Abbildung bei Stacke, Deutsche Geschichte. Leipzig 1880. Band I, S. 262.
10
I. Teil: Geschichte und Entwicklung der Heraldik im allgemeinen.
König Robert von Frankreich^ im Jahre 996 und die Darstellung der ganzen
Figur in den Siegeln Kaiser Ottos IIL^ (983—1003). Das eigentliche Thron-
siegel, das den König sitzend darstellt, wird durch Heinrich 11.^ eingeführt und
bleibt durch das ganze Mittelalter hindurch, bis auf Kaiser Maximilian I. bestehen.
Zu den ersten Reitersiegeln gehört das Rundsiegel des Herzogs von der
Normandie, Wilhelms des Eroberers.'^ Der Herzog ist dargestellt, nach links
reitend, angethan mit SchuiDpenpanzer und Helm, bewehrt mit Reiterschild und
bewimpeltem Speere. In diesen Siegeln, welche gewöhnlich von den groläen,
aber nicht zu Thronsiegeln berechtigten Dynasten geführt wurden, Läßt sich das
Aufkommen der heraldischen Schildbilder hübsch nachweisen. Neben dieser
feudalen und beliebten Darstellung zu Pferde, ist auch das Fußstandbild ^ in
Kriegstracht sphragistisch verwendet worden, indem das Siegel den Krieger mit
Schild, Schwert und Fahne bewaffnet, in Vorderansicht, zeigt.
Entsprechend den weltlichen Großen haben die geistlichen Würdenträger,
denen seit den Zeiten der Merowinger das beschränkte Siegelrecht eingeräumt
war, ihr Konterfei im Siegelfelde angebracht. Diese geistlichen Siegel^ schließen
sich in der Darstellung eng an die Kaisersiegel
an und machen, wie diese, eine Entwicklung
vom einfachen Brustbilde bis zur ganzen Figur
und zum Thronsiegel auf der sella curulis durch.
Um die Mitte des Jahrhunderts erscheinen
die ersten Bilder auf Rundsiegeln, die noch
nicht als heraldische Schildbilder, wohl aber
als deren unmittelbare Vorläufer angesehen
werden können.
An Stelle des Fortraits tritt ein in Bezug
auf das Amt oder mit Anspielung auf den
Namen erwähltes Bild, das wir nicht im Schilde,
wohl aber als freies Abzeichen im Siegelfelde nachweisen können. Das Rund-
siegel des Grafen Rudolf von Ramsberg ^ von 1163 zeigt einen Rani (Eber) in
roher, aber deutlicher Zeichnung, dasjenige der Grafen Arnold und Chuno von
Fig. 1. Siegel des Grafen Chuno v. Lenzburg 1167.
^ Abbildung bei Lecoy de la Marclie, les sceaux, S. 40.
^ Sickel, Kaiserurkunden in Abbildungen. Innsbruck 1881.
^ Abbildung Lecoy de la Marche S. 118.
* Abbildung Lecoy de la Marche S. 177. Zu den ältesten Beispielen gehören die Siegel
der Grafen von Flandern vergl. dazu Vrednis, Sigilla comitum Flandriae, Brngis Flandrorum.
Anno 1639.
^ Seyler, Geschichte der Siegel, S. 81 u. 83.
* In unseren Gegenden siegeln die Bischöfe von Konstanz seit 1127, die von Genf seit
1135, von Wallis 1I7K. Basels Bischöfe siegeln seit 1072 und bedienen sich folgender Dar-
stellungen: 1) Brustliild 1072, 2) Standbild 1137, 3) sitzend auf der sella curulis von 1137 bis
1437. Von den Klöstern siegelt St. Gallen 1130, St. Mauriz 1178, Rheinau 1187, Allerheiligen
in SchafFhausen 1198.
' Abb. Seyler, Geschichte der Siegel, S. 77. Geschichte der Heraldik, S. 70.
3. Das persönliclie Abzeichen. ] \
Lenzburg ^ eine zweitürmige Burg. Schon um 1150 trägt ein Reiterrundsiegel
des Grafen Enguerran von Saint-PoP vier Garben als Beizeichen, welche von
seinen Nachkommen im Schilde geführt wurden und ein Siegel Herzog Berch-
tolds III. von Zähringen 1156 einen Löwen. ^ Alle diese Bihler sind nach be-
stimmten Vorbedingungen erwählte Abzeichen, die später, zum großen Teil, als
Schildbilder fortbestehen.
Fassen wir die ganze Entwicklung, welche unter dem Streben nach einem
persönlichen Abzeichen stattgefunden hat, noch einmal in Kürze zusammen.
Sie nimmt ihren Anfang im X. Jahrhundert in der Darstellung von Personen
mit Abzeichen von Amt und Würde, bildet sich weiter durch l^eliebig gewählte,
aber in irgend einer Beziehung zum Inhaber stehende Figuren von temporärem
Werte und findet ihren Abschluß in dem Aufblühen der mannifffaltiffen und
bilderreichen Heraldik.
Nichts hat so viel zur Einführung und Verallgemeinisierung der persön-
lichen Schildzeichen oder Wappen beigetragen, wie die ja überhaupt auf Kunst
und Kunstgewerbe in tiefgehendster Art einwirkenden Kreuzzüge. Das Auf-
malen* des Kreuzes auf Schild, Helm und Fahne war bei den Kreuzfahrern
allgemeiner Brauch, und mag einen direkten Anstoß zur Weiterbildung gegeben
haben. Denn dieses Kreuz war nicht allein ein Ehrenzeichen, sondern diente
als Erkennungszeichen der einzelnen Völker untereinander, indem es nach ge-
troffener Uebereinkunft in verschiedenen Farben gfetrao-en wurde.
Das Bedürfnis nach einem persönlichen Abzeichen mußte sich hier in
höchstem Grade geltend machen, wenn man bedenkt, wie viele Tausende streit-
barer, edler Herren aus allen Landen der Christenheit an diesen Zügen teil-
nahmen und wie die damalige Kriegsausrüstung das Gesicht verhüllte. Wann
und wo die ersten Schildbilder an Stelle der Schildverstärkungen und Ver-
zierungen gesetzt worden sind, liegt im Dunkel des XII. Jahrhunderts begraben.
Wir sind nur auf die in Siegeln erhaltenen Beispiele angewiesen, welche fast
gleichzeitig in den abendländischen Staaten auftauchen, im südlichen Frankreich
aber, dem Sitze der ritterlichen Kultur, besonders zahlreich und schön erscheinen.
Die Litteratur^ kennt schon vereinzelt Schild- und Fahnenzeichen in der
ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts. Je mehr sie sich der Mitte des Jahr-
hunderts nähert, desto häufiger werden die Beispiele, in denen die Dichter ihre
Helden mit persönlichen Abzeichen, mit Wappen ausstatten. Der Schild wird
1 Zürcher UrJcmidenbuch, Siegelabbilduugen I, Nr. 10 u. 11. Seyler, G. d. H. S. 71.
^ Bemay, Le costume au moyen-age d'apres les sceaux. Paris 1880. Abb. S. 192.
' V. Heyck, Urkunden und Siegel der Herzoge von Zähringen, 1892.
* Seyler, G. d. H. Beruliard von Clairvaux ermunterte in seinen Pi-edigten die Ritter
zum Kreuzzuge mit dem Zurufe: depingitis hastas, clipeos et seHas. — Moufaucon, Monuments
de hl monarchie fran(;aise I, PI. XXXIV und PI. L, Glasgemälde in Saint-Denis ; Darstellung
der Kreuzfahrer von Xicäa, mit Kreuzen auf den Helmen.
* Ulrich von Zatzikoven , Lanzelet. — Hartmann von Aue, Bitterolf, Erek etc. —
Boidy de Lesdain, Les plus anciennes armoiries fran^aises S. 3.
12 I- Teil: Geschiclite und Entwicklung der Heraldik im allgemeinen.
ihr bevorzugter Träger. Dieses Hervortreten an erste Stelle zeigt sich in einer
Verschiebung des Sprachgebrauches. Das Wort „Zeichen"/ das bis anhin Feld-
zeichen und Fahne bedeutete, wird ein Synonym für den Schild. Der eigent-
liche Ausdruck ist „wäpen" oder „wäfen"; er kommt zum erstenmale im Erek des
Hartmann von Aue vor und wird zur bleibenden Bezeichnung des mit einem
Bilde geschmückten Schildes.
4. Die ersten heraldischen Bilder.
Als unanfechtbare, sichere Schildzeichen können nur diejenigen gelten,
welche auf Portraitsiegeln im Schilde oder in den eigentlichen Schildsiegeln
auftreten. Die Schildsiegel, eine direkte Nachbildung des Kampfschildes, er-
scheinen gleichzeitig mit den Zeichen in den Reiterschilden und tragen die
Legende, d. h. den Namen des Inhabers auf einem schmalen, der Schildform
sich anschließenden Bande.
Wenn die chronologische Reihenfolge der ersten datierten Siegel mit
Wappenschilden die überwiegende Mehrzahl den Franzosen zuweist, so ist dies
dadurch zu erklären, daß Frankreich zu jener Zeit an der Spitze der abend-
ländischen Kultur stand und auf allen Gebieten tonangebend auf die übrigen
Völker wirkte. Die Heraldik tritt uns auch hier in voller Entwicklung ent-
gegen, die Schilde sind mit Heroldsstücken und mit Brisuren^ besetzt, reich
mit verschiedenartigen Pelzmustern verziert und glänzend in der Zusammen-
stellung der Farben. Hier ist die Heraldik in dem kurzen Zeitabschnitte eines
Vierteljahrhunderts zur höchsten Blüte gelangt.
Der Umbo oder Schildbuckel bildete das feste Zentrum und den größten
und geföhrlichsten Widerstandspunkt des alten Kampfschildes. Er bleibt in der
Uebergangsperiode zum heraldischen Schilde bestehen, und ist auf den Siegeln
des Philippe d' Alsace^ (1170), des Endes de Harn (1177), des Richard de Vernon,*
des Königs Richard Löwenherz ^ (1195) im Reiterschilde, wie auf dem Schild-
siegel des Grafen von Saarwerden über den Schildbildern angebracht. Da er
aber den besten Platz im Schilde, nämlich die Mitte, einnahm, so mußte er bei der
rasclien und allgemeinen Ueberhandnahme der Schildbilder weichen und den-
selben die ganze Fläche zur Entfaltung überlassen. _ Schon nach kurzer Zeit ist er
ganz verschwunden und sphragistisch nicht mehr nachweisbar, denn die meisten
Siegel der nun folgenden Aufzälilung zeigen den Schild wohl mit Figuren geziert,
aber ohne Buckel.
' Sei/ler, Gustav A., Gescliichte der Heraldik (Siebniacliers Wappenbnch). N. A. IUI. A.
Nürnberg 18H5-,S9.
■■* liouli/ de Lesdain, Archive« lleraldi(|ues 189(5. Les brisures d'apres les sceaux.
^ Olicarius Vredius, Sigilla comituni Klandriae 8. \)\ und 19. Deniay S. 129.
* Demaij, Le costume d'apres les sceaux 8. 114. "KYl.
» Seyler, G. d. S. S. 85.
4. Die ersten heraldischen BiUler. \^
Diese Reihe macht keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll nur das
Ueberwiegen der französischen Beispiele und ihren weit entwickelteren Stand
der Heraldik darthun. Bis zum Jahre 1200 finden sich daselbst schon alle ein-
fachen und viele komplizierte Heroldsfiguren, Brisuren und zusammengezogene
Wappen, während die deutschen Beispiele nur „gemeine Figuren" oder die ein-
fachsten Schildteiluugeu aufweisen. Bouly de Lesdain erwähnt in seiner aus-
gezeichneten Arbeit über die ältesten französischen Wappen^ ein solches schon
1127 nach einer Beschreibung des Mönchs von Marmoutiers. Auf Siegel-
darstellungen ist der Nachweis schon deshalb beschränkt, weil der Schild bei
der üblichen, nach (h.) links reitenden Figur nur von hinten sichtbar bleibt. Zu
den ältesten Siegeln mit figürlichem Schmucke auf Schild oder Fahne gehören
das Reiterrundsiegel Leopolds des Heiligen, Markgrafen von Oesterreich (1096
bis 1136) mit zwei Schrägbalken im beränderten Schilde, das Reiterrundsiegel
des Grafen von Barcelona, Raimon IV. Berengar^ (1140) mit vier schmalen Pfählen
im langgestreckten Schilde, die Reiterrundsiegel des Herzogs Welfo von Sar-
dinien, Markgrafen von Tuscien^ (1152) und des Pfalzgrafen Friedrich von Bayern'*
(1166) mit figürlichen Fahnenbildern (unbestimmbarer Vogel und Reichsadler).
Als erstes heraldisches Beispiel, auf welchem Schild, Fahne und WafiPenrock
das Bild (geschacht) tragen, gilt das Reiterrundsiegel Galerans IL, Grafen von
Meulan (vor 1150). Zahlreicher werden die heraldischen Schilde erst nach 1150
und allgemein im ganzen Abendlande gegen das Ende des XH. Jahrhunderts.
In der nun folgenden Zusammenstellung aus dem mir zur Verfügung
stehenden Materiale^ sind die Schildfiguren, wenn immer möglich, angegeben,
um einen Einblick in die Mannigfaltigkeit der ältesten Heroldskunst zu gewähren.
1150. Galeran IL, Comte de Meulan (Schachbrett). Raymon Berengar, le Vieux,
raarquis de Provence (3 Pfähle).
1154. Robert, duc de Lorraine (1148 — 76) (Adler). Henry de Lorraine, Grand
prevot de St.-Dre (Adler).
1155. Bouehard, seigueur de Guise (im Rund ein Adler).
1160. Otto der Reiche, Markgraf von Meißen (2 Schrägbalken).
1162. Anselme de Candavene (Garben^.
1164. Sohier, chatelain de Gjind (weißes Schildhaupt).
' Bouly de Lesdain, Les plus anciennes armoiries fran^aises (1127 — 1300). Arcliives lieral-
diques Suisses 1897, Nr. 2 und 3.
^ Abgebildet in der Zeitschrift „Mitteilungen des heraldischen Vereins zum Kleeblatt»
in Hannover" 1894, Nr. 7.
^ Aus der Sammlung von Bundesrichter Dr. J. Morel in Lausanne.
* Yergl. damit ein Spitzovalsiegel des Markgrafen Otto II. von Brandenburg, das den
Adler auf Fahne und Schild trägt. Seyler, G. d. H., S. 77.
^ Außer den schon angeführten Werken von Deniay, Seyler, Vredius u. dem Zürch. Urkunden-
buch sind für die Zusammenstellung benützt worden: Demay, le blason d'apres les sceaux du
moyen-age. Memoires de la societe des Antiquaires de France. T. 37, 1876. — Hohenlohe-
Waldenburg, Fürst F. K., Sphragistische Aphorismen. 300 mittelalterliche Siegel, Heilbronn 1882,
und Sphragistisches Album (Dynastensiegel), Frankfurt 1859 — 65.
24 I- Teil: Geschichte und Entwicklung der Heraldik im allgemeinen.
1165. Graf Emich von Leiningen (Adler).
1167. Philippe d'Alsace, comte de Flandre (Leu).
1170. Heinrich, Herzog von Oesterreich (Adler). Otto I., Markgraf von Branden-
burg (Adler).
1171. Robert Y, de Bethune (3 Schrägbalken).
1172. Yves, comte de Soissons et seigneur de Nesle (3 Querbalken).
1174. Graf Hartmann von Dillingen (Schrägbalken und 4 Löwen). Robert, Senechal
de Meulan (Schrägbalken und merlettes).
1177. Mathieu II, de Montmorency (Balkenkreuz, begleitet von 4 Adlern). Burchard
de Montmorency (Balkenkreuz, begleitet von 4 Adlern). Endes de Ham
(3 Halbmonde 2, 1). Guillaume lY, de Forcalquier, comte de Provence
(Balkenkreuz, mit Knöpfen besetzt). Rasse de Gavre (trecheur = doppelte
lilienbesetzte Einfassung). Guillaume de Guines (Pelzmuster mit Schildrand
als Brisure). Hellin de Warwin (Adler im freien Feld). Graf Bertold von
Lechsgemünd (Panther).
1178. Conen, comte de Soissons (Löwen).
1179. Herzog Boleslaw von Schlesien (Adler). Leopold der Tugendhafte, Herzog
von Oesterreich (1177 — 94) (Adler). Ludwig Graf von Oettingen (Herolds-
bild). Graf Otto von Witteisbach (Adler).
1180. Guillaume de Boury (Halbmond). Gerard, comte de Boulogne (3 Kugeln). Henry II,
comte de Champagne (Schrägbalken). Heinrich von Liebenstein (geweckt).
1181. Friedrich Y., Herzog von Schwaben (Leu). Philippe d'Alsace, comte de
Flandre (Leu, auch auf dem Helm).
1183. Raoul I, comte de Clermont (Leu).
1184. Pierre de Courtenay, comte de Nevers (3 kreisrunde Scheiben). Herzog Bertold
von Dalmatien (Adler).
1185. Aubry de Dammartin (4 Querbalken). Graf Ludwig von Saarwerden (Adler mit
Doppclkopf). Eberhard v. Eberstein (Rose). Guillaume de Melle (merlettes etc.).
1186. Otto von Lohdeburg (Hirsch). Jean de Breval (gesparrt). Gui, le boutelier
de Senlis (3 Garben).
1187. Herzog Berchtold von Zähringen (Adler). Graf Albert von Klettenburg (Zinnen-
schnitt von Kürsch). Endes, fils du duc de Bourgogne (6 mal schräg ge-
spalten mit gezahntem Schildrand).
1188. Agnes de Saint-Yrain (merlettes en orle). Mathieu III, comte de Beaumont-
sur-Oise (Leu).
1189. Hugues, vicomte de Chateaudun (merlettes). Gilbert de Carency (Querbalken).
Mathilde von Portugal (5 Schilde mit Kugeln). Richard I. Löwenherz, König
von England (Leu).
1190. Jean, comte de Mortain, Bruder Richards (2 Löwen). Gerard de Ronsoy
(burele =10 mal geteilt). Hugues de Yallery (Lilien). Hugues lY, comte
de Saint-Pol (2 Löwen). Jean I, comte de Roucy (ein Baum). Raoul, Sire
de Coucy (mehrfach geteilt = fasce). Etienne, comte de Perche (gesparrt mit
fünflappigem Turnierkragen). Philippe de Beaumont (Leu). Graf Moritz von
Oldenburg (2 geweckte Querbalken). Herzog Adalbert von Teck (Adler).
Richard von Zebing (quer gestreift).
15
Fi". 2. Siegel des Herzogs Berchtold V. von Zähringen 1187.
Fig. 3. Siegel des Herzogs Berchtold IV. von Zähringeu 1177.
1(5 I.Teil: Geschichte und Entwickhing der Heraldik im allgemeinen.
1191. Baudoin de Montagne (Arm). Diethelm v. Toggenburg (halber Adler und halber
Leu). Heinrich der Löwe, Herzog von Bayern und Sachsen (Leu). Raoul,
corate d'Eu (Heroldstigur).
1192. Gui de Garlande (Leu).
1193. Guillaume des Baux, Prince d'Orange (Hörn). Jean de Noyon (gespalten,
1 mit Querbalken, 2 gepfählt mit Schildeshaupt). Robert de Wawrin, senechal
de Flandre (Adler). Robert, comte de Chartres (2 Querbalken).
1194. Pierre de Saint-Hilaire (3 Sterne). Gerard de Saint-Aubert.
1195. Baudoin, le Courageux, corate de Hainaut (gesparrt). Roger, comte de Meulan
(Leu). Gilles de Trazegnies (7 mal schräg geteilt mit ausgezahntera Schild-
rand). Julienne, Dame de Rosoy (2 Rosen zu Seiten der Figur, später im
Schild). Robert, comte de Leicester (Schachbrett). Simon, comte de Montfort
en France (Leu). Pierre de Gamaches (Leopard). Rene de Gavre (doppelte
lilienbesetzte Einfassung). Richard de Vernon (Schrank [Sautoir] mit Turnier-
kragen).
1196. Friedrich de Bittis (Lothringen) (3 Adler). Richard de Banteleu (Querbalken
und merlettes).
Zwi.schen 1197 und 1200 zählt Bouly de Lesdain 58 weitere Beispiele.
Aber auch in deutschen Landen werden die Wappenschilde immer häufiger a)3-
gebildet und nach 1210 gehören Kampfschilde ohne Wappen Verzierung zu den
Seltenheiten.
ZWEITER TEIL.
-o^-
Geschichte der Heraldik in der Schweiz,
-'<38S>'-
I. Periode.
Das XII. Jahrhundert.
Das Land zwischen den Alpen nnd der Jurakette war ein Kampfplatz, auf
welchem die romanische Kultur von Westen und die germanische von Osten her
um den Vorrang stritten. Obwohl das deutsche Königtum im Mittelalter (1083)
die beiden Gebiete Burgund und Schwaben, in die unser Land zerfiel, unter
einem Szepter vereinigen konnte, dauerten beide Einflüsse doch ununterbrochen
fort, bis der Kampf um den Vorrang in späteren Zeiten endgültig zu Gunsten
der deutschen Kultur entschieden hat. Aber die wechselseitige Einwirkung dieser
beiden Kulturströmuugen ist in der Geschichte unserer Kunst verzeichnet und
hat in gewissem Sinne bis auf unsere Zeit fortgewirkt.
1. Die Siegel.
Die ersten mittelalterlichen Siegel finden sich im Königreich Burgund.
Die beiden spitzovalen Siegel der Königin Bertha,^ Tochter Burchards L von
Alemanieu und Gemahlin Rudolfs IL von Burgund, sind apokryph, aber vielleicht
nach alten Vorlagen hergestellt. Rudolf IIL, der letzte Burgunderkönig, führt
^ Sie sollen erst im XII. .Jalu-hundert gefälscht worden sein. Anzeiger 1858, S. 52. Fontes
rer. bern. I, 275.
9
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. -^
18 II. Teil: Gescliichte der Heraldik in der Schweiz. — XII. Jahrlumdert.
1011 ein großes RundsiegeP mit Portraitbüste. Die Darstellung in schwachem
Relief zeugt von ungemein roher und kunstloser Arbeit.
Die Reitersiegel, deren Wichtigkeit für die Heraldik wir schon früher
betont haben, sind bei uns schon in der ersten Hälfte des XH. Jahrhunderts
nachzuweisen und zwar vorwiegend in den westlichen Gegenden, welche dem
französischen Einflüsse am nächsten lagen. Die Zähringer nehmen das Reiter-
siegel erst 1169 an, behalten es aber bis zu ihrem Aussterben bei.
Die ersten mir bekannten Reitersiegel sind:^
1124. Aymo comte de Genevois.
1131. Udelardus, Graf von Sogren. ^
1150. Umbertus Moriensis comes et marchio (Savoyen).
1152. Welfo, Herzog von Schwaben.
1154. Peter, Seigneur de Prangins.
1154. Welfo, Herzog von Schwaben.
1169. Berchtold IV., Herzog (von Zähringen), Rector Burgundiae.
1173. Udelardus comes de Sugron.
1177. Berchtold IV., Herzog, Recror Burgundiae.
1179. Friedrich, Herzog von Schwaben.
1181. Berchtold IV., Herzog, Rektor Burgundiae.
1181. Friedrich, Herzog von Schwaben,
1187. Berchtold V., Herzog von Zähringen.
1191. Konrad, Herzog von Schwaben.
1192. Ulrich lU., Graf von Neuenburg.
1198. Rudolf, Graf von Habsburg.
Diese ersten Reitersiegel geben uns einen Begriff von der geringen Kunst-
fertigkeit ihrer Zeit und erklären aus sich selbst, warum die Siegler '^ des frühen
Mittelalters zu antiken Gemmen Zuflucht genommen haben und sich erst nach
und nach mit den contemporären Produkten befreunden konnten. Bei dem eifrigen
Bestreben, Besseres zu leisten, lassen die Fortschritte nicht allzulange auf sich
warten. Auf die ersten unbeholfenen Versuche, in denen sich die Darstellung mit
einer unproportionierten Reitersilhouette begnügt, folgen besser proportionierte
Reiterbilder, auf welchen da und dort schon realistische Momente ^ durchdringen.
Während die Reiterfigur in den primitiven Siegeln unverhältnismäßig groß und
zwischen die beiden Pferdehälften hineingeschoben erscheint, in lebloser Starrheit,
^ Büste de face. Der bärtige König trägt eine dreizackige Krone, in der Rediten das
Lilienszepter, in der Linken den Richterstab. Umschrift in lat. Majuskeln. Rodolfus Pins, Hex.
Abb. im Anzeiger für scliweiz. Geschichte und Altertumskunde Band l\, S. ."14.
^ Abbildungen. ZeerJeder, Urkunden für die Geschichte der Stadt Bern 1854. — Anzeiger
für Schweiz. Altertumskunde 18H7, S. 394. — Zürclier Urkundenbuch Lief. I.
' Das Siegel hängt an der Stiftungsurkunde von Frienisberg. Die Urkunde ist verdäclitig,
das Siegel vielleicht echt. Fontes rer. bern. I, S. 404. 453.
* Graf Werner von Lenzburg-Baden z. B. siegelt mit einer Gemme mit Imperatorenkopf.
Zürcher Urkundenbuch Lieferung I, S. 7.
^ Bewegte Darstellung des Fußes im Steigbügel.
1. Die Siegel. \g
nimmt sie später mehr Leben an, sitzt fest auf dem Rosse, den Körper vorn-
über gebeugt und die Beine nach vorn gestreckt, in der Linken den Schihl
und in der Rechten das Schwert oder die Speerfahne. Je mehr die Technik
vorschreitet, desto richtiger werden die Proportionen ; aber die anormale Größe
des Reiters bleibt durchs ganze XIL Jahrliundert bindurch bestehen. Dieses
naive Mittel, die Hauptperson hervortreten zu lassen, ist von den Künstlern
des Mittelalters häufig angewendet worden und findet sich auf den verschiedensten
Darstellungen, auf Mosaiken, Wandbildern und Miniaturen.
Das erste Reitersiegel, ^ auf welchem der Schild mit einer heraldischen Figur
bedeckt ist, führt Herzog Berchtold V. von Zähringen im Jahre 1187. Das
Siegel mißt 88 mm im Durchmesser, zeigt den Herzog nach links dahinsprengend,
die zweilappige Speerfahne in der Rechten, den Schild mit dem Adler, um den
Hals gehängt, vorn auf der Brust. Der Schild ist dreiviertel sichtbar und zeigt
den einköpfigen Adler, welchen auch die Herzöge von Teck, die Grafen von
Fürstenberg und Freiburg aus dem Hause Urach führten, als Erben der Zähringer.
Ein Vergleich dieses Schildes mit demjenigen auf dem Reitersiegel Herzog
Berchtolds IV. vom Jahre 1177 zeigt, daß er bedeutend kleiner geworden ist.
Der Umbo, das achtstrahlige, lilienartige Schildbeschläge und der doppelte, mit
einer Reihe von Nägeln besetzte Schildrand sind verschwunden, die obere ovale
Wölbung des Schildes hat sich der geraden Linie genähert und zeigt nun die be-
kannten abgerundeten Ecken des normannischen oder romanischen Wappenschildes.
Die Figur des Reiters ist unverhältnismäßig groß, besonders der Oberkörper; aber
sie sitzt sicher auf dem dahinsprengenden Rosse und hält den Fuß mit leichter
Senkung der Spitze im Steigbügel fest. Ein oben flach abg'erundeter, aber immer
noch visierloser Helm bedeckt den Kopf, während der ül)rige Körper durch
das Panzerkleid geschützt ist.
Dies ist das älteste Siegel aus unsern Gegenden, welches ein unbestreitbares
Wappenbild enthält, wenn von dem Reitersiegel des Herzogs Friedrich V. von
Schwaben^ und dem Schildsiesfel des Grafen Hartmann von Dillino'en abgesehen
werden muß. Ersteres ist an keiner schweizerischen Urkunde zu finden und
jedenfalls an einem Orte angefertigt worden, wo die Stempelschneider schon mit
einer gewissen Virtuosität gearbeitet haben ; letzteres befindet sich an einer un-
datierten Urkunde und wird bald dem Jahre 1174, bald lll>4 zugesprochen.
Wenn die frühere Datierung angenommen wird, der weder stilistisch noch ge-
schichtlich etwas im Wege steht, so tritt das Zähringerreitersiegel an zweite
Stelle. Die Entstehung des Kyburger Wappens^ geht auf Graf Adalbert I. von
' Siegelabbildungen zum Zürcher Urkundenbuch Lieferung I, Fig. 3 und S. 9.
* Reiterrundsiegel 1181—86. 78 mm Durclimesser. Der Herzog reitet nach links, bewehrt
mit Schild und Speerfahne. In dem teilweise sichtbaren, stark gewölbten Schilde steht ein' auf-
rechter Leoparde. Zeller, Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde 18S7, S. 394.
■'' Stutz, U., Beiträge zur Kenntnis der Heraldik und Spliragistik der deutschen Schweiz. —
Archives heraldiques Suisses 1887, Nr. 4 und 5. — Zürcher Urkundenbuch Lieferung L
20
II. Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XII. Jahrhundert.
Fig4. Siegel des Hartmann von Dillingen.
Dillingen-Kyburg (f 1151) oder dessen Söhne Hartmann III. zu Kyburg und
Adalbert IL zu Dillingen zurück. Die jüngere Linie unterschied sich durch Ver-
doppelung der Löwen und Veränderung der Farbe. Aehnlichen Beispielen werden
wir im XIII. Jahrhundert begegnen.
Das Schildsiegel Hartmanns von Dillingen ^ (Fig. 4) bildet ein Kreisrund, das
sich unten zu einer kaum erkennbaren Spitze formt. Die Schildflcäche, welche
von der Legende zwischen Doppellinien ein-
gefaßt ist, zeigt einen mit Buchstaben be-
legten Schrägbalken und zwei Löwen auf
jeder Seite der Teilung. Rosetten füllen die
entstandenen Lücken des Raumes aus ; mög-
lich ist, daß sie in natura dazu bestimmt
waren, das bemalte Pergament auf dem Holz-
schilde festzuhalten. Stilistisch ist hier noch
wenig zu sagen, denn die Ueberreste dieser
Siegel sind nur kümmerlich. Ein Schildsiegel
des Freien Diethelm III. von Toggenburg ^
vom Jahre 1191 und sein Rundsiegel aus dem
Ende des XII. Jahrhunderts zeigen das alte
Wappen des Hauses, einen Adler und einen Löwen, monogrammistisch zusammen-
geschoben.
Das Rundsiegel des Toggenburgers trägt die heraldischen Figuren im
fj-eien Siegelfelde, ähnlich den Bildsiegeln aus der Mitte des Jahrhunderts; ein
Siegel des Freiherrn Lütold von Regensberg ^
dagegen, von der gleichen Form, hat den heral-
dischen Schild im Felde. Er ist mandelförmig
und zeigt drei schmale Pfähle, über welche
ein breiter Querbalken gelegt ist. Das Ganze
sieht einem Gitter, einer wirklichen Schild Ver-
stärkung, ähnlich, besonders da ein Zickzack-
Befestigung auf
Das Siegel
erscheint urkundlich erst 1254, gehört aber dem
Stile und seiner Ausführung nach ins XII. Jahr-
hundert. Frappante Aehnlichkeit mit dem Siegel
der Grafen Arnold und Chuno von Lenzburt; zei"'en die Schriftcharaktere und
ihre freie Anbringung im Siegelfelde, ohne Linien oder Perlschnurtrennung.
linienornament gleichsam zur
die einzelnen Stäbe aufgesetzt ist.
Fig. 5. Sie;^('l des Lütold von Eegensberg
Ende XII. Jahrhundert.
' Ilohenlolie-Wnldcnhurg, Fürst F. K., Sphragistiscjio Aphorismen. Hoid('ll)er,ü' 1S,Sl>. mid
Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 7<S. Abb. Zürcher Urkundenbucli Lief. I.
» Gull, F., Die Grafen v. Toggciiburg. Neuchatel l.S9(). Abb. Zürch. Urk.-B. Lief I, Fig. 20.
3 Abb. Zürcher Urkundenbuch Lief. II, Fig. 20, Text S. 28.
2. Plastik und Malerei.
2. Plastik und Malerei.
21
Seltener noch als unter den Siegeln sind die Darstellungen mit heraldischem
Inhalte in Plastik und Malerei. Außer einigen Kapitellskulpturen und einem
fremden Manuskripte hat die Schweiz keine Denkmäler in dieser Art aufzuweisen.
Im Groinnünster zu Zürich ist ein PfeilerkapitelP mit einem Steinrelief
geschmückt, das einen Zweikampf alemannischer Großer darstellt. Die naive
Auffassung der Figuren, die archaisch-schematische Behandlung der Gewänder
und die Form der konischen Helmhauben mit klobigem Nasenschutz würden
erlauben, die Entstehung noch ins XL Jahrhundert zu setzen. Das breite Schwert
des Unterliegenden trägt auf der Klinge zwischen zwei Kreuzen den Namen Guido,
Fig. 6. Zwclkamijf ; rfeilerrelief aus dem <Tii:iGiiiänster in Zürich.
den man früher auf den 965 im Kampfe gefallenen Herzog Guido bezog. -
Beide Kämpfer tragen , normannische Schilde"' von halber Mannshöhe in der
Rechten. Ein erhöhter, mit einfacher Zickzacklinie ornamentierter Schildrand
schmückt die gewölbte Fläche. Der letztere Umstand hat zu der irrigen Annahme
geführt, die Schilde seien gespalten.^ Daß die Schildborte eine entfernte Aehn-
lichkeit mit dem Rande im späteren Zähringerwappen hat, kann nicht ab-
gesprochen werden, wohl aber, daß ihr jedwelche heraldische Bedeutung abgeht.
Denn die beiden feindlichen Krieger führen ja dieselben Schilde.
' Bahn, Geschichte der hildenden Künste in der Schweiz. Zürich 1876. S. 261. —
Mitteilungen der Ant. Gesellscliaft iu Zürich. Band I, 4 und 5.
* Vergl. ähnliche Schwertinschriften auf dem Mosaik zu Vercelli, Zweikampf zwischen
Thorheit und Unglaube c. 1040. Abgebildet in Heraldische Mitteilungen des Vereins „Zum
Kleeblatt" 1895, 5.
3 Eine Spaltung wäre durch eine gravierte Linie deutlich bezeichnet worden.
22
IL Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XII. Jalirhundert.
Näher an die heraldischen Bikler treten Schilde auf Kapitellskulpturen ^
im Chorumgange des Münsters von Basel. Die Entstehungszeit dürfte mit der
Restauration des Münsters in den achtziger
Jahren des XII. Jahrhunderts zusammen-
fallen. Die vier in Betracht kommenden
Darstellungen zeigen einen Ritter im
Kampfe gegen Löwen, Bären, Wisente und
Drachen und sollen den siegreichen Streit
der christlichen Kirche gegen die Un-
geheuer der Sünde und des Unglaubens
verbildlichen.^ Der Ritter ist mit Haubert,
Eisenhose und Panzerkappe bekleidet,
trägt auf dem Haupte eine runde Helm-
haube mit verziertem Stirnreif, in der
Rechten ein breites Schwert und in der
vorgestreckten Linken den großen Drei-
eckschild mit gerader Oberkante. Auf dem
vierten Relief trägt er einen am untern
Kapitellschmuck a. d Münster v. Basel (Chorumgang). S^Ume aUSgezacktcU Waffeurock Und den
Schild auf dem Rücken. Die Schilde sind
gewölbt, mit schwach gerundeten oder
spitzen Oberecken und mit reichverzierten,
breiten Schildborten besetzt. Zwei Schild-
flächen haben keine Bilder; die dritte
ist mit vier reich damaszierten Schräg-
balken (von links nach rechts) belegt und
die vierte mit einem Löwen.'' Die Figur
ist ungeschickt in die sichtbare Schild-
hälfte hineingedrückt und zeigt die
gleiche, unnatürliche Wiedergabe wie
die Löwen, gegen welche ein Ritter
kämpft (Fig. 7). Es scheint hier kaum
ein Wappenbild vorzuliegen, denn der
Leu erklärt sich leicht im Schilde des
Drachentöters als Symbol der Kraft.
Fig. 8. "^
Kapitellschmuck a. (1. Münster V. Basol (Chorumgang). Der PergameutcodeX'* deS PetrUS
Fig. 7.
* Abgebildet in den Zeichnungsbüclieni des Kmanuel Büchel von Basel (Staatsarchiv
Basel). — Halm, Geschiclite der bildenden Künste in der Sdnveiz, S. 218.
- l'eber den Inlialt der Darstellungen vergl. Basler Miinsterbuch.
•' Stückelhery, E. A., Archives heraldiiiues 1892, T.
* Das Msc. Nr. 120, 7 gelangte aus der Bibliotheca Bongarsiana in den Besitz der Stadt-
hibliothek. Catalogus codicumBernensiuni (Bibliotheca Bongarsiana) ed. Hermann Hagen Berna 1874.
Abb. von 2 Figuren bei Hohe>tlohe, lieber den Gebrauch der herald. Helmzierden. Stuttgart 18(58,
2. Plastik und Malerei.
23
de Ebulo ^carmen de bello Siculo" in der Berner-Stadtbibliotliek versetzt uns, dank
seines Miniatureureichtums, in die Lage, ein anschauliches Bild des damaligen
Standes der Heraldik zu entwerfen.
Er ist italienischen Ursprungs und
soll einen Geistlichen aus Ebulo
bei Salerno zum Verfasser haben,
welcher das Opus bis 1196 ver-
fertigte. Dieses Gedicht beschreibt
in Wort und Bild den Krieg Kaiser
Heinrichs VI. ü'eo-eu den Grafen
Tankred von Lecce, den Bastarden
Rogers, welcher ihm das Erbe
seiner Gemahlin Konstanzia, Sizilien
und Neapel, streitig machte. Da-
durch, dals der Schreiber Augen-
zeuge der Ereio'nisse war und
vielleicht den Feldzug im Gefolge
des Kaisers mitmachte, birgt das
Manuskript eine Menge der inter-
essantesten Details für Kultur- und
Kostümkunde und für das Ein-
dringen der Heraldik.^ Die Schilde sind in der großen Mehrzahl mit den gewöhn-
lichen Verstärkungen, Kreuzen, Schrägbalken, Borten und Aehnlichem verziert;
aber einige Wappenbilder, mit konse-
CjuenterWiederholung für dieselbe Person,
kommen ebenfalls vor, wenn auch ver-
einzelt.
In dem aus der zweiten Hälfte des
XII. Jahrhunderts stammenden Werke
der Herrad von Laudsberg .Hortus
delieiarum"- fehlen eigentliche Bilder
ganz, während einzelne Helme schon
ein- und zweifarbig bemalt sind. Die
großen Schilde von archaischer Form sind
gewöhnlich leer, einfarbig und haben
selten Verzierungen. Der Fortschritt in den Miniaturen des Petrus de Ebulo ist
deshalb ein ganz beträchtlicher.
Fig. 9.
Kapitellschniui-k aus dem Münster von Basel (Choi-umgang
Fig. 10. Helmfoimen aus dem Hortus delieiarum.
' Während der Drucklegung dieser Arbeit erschien im Jahrbuche des „Adler", Wien
1897, eine eingehende Studie über den heraldischen Gehalt der Illustrationen des Petrus von
Ebulo von Hauptmann, auf welche ich für das Detailstudium verweise.
* Herrade de Landsberg, Hortus delieiarum, par A. Straub. Soc. pour la conserv. des raon.
bist. d'Alsace. Straßburg 1893. Lichtdruckausgabe nach Pausen des 1871 verbrannten Originals.
24
II. Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XII. Jahrhundert.
Die Scliildformen variieren zwi.schen den schmalen, nach unten stark zu-
laufenden Reiterschilden und den kleinen, bequemeren KamjDfschilden. Aber
alle gehören noch der ersten Schildform, der normannischen, an. Die Oberecken
sind je nach der Wölbung des
Schildes selbst und der Rund-
ung der oberen Kante mehr
oder minder hervortretend
(Zusammenstellung s. Fig. 1 1).
Die Schilde sind durchwegs
mit einem erhöhten Rande
versehen. Er fehlt nur bei
den mit heraldischen Tieren
bemalten Stücken, weil diese,
wie schon früher angedeutet,
Fig. 11. Heraldisehe Schilde aus dem Carmen de hello Siculo. den ffauzen Rniim zur Ent-
faltung benötigten. Die gewöhnlichen Schildteilungen, wie Schrägbalken, Quer-
balken, Vierteilung, Sparren, kommen häufig vor und sind ganzen Heeresabteilungen
beigegeben. So führen z.B. die salernesischen Schleuderer ^ einen weißen Sparren
im roten Felde, und die böhmischen Krieger^ im grünen Schilde einen weißen
Querbalken. Es ist ja dabei an kein bestehendes Wappenbild zu denken, aber
der Künstler folgte dem Bestreben seiner Zeit, die Zusammengehörigkeit der
einzelnen Abteilungen durch
die gleiche Schild- und Helm-
bemalung anzudeuten. Ueber-
all erscheinen nämlich die
Helme der Krieger bemalt,
bald in den Schildfarben, bald
mit roten und schwarzen
Kreuzen, wenn sie, wie ein
Teil des kaiserlichen Heeres,
unter der Kreuzesfahne aus-
reifen. Diese Bemalung ^ des
Helmes muss ungefähr in jener Zeit aufgekommen sein. Aehnliche Beispiele
liefern die gemalte Handschrift der Jahrbücher von Genua,'* und einige Original-
helme''' in englischem Privatbesitz, an denen die Sj)uren der ursprünglichen
Bemalung noch heute zu sehen sind. Die Form des Hehnes ist verschieden,
Fig. 12. Bemalte Helme aus dem Carmen de hello Siculo.
' Petrus de Ebulo, S. 132.
* Petrus de Ebulo, S. 109.
' Philippe d'Alsace. Graf von Flandern, trägt auf einem Siegel von 1171 einen hohen,
ohen flachen Helm, an dessen Seiteinvand der flandrische Leu g(>malt ist. Vergl. Devuty, S. l;5Ü.
* A'ergl. r. Bc frier- Altmeck, Trachten des christlichen Mittelalters. Krankfiut l.Sr)4.
'' The Archaeological Journal, London, "Vol. XXII.
2. Plastik und Malerei.
25
bald glockenförmig, bald flachgewölbt oder spitz. Der Helm wird über der
Panzerkappe getragen, welche mit dem bis auf die Kniee reichenden Panzer-
hemde ein Ganzes bildet. Zu
dieser Helm- u. Schildbemalung
geseilt sich bei den Anführern
o
noch der Schmuck der Pferde-
decke.^ Das Abzeichen ist zwei-
mal wiederholt, auf der vordem
und hintern Hälfte der Decke.
Die Enden sind mit Zaddel-
Schnitt versehen und reichen ■^'^- ^^- Kriegerische Ausrüstung aus dem Carmen de hello Siciilo.
bis auf die FüL^e des Pferdes. Konsequent durchgeführt ist die Wiederholung
des Schildbildes auf Helm, Schild und Decke nur bei der Person des Kaisers
und seines Heerführers
„Diopoldus. " ^ Der Kaiser^
führt den einköpfigen
Adler, der Heerführer im
weißen Kreisrund* einen
schwarzen Eber. Persön-
liche Schildbilder sind
außer den Genannten noch
dem Anführer der Ver-
teidiger von Neapel^ (in
grün ein gelber, steigender
Leu mit roten Augen und
Nägeln) und dem kaiser-
lichen Seneschall ^ (in gelb
Fig. 14. Fahnen und Staudarten aus dem carmon de bollo Siculc
* Die grüne Pferdedecke ist mit gewellten Sehrägbalken belegt, der Schild des Reiters
aber zeigt das Kreuz. (Fig. 18.)
2 Ob der Eber im Schilde des Markgrafen Diobold von Vohburg ein feststehendes, auch
anderweitig bekanntes Wappenbild war, ist nicht zu beweisen, denn im Fraueudienst Ulrichs
von Lichtenstein erscheint zwar der Markgraf mit 12 Rittern auf dem Tiu-nier, aber sein
Wappen wird nicht beschrieben.
^ Petrus de Ehulo, S. 109, Belagerung von Neapel. Der Kaiser trägt einen gekrönten Helm,
auf welchem der Adler gold auf schwarz gemalt ist. Wiederholung auf Schild und Pferdedecke.
* Petrus de Ebulo, S. 130. Diopoldus führt im braunen Schilde ein weißes Kreisrund,
belegt mit einem schwarzen, stehenden Eber mit roten Augen. Das Kreisrund erscheint in
der Zürcher Wappenrolle in Nr. 271. 306. 370. 371. 413.
^ Petrus de Ebulo, S. 109. 123. Der Schild hängt am Burgturme von Neapel. Diesem
Brauche des Schildaushängens, der auch in Zeiten des Friedens seine Anwendung fand (beim
Abstieg in einer Herberge), begegnen wir schon auf S. 104, wo eine ganze Reihe von Schilden
die Mauerzinne des Kastrums schmücken. Auf S. 123 trägt der Führer den Löwenschild in der
Linken, während er mit der Rechten einen P'eind über die Mauer zurückstößt.
" Petrus de Ehulo, S. 131 und 147. Das Schlußblatt stellt den tronenden Kaiser, von seinem
Hofstaate umgeben, dar. Zur Rechten steht der Seneschall mit rotem Helme, Schwert und Schild
26 II. Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XII. Jahrhundert.
ein roter Vogel [Schwan oder Gans]) beigegeben. Wenn der Maler dieses
Manuskriptes nur die hervorragendsten Personen mit persönlichen Abzeichen
ausstattet, so stimmt das erste Auftreten dieser Bilder in den Siegeln der hohen
Dynasten gut damit überein und bietet die Basis zu der Hypothese, daß die
Wahl solcher Abzeichen anfänglich nur den führenden Machthabern zustand.
Betrachten wir der Vollständigkeit halber noch kurz die Form der Fahnen
und die Fahnenbilder. Das Fahnentuch ist schmal und lang, in einen oder in
mehrere Lappen auslaufend, und zum Teil direkt, zum Teil mittels Ringen am
Lanzenschafte befestigt (vide Fig. 14). Als Fahnenbilder dienen die einfachen
Schildbilder, Kreuze von verschiedenster Form und die einfachen Teilungen durch
gerade Linien. Ein persönliches Abzeichen * führt nur der Heerführer Diopoldus
auf der Fahne selbst und zwar nur in einer einzigen Darstellung.
Fassen wir die Anfänge der Heraldik im letzten Dezennium des Jahr-
hunderts zusammen, so ergibt sich, daß sie in der Bemalung von Helm, Schild
und Fahne bestanden haben, und zwar für das gemeine Kriegsvolk in beliebig
wechselnden Farben und Teilungen, für die Anführer aber in bestimmten, sich
regelmäßig wiederholenden Bildern. Wie weit die Symbolik^ des Mittelalters bei
der Wahl dieser Bilder mitgesj^ielt hat, bleibt ganz unbestimmbar, aber jeden-
falls ist das häufige Vorkommen von Adler und Leu, den Sinnbildern von Macht
und Reichtum einerseits und des grimmen Mutes anderseits, auf diesen Einfluß
zurückzuführen.
3. Der Reiterschild von Seedorf.
Li die Wende des XH./XHL Jahrhunderts ist das älteste, heraldische Denk-
mal unseres Landes zu stellen, das weder dem Zahne der Zeit, noch der mensch-
lichen Zerstörungswut zum Opfer gefallen ist, — der Schild von Seedorf. ^ Heute
ist er dem Freiherrn Arnold von Brienz* zugewiesen, dem Stifter des Lazariter-
rait Vogelbild, zur Linken der Kanzler Konradus, ein Mönch, mit der luappa mundi (Weltkarte)
in den Händen.
' Fetriis de Ebiilo, S. 1.53. Das Wappen ist auf Fahne, Helm und Scliild angebracht.
* Die Doppeldarstellung ist dadurch interessant, daß dem wirkliclien Kampfbilde ein
symbolisches an die Seite gestellt ist. Diopoldus, der Held des ganzen Krieges, kämpft gegen die
sizilianisclien Tronräuber, welche von Schrecken erfaßt, in wilder Flucht das Weite suchen.
Daneb((n durchbeißt in grimmigem Streite der p]ber einem liaubvogel den Hals. Der Eber
ist also hier dem Heerführer Diopoldus sicherlich als Zeichen seines grimmen Mutes in den
Schild gemalt worden, was der Illuminator durch die Beigabe des Tierkampfes erläutern wollte.
' Müller, Joh., Men^kwürdige Ueberbleibsel von Alterthümeren, Zürich 177.'5— 1783, III,
S. 20. — Halm, Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde ISS.'J, S. 407, Tafel 31. — Denier, Der
Schild von Seedorf Zeitschrift für cliristliclie Kunst is;t7, I, Der Schild betindet sicli lieute in
den Sammlungen des Schweiz. Jjandesmuseums in Züricli.
■• I'ür die historischen Helege für die Person des Besitzers etc. vergleiche bei Durrer, Die
Freilicrrn von Hinggenberg, Vögte von Krienz, .lalirbuch für Schweizergeschidite Bd. XXI, S. 204.
3. Der Reiterschild von Seedorf.
27
hauses Seedorf, iu dessen weltabgelegenem Kirchlein dieses Denkmal der Feudal-
zeit die Stürme der Jahrhunderte überdauert hat. Einzig in dem Schilde von
Seedorf ist uns der Typus des alten Reiterschildes, der auf den Siegeln des XII.
und anfangs des XIII. Jahrhunderts durchwegs erscheint, in natura überliefert
worden. Er zeigt noch normannische Form, mit
abgeplatteter Oberkante und schwach gerundeten
Oberecken. Der Schild mißt heute 67 cm in der
Breite und nur 87 cm in der Länge, weil die
untere Spitze abgebrochen ist. Der Kern, ein
IV2 cm dickes Brett von Lindenholz, ist mit einer
dicken, äußerst widerstandsfähigen Ochsenhaut
überspannt, deren Enden auf der Rückseite fest-
kleben. Beide Seiten des Schildes sind mit
einer Kreidemasse bestrichen, welche sowohl zur
Festigung des Materials, als auch zur Unterlage
für die Bemalung diente. Aus den Ueberresten
der Schildberiemuno- läßt sich bei genauester
Berücksichtigung der vorhandenen und noch in
der ursprünglichen Lage sich befindlichen Riemen-
enden das nebenstehende Schema mit Sicherheit feststellen. Die Lederriemen
sind an den unteren Stellen doppelt, an den oberen einfach und mittelst Bronce-
nägeln auf dem Schilde befestigt. Die Nagelköpfe treten an der Vorderseite
zu Tage und zeigen Vergoldung, die Spitzen dagegen sind auf der Rückseite
auf ein viereckiges Eisenblech umgeschlagen, zum festeren Halte des Leders. Das
Riemenkreuz zum Durchstecken des Armes und die Handschlaufe mit gepolsterter
Unterlage bieten nichts Ungewöhnliches.^ Wenn auch die übrigen Befestigungs-
stellen der Lederriemen mit einem Polster überspannt sind, um die Nägel
unschädlich zu machen, so zeigt dies, wie sorgfaltig der Schild gearbeitet
worden ist. Die Rückseite ist mit einem blau-grünen Tone bemalt, aber ohne
Figuren, die Vorderseite des Schildes dagegen zeigt als heraldisches Bild einen
silbernen, steigenden Löwen auf silbernem Sockel^ (Berg oder Stein) in ur-
sprünglich blauem (grünem) Felde. Dieselbe Figur führen die Herren von
Brienz-Ringgenberg bis zum Ende des XIII. Jahrhunderts auf ihren Siegeln, mit
15. Rückseite des Schildes von Seedorf.
verschiedenen Beizeichen.
Es geht daraus hervor,
daß dieser Leu das erbliche
' Yielleiclit gelingt es, noch eine bessere Lösung nach der beigegebenen Abbildung zu
linden; aber die Beriemung Böheims muß bei näherer Prüfung des Originals unbedingt auf-
gegeben Averden. Die beiden Enden der Schildfessel sind auf derselben Stelle fest gemacht und
durch ein drittes Lederband verstärkt. Eine ähnliche Anordnung vergl. bei Fig. 18. Zeitschrift
für historische Waftenkunde Bd. I, 3. 4. 1898. WendeUn Böheim, Der Reiterschild von Seedorf
Böheim, Handbuch der Waftenkunde. Leipzig 1890.
2 Der Ansicht, daß der weiße Sockel ein persönliches Beizeichen (brisure) bedeute, steht
die einfachere Annahme gegenüber, in demselben eine Raumausfüllung zu sehen, um die Hgur
nicht auseinander ziehen zu müssen.
28
II. Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XII. Jahrhundert.
Fig. IC. TJeberreste der Beriemung.
Familienabzeichen des Geschlechtes war. Die Figur ist in erhabenen Konturen
aus der Kreidemasse herau.smodelliert. Der Leu, ein Muster eines schönen, heral-
dischen Schildbildes, erlaubt uns, das Wesen der heraldischen Kunst eingehender
zu studieren und in dasselbe einzudringen. Die erste und wichtigste Anforderung
war die dekorative Wirkung. Es
lag daher nicht in der Absicht
der Künstler, das möglichst natur-
getreue Abbild eines Gegenstandes
auf den Schild zu malen, sondern
vielmehr ein weithin sichtbares und
dekoratives Ornament zu schaffen,
dem die Kontur des Gegenstandes
als Grundlage diente. Eine zweite
Anforderung lag darin, das Schild-
bild so oToß als irgend möglich in
den gegebenen Raum hinein zu
komjDonieren, es demselben anzu-
passen. Aus diesen beiden Anforderungen hat sich in der Folge die sog.„Stüisieruig"
herausgebildet, welche die natürlichen Formen der. Gegenstände dem einfaclicn,
ornamentalen Stil und dem Raum anzupassen suchte. Es konnte daher nicht
fehlen, daß die Kontur bald in die Länge gezogen, bald in die Breite gedrückt
wurde, je nachdem der auszufüllende
Raum es erforderte. Daraus kann
keineswegs auf Außerachtlassung
des Naturstudiums ^ geschlossen
werden; im Gegenteil finden sich
schon in frühester Zeit Anklänge
an dasselbe. Aber wir müssen hier
für ein- und allemal daran fest-
halten, daß die Schönheit der heral-
dischen Darstellung nicht in der
künstlerisch - realistischen, sondern
in der ornamental - dekorativen
Wiedergabe der Gegenstände liegt.
Die optische Wirkung des bemalten Schildes war von großer Wichtigkeit und
erforderte eine einfache, gleichmäLug verteilte Farbenzusammenstellung, sowie
das Vermeiden größerer leerer Flächen.
Allen diesen Anforderungen wird der Meister des Schildes von Seedorf
gerecht. Er verbindet damit noch eine virtuose Behandlung der Details als
Fig. 17. Rekonstruktion der Beriemung.
* Realistische Darstellung der Zähne, des Maulcs und der llauttalte an der Schwanz-
wurzcl. Audi das Auge ist gut gemalt mit schwarzer Pupille, weißem Apfel und rot unterlaufciuMii
Lide. Die Krallen sind mit Haar- und Schattenstrich umzogen und rot abgetcint.
Beilage zu Seite 28.
Tafel I.
Der Reiterscliild von Seedorf.
(Schweiz. Tjandesmuseum.)
3. Der Reiterschild von Seedorf. 29
Ornament, welche ilin als wirklichen Künstler kennzeichnet. Die Figur des Löwen ^
ist, wie schon früher gesagt, auf den Kreidegrund modelliert und zwar so, daß
jeder Strich der Zeichnung eine erhöhte Linie bildet. Das Aussehen des Tieres
ist trotzig und kriegerisch, der auf geschwungenem Halse zurückgebogene Kopf
zeigt den geöffneten Rachen mit zwei Reihen weiß aufgemalter Zähne, die Brust
ist kugelig gewölbt, der Schweif steigt in zwei-
facher Windung parallel hinter dem Rücken empor
und schließt mit einem zottigen Haarbüschel. Die
Pranken enden in je vier zum Griffe ausgestreckte
Zehen, an welchen die spitzen und stark ge-
krümmten Krallen mit weißer Farbe gemalt sind.
Die äußere Kontur des Tieres ist in stark ge-
schwungenen Linien gehalten und zeigt die etwas
breit gedrückte, aber im Detail gut beobachtete ^'S- ^^- schudfessei nach einem siegei
~ " des Raoul de Frugeres.
Form des traditionellen Löwen. Die innere Zeich-
nung dagegen, die Konturen der Körperteile und die Darstellung des Felles
sind ganz ornamental. Immerhin bleiben die Hauptlinien so gewahrt, daß der
Körperbau des Tieres leicht zu erkennen ist. Sie gehen wie ein Teil der
Haare in spiralförmige Verzierungen mit verdickten Enden aus, von denen
sich wieder neue Spirallinien abzweigen. An den Beinen und auf dem
Rücken ist je eine buckelartige Erhöhung'^ angebracht, deren Bedeutung ganz
unklar ist. Die noch üln'ig bleibenden Zwischenräume sind auf dem Kör])er
mit einzelnen Haaren (flammenartig) besetzt, bald reihenweise neben einander,
bald ganz vereinzelt, auf den Pranken und dem Schweife dagegen mit knochen-
artigen nach vorn zugespitzten Ornamenten. Die äußere Kontur des Löwen ist
mit schwarzen Strichen nachgezogen, und trennt den blauen Grund scharf von
dem silberglänzenden Wappentiere. Der Schweif, welcher an seiner Wurzel
eine Hautfalte erzeugt, zeigt einen Knopf, welcher hier durch die Verbindung
zweier, spiralförmig stilisierter Haare entstanden ist, in der Folge aber ohne jede
weitere Andeutung als Knopf dargestellt wird. Prüfen wir den Schild auf die
gestellten Anforderungen, so ergibt sich eine reiche und flotte, dekorative Be-
handlung des Gegenstandes, eine gut durchgeführte Ausfüllung des Raumes,
ohne den Leu zum Zerrbilde zu machen, und eine gleichmäßige Verteilung der
beiden Farben. (Durch Verdickung der Brust, des Schweifes und Anbringen des
weißen Sockels.)
Trotz der schönen und reichen Verzierung darf der Schild von Seedorf
zu den eigentlichen Kampfschilden ^ gezählt werden. Sein Herr mag ihn bei
' Ein Vergleich mit einem Schilde aus der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts auf
einem Sandsteinrelief im Nationalmuseum zu München, ergiebt eine grof?e Aehnlichkeit in Form
und Behandlung der Details. Ahh. Sei/ler, G. d, H., S. 92. — v. Hefner, Herald. Musterbuch. Taf I.
■'' Vielleicht sollen damit die Gelenke angedeutet sein.
' Bahn, Anzeiger. — Zeller-Werdmüller, Denkmäler aus der Feudalzeit in Uri. Mit-
teilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, XLVIII. 1884.
30
II. Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz.
XIII. Jahrliundert.
Lebzeiten in Kampf und Streit geführt haben, denn Spuren längeren Gebrauches
sind auf dem Schilde genügend nachzuweisen. Auch die sorgfältige und starke
Befestigung der Riemen, das Handpolster und die Nägelüberzüge
zeugen dafür. Es ist überhaupt eine falsche Annahme, die
Helme und Schilde des XH. und XHI. Jahrhunderts als schwere,
maßive Objekte zu schildern. Den Anforderungen seiner Zeit
hat der Schild vollständig entsprochen, denn das mit Tierhaut
überzogene Brett war widerstandsfähig genug und leicht zu
handhaben im Kampfe. Im XH. Jahrhundert sind Kampf-
und Turnierschild ein- und dasselbe Stück, denn das Turnier
war kein Spiel, sondern eine vor Zuschauern inszenierte, blutige
Schlacht, in der es nicht nur Verwundete, sondern auch
Tote gab.
Die künstlerische Ausstattung durch Engobage,^ durch
Anwendung von Email und edlem Gestein, sogar durch
Schnitzerei in Elfenbein, hat wohl lediglich am Reichtum
und dem Prunkbedürfnis des einzelnen Bestellers gehangen.
So selten das Vorkommen von heraldisch geschmückten Schilden im
XII. Jahrhundert ist, so häufig und allgemein erscheinen sie zu Anfang des
XHI. Jahrhunderts. Die ungemein rasche Ueberhandnahme und die schnelle und
zweckmäßige Entwicklung der Formen zeigt am deutlichsten, in wie hohem
Maße die neue Erfindung den Anforderungen der Zeit entsprach und wie not-
wendig dieselbe für die einzelnen Träger des kriegerischen Rittertums war.
Fig. 19. Herald. Schild
mit Eisenbeschläg. Vom
Grabmal des Sir Geoffroy
de Magnaville, t 1U4.
Temple Church, London.
— <33—
II. Periode.
Das XIII. Jahrhundert.
1. Politische Zustände.
Eine neue Standesgliederung hatte sich durch die Entwicklung des Lehen.s-
wesens^ im deutschen Reiche herausgebildet, in welcher das Recht und die
Stellung des Einzelnen mehr auf Gewohnheit und Uebung beruhten, als auf
gesetzlicli geregelten Bestimmungen. Die allgemeine Verpflichtung der Vasallen
zur Heerfolge ließ in dem Kriegerstande eine Annäherung der freien Lehensträger
' Die Technik der Reliefzeiclimnig .soll aus dem Töjjferliaiulwcrk staimiien. Sic war im
Mittelalter allgemein bekannt luid angewendet. Vergl. v. Mdiirr-MayerfeJs, Herald. ABC.
* Vergl. Oechsli, Die Antangc der sdiweizerischen Eidgenossenschaft, Zürich 1891, S. Iö4 flF.
— Brunner, Deutsche Kechtsgeschichte I, 230.
1. Politische Zustände. 31
und der unfreien Ministerialen weltlicher und geistlicher Fürsten zu, indem die hohe
Bedeutung des Waffendienstes den Unterschied des Standes vermittelte. Es bildete
sich aus diesen beiden Elementen eine neue Aristokratie, welche berufen war, den
im Erlöschen begriffenen Uradel zu ersetzen. Die Zahl der alten Gaugenossen, der
freien Bauern, verringerte sich zusehends, denn wirtschaftliche Not und die Gewalt
der großen Herren brachten sie in Abhängigkeit oder machten sie zu Hörigen.
An der Spitze des Reiches stand der Kaiser; ihm zunächst waren die Kur-
fürsten, welchen als des Reiches Kanzler und Erzbeamten das Recht seiner Wahl
zustand, ferner die Fürsten, Herzoge, Land-, Mark-, Pfalz- und anderen Grafen.
Sie bildeten als vornehmste und mächtigste Reichsvasallen den hohen Adel, an
welchen sich die übrigen waflfentragenden Elemente in verschiedenen Rangstufen
anschlössen. Der ganze Heerbann wurde durcli die Art des Vasallentums in sieben
Heerschilde eingeteilt, von denen die vier ersten den hohen, die drei letzten
den niederen Adel umfaßten.
Die alte, karolins^ische Reichsverfassuno^ war überall durchln-ochen worden,
teils durch die Immunität der geistlichen Territorien, die durch Schenkungen
inmitten der alten Gaue entstanden, teils durcli die UebergrijEfe der immer mächtiger
werdenden Grafengeschlechter, welche den kaiserlichen Amtsbezirk in ein landes-
herrliches Territorium umwandelten. Sie waren darauf bedacht, durch die Ver-
bindung öff'entlicher Gewalten mit dem Grundbesitz, möglichst unabhängige
Staaten im Staate zu bilden, und die Rechte der königlichen Beamten auszuüben,
ohne sich um Kaiser und Reich zu kümmern. Das Aufkommen der Geschlechts-
namen in dieser Zeit mag eine Folge des mächtigen Selbstbewußtseins der neuen
Aristokratie sein. Denn dem einfachen Vornamen fügte der Adel den Namen
von Burgen und Türmen, den festen Stützpunkten seiner Unternehmungen, hinzu,
welche um die Wende des XII. Jahrhunderts Land auf. Land ab, die Hügel und
Felsvorsprünge krönten und die Heer- und Wasserstrai^en beherrschten.
Seit den Kreuzzügen war die Geistlichkeit immer mehr mit adeligen Ele-
menten durchsetzt worden und die reichen Pfründen dienten als Versorgung für
die jüngeren Söhne der Vornehmen. Klösterliche Zucht und wissenschaftliche
Bildung verschwanden; man griflP zum Schwerte und begab sich in Streit und
Fehde, wie die weltlichen Herren.
Mitten in diesen Interessenkampf hinein traten die rasch und mächtig auf-
blühenden Städte. Als wichtige Faktoren im Kampfe gegen den nach Unab-
hängigkeit strebenden Adel und die Geistlichkeit, wurden sie von den Landes-
fürsten stark begünstigt und zu kräftigen, selbständigen Gemeinwesen erhoben.
Ueberall galt das Recht des Stärkern und auf des Kaisers bloßen Machtspruch
war kein Verlaß. Mit dem Tode Herzog^ Berchtolds V. von Zähringen, der 1218
ohne männliche Nachkommen verstarb, war das letzte mächtige Hindernis in
unsern Gegenden beseitigt, das die Grafenhäuser der Savoyer, Kyburger und
Habsburger in ihren Plänen hemmen konnte.
Seitdem die nationalen Schranken durchbrochen, und sich die Völker des
32 II- i'eil : Gescliiclite der Heraldik in der Scliweiz. — XIII. Jalirhundert.
Abendlandes im Orient gefunden hatten, ist die ritterliche Kultur, unter dem
Einflüsse der damals geistig tonangebenden Franzosen, überall die gleiche
geworden. In ritterlichen Kreisen traten die materiellen Bedürfnisse, seit der
Berührung mit der hohen Kultur der Orientalen, stärker hervor und äußerten
sich in reicher Kleidung und schöner Ausstattung der Räumlichkeiten, über-
haupt in einer allgemeinen Entfaltung von südlicher Farbenpracht und fremd-
ländischem Luxus. Von Frankreich her kam höfische Sitte, Minnesang und
Minnedienst und wohl auch die farbenfreudige Heraldik in unsere Gegenden.
Wenn auch nicht festgestellt ist, in welchem Lande die ersten Wappen geführt
worden sind, so hat die Annahme, sie seien aus Frankreich ^ importiert worden,
große Wahrscheinlichkeit, weil ja die ganze ritterliche Kulturentwicklung von
den Franzosen ausgegangen ist. Sei dem wie es wolle, die Hauptsache bleibt die
dekorative Verwendung der Heraldik und diese ist mit Sicherheit- auf französischem
Boden zu suchen. Fügen wir zu den politisch-rechtlichen Gründen,^ welche das
Aufkommen der Wappenbilder veranlaßt haben, das für die weltliche Kultur des
Mittelalters kennzeichnende Streben nach äußerer Prachtentfaltung zu, so ist
das in kurzer Zeit erreichte Resultat, die allgemeine Blüte der Heraldik, leicht
erklärlich. Li ihr konnten die farbenreichen Eindrücke des Orients neues Leben
gewinnen und der Wunsch nach äußerem Prunke in jeder Hinsicht befriedigt
werden. DieWappenkunst hat sich in den verschiedenen Ländern,^ den herrschenden
Umständen folgend, reicher oder weniger reich entwickelt und es in jeder Gegend
zu einer eigentlichen Charakteristik und Originalität gebracht. Dies gilt besonders
für das XIH. Jahrhundert, in welchem noch keine festen Regeln und Satzungen
die Phantasie des Einzelnen beschränkten, oder die Kanzleien bestimmte Forder-
ungen stellten, sondern in dem eine freie und ungebundene Willkür die schönsten
Früchte gezeitigt hat.
Dem sich prunkvoll entfaltenden höfischen Wesen kamen die technischen
und künstlerischen Fortschritte von Kunst und Kunsthandwerk zu statten. An
Stelle der Klöster waren die Städte getreten, um Bildung, Kunst und Gewerbe
zu fördern und in ihnen, den Freistätten büi-gerlicher Ordnung und Rechts-
entwicklung,'* hat sich das Kunsthandwerk zu der virtuosen und kunstvollen
Fertigkeit vervollkommt, die wir an den Meisterwerken jener Zeit bewundern.
Die rapide Verljreitung der Wappen steht auch in engstem Zusammenhange
mit der Entwicklung und Verallgemeinerung des Siegelwesens. ^ Während es aber
' Zu Beginn des XIII. Jalirhunderts, also zu einer Zeit, da die Heraldik bei uns erst
aufkam, ist sie in Frankreicli sclion unter dem gesamten Adel bräuoiilieli und zwar mit llerolds-
tiguren und Brisuren. Vergl. Areliives heraldiques 18!>(i, 10. U und 12.
'' Vergl. I.Teil, S. 7. 11.
^ Vergl. von Sacken, Freiherr Kdmuiid, Katecliismus der Heraldik, S. l.'JT. — v. Maijer-
Mayerfeh, Hr. Ritter, Ileraldisclies ABC, S. 427.
* iJiermier, Sehwei/ergesrhielite I, S. 59.
■'• Durcli Zuziehung der Heraldik wurden neue Siegeltypen geschaffen, welche speziell für
den niedern Adel, der weder Thron- noch Kcitersiegel führen konnte, he^stinimt waren.
2. Der Schild.
33
einem Jeden, der ein Siegel vermochte, gestattet war, seine Urkunden zu besiegeln,
ist das Führen der Wappen, des heraldischen Kampfschildes dem ritterlichen
Stande ausschließlich zugekommen. Im XIII. Jahrhundert sind die willkürlich
gewählten Wappenbilder erblich^ und bilden das Erkennungszeichen des Edel-
geborenen. Dadurch, daß das Wappen einen Vorrang verkündet, wird es, wo
immer möglich, angebracht und als dekoratives Muster verwendet: auf Stoffen,
Möbeln, Waffen und Geräten aller Art, in Stein gehauen und an die Wand gemalt.
Ein Wappenrecht, ^ welches z. B. ein bestehendes Wappen vor Nachahmung
schützte, hat es zu dieser Zeit nicht gegeben; aber es lag ja im Interesse der
wappenführenden Persönlichkeiten selbst, Aehnlichkeiten zu vermeiden, die zu
Verwechslungen führen konnten. So sind denn auch Beispiele überliefert, wo
einzelne Geschlechter Vertrags- oder zwangsweise Wappen oder Teile derselben
cedierten, oder wo im Gegensatze dazu, ganze Ganerbenschaften (d. h. die mit der
Hut derselben Burg betrauten Geschlechter) als Zeichen der Zusammengehörigkeit,
das gleiche Schildbild angenommen haben.
2. Der Schild.
a. Die Schildform.
Der romanische Schild, den wir zu Beginn der Heraldik vorgefunden haben,
bleibt auch im neuen Jahrhundert bei uns in der Mode und zwar vorerst allein.
Die ursprüngliche Gröf^e^ (130 cm Höhe : 56 cm Breite) verringert sich bedeutend
Fig. 20. Romanische Sehildfonnen nach Siegehi.
und macht den Schild dadurch handlicher. Die äußere Linie des Schildes, die
Kontur, bewegt sich zwischen zwei Hauptformen, welche nebeneinander auftreten.
1 Vergl. Seyler, Geschiclite der Heraldik V, S. 226 ff.
^ Vergl. Seyler, Geschiclite der Heraldik V, S. 280 und 233, wo Beispiele angeführt sind.
* Vergl. Viollet-le-Buc, Dictionnaire raisonne du Mobilier frangais Bd. V, S. 345. Paris
1872—75.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. P
34
II. Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Die eine Form ist kugelig mit stumpfer Spitze^ und scheint eine Reminiszenz an
den karolingischen Rundschild zu enthalten, die andere dagegen ist mandelförmig-
länglich^ mit spitzem Winkel und zeigt den bekannten Typus des Normannen-
schildes. Beide Formen haben nur einen Winkel, die Schildspitze, gebildet aus
den mehr oder weniger stark geschwungenen Seitenlinien, während der obere
Teil aus einem halben Kreisrund besteht, dessen Mittelsegment bald in die Höhe
gezogen, bald zur geraden Linie abgeplattet erscheint. Im letzteren Falle bildet
es den sog. spitzovalen Schild mit abgerundeten Oberecken. Die kugelige Form
ist selten, die längliche aber in beiden Arten sehr häufig. Sie kommt auf Siegeln^
bis nach 1250 vor.
Schon 1212 erscheint eine neue Schildform,* welche meines Erachtens unter
dem Einflüsse des neuen Stils, der Gotik, entstanden ist. Sie schlieiät sich der
Fig. 21. Gotische Schildformen nach Siegeln und Steindenkinälern.
alten Form an, mit der Abweichung, daß der obere Abschluß durch eine gerade
Linie gebildet wird, an welche die Seitenlinien in spitzen Winkeln anstoßen.
Wie die romanische, so findet sich auch diese gotische Schildform in verschiedenen
Abarten, indem die obere Gerade bald nach innen, ^ bald nach außen*' ausgebaucht
erscheint und die Seiten durch ffeschwungene ' oder durch gerade^ Linien ge-
' Scliildsipgcl dos Grafen llartmanii von Dillingen, vergl. II, S. 20.
^ liundsi(!gel des Freili(!rrn Lütold von Kogcnsberg, vorgl. II, S. 20.
^ Beisijiele finden sich in allen Urkundenbüchern, z. B. in denen von Zürich, Bern u. Basel.
* Schildsiegel des Grafen Iludolf von Sogren (Berncr Jura), zwei senkrechte nach außen
gebogene Fisclie. Abb. Zeerleder, Urkundenbnch von Bern.
^ Bundsiegel des Grafen Rudolf von Rapperswil, Züirlier Urkundeubuch I, Nr. 22.
" Scbildsicgel des Chuno von Büti. Zeerleder, Berner Urkundeubuch Taf. 14, iW.
' Bundsiegel des Grafen Hugo von Werdenberg, Zürcher Urkundeubuch III, Nr. 6.
" Schildsiegel des Grafen llartiuaiui von Kyburg, Zürcher Urkundeubuch I, Nr. 13.
2. Der Schild.
1270192 35
])ildet werden. Zwei Hauptformen lassen sich aucli hier unterscheiden, der kleine
Dreieckscliild von gleicher Höhe und Breite, der in Frankreich unter Ludwig
dem Heiligen' aufgekommen ist, und der längliche, deutsche, gotische Schild.
Ein ziemlich sicheres Kennzeichen für die frühe Zeit dieser Dreieckschilde sind
die spitzen Winkel an der oberen Geraden, denn je mehr wir uns dem XIV. Jahr-
hundert nähern, desto voller werden diese Winkel, desto mehr erreichen sie
den rechten Winkel von 90 Grad. Kombinationen der romanischen und gotischen
Schildform kommen häufig vor, indem beide mehr als 50 Jahre nebeneinander
bestanden haben.
Die Figuren 20 und 21 geben eine kleine Uebersicht über die romanischen
und gotischen Schildformen des XIH. Jahrhunderts und zwar in chronologischer
Reihenfolge, soweit dies bei der schwer zu datierenden Materie möglich ist.
b. Das Schildbild.
Im Gegensatze zu den Bildern früherer Jahrhunderte, welche nur als Ver-
zierungen und Verstärkungen auf dem Schilde angebracht worden sind, bezeichnet
man die nach gewissen Grundsätzen gewählten und mit besonderer Standes-
berechtigung erljlich geführten Abzeichen mit dem Namen Wappen. Die Wappen
der Grafen von Kyburg und Dillingen ^ weisen die Erblichkeit schon ins XH. Jahr-
hundert zurück, aber die Beispiele sind bei uns so selten, daß der allgemeine
Brauch der Vererbung erst ins XIII. Jahrhundert gesetzt werden darf.
Wer ein Schildbild erwählte, that dies gewiß nicht, ohne irgend eine
Beziehung zu der dargestellten Figur zu haben, sei es durch Anspielung auf den
Namen, auf eine heldenmütige That, auf Stand oder Amt, sei es eine Anlehnung
an das Wappen des Lehensherrn oder ein Zeichen süßer Minne.
Der Darstellungskreis, dem die Schildbilder entnommen wurden, war ein
ungemein reicher und vielseitiger. Denn mit der Verbreitung der Wappen,
wurden Gegenstände aller Art in den Schild aufgenommen. Die ausgebildete
Symbolik des Mittelalters bot der Phantasie des Suchenden ein weites Feld und
einen freien Spielraum, zu dem sich die alten und frühmittelalterlichen Sagen-
cyklen, welche die fahrenden Leute in ihren Gesängen bekannt machten, hinzu-
gesellten.
Alle diese Darstellungen sind unter dem Namen der natürlichen oder
gemeinen Figuren^ zusammengefaßt worden und lassen sich in drei ver-
schiedene Gruppen einteilen.
Die ScJiildverstärkungen bilden die älteste Kategorie, da einzelne, auf
den Schilden zur Verstärkung angebrachte Metallbeschläge, vermöge ihrer
' Vergl. VioUet-le-Duc, Dictionnaire raisonne du Mobilier fran^ais Bd. V, S. 351. — Rund-
siegcl des Grafen Rudolf von Froburg, Propstes zu Zolingen 1245.
^ Vergl. V. Sacken, Katechismus der Heraldik, S. 54 ff.
86
II. Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz. ' — XIII. Jahrhundert.
Fig. 22. Schildverstärkungen.
ornamentalen Gestalt, stabil und zu erblichen Wappenbildem geworden sind.
Das Kreuz der Herren von Eschenbach und Schnabelburg, der Maueranker der
Herren von Windegg und das Schild-
bild der Fütschi von Zürich weisen auf
solchen Ursprung, der durch die schwarze
Tingierung (Eisen) noch deutlicher er-
scheint. Auch der sog. „ Lilienhaspel '',^
ein Kreisrund mit Lilienstengeln besetzt,
muß auf diese Art entstanden sein,
indem die Figur in heraldischer Zeit
gleiche Form, wie das Schildbeschläge hat.
(Vergl. Reiterrundsiegel des Herzogs von
Zähringen.)
Die ziveite Gruppe umfaßt alle natürlichen Figuren und Gegenstände, die
sich für die Darstellung im Schilde eigneten und die dritte Gruppe die Gebilde
der Phantasie aus Sagenkreis und Fabelwelt, z. B. Drachen, Kranichmenscheu,
Nixen etc.
Den zweiten Darstellungskreis bilden die Heroldsfiguren^ oder Eh reu-
stücke, welche durch die Teilung des Schildes in verschiedene, regelmäßig begrenzte
Farben entstehen. Die einfachsten Figuren gehen auf Fahnenbilder ^ zurück
(Spaltung, Quer-, Schräg- und Vierteilung), auf Schildverstärkungen (Quer- und
Schrägbalken, Balkenkreuz) und auf das Pelzwerk. Das Entstehen dieser Neuerung,
aus welcher eine unerschöpfliche Anzahl von Wappenbildern kombiniert werden
konnte, erklärt sich am besten aus ihrer Einfachheit und der Tendenz, das
Waj)pen möglichst einfach, regelmäßig und originell zu gestalten. Bei der Dar-
stellung gemeiner Figuren mußte es oft sehr schwer fallen, diesen Anforderungen
gerecht zu werden und die Farben so zu verteilen, daß alle zur Geltung kommen
konnten. Der Künstler wurde gezwungen, die natürliche Form des Gegen-
standes der dekorativen Wirkung unterzuordnen und sich genaue Rechnung
zu geben über die optische Wirkung der Farben, nach welcher er die Figuren
mehr oder weniger massiv in den Schild hineinsetzte. Der Leu der Habsburger*
^ Beispiele für Lilienhaspel : Wappen der Herzöge von Cleve und W. R. 499. Eine Schild-
beschreibung bei Konrad von Würzburg illustriert diese Art von Wappenbild treffend : Trojaner-
krieg, Vers 32902, Parzilot, ein Grieche:
sin schilt der was mit kelen rot
bedecket und bevangen
dri zobelswarze spangen
die man leite üf eine tür
dar üz erlühten u. s. w.
^ Die Namen gehören einer viel späteren Zeit an, sind aber der Einfachheit halber ein-
gesetzt worden.
^ Vergl. Petrus de Ebulo, Carmen de hello Siculo II, S. 24.
* Die optische Wirkung ist an bemalten Abgüssen erprobt worden. Der Schild stammt
vom Habsburgersarkophag in Wettingen.
2. Der Schild. 37
z. B. rot iu gelb, ist als schmales, leuchtendes Ornament in das weniger intensiv
wirkende Feld gesetzt worden, während der Leu derer von Klingen,^ weiß iu
schwarz, als feste Masse, breit und wuchtig, in dem schwarzen Schilde erscheint,
um nicht auf die Ferne von dem schweren Schwarz erdrückt zu werden.^
Die komplizierte Ausbildung der Heroldsstücke, welche ihnen auch den
Namen eingetragen hat. ist erst im XIV. Jahrhundert erfolgt, zu einer Zeit,
da die Wappenherolde aus der naiven Kunst eine „edle Wissenschaft machten
und gezwungen waren, eine Unmenge von neuen Wappen für das Turnier, für
Wappen- und Adelsbriefe zu fabrizieren. Im XIII. Jahrhundert beschränken sich
die Ehrenstücke auf einfache Schildteilungen und Figuren, deren Enden im
Schildrunde verlaufen. Schon im ersten Drittel des Jahrhunderts traten sie in
direkte Konkurrenz^ mit den gemeinen Figuren und haben manch angestammtes
und ererbtes Wappenbild verdrängt. Zusammenstellungen* aus den zwei Dar-
stellungskreisen kommen öfters vor, besonders dann, wenn das gemeine Wappen-
bild sich schon eines gewissen Ansehens erfreute oder eine Erinnerung an die
Heldentat eines Vorfahren enthielt.
Die Bekleidung der Schilde mit Pelzwerk^ ist sehr alt und war für die
heraldischen Figuren praktisch gut zu gebrauchen, indem sie in Pelz ausgeschnitten
und auf den Schild genagelt wurden. Auch die schematische Darstellung kommt
schon früh vor, in den Miniaturen ^ des XL und XH. Jahrhunderts und wird
nicht nur iu die Heraldik, unter die Ehreustücke, aufgenommen, sondern in
den bildenden Künsten ülierhaupt und im Kunsthandwerk' dekorativ verwendet.
In unsern Wappen ^ kommt das Pelzwerk vereinzelt vor, es ist hauptsächlich Ijei
den reichen und prunksüchtigen Franzosen und Engländern im Schwünge gewesen
und hat sich nur selten auf die Schilde der einfacheren Ritter verirrt. Man unter-
scheidet einfarbiges Pelzwerk : Hermelin (weiß) , Zohel (schwarz) , Kelen (rot,
Marder und Eichhorn) und zweifarbiges: Veh oder Bimtwerh (weiß und blau).
^ Schüd vom Grabstein in der Trinitätskapelle zu ^Yettingen.
^ Vergl. die Abbildungen im III. Teil.
^ Die Grafen von Heiligenberg führen vor 1208 einen Adler, nach 1220 den schrägen
Zickzackbalken; Segler, G. d. H., S. 78. Graf Bertohl von Xeuenburg führt 1208 einen Adler im
Siegelfelde. Graf Eudolf III. dagegen den Schild mit Sparrenbelegten Pfählen, 1243. Die Siegel
der Herren von Sax zeigen bis 1236 Adler und Leu, seit 1257 den gespaltenen Schild (gelb
und rot). Die Ritter von Bubenberg nehmen um 1280 anstatt des steigenden Löwen und des
Dreiberges einen geteilten Schild an, von blau mit weißem Stern und von weiß. Die Herren
von Heidegg führen bis 1272 die Helmhaube als Wappenbild, in der Folge aber gespalten von
gelb und schwarz u. s. w.
* Yergl. Zürcher Wappenrolle, Nr. 198 Mülhain, 284 Kasteln, 287 Riet.
^ Hohenlohe, Fürst F. K., Das heraldische Pelzwerk, 1867.
® Vergl. Stacke, Deutsche Geschichte, S. 464. Barbarossa als Kreuzfahrer nach einer
Miniature von 1188.
' Dekorative Anwendung des Pelzmusters als Wanddekoration im Palas des Unterhofes
zu Dießeuhofen. Bahn, Zur Statistik schweizer. Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, S. 99.
ä Beispiele bieten die Wappen der Grafen von Froburg, Freiburg, Bregenz, Urach, der
Herren von Montfaucon, Senn von Münsingen u. s. w.
88 II- Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz, — XIII. Jahrhundert.
das durch Verwendung von Bauch- und Rückenstück derselben Tiergattung erzielt
worden ist. Aus dieser letzteren Art, mit welcher die Mäntel der Großen aus-
geschlagen waren, haben sich die verschiedenen Wolken-,
Zinnen- und Eisenhutmuster ^ der Heraldik entwickelt.
Von eigentlichen Gesetzen oder Vorschriften kann man
in der frühen Zeit nicht reden, und wenn sich Regeln heraus-
gebildet haben, die von keinem Schildner übertreten worden
sind, so ist dies unter dem Einfluß eines gesunden Geschmackes
und aus den Anforderungen an den Schild geschehen. Die
Zeichnung ist gewöhnlich einfach, aber in flottem und leb-
Fig. 23. Wappen der Grafen J^aftem Umriß ffesfeben Und nur mit den notwendigsten
V. Froburg. (Haus z. Loch.) o o o
Details versehen. Gar zu starken Zerrbildern suchte man
durch mehrfache Wiederholung des betreffenden Bildes zu begegnen oder durch
Beifügung eines Berges (Dreiberg), Schildhauptes u. a. m.^
Die meisten Wappen sind mit zwei Farben fingiert, einer hellen und einer
dunkeln. Drei- und mehrfarbige Wappen beschreibt schon Konrad v. Mure in
seinem Clipearius^ (zehn Schilde), aber ein häufigeres Vorkommen kann erst gegen
Ende des XIII. Jahrhunderts nachgewiesen werden. Mißfarbige Paarungen kommen
vor,* gehören aber zu den Seltenheiten oder werden geflissentlich erwähnt, um
heidnische Krieger^ von christlichen zu unterscheiden. Alle Farben werden
ungebrochen^ verwendet, um den vollen optischen Effekt zu erzielen. Die sechs
Farben weiß, gelb, rot, blau, schwarz und grün müssen bei den Dichtern ge-
nügen, um die größte Farbenpracht zu schildern. So beschreibt K. v. Würzburg'
die Ankunft der griechischen Flotte vor Troja im Trojanerkrieg, Vers 25145 ff.:
ein sege^l swars, der ander blank
schein üf dem tobenden wilden se
der dritte grilene alsam ein cle
vil wunnecliche erlühte,
' lieber das Eisenhutmuster vergl. v. Mayer-Mayerfels, Herald. ABC, S. 835 — 389 und
V. Sacken, Katechismus, S. 49—52.
2 Vergl. Zürch. Wappenrolle Nr. 177. 178. 179 und Schild von Seedorf II, S. 28.
^ Bouly de Lesdain, Les plus anciennes armoiries fran(;aises. — Archives heraldiques
1897, S. 99. Es werden 6 Wappen mit einer, 405 mit zwei und 53 mit drei Farben erwähnt.
* Im Clipearius: Nr. 10. König Dacus hat als Wappen in rot einen schwarzen Adler.
Im Hause zum IjOcIi : Nr. 9 Vink, in rot ein blauer Leu. Im Turme zu Erstfelden : Nr. 7 1 ,
schwarzer Adler in blau.
^ Konrad von Würzbury, Partonopier und Meliur:
19818 an sinem wäpenkleid ich spür
daz er ein fremder ritter ist.
Es ist möglich, dali diese Mißfarben in Anlehnung an die gebrochenen l'arben des Orients
gewählt worden sind.
* B7'un ist eiu häufiger Ausdruck für schwarz, indem bald die eine, bald die andere
Bezeichnung in der Aufzählung figuriert.
' Konrad von Wiirzburg, Der trojanische Krieg. Herausgegeben durcli Adalbert v. Keller
Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart, 44.
2. Der Schild. 39
der vierde r(vter dühte,
denne ein vrischiu rose rot
vil f/ehven schin der fünfte bot
und gap der sehste bldwen schin.
Es lag in der Natur der Sache, die Wirkung durch möglichst einfache
Mittel zu bewerkstelligen und keine Farben zu wählen, die nicht weithin leuchten
konnten. Wenn man berücksichtigt, daü einzelne Figuren aus Pelz ausgeschnitten
waren und die Naturfarbe^ an sich trugen, so erklärt es sich leicht, daß auch
sog. unheraldische Farben, wie z. B. l:)raun und grau im Schilde auftauchen.
Die ungleichmäßige Verwendung der einzelnen Farben ergibt sich wiederum
aus ihrer Fernwirkung, denn die am häufigsten verwendeten sind rot, weiß und
o-elli." Immerhin ist ein lokales Vorherrschen einzelner Farben und Farben-
Paarungen nicht zu bestreiten. So sollen die Franzosen,^ wenigstens im späteren
Mittelalter, blau-gelb, die Deutschen^ rot-gelb, schwarz-gelb, die Oesterreicher-''
rot-weiß mit Vorliebe geführt haben. Bei uns ist die Reihenfolge der Farben
nach ihrem Vorkommen:^ iveiß (238), rot (169), hlau (91), schwarz (89), gelb
(87), grün (2), der Farben])aarungen : rot-weiß (198), schwars-iveiß (45), hlau-
weiß (44), schwarz-gelb (29), rot-gelb (23), blau-gelb (15), grün-
iveiß (2). Die blau-iveiße Paarung erscheint auf den Wappen
im Hause zum Loch in Zürich viel häufiger, als z. B. im
Clipearius und in den Wappen im Turme zu Erstfelden, und
darf wohl mit den Zürcher Stadtfarben in Zusammenhang
gebracht werden.
Die Bewehrung,^ das heißt die Bemalung gewisser Neben-
teile der Wappentiere, fanden wir schon am Schilde von
Fig. 24 Wappen der Vink
Seedorf (weißer Leu mit weißen Krallen). Im XIII. Jahr- aus dem Hause zum Loch,
hundert macht sich der Brauch geltend, die Bewehrung mit einer dritten, von
Schildbild und Fläche verschiedenen Farbe zu bemalen. Zunge, Krallen, Schnäbel,
^ Konraä von Würzhurg, Trojanerkrieg Vers 31.'i98:
des schilt was grüener denne ein louch
dem abe geschröten ist der kil,
und stuont dar inne ein vederspil
geverwet als ein valke brün.
^ Bouly de Lesdain gibt folgende Zusammenstellung, durch Anwendung der späteren
Farben auf die farblosen Wappen auf Siegeln: rot (288), gelb (259), weiß (186), blau (117),
schwarz (57), grün (13); Paarungen: rot-gelb (121), rot-weifs (92), blau-gelb (59), gelb-schwarz
(29), blau-weiß (25), schwarz-\veiß (26).
* Das Wappen des Regentenhauses ist bekanntlich: blau mit gelbeu Lilien besät.
* Reichssturmfahne des Reiches: gelb-rot. Wappen: in gelb ein schwarzer Adler.
^ In rot eine weiße Binde führen die Herzoge von Oesterreich.
" Zusammengestellt aus dem Clipearius, den Wappen des Hauses zum Loch und denen
des Turmes zu Erstfelden. Zu bemerken ist, daß manche Wappen später gelb erscheinen, die
hier weiß gemalt sind.
^ Im Schildsiegel des Grafen Diethelm V. von Toggenburg erscheint der Leu gekrönt,
1229, wohl eines der frühesten Beispiele.
40 II- Teil: Gescliichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Hände, Füße, Flügelstangen und Kronen erscheinen nun je nach der Farben-
paarung in einer der sechs Farben. Bei Konrad von Mure sind folgende Beispiele
zu finden : in weiß ein schwarzer Hirsch mit gelbem Geweih, ^ in weiß ein roter
Adler mit schwarzen Fängen, in weiß ein schwarzer Leu mit gelber Krone,
in gelb ein schwarzer Hirsch mit rotem Geweih. Im Hause zum Loch:^ in rot
ein blauer Leu mit zwei gelben Hirschstangen (Fig. 24). Auch Konrad von
Würzburg gibt uns einige Beispiele von Bewehrung im Trojanerkrieg: Wappen
des König Remus von Troja:
32 288 Remus in eime schilte
mit golde wol beschoenet
fuort ein pantier gekrcenet
daz hete läsürblawen schin
sin /crowe luter sübertn
üz eime glänzen Spiegel var,
und das Helmkleinod des Paris:
33 098 er hete üf sinem heim gemäht
nach sines schiltes wapen
die Schenkel mit den täpen
eins löuwen, den er drüfe truoc
der stuonden zwene schone gnuoc
geschrenket drüf in kriuze wis
und waren die durch hohen pris
durslagen rot von golde fin
die Idäiven glizzen silberin.,
die von den täpen hihten.
Eine Vermehrung des Wappens durch Vereinigung mehrerer Bilder in dem
selben Schilde ist uns schon beim Aufkommen der heraldischen Figuren begegnet,
imd soll hier, zusammen mit der Verschmelzung ganzer Wappenschilde, näher
betrachtet werden. Diese Erscheinung ist für die reiche und kunstvolle Ent-
wicklung des Schildbildes wichtig. Die gebräuchlichen Arten,
verschiedene Bilder oder zwei verschiedene Wappen im selben
Schilde darzustellen, bestanden in dem Auf- vmd Neben-
einanderlegen der Figuren, wobei das Heroldsbild gewöhnlich
mit einer gemeinen Figur belegt wurde, im Aufeinander-
legen ganzer Schilde und im Zusammenstoßen derselben
(Nelx'neinanderlegen der halbierten Schilde). Die erste Art
Fig. 25. Wappen des Peter ^^^^ ^^® gebräuchlichste, uud in allen Gegenden des Landes
de Turro 1227. ziemlich früli und zahlreich nachzuweisen. Heraldische Teilung
und gemeine Figuren zeigt schon das Wappen der Grafen von DiUingcn und
Kyhurg (Schrägbalken von Löwen begleitet), ferner dasjenige des Feter de Turre^
' Clipearius Nr. 21 (roinnieru), Nr. 27 (Tirol), Nr. 11 (.lülicli), Nr. 70 (Hirtzberg).
^ Wajipen d(!r Vink (Zürich) Nr. 0.
* Schildsiogel. Ahb. im Basler Urkundenbuch 15d. 1, Tat". 11, Fig. 120.
2. Der Schild. 41
(im Freiviertel ein Turm) 1227 (Fig. 25), der Grafen von Buchegg^ (Pfalil mit
drei Rosen) 1252, des Girard de üomjyey,^ Seigneurs de Riie (im Schildeshaupt
drei Muscheln) 1278. Im Clipearius findet sich: der Herzog von Lothringen^
(in gelb ein roter Schrägbalkeu mit drei weißen Adlern belegt), im Turm zu
Erstfelden: das Wappen der de Pont (Freiburg) (in rot ein weißer Schrägbalken
mit blauem Leu) u. a. m.
Mehrfache Wiederholung einer Figur im Schilde neben dem eigentlichen
Bild, das Bestreuen (senier), ist jüngeren Ursprungs. Konrad von Mure erwähnt
kein Beispiel, dagegen zeigt uns ein solches das Rundsiegel des Freiherrn Walther
V. Klingen'^ (Zürich) 1255 (weißer Leu in schwarzem, mit gelben Schindeln be-
streuten Feld). Die Freiherren von Glane^ (Freiburg) führten einen weißen Löwen
im roten, mit weißen Krückenkreuzen bestreuten Felde, die Grafen von Saar-
brücken desgleichen in blau.
Die Farbenvermehrung, welche durch Belegen eines zweifarbigen Feldes
mit einer einfarbigen Figur oder eines einfarbigen Schildes mit einem mehr-
farbigen Bilde, stattfindet, ist an folgenden Beispielen zu sehen: Wappen der
Freiherren von BaJm ^ (Aargau) in sechsmal weiß und blau gespaltenem Felde ein
roter Leu (Turm von Erstfelden) in einfach weiß und blau gespaltenem Felde
(Eacksteine von St. LTrban) ; Freiherren von Grandson sechsmal blau und weiß
gespalten, darüber ein roter Schrägbalken mit drei gelben Muscheln Ijelegt.
Umgekehrt im Clipearius: Landgraf von Tldiringen'^ in blau ein rot-weiß, quer-
gestreifter Leu ; im Hause zum Loch
Wappen Nr. 27 in blau eine weiß-rot
gespaltene Burg; Grafen von Neuenbürg
in gelb drei rote Pfähle mit weißen
Sparren.
Die Vereinigung zweier Wappen
durch Aufeinanderlegen der Schilde ist
bei uns selten und schwer nachweisbar, ^^ Fig. 26.'
• 1 j 1 ai-ii 111 1 Wappen d. Meyer V. Biel. Wappen d. Freien v. Kempten.
mdem der untere Schild auch als heral-
disch verzierter Schildrand gelten kann. Eine Ausnahme l^ildet das Wappen der
Meyer von Biel nach einem Siegel des Ulricus, villicus in Biello von 1285
(Fig. 26). sonst vermögen die Siegel keinen sichern Anhalt zu geben, weil die
fraglichen Wax^pen l)ald mit erhöhtem Rande, bald mit erhöhtem Herzschild
' Zürcher Wappeiirolle Fig. 21'.
^ Eundsiegel von 1278 (Sammhmg der Autiq. Gesellschaft).
' 18 Lotharingus habet gilvum clipeum, sed oportet
Quod tres zona rubeus albas aqiiilas ibi portet.
* Zürcher Wappenrolle Fig. 138.
^ Turm von Erstfelden Nr. 49 und 74.
" Turm von Erstfelden Nr. 43 und 73.
' 28 Thüringen (blaveo) clipeo stat forma leonis
Cuius pellem variam rubeo niveoiiue reponis.
42 II. Teil: Geschichte der Heraldik iu der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
erscheinen. Mit erliöhtem Mittelschilde dargestellt finden sich auf Siegeln des
XIII. Jahrhunderts die Wappen ([qy Freiherren von Kempten'^ (auf gelb ein schwarzer
Schild) und der Freiherren von Bonstetten (auf gelb ein schwarzer Schild mit drei
weißen Wecken). Einen blauen Herzschild auf rot-gelbem Felde zeigt das Wappen
der Grafen von Oettingen (Turm zu Erstfelden).
Mehrere Bilder in verschiedenen Farben in einem Schilde zu vereinen,
geschieht durch Spaltung (senkrecht) oder Teilung (wagrecht) des Feldes in zwei
Hälften oder durch Zusammenschieben der Figuren im gleichen Felde. Für die
erste Art citiere ich als Beispiele das alte Wappen der Bubenberg, Bern (gespalten,
rechts ein steigender Leu, links ein Dreiberg), ^ das der Schönenwerd (Zürich)
(gespalten, von weiß mit schwarzem, steigendem Leu und von rot),^ für die zweite
das alte Wappen der Münch^ von Basel (geteilt, oben schreitender Leu, unten
geweckt) und den Schild des Herrn Rudolf v. StrettUngen und Wimmis, Bern
(geteilt, oben der Pfeil von Strettlingen, unten drei Rosen von Wimmis?).^
Ohne Teilung führen die Herren v. Sax^ Leu und Adler übereinander, während
die zwei Bilder im Wappen der stamniesverwandten Toggenburger'^ mono-
grammistisch zusammengeschoben sind,
Vereinigung zweier Wappen durch Vierteilung des Schildes gehört im all-
gemeinen erst der späteren Zeit an, findet sich aber im Clipearius beim Wappen
von Spanien (in gelb schwarzer steigender Leu 1 und 4, in weiß rote, mehr-
türmige Burg 2 und 3). ^
Wir sehen, an Beisjsielen für die komplizierteren Arten der Schildbereicherung
fehlt es nicht. Aber diese nach und nach gesetzlich werdenden Kombinationen
haben in unserem Lande nicht Fuß gefaßt, ebenso wenig wie die unnatürlichen
Regeln der späteren Kanzleiheraldik.
Im Laufe des Jahrhunderts, bei uns erst im XIV., wird dem Zusammen-
stoßen der Schilde eine besondere Bedeutung beigelegt, durch die Vereinigung
der Wappen von Mann und Frau in demselben Schilde. Ein Beispiel liefert der
Schild im Siegel der Gräfin Margaretha von Hohenberg-Fürstenberg ^ 1295. Es ist
aber sehr zweifelhaft, ob dies je auf den Kampfschilden angewendet worden sei.
Neben den schon erwähnten Schildverstärkungen, Umbo und Buckelreis,
finden unbedeutende festigende Zutaten Platz auf dem Schilde und bilden den
' Zürcher Wappenrolle Fig. 293, 391.
'^ Schildsiegel l'etri in Babonheri; r210/'41. Abb. Berner ürkundenbuch Taf. 1^9, Fig. lol.
•'* Haus zum Loch Nr, 14.
•* Schildsiegel des Konrad Münch l'j;37. Abb. Basler ürkundenbuch Tat'. 9, Fig 99.
^ Kundsiegel von 1259. Abb. Berner Ürkundenbuch Taf. 2S, Fig. 129.
" Zuerst im Schildsiegel des Heinrich de Sax von 123G.
' Näheres bei Gull, Die Grafen von Toggenburg. Neuchätel 1S!H). — Archivos iu'ral-
di(iu('s, Beilage.
^ 3 liex Ilisjjanie duos gilvo tibi nigro leones
in niveo(iue duas urb(>s rubeas ibi pones.
" .\bb. bei Jlohctdohc-Wdldnihtirfi, Zur Geschichte des Fürstenbergischen Wappens.
Stuttgart 18«JU.
2. Der Schild. 43
letzten Zuwachs seiner Bereicherung. Quer- und Schrägbalken, einfach und
kreuzweise über das bemalte Feld gelegt, Sterne und Rosetten und der heral-
disch verzierte Schildrand gehören dahin. Wagrechte Querstange zeigt das
Wappen derer v. Iffenthal^ (Aargau), derer v. Bietenloh,^ ein Schrägbalken der
Schild der Herren von Ligers 1238, zwei Schrägbalken kreuzweis über einander
gelegt der Grafen von Oettingen^ (Konrad von Mure), zwei Querbalken über ein-
ander das Wappen der Freien von Signau'^ (Emmenthal). Der Schildrand wird nicht
nur einfarbig tingiert, sondern mit heraldischen Mustern belegt. Zwei Beispiele
enthält der Clipearius, nämlich das Wappen der Grafen von Freiburg^ (in gelb
ein roter Adler mit Veh-Schildrand und dasjenige der Grafen von Zollern^ (in
weiß ein roter Leu mit achtmal von gelb und schwarz gewechseltem Rande).
Das Wappen der Freiherren von Tägcrfelden'' (Aargau) zeigt einen geschachten
Rand (in blau ein weißer Adler mit rot-weiß geschachter Borte).
Rosetten, Sterne. Nagelköpfe,^ wie sie in Siegeln auf den Schilden er-
scheinen, hängen mit der Art der Befestigung des Schildbildes auf dem Schild-
brette zusammen. In den einen Schilden erscheinen diese Zutaten nur sporadisch
oder nur auf den Siegeln der gleichen Person, beweisen also eine Art Nach-
bildung des wirklichen Schildes^ (zwei Sterne im Siegel des Heinrich von Sax
1257), in den andern werden sie erblich und erhalten den Wert von Wappen-
bildern ^"^ (zwei Sterne im Wappen der Rümlin gen, Bern). Daß dabei die dekorative
Form der Zierart maßgebend sei, habe ich schon bei den eigentlichen Bildern
berührt, aber die Nachbildung einfacher Nagelköpfe weist darauf hin, daß der
Kampfschild dem Siegelstecher als Vorbild gedient haben muß.
Schließen wir die Betrachtung über die dekorative Bedeutung des Schild-
bildes mit einer kurzen Zusannuenfassung der gestellten Anforderungen, so lautet
dieselbe kurz: Einfachheit und Originalität der Zeichnung, — Größtmögliche
Darstellung und Raumfüllung, — Farbenpaarung nach den Gesetzen der Optik.
Wenn das Schildbild unter dem Einflüsse dieser äußeren Anforderungen seine
Form erhielt, so haben innere Gründe die Wahl desselben bestimmt. Hier tritt
uns eine ausgebildete Bildersprache entgegen, welche, oft in versteckter Art und
' In gelb ein roter, aufrechter Leu mit blauem oder schwarzem Querbalken unter oder
über der Figur. Vergl. Siegel des Geschlechtes und die Wappenbacksteine von St. Urban.
^ Schildsiegel Bertoldi de Bietenlo 1278. Siegelsammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
' 61 Oetingen viret et gilvo rubeoque repingit
Limbum, quos nivea cancellans linea stringit.
■* Wappen fünfmal gespalten von weiß und blau mit zwei roten Querbalken. Abb. des
Wappens in Stumpfs Chronik. — Pusikan, Die Helden von Sempach, Taf. 14, Fig. 2.
5 Vergl. Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 180.
* 55 Zolren stat niveo rufus leo margine lato
Gilvis atque nigris octo spaciis variato.
' Vgl. Grabstein mit dem Wappen Tegerfelden zu Wettingen. HI. Teil.
* Schildsiegel des Heinrich de Sax 1236.
® Yergl. auch Rundsiegel des Herrn Werner von Chien 1283 mit einem Stern.
^^ Rundsiegel des Rudolf von Rümlingen 1277, Berner Ui'kundenbuch Taf. 62, Fig. 49.
44 II. Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Weise, den Namen des Trägers enthält oder auf seine Aemter und Würden
anspielt. Der überreichen Symbolik trat der fröhliche, oft derbe Witz des
Mittelalters zur Seite und formte mit ihr zusammen jene Bildersprache, welche
der Heraldik des XIII. Jahrhunderts ihre Originalität verleiht. Eine symbolische
Beziehung des Schildbildes zum Träger oder dessen Namen konnte sowohl durch
die Farbe, als durch das Bild direkt und indirekt hergestellt werden. Wenn
wir die ganze Materie in drei große und unter sich nicht scharf abgegrenzte
Gruppen einteilen, so erhalten wir als größte an Zahl und an Mannigfaltigkeit
diejenige der redenden Wappen. Alle Namenswappen das heißt alle diejenigen
Darstellungen, welche offen oder versteckt, ganz oder teilweise den Namen des
Trägers nennen oder ihn erraten lassen, gehören dahin.
Schildbilder, welche nur durch die Farbe ^ reden, sind noch selten, in Ver-
bindung mit Figuren dagegen häufig. Die Wappen der Herren von Grünenberg^
und derer von Schwar^cnberg^ sind in gelb ein grüner und in weiß ein schwarzer
Berg. Eine rote Burg in gelb führen die Vögte von Rotenburg^ (Konrad von
Mure) und eine weiße in rot die Freiherren von Weißenburg^ im Oberland. Der
Herren von Botenstein^ Wappen weist in weiß einen roten, gelb gesteinten
Schrägbalken auf. Schon in die Symbolik hinüber greifend erscheinen drei weiße
(mit Schnee bedeckte) Drei-
berge der Herren von Winter-
berg'^ (Zürich) in schwarz.
Die Herren v. BlanJcenburg^
(Bern) führen in schwarz
ein blanke (weiße) Burg.
Hübsch, aber weniger im
Fig. 27. V. Mandach. v. Laubegg. v. Feiga. Scliwuuge siud die redenden
Heroldsbilder. Von mir bekannten Beispielen führe ich an:
1274 im Siegel des Dietrich am Ort^ (Freiviertel ^^ Ort), das Wappen der
Herren von Kürnegg^^ (in rot ein weißes Egg), derer von Hohenegg^^ (in rot ein
hohes, weißes Egg), der Stucld^'^ von Zürich (schwarz-gelb gestückter ^geständerter
^
' Rot von Eotberg (Basel) in weiß eine rote Rose auf rotem Dreiberg oder nur eine rote
Rose. (Basler Wappenbuch, Meyer-Kraus) Pusikan, Taf. 4.
^ Konrad von Grünenbergs Wappenbuch, in grün gelber Dreiberg. Zürcher Wappenrolle,
8. 4(i7. Pusikan, Taf. 2.
' Zürcher Wappenrolle Nr. 4(i(i.
* Clipearius des Koin-ad von Mure, Vers 4.'i.
* Abgebildet auf dem „Brautkästlein der Eidgenossenschaft." Schweiz. Landesnuiseum.
® Zürcher Wappenrolle Nr. 194.
' Zürcher Wappenrolle Nr. 497.
^ Turm von Krstfelden Nr. 25.
» Basler Urkuiidenbuch Taf ;-5, Bd. I, Fig. 2h.
'" Zürcher Wa-})j)enrolle Nr. 75.
" Zürcher Wai)penrolle Nr. 169.
'■' Tohler-Mcijer und Kijli, Der ausgestorbene Adel der Stadt und Landschaft Zürich.
2. Der Schild. 45
Schild) und der Schatfhaiiser Herren im WinJceV (gespalten von weiß mit zwei
schwarzen Winkeln [Sparren] und von rot). Mit andern Figuren zusammen
treffen wir sie im Wappen der Edelknechte von Mandach^ (^'^- 27) (auf rotem
Dach ein schwarzer Kopf = Mann), derer von Lauhegg^ (auf rotem Egg ein
grünes Lindenblatt = Laub) und der Herren von Monegh^ (Manegg) (schräg
geteilt, oben Mond, unten Eck).
Das größte Kontingent der redenden Wappenbilder stellen die gemeinen
Figuren und zwar in so großer Zahl, daß ich mich auf wenige Beispiele be-
schränken will. Den vollen Namen weisen die Wappen der Herren von Spiegelberg ''
(in rot auf grünem Dreiberg drei goldene Spiegel), der Biber ^ von Zürich (in gelb
ein schwarzer Biber), der Staufen,'^ Haus zum Loch, (in blau drei gelbe Staufe ==
Becher), der Felga,^ Freiburg (in weiß drei rote Felgen — Radstücke), des Feter
V. Staufenberg ^ißtauf über einem Dreiberg), der Grafen von Ti erstem '^'^ (in gelb ein
rotes Tier auf grünem Stein) der Herren v. Bären f eis ^^ (in gold auf grünem Dreiberg
— Fels ein schwarzer Bär), der Binggenberg^" (in weiß auf grünem Dreiberg eine
Ringge = Schnalle), der 3Ianesse^^ (in rot zwei kämpfende, weiße Ritter — man-ezze),
der ilfwwt'/i'^ von Basel (in weiß ein schwarzer Mönch - Münch), der de Turre^^ {im
Viertel ein Turm), des Walther sum Sternen ^^ (ein goldner Stern), der Herren von
Wassersteh ^"^ ein Wasserstelzchen mit langen Beinen) 1274, der Herren v. Radegg ^^
(Teil eines Rades-Ecke), des Thomas Zebel'^^ (ein Schild von Zobel, Wolkenmuster),
des Seigneurs de Bue'^ (ein Rad = une roue) 1234. Unter den Städte- und Land-
schaftswappen erscheinen mit vollständiger Bildersprache Aarberg^^ (Aar auf einem
Dreiberg), Aarau (Aai* über der abgegrenzten, durch einen Lindeuzweig kenntlich
' Pusikan, Die Helden von Sempach. Züricli 1886. Hofer d' Biiirjer.
'^ Zürcher Wappenrolle Fig. 50. .534.
^ Wappenlnich des ausgestorhenen Adels von Zürieh.
* Stumpf, Joh., (xemeiner lohl. Eidgenossenschaft, Stetten etc. ('hrouik. Froschauer,
Zürich 1586, S. 443 b.
^ Wappenhuch des ausgestorbenen Adels von Zürich.
" Haus zum Loch Nr. 12. 13. Zürcher AVappenrolle Nr. 294.
^ Zürcher Wappenrolle Nr. 378. Haus zum Loch Nr. 163.
^ de Mandrot, Wappenbuch von Freiburg. Stumpfs Chronik.
^ Abb. Siegelsammlung des Mannheimer Altertumsvereins 1897, von Walter, Dr. Frdr.
'" Schildsiegel des Grafen Rudolf von Tierstein 1206.
. »1 Pusikan, Taf. 4.
''* Manessekodex, Blatt 58. Jahrbuch für Schweizergeschichte XXI.
" Pamdsiegel des Rüdiger Maneis 1251, Wappenbuch des ausgestorbenen Adels v. Zürich.
'* Schildsiegel des Hugo Münch 1258. Siegelsammlung der Antiquarischen (xesellschaft.
'» Basler ürkundenbuch Taf. 11, Fig. 120, Bd. I.
'® Siegelsammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
" Schildsiegel des Reinhard von Wasserstelz 1274.
'* Schildsiegel des Rudolf de Radegge 1249.
»« Basler ürkundenbuch Taf 11, Fig. 127.
■■'" Rundsiegel des Rudolf, seigneur de rue 1234.
^' Vergl. Schultheß, Die Städte- und Landessiegel der Scliweiz. Zürich 1853. Mitteilungen
der Antiq, Gesellsch., S. 12.
46 II- Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
gemacliteu Au), Bern (mit dem Bären), Biel (mit zwei gekreuzten Beilen = Bielen),
Laupen (Loupen) (mit einem grünen Zweig = Laub), Schaffhausen (aus dem Hause
[Stadt] tritt das Schaf [Bock] hervor), Uri (mit dem Kopf des Ur — Stier). Den
Namen nur teilweise nennen die Wappen der Grafen v. Greyers^ (de Gruyere,
une grue = Kranich), der Grafen von Toggenhurg^ (eine schwarze Dogge in gelb),
der Herren v. Thorher g^ (ein Tor), der Herren v. Küssnacht^ (in rot ein weißes
Kissen — Küssi) 1296, der Herren von Ruod^ (Aargau) (in blau ein weißes Ruder),
das alte Wappen der Freiherren von Bonstetten^ (eine Bohnenranke) 1251, im
Siegel des Peter Gabler'^ 1284 (eine dreizackige Gabel), des Leutold de Gerlikon^
1268 (eine Fischgeere) etc., im Wappen der Herren von Wildenberg ^ ein wildes
Tier (Greif) 1262, der Herren von Kemenaten^^ ein Kamm, der Herren von
Buchsee^^ dreimal drei Buchenblätter (grünes Laub) auf einem Schrägbalken etc.
Indirekt redende Wappen, welche rebusartig auf den Namen der Inhaber
hinweisen, sind diejenigen der Schenken und Truchsesse. Sie führen gewöhnlich
einen Becher im Schilde, das Abzeichen
ihres Amtes, wie z. B. die Schenken von
Kyburg,^^ die Herren von Liebenberg^'^ (in weiß
ein gelber Stauf, oder in gelb ein weißer
Schenkbecher), die Schenken von Habsburg ^^
(in blau eine grüne Kanne), die Truchsesse
von Wolhusen^^ (in rot ein weißer Kelch).
Die von Dießenhofen ,^^ Truchsesse der
Fig. 28. Schenk V. Liebegg. Truchseß v. Dießenhofen. n s" t'' i i tt i i c.i
Graten von Kyburg und Habs bürg, fuhren
in weiß einen schwarzen Kochkessel, die Truchsessen von Habsburg^^ in gelb
einen schwarzen Kessel), die Meyer einen Hut als Abzeichen des Amtes {Meyer
von Knonau^^ in rot einen weißen Hut). Lehensträger von Mühlen haben das
Mühlerad als Wappenbild, wie z. B. die Mülncr^^ von Zürich (in schwarz ein gelbes
' Rundsiegel des Grafen Rudolf von Greyerz 1264.
^ Zürcher Wappenrolle Fig. 35.
^ Schildsiegel des Albrecht von Torberg 1251.
* Wappenbuch des ausgestorbenen Adels von Zürich.
^ Rundsiegel des Heinrich von Ruoda 1294.
* Vergl. Zürcher Urkundenbuch III, S. 24.
' Basler Urkundenbuch Taf 16, Fig. 164, Bd. H,
^ Sicgelsanimlung der Antiq. Gesellschaft.
" Zürclier Wappenrolle Fig. 134.
'" Wapj)enbuch des ausgestorbenen Adels von Zürich.
" Zeerleder, Urkundenbuch von Bern Taf. 39, Fig. 161.
'^ Wappenbuch des ausgestorbenen Adels von Zürich.
" Wappentafel der Benefaktoren im Kreuzgange des Klosters zu Wettingen Nr. 74.
'* Abb. Haus zum Loch Nr. 137. Zürcher Wappenrolle Nr. 1H8.
'^ Wajjpentafel der Benefaktoren des Klosters Wettingen im Kreuzgange daselbst.
Wappen 75. 76.
** Wappenbuch der Stadt Zürich.
" Wappenbuch des ausgestorbenen Adels von Zürich.
2. Der Schild. 47
Rixd), die v. Mülinen^ (Bern) (in gelb ein schwarzes Rad) die r. Müllimatt^ (in
gelb ein blaues Rad) die Müller v. Rorbas ^ (in gelb ein rotes Mühlerad) u. s. w.
Der Prior von Fahr^ (an der Limmat) und das Kloster führen als Wappen-
bild einen Nachen mit zwei Rudern (fahren). Es ist schwer, zwischen dieser
und der nächsten Gruppe, den symbolischen Wappenbildern, eine scharfe Ab-
grenzung zu machen, da sie selbst teilweise schon symbolisch sind.
Die Wappen, welche auf Eigenschaften, nicht auf den Namen, hinweisen,
bilden die zweite Gruppe.^ Jedes Tier hat in der Naturkunde des Mittelalters
als Symbol einer bestimmten Eigenschaft zu gelten, die, durch das allgemeine
Bekanntsein, leicht aus dem Schildbilde herausgelesen werden konnte. Der Ädlcr,
als König der Vögel und der Leu, der Be-
herrscher der Tiere, sind naturgemäß die Vor-
nehmsten und stehen obenan. Es ist denn
auch wohl nicht zufällig, dafs gerade die ge-
waltigsten und mächtigsten Geschlechter diese
Tiere zu Wappenbildern erwählt haben. Die
Dichter^ rühmen dem Adler Reichtum und
Milde nach, Freigebigkeit und Schonung der
Kleinen und sagen ausdrücklich, daß es sich rig. 29. Adler zu Anfang und zu Ende
o.. 1 T TT • IAH clßs XIII. Jahrhunderts.
nur lur hohe Herren gezieme, des Adlers
Abbild im Schilde zu führen. Als Schildzeichen des Reiches ist es vielleicht
auch deshalb von den großen Lehensträgern übernommen worden. Die Herzöge
von Zähringen und nach ihnen die Grafen von Freihurg und Fürstenberg führen
den roten Aar im gelben Felde, die Grafen von Frohurg den buntgevehten
(gepelzten) in gelb, die Grafen von Honberg zwei schwarze Adler im gelben
Felde, die Freiherren von Tegerfelden den weißen in blau oder schwarzen in gelb
und die Freiherren von Raron den roten Adler in gelb.
Der Leu ^ ist das Sinnbild des grimmen Mutes, der Stärke und der kühneu
Tapferkeit. Er kommt viel häufiger vor, als der Adler, wie denn auch die
Tapferkeit verbreiteter gewesen ist unter dem Adel als große Reichtümer.
Konrad von Würzburg singt von Hektors Wappen:
' Wappenbuch des ausgestorbenen Adels von Zürich.
* Schildsiegel des prepositus de Fare 1243. Zürcher Urkundenbuch III, Fig. 57.
* Grundlegend für die Tiersymbolik ist ein Traktat des XII. Jahrhunderts „von Tieren
unde von Fogelen" (Physiologus). Maßmann, Deutsche Geschichte des XII. Jahrhunderts.
Quedlinburg 1837. II. Teil.
* Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 148 ff. — Konrad von Meyenberg, Buch der Natur :
„und spricht Augustinus, daz er der edelst vogel sei und sei ain küng aller vogel."
* Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 150 ff. — Konrad von Meyenberg, Buch der Natur:
„leo ist ain künig aller andern tier, hat nit untrew noch valscher list an im." Im Clipearius
wird von dem Löwen der Habsburger gesagt:
32 Habspurg in gilvo rubel stat forma leonis,
Quem velut ad predam distento corpore ponis.
48 II. Teil : Gescliiclite der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
25970 daz er den löuwen fuorte,
daz was im wol gemaeze
so frech und also rseze
wart nie grimmer löuwe als er.
Den Löwen führen die Grafen von Kyhurg, die Grafen von Hahshurg (in
gelb ein roter steigender Leu), die Freiherren von Glane, Freiburg (in rot ein
weißer Leu) die Freiherren von Klingen und die Seigneurs de Blonay (in schwarz
ein weißer Leu), die Freien von JBrienz (in blau ein weißer Leu), die Herren von
Palesieux etc.
Adler und Leu zusammen finden sich in den alten Wappen der Grafen
von Toggenhurg (in gelb roter Leu und blauer Adler), der Freiherren von Hinivil
und der Freiherren von Sax.
„Der Leopard^ ist ein Tier geporn von dem Lewen und von dem parden."
Die Dichter unterscheiden genau zwischen Leu und Leoparde, was ihnen leichter
fiel, als den Bildnern, den Malern und Siegel-
stechern, welche ihn dadurch vom Löwen
zu kennzeichnen suchen, daß sie denselben
stets mit nach vorn gedrehtem Gesichte
darstellen. „Er ist ein Zeichen der Stärke
und des Grimmes und läßt sich nur von
den edelsten Fürsten fangen."
Die Freiherren von Tenffen^ (Zürich)
Fig. 30. V. Teufen. Leopard. v. Tengen. Einhorn. . .„ . r- i
führen m weiß emen roten aufrechten
Leoparden, die v. Bamswag^ (Thurgau) in weiß zwei rote gelb gekrönte Leoparden
übereinander.
Das Einhorn ist das Symbol der Keuschheit, der wilden, unbezähmten Kraft,
welche sich nur durch die keusche Jungfrau bezwingen läßt. Es erscheint im
Schilde Aev Freiherrn von Tengen'^ (weiß in rot) und im Wappen dier Freiherren
von Büscgg^ (schwarz in weiß), gehört aber wie der Panther, das Sinnbild der
Wildheit, zu den seltenen Schildbildern.
Wie die Tiere, so besaßen auch die Pflanzen symbolische Bedeutung. Die
Lilie ist das Sinnbild der Reinheit, der Gottesmutter Maria, und wird gewöhnlich
gelb oder weiß fingiert. Manchem Wappen mag sie als Zeichen kirchlicher Er-
gebenheit beigesetzt worden sein, denn sie erscheint oft ganz unmotiviert, wie
z. B. im Siegel des Grafen Hugo I. von Werdenherg^' (drei Lilien auf der Fahne),
' Aus Konrad von Mci/cvhi'rg, vide Sei/ler, Geschiclite der IIcM-aldik, S. ir)S.
''' Zelkr-WerdmiUler, lleraldisclie Aussclmiückung einer zürelier. Rittorwohnung 1S71.
Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft Bd. XXXVIII, Fig. 88.
^ Haus zum Loch Fig. 41. — Zürcher Wappenrolle Fig. 179.
* Zeller -W er dmüllcr, Haus zum Loch.
•'■• Fibenda Fig. 151.
" Vergl. die Siegelabbildnngen zum Zürcher. Urkundenbucji.
2. Der Schild. 49
des Freiherrn Heinrich von Tengen (im Schilde), im Siegelfekle des Grafen
Rudolf von Hahshurg und seiner Gemahlin etc.
Eine Lilie erscheint im Wappen der Herren von Maggenherg (weil.^ in blau)
und der Herren de Villard (über einem Schrank). Auch kommt sie oft als Siegel-
bild geistlicher Herren vor, was erst später zur Betrachtung gezogen wird.
Die Rose gilt als Zeichen der Minne, überhaupt als
ein Bild des Friedens. Die Grafen von Ruppvrsic'd führen
im weißen Felde drei rote Kosen, die Ritter von Dübclstein
zwei, die Herren von Güttingen eine und die Ritter von
Rorschach (Rosach) einen ganzen Rosenzweig.
Das Kreuz, das schon in vorheraldischer Zeit die Fahnen
und Schilde der Kreuzfahrer geziert hat, behält seinen
religiösen Cliarakter in der Heraldik bei. Auf den Abbildungen j,.^ ^^ ^. j^oj-g^jj^ch-
erscheint es hie und da als wirkliches Vortragekreuz, das Rosenberg.
unten mit einer Spitze versehen und aus dem wohl das heraldische Kreuz, das
sog. Balkenkreuz, entstanden ist. Vortragkreuze finden sich im Schilde des
Johanniterhauses Sulz vom Jahre 1298, des hl. Ursus im Siegel der Stadt Solothurn
vom Jahre 1252, mit einem Teil der Tragstange. Ein rotes Balkenkreuz im
weiüen Felde führt das Bistum Konstanz. Das Kreuz im Wappen der Grafen
von Savoyen möchte ich, wie das später entstandene Schweizerhreuz,^ auf das
Schild- und Fahnenbild der thebäischen Märtyrerlegion zurückführen, welche
das CTfvuze Land mit Heilio^en versehen hat.
Daß es eine eigene Farbensymbolik^ gegeben hat, ist mehrfach ülierliefert.
* Der Ursprung des Scliweizerkrouzcs soll auf den C'onfliotus Laupensis zurückgehen, in
welchem die Eidgenossen als Streiter der h. Kirche gegen den gehannten Kaiser Ludwig, den
Bayer, das Kreuz aufhefteten. Jedenfalls ist das Kreuz ein kirchliches Abzeichen. Neben dem
Fahnenhilde erscheint es zuerst auf einer Urnerfahne aus dem Ende des XIV. Jahrhunderts, auf
einer ünterwaldnerfahne von 1489, auf dem Balken im Zugerwappen, im Panner von Zürich auf
dem roten Schwenkel oder im blauen Tuclie u. s. w. Als wirkliches und alleiniges Fahnenbild scheint
es in den Burgunderkriegeu geführt worden zu sein, dennDiebold Schillings Chronik bildet die rote
Flagge mit durchgehendem, weißen Kreuz als Gesamtfeldzeichen ab, das den Standespannern voran-
getragen wird. (Abb. \)&\Zemp,jyv.3., Die Schweiz. Bilderchroniken 1897.) Sie erscheint auch in der
Chronik von Werner ScJiodeler, zirka 1.514. (Msc. Bibliothek Zurlauben 18, Kantonsbibliothek in
Aarau.) Die Flagge, ähnlich den burguiidischen, hat eine abgerundete Spitze. Im Berner Museum
befinden sich Originalfahnen (savoyischen oder italienischen Ursprungs bezeichnet), welche dem in
den Chroniken dargestellten Typus ganz entsprechen und um so eher eidgenössische Flaggen
sein können, als die Savoyerfahnen von viereckiger Form und mit schmalem Balkenkreuz ver-
sehen sind. Im letzten Jahrhundert tragen die Fahnen der Schweizerregimenter das durchgehende
Kreuz, aus dessen Ecken sich die geflammten Standesfarben über das Tuch verbreiten. Abbild-
ungen aus dem 16. Jahrhundert in S. M. degli Angeli in Lugano (Anzeiger für Altertumskunde
1892, S. 97) und in der casa del Negromaute in Locarno (1891, S. 593).
^ Den vier Elementen entsprechen die vier Hauptfarben: weiß = Wasser, rot = Feuer,
blau = Himmel oder Luft, schwarz - Erde. Gelb = Sonne. Das Grün ist in den Wappen
seltener. Zur Zeit Ludwigs des Heiligen galt es als besonders vornehm. Auch die Nachkommen
des Propheten tragen grüne Turbane. Nach Sicille, dem Wappenherolde Alphons V. von
Aragonien bedeutet Grün : Schönheit, Liebe, Freude (Sakrament der Ehe).
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. 4
50 II- Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
aber daß sie schon im XIII. Jahrhundert bekannt war, dafür kann der Beweis
nicht erbracht werden. Ansjiielungen auf Sagen und Begebenheiten, auf Amt
und Würde, auf das Wajspen des Lehensherrn, auf die geographische Lage des
Ortes, auf den Schutzpatron sind unter den Schildbildern zu finden. Das Kloster
Einsiedeln^ führt bei Konrad von Mure in gelb zwei schwarze Raben, welche
nach der Legende die Mörder des hl. Meinrad, des Kloster.stifters, der strafenden
Gerechtigkeit verraten haben. Die sitzende Figur Karls des Großen (in trono)
hat das Chorherrenstift von Zürich,^ so wie sie am Großmünster in Stein ge-
hauen ist, als überlieferten Stifter zum Schildbilde erkoren, die Ahtei zum Frau-
münster^ dagegen den sagenhaften Hirsch, der mit einer leuchtenden Kerze
zwischen den Geweihstangen die frommen Töchter König Ludwigs des Deutschen
an die Stelle des spätem Klosters geleitet habe. Die Herren von Heimcnstein^
führen ein gesatteltes Pferd im Wappen, in Anlehnung an das Riesenpferd der
sieben Heimonskinder, und JBern den Bären.
Auf Amt und Würde weisen z. B. der Bischofsstab im Wappen des Bistums
Basel, die Kirchenfahne der Grafen von Werdenberg und Montfort^ (Kloster-
kastvögte), der Reichsadler der Grafen von Honherg und der Bitter von Eptingen^
auf Reichslehen. Gewöhnlich pflegte man solche Abzeichen als Kleinod auf dem
Helme anzubringen, da dieselben doch mehr persönlicher Natur waren. Es ist
nicht möglich, alle Bischofsmützen und Kirchenfahnen auf geistliche Vogteirechte,
Bracken und Hörner auf Jagdrechte, Schafscheren auf Schäfereigerechtigkeiten
zu beziehen," weil die Beweise gewöhnlich nicht zu erbringen sind, aber das ist
gewiß, daß jeder, der ein Vorrecht geltend machen konnte, nie unterlassen hat,
es öffentlich zur Schau zu tragen.
Li wie fern die gelb und rote Farbenpaarung, *^ die uns in vielen Wappen
der angesehensten Geschlechter unserer Gegenden begegnet, mit der alten rot-
gelben Reichssturmfahne in Zusammenhang gebracht werden darf, ist aus Maugel
an Beweisen nicht zu bestimmen. Deshalb ist aber die Möo-lichkeit, daß die
Lihaber von Reichslehen diese beiden Farben speziell gewählt haben, nicht aus-
geschlossen. Ich erwähne die Herzöge von Zähringen (Rektoren von Burgund).
die Grafen von Habsburg (Landgrafen im Elsaß), die Grafen von Kyburg (Land-
' Auf Siegeln erscheint das Wappen erst im Laufe des XIV. Jalirlmnderts.
^ Vergl. z. B. Schildsiegel des Propstes Ilrch. Maneß 1259. Zürcher ürkb. II, Nr. 41.
" Der Beweis, daß diese Figuren wirklicli als Wap])cn und nicht mir als Siegelhildor
gedient haben, kann nur dadurch erbracht werden, daß andere Wappen der beiden Korporationen
erst viel später aufgekommen sind.
* ISeijler, Geschichte der Heraldik, S. 139, 141.
^ Vergl. Gull, Die Grafen von Montfort, von Werdenberg-IIeiligenlxM-g und von ^^'erden-
berg-Sargans. Neuchätel 1891. Sui)plemont des Arcbives lieraldiqnes.
* Die Grafen von Honberg hatten das Amt des Reichsvogtes inne, und die von Kptingon
füiirten einen Adler als Dienstmannen der Grafen.
' Vergl. V. Ilohenlohe, Fürst F. K'.
® Die Herzöge von Scliwalien trugen die Reichsstnrnifabne. Ihr Wai)i)en besclireibt
Konrad von Mure als drei rote Leoiiarden in gelb.
2. Der Schild. 51
grafen im Thurgau), die Grafen von Neuenburg, von Buchegg (Landgrafen in
Klein-Burgund). von Tiersfein, von Baden, von Veringen, von Montfort-Feldkirch
(Landgrafen in Unterrätien und Rlieingau), die Herren von Baron, von Sax, das
alte Wappen der Toggenhnrg und die Grafen von Pfirt etc.
Anspielungen auf die Lehensverhältnisse durch Aufnahme des lehensherr-
lichen Wappens mit veränderten Farben oder Beizeichen oder einzelner Teile
desselben, kommen häufig vor. Ln Aar-, Thur- und Zürichgau ist das Bild
des Löwen deshalb so zahlreich vertreten, weil die Grafen von Kyburg und
Habsburg, die groüen Landesherren, Löwen im Schilde führten.' Den Habs-
burgerlöwen zeigen die Wappen ihrer Dienstmannen von Beinach'^ (in gelb
roter Leu mit blauem Kopf), von Iffenthal (in gelb roter Leu mit blauem Quer-
balken), von Escliens auf dem Hauenstein (gespalten: 1 von Habsburg und 2
dreimal schräg geteilt blau-weiß), der Städte Sempach (vide S. 52), Bremgarten
(in weiß ein roter Leu) und Lauffenhurg (in gelb ein roter Leu). Das Schildbild
der Grafen von Kyburg finden wir ganz oder gebrochen als Wappen des Städt-
leins Kyhurg, der Stadt Winterthur (in weiß roter Querbalken von einem roten,
später von zwei Löwen begleitet), der Stadt Frauenfeld (in weiß eine rote Frau
mit rotem Leu an der Kette), der Stadt Wesen (in weiß ein roter Schrägballien
mit zwei roten Löwen, von denen der untere aufwärts, der obere abwärts steigt),
der Landschaft Gaster (in weiß ein gelber von zwei roten Löwen begleiteter
Schrägbalken), des Stiftes Beromünster (in rot ein gelber Schrägbalken mit einem
gelben Leu oben), der Dienstleute von ScJwnenwerd (gespalten von weiß mit
schwarzem Leu und von rot) und stückweise als Schildbild der von Bandegg
(roter Löwenkopf in weiß).
Die Grafen von Dillingen-Kyhiirg führten in blau einen gelben Schräg-
balken, von vier gelben Löwen begleitet. Das Wappen der Herren von Fridingen
(Hegau), in blau ein gelber Schrägbalken mit einem gelben Leu, weist darauf
hin, aber es ist mir nicht bekannt, ob sie urkundlich als Vasallen der Dillinger
erscheinen. Immerhin ist die Anlehnung des Wappens an eine Linie des Gesamt-
grafenhauses ersichtlich.
Die von Erlach führen als Kastellane der Grafen von Nidau (gelber
Pfahl mit drei schwarzen Sparren in rot) einen weißen Pfahl mit schwarzem
Sparren in rot. Als Dienstleute der Grafen von Bapperswil^ (in gelb drei rote
Rosen) führen die von Dübelsfein bei Zürich in rot zwei weiße Rosen, die von
Bambach im Amt Grüningen in rot-weiß gespaltenem Schilde eine weiße und
eine rote Rose, die Marschälle von Bappersivil in schwarz eine weiße Rose und
endlich die Stadt Bapperswil am Zürichsee in weiß zwei rote Rosen. Der Freiherren
von Begensbcrg Wappeubild (gepfählt von blau und weiß mit rotem Querbalken)
^ Archives heraldiques 1887, lieber Wappen und Siegel des älteren Hauses Kyburg, S. 48,
von G. Ulrich Stuts.
^ Archives heraldiques 1889, le Hon de Reinach par Vilior Bouton, S. 257.
* Haus zum Loch Nr. 16.
52
II. Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XlII. Jahrhundert.
erscheint im Schilde der von LunkJiofen (Zürich) nur gedreht (.sechsmal geteilt von
blau und weiß mit rotem Pfahl), was sich durch ein Ministerialenverhältnis erklärt.
In TJrl haben die Vorsteher des
Freistaates bis ins späte Mittelalter das
Wappenbild des Landes, den Stierkopf,
als Familienwappen erwählt. Die Meyer
von Erstfelden ^ führen in weiß einen roten
V__ p- Stierkopf mit gelbem Stern, ebenso die
\ y Meyer von Silinen und die sur Frauen in
gelb einen schwarzen Stierkopf von zwei
schwarzen Sternen begleitet.
Sinnbildlichen Darstellungen der Oertlichkeit begegnen wir im Wappen
der Stadt Sempach am Sempachersee. (lieber den durch vier blaue Wellenlinien
dargestellten See wächst der Habsburgerleu heraus; denn die Stadt war 1173
an diese Grafen gefallen.)^ Die von Wartensee am
Bodensee führen den halben roten Leu über blauen
Wellenlinien in weiß, die von Wartenherg dagegen
den ganzen Löwen und ohne Wellen.
Das Wappen derer von Oherriedern
am Bodensee zeigt einen schwarzen
Nachen mit gelben Rudern und das-
jenige derer von Thalwil am Zürichsee
zwei gekreuzte Schilfrohre.
Auf den Schutzpatron des Landes
weist z. B. das Wappen von Unter-
ivalden, mit dem Schlüssel des heiligen
Petrus, des Kirchenpatrons von Staus, dasjenige von
St. Gallen auf den Bär des hl. Gallus.
Wer sich in die einzelnen Wappen vertieft, die Ge-
schichte und Geschicke ihrer Träger kennt, der wird noch
manch' Interessantes zu Tage fördern können. Unsere
Aufgabe ist es nur, die wirklich staunenswerte Ver-
schiedenheit dieser heraldischen Bildersprache an wenigen Beispielen zu zeigen.
Minnewappen. Die Zeichen der Minne, welche die letzte Gruppe der .sym-
bolischen Darstellungen bilden, haben sich selten als erbliche Familienwap])en
erhalten. Sie trugen mehr persönlichen Charakter an sich und konnten für die
Zeit des Minnedienstes von einem lütter geführt werden, der schon ein eigenes,
anererbtes Schildbild l)esaß. Sie bilden den Anfang einer mehr künstlichen
Fig. 34. V. ObeniedeiMi.
Fig. 33. Meyer v. Erstfelden.
' Haus zum Ijoch Nr. l(i.
'' Ycrgl. Zeller-Wcrdiniiller, Denkmäler aus der iM'udalzeit im Lande Uri. Mitteiluiiffcn
der .\nti(|. Ciesellschaft. Zürich 18<S1.
■' ^ic^^ult}^('|■i, Städte- und liaudessiegel der Sdiweiz.
2. Der Schild. 58
Entwicklung der Heraldik, welche unter dem Einflüsse des Turniers stattgefunden
hat und hauptsächlich mit Beginn des XIV. Jahrhunderts einer vollständigen
Ausbildung teilhaftig geworden ist. Infolge dieser persönlichen Bedeutung sind
die Minnezeichen öfter und mit Vorliebe als Zimier auf dem Helme angebracht
und somit neben dem eigentlichen Wappen geführt worden.
Die zeitgenössischen Dichter belehren uns durch eine Menge von Beispielen,
wie häufig solche Wappen geführt worden sind und wie dieselben beschaffen
waren. Ein Frauenritter pflegte entweder ein reales, greifbares Abzeichen auf
seinem Schilde zu befestigen, sei es einen Aermel. ein Band,
einen Schleier oder ein Kleinod seiner Herrin, oder den
Schild symbolisch zu bemalen mit einem Strahl, dem Gott
der Liebe, oder den oben angeführten Gegenständen. Ein
erbliches Wappen, das dieser Gruppe angehören könnte, ist
dasjenige der kyburgischen Ministerialen vom Stein ^ (Bern). Es
zeigt in rot einen weißen, schön verzierten Frauengürtel. Ebenso
der rote (feurige) Strahl in gelb des Minnesängers Heinrich von
Fig. 35. vom Stein.
SträtJingen,^ der auf andern Siegeln auch als Pfeil dargestellt ist.
Konrad von Würzlmrg führt in Partonopier und Meliur'^ zwei hübsche
Beispiele an. Der Herzog Galathis ,ein zarter frouwen trüt" trägt den Gott
der Liebe im Schilde:
20 724 Araür, der süezen minne got,
an sinera schilde s webte.
nach wünsche, als ob er lebte,
was er mit lichter varwe dran
gemalet als ein nacked man
der vetech angebunden hat,
noch ra'ter danne ein rosenblatt
was daz vold dar unter
und schein daruz ein wunder
der liebten margariten.
Einen aufgemalten Aermel beschreibt er Vers 19 792:
sin schilt der was von golde gar,
der schönen glänz den ougen bot
gemalet von zinober rot
was ein frouwen ermel drin.
Wolfram von Eschenbach erzählt im Parzifal,^ wie Gavan von Obilot einen
Aermel erhfilt. denselben auf seinen Schild befestigt und ihn. nach stattgehabtem
Kampfe, wieder ablöst und der Dame zurück gibt.
1 Schildsiegel des Ulrich de Lapide. Zeerleder, Urkundenbuch von Bern Taf. 53, Fig. 204.
- Das Wappen wird gewöhnlich in gewechselten Farben beschrieben: in rotem Feld ein
goldener Strahl. Yergl. die Beispiele im III. Teil.
3 I'artonopier u. Meliur des Konrad vonWürzhimj. Herausgegeben v. K. Bartsch. Wien 1871.
* Seijler, Geschichte der Heraldik, S. 143.
54 n. Teil : Geschiclite der Heraldik in der Schweiz, — XIII. Jahrhundert.
Zur vollständigen Schilderung des Schildbildes müssen noch einige kom-
plizierte Darstellungen citiert werden, die von den üblichen Regeln eine Ausnahme
zu machen scheinen, im Grunde aber doch die Deutlichkeit wahren und also
mit denselben übereinstimmen.
Ein besonders reiches Wappenbild beschreibt Konrad von Würzburg im
Trojanerkrieg. Vers 31661, Askalafus, ein Führer der Griechen:
hat einen schilt gedrücket
der was in drin gestücket
und hete drier hande schin.
die wunneclichen varwe sin
wil ich mit rede niht verhelen.
sin ober teil was rot von kelen,
daz under swarz von zobele schein
und lac enmitten bi den zwein
ein strich, der was gar wiz hermin
üf disen velden allen drin
von golde swebte ein adelar.
und 32438:
gel sam ein ringelbluome
fuort er im wapencleit gebriten
da waren schiben üfgesniten
uz purper grüener denne ein gras.
in iegelicher schiben was
ein silberwizer sterne.
und 32 720 eines Griechen Schild:
des schilt erschein gel unde blä
von lazür und von zinober.
sin under teil und euch daz ober
gezieret was mit bilden
daz ober zweier wilden
serpande lieht von golde wielt,
daz under teil an im enthielt
von Silber einen adelaren.
c. Brisüren.
Die Veränderungen ' eines Wajjjjens, zur Unterscheidung verschiedener Glieder
oder Linien des gleichen Geschlechtes, werden unter der Bezeichnung Brisüren -
zusammengefaLH. Sie stammen aus Frankreich ^ und sind daselbst, mit den Wappen
' Vergl. die schon citierte Abliandlung in den Arcliivos lieraldiques 1896.
" In der Zürclier Wappcnrolle ersclieint mir eine Ihisuro. ein roter Lainhel im Wappen
der Heutier.
3 Arcliives höraldiques 18%. Buuhj de Lcsdain, Les brisures d'apres les sceaux, S. 73.
2. Der Schild. 55
zugleich, im XII. Jalirluindert naclizuweiseu. Die Sitte der Unterscheidung hat
sich in allen Ländern eingebürgert, aber eine ganz verschiedene Ausbildung
erhalten. Mehr oder weniger der Willkür des Einzelnen anheinigestellt bleiben
die Brisüren in Frankreich und in Deutschland; einzig in England haben sie
sich zu einem äußerst geregelten und leicht verständlichen Systeme ausgereift.
In Frankreich ist die Veränderung im Schilde vorgenommen worden, und zwar
durch Hinzufügung eigens erfundener Beizeichen, wie des Turnierkragens (Lambel),
des Ortes (Cauton), des Schildrandes (Bordüre), des Fadens (bände oder bäton) etc.
Bei uns scheint die Unterscheidung vorerst durch Farbenwechsel ^ im Schilde
gemacht worden zu sein, und später, nach der Verbreitung der Helmzimierden,
durch diese, wie überall in deutschen Landen. In den Gegenden jenseits der
Reuß macht sich der französische Einfluß auch in den Brisüren geltend. Die
Brisüren des Schildes teilen wir in drei Arten :
1) Veränderung der Wappenfarben.
2) Veränderung der Wappenfigur.
3) Hinzufügen der „Beizeichen."
Als Beispiele für den Farbenwechsel sind zu nennen : die Pfalsyrafen von
Tübingen und ihre Nachkommen, welche alle die Kirchenfahne ^ im Schilde
führten. Tübingen (rote Fahne in gelb), Tübingen-Asperg (gelbe Fahne in weiß),
Grafen von Moni f ort- Tefnang (rote Fahne in weiß), Grafen vonWerdenberg-Sargans
(weiße Fahne in rot), die Grafen von Werdenberg -Heiligenberg eine schwarze
Fahne in weiß. Vom alten Wappen der Grafen von Kybnrg,^ das im Clipearius
des Konrad von Mure l^eschrieben ist, haben sich in der Folge drei verschiedene
Farbenpaarungen gebildet. Das alte Wappen (in schwarz ein gelber Schrägbalken
von zwei gelben Löwen begleitet) behält bei der Teilung von zirka 1180 der ältere
Bruder Hartmann III. zu Kybiirg^ bei, der jüngere, Adall)ert IL zu Dillingen,
verdoppelt die Löwen und ändert das schwarze Feld in ein blaues um (in l)lau
ein gelber Schrägbalkeu von vier gelben Löwen begleitet). Um 1250 verwandelt
Hartmann der Jüngere zu Biirgdorf das schwarz des Schildfeldes in rot (in rot
ein gelber Schrägbalken von zwei gelben Löwen begleitet) und seine Erben, die
neuen Grafen von Kjburg aus habsburgischem Geblüt, übernehmen dasselbe in
dieser Form. Eine dritte Brisüre enthalten die Wappenmalereien des Hauses
zum Loch in Zürich (in weiß ein roter, von zwei roten Löwen begleiteter Schräg-
l^alken); sie ist wahrscheinlich von den 1264 erloschenen Grafen von Kyburg zu
^ Gull, Die Grafen von Montfort, Werdenberg etc., S. 4.
^ Im Tsc/i»dPschen Wappenbucli sind folgende Varianten zu finden : Dreilappige Kirclien-
fahne als Schildbild der Grafen von Asperg rot-weifä geteilt in schwarz, con Feldkirch gelb in
rot, von Glappach schwarz in weiß, wn Hereherg gelb in blau, con Tübingen rot in gelb, von
Werilenherg das alt weiß in schwarz.
^ 34 Kiburg in nigro gilvam tabulam fore ponis.
obliquansque duos gilvos secet illa leones.
* Archives heraldiques 1889, S. 47. Zürcher Urkundenbuch I, S. 9.
56 II. Teil: Geschichte der Heraldik iii der Schweiz. — XIII. Juhrlumdert.
Kyhurg^ geführt worden.^ Eine weitere Gruppe bilden die Grafen von Württemberg,
Veringen und Neuenbürg, deren Schildbild drei Hirschstangen sind. Die Grafen von
Würftcmherg'^ führen dieselben schwarz in gelb, die Grafen von Veringen rot in
gelb und die Grafen von Nellenhurg blau in gelb. Die Freiherren von Wädensweil
haben in blau eine weiße Schnalle, die Linie Wädensweil -Unspunnen^ die weiße
Schnalle in rot. Das Stammwappen der Grafen von Fenis-Neuenburg^ soll in
gelb drei rote Pfähle getragen haben. Seit der zirka 1223 erfolgten Teilung
des Besitzes führen Bertold von Neuenburg und seine Nachkommen (romanische
Neuenburger)^ in gelb einen oder mehrere rote Pfähle und weißen Sparren,
Ulrich IV. und seine Söhne in rot einen oder mehrere gelbe Pfahle mit schwarzen
Sparren. Die Söhne Ulrichs IV.'' gründeten die Linien Nidau, Straßberg und
Arberg -Valangin^ und behielten das väterliche Wappen bei, mit Veränderung
der Balkenzahl,
Graf Rudolf I. von Nidau führt in rot drei gelbe Pfahle mit schwarzen
Sparren, Graf BerthoJd I. von Straßberg in rot zwei schwarz-gelbe Pfähle und
Graf Ulrich von Arberg einen gelb-schwarz gesparrten Pfahl in rot.^ Die einzelnen
Glieder und Linien des ganzen Grafenhauses haben sich überdies nach deutschem
Brauche durch verschiedenartige Heinizierden unterschieden. Die Dienstleute von
Reinach (Aargau) haben den roten Leu der Grafen von Habsburg in gelb mit
blauem Kopfe, die von Lidernau (Bern, Luzern) eine weiße Mauerzinne in schwarz,
als Teil des Wappenbildes ihrer Lehensherreu, der Freiherren von Wolhusen
(in gelb eine rote Burg). Eine Verdoppelung des Schildbildes hat im Wappen
der Grafen von Dillingen stattgefunden (vier Leuen, statt zwei), eine Umstellung
im Schilde der Edelknechte von LunJchofcn, derer von Eptingen (Basel) und der Stadt
Weesen am Wallensee und eine Verminderung des Bildes im Wappen der Stadt
Wintcrfhur.^^ Die bündnerischen Geschlechter der Vatz, Montalt und Iläzüus^^
führen Heroldsbilder in den gleichen Farl)en, die Freiherren von Vats, geviert
* Zeller-Werdmüller, Die Heraldische Ausschmückung einer zürcher. Eitterwohnung.
Mitteilungen der Antiq. Gesellschaft in Zürich Bd. XXXYIII, 1874, S. 112.
^ Archives heraldiques 1897, S. 53. Tschudi, Stadthihliothek Zürich Msc. A 53, schreibt
das Wappen den Grafen von Winterthur zu und führt ein Wapi)en der Grafen von Kyhurg zu
Schännis und Gaster an (in weiß ein gelber Schrägbalken mit zwei roten Löwen).
a Vergl. Züricher Wappenrolle.
* Zcller-Werdiuüller, Denkmäler aus der l'eudalzeit im Lande Uri.
' Gr eilet, Les armes de la maison de Neuchätel. Neucliätel 1887.
" I?crtold von Neuchätel erhielt Neuchätel und die romanischen (icbictc. ririch IV. aber
die Iteiclisgrafschaft und die deutschen Besitzungen.
' Abb. im Hrraut de Gelre, l.'l'U) und auf dem Grabmal Bertolds zu Neuenbürg.
* Vergl. Wappenrolle von Zürich und Ih'raut de(iclrc{Mnc. in der kgl. Hibliothek zu linissel).
" (Jeher die Farbe des Pfahles v(>rgl. Grellet, Musee Neucliätelois 1SS7. Im Turuu' von
Erstfelden ist er weiß.
'" Bis zum Aussterben des (irafeniuiuses erscheint im Siegel nur der unlere Leu. Vergl.
Gaus, Die Schweiz 1S!»7/9S, S.U.
" Zürcher Wappeurolle S. 1)5). 137. 3'Jl tf.
2. Der Schild.
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V
Fig. 36. V. Montalt.
von blauem Schaclikreuz in weiß und von rot, die von Montalt, geviert von
blau-weiß mehrfach geteilt und von rot, die von liüsiins, gespalten von blau-
weiß mehrfach geteilt und von rot. Ganz verschiedene Wap])en führen die
Freiherrn v. Klingen^
(Zürich- u. Thurgau),
deren Stamm sich in
die Linien von Hohcn-
Mingen ob Stein am
Rhein u, AltenkUngen
(Thurg.) verzweigte.
Die Hohenklingen
haben in gelb ein
blaues, fünfblättriges Eichenlaul), die Altenklingen in sclnvarz einen weißen Leu,
den Schild mit gelben Schindeln l)esät und den Leu gekrönt.
Für das Hinzufügen einer -gemeinen Figur' nenne ich die drei Fische im
Löwenschilde des liudolf von Briens,' der Stern im Wappen der Meger von
Erstfeld, die Kreuzchen im Wappen der Herren von
Vaumarcns (in blau weiße Sparren von drei Kreuzen be-
gleitet) und der Grafen von JRomont (von Savoyen, im 1.
und 4. Quartier mit Kreuzen besät).
Das Hinzufügen von Heroldsiiguren und das Belegen
mit den eigens erfundenen Beizeichen ist vorwiegend bei
dem romanischen Adel zu treffen. Das weiße Balken-
kreuz in rot der Grafen von Savoyen^ führen die Grafen
von Piemont mit schrägrechtem, blau -weiß gestücktem
Faden, die Freigrafen von Waadt mit einem solchen von
gell) und l)lau, die Herren de Moni ä Aubonne mit gelbem
Schildeshaupt und blauem Turnierkragen. Die Herren von Montagng führen
einen fünfmal von blau und weiß gespaltenen Schild mit rotem Schildeshaupt,
die Freiherren von La Sarras das gleiche Bild mit drei gelben Sternen im
Schildeshaupt.
Die zu Beginn erwähnten Beizeichen gehören bei uns im XIH. dahrhundert
noch zu den Seltenheiten. Die Malereien im Turme zu Erstfelden enthalten nur
einen Turnierkragen und die etwas spätere Wappenrolle mit nahezu GOO Wappen
el)enfalls nur ein Stück (in Wappen Nr. 222). Auch später haben sich diese
Abzeichen nie in weiteren Kreisen der wappenführenden Stände verbreitet,
indem die L^nterscheidung durch die viel freieren und lustigeren Zimierden
gemacht wurde. Zum Schlüsse eitlere ich noch eine Gruppe von Wappen, deren
Flg. 37. Siegel de.s Rudolf
de Briens. 1252.
' Ziu-clier Wappenrolle, S. 138. 139 ff.
^ Schildsiegel des Rudolf de I5riens 12ö2. Abb. aus Durrer, S. 379.
^ Vergl. de Mamlrot, Armorial historique du pays de Vaud. Lausanne 1880.
58
II. Teil : Geschichte der Heraldik in der Scliweiz. — XIII. Jahrhundert.
^^^]
Aehnlichkeit siclierlich auf verwandtschaftliche Beziehungen deutet. Die Herren
von Grandson^ führen fünfmal gespalten von weiß und blau, darüber schräg-
rechts einen roten, mit drei gelben Muscheln belegten Balken, die Herren von
Chenod (Chenaux)^ (Waadt, Freiburg) dieselbe Teilung, darüber einen roten
Schrägrechtbalkeu mit drei gelben Schellen oder einen Querbalken mit drei gelben
Sternen. Die schon genannten
Freiherren von La Sarras haben
die gleiche Teilung mit rotem
Schildeshaupt und drei gelben
Sternen. Die Herren von Esta-
vaijer (Stäffis, Freiburg), Stamm-
verwandte der Grandson, haben
wiederum dieselbe Heroldsteil-
ung, aber in gelb und rot, darüber ein weißer Querbalken mit drei roten Rosen.
Die Herren von Chatülon führen sechsmal geteilt von weiß und blau mit schräg-
rechtem, rotem Fluß, die Herren von Cliatelard (bei Vevey) sechsmal wagrecht
gewellt von blau und weiß mit weißem Schrägbalken und drei gelben Trefifel-
blättern darauf.
Fig. 38. V. Grandson.
V. Estavaj'er.
V. La Sarraz.
d. Herstellung" und Ausschmückung des Schildes.
Der Kampfschild bestand aus einem 1 — 2 cm dicken Brette von Hartholz,
das zur größeren Widerstandsfähigkeit mit gegerbten Tierhäuten,^ mit gekochtem
Leder oder mit mehrfachen Pergameutlagen überzogen wurde. Die eigentliche
Stärke des Schildes aber lag in dem metallenen Schildbuckel,* dem Umbo, an
welchem Speerstöße und Schwerthiebe abprallten oder die Waffen selbst in Stücke
gingen. Der Umbo stammt aus dem XH. Jahrhundert, nimmt die Mitte des
Schildes ein und breitet sich von da sternförmig in sog. Buckelreisern über die
ganze Schildfläche aus. Er ist vorn auf dem Schilde durch vier Nägel befestigt,
welche auf der Rückseite die Schildfessel, die Handhabe des Granzen halten.'^
Die Nägel werden oft für den Umbo selbst erwähnt, so bei Ulrich v. Zatzikhoven : "
^ Arcliives lieraldiques 1887, S. 53. IjCs Grandson en Angleterre par J. Grellet.
* Arniorial Suisse. Msc. K 1 u. 2 auf der Zürcher Stadtbibl. Zwei Hände. (Lavaterkasten.)
3 Vergl. ('. 3I(ij/er-M(u/erfels, S. 75 ff.
* Vergl. S. 12, I. Teil.
^ Die Riemen waren aus Leder oder Seide, vergl. Zur WatlVnkunde des älteren deutschen
Mittelalters von San Marte. (Dr. A. Schulz.) Leipzig lS(i7. IJibliotliek der gesamten deutschen
Nationallitteratur, vier Bände, S. !)7 und 98. — An der I'assade von Westminster-Abbey und
im Innern über den Säulengliederungen der Nebenschiti'wände sind Schilde mittelst Kiemen
beidseitig aufgehängt (Kreuzriemen V). Der Schild wurde an der Fessel über der rechten Schulter
getragen. Als lieispiel eitlere ich das prachtvolle Grabmonument des William Marechal, tlie
eider Earl of l'emhroke (f 1219) in Temple Church, liondon.
" Lanzelet des Ulrich von Zcüzil-horen. H(>rausgegebeii von K. A.Hahn. Krankfurt 1845
und von Jdkob Bächtold. Frauenfeld l^i7t).
2. Der Schild. 59
5290 zu den vier nagelen gegen der hant
da stachens durch die schilte
daz den degenen milte
die starken schefte zerkluben,
und l)ei Kourad von Würzburg im Trojanerkrieg':
34532 er stach in so geswinde dar,
da die vier nagele stuonden glänz,
daz er enphienc vil witen schranz
und manic schiver ab im stoup.
Außer dem Umbo kommen andere Schildverstärkungen aus Metall vor, die
um ihrer dekorativen Form willen Schildbilder ^ geworden sind. Das in Doppel-
spiralen auslaufende Kreuz ^ im Wappen der Freiherren von Eschenbach und
Schnabelhurg ist durch die fünf Nägel, durch die dasselbe auf dem Schilde haftet,
deutlich als eisernes Beschlag gekennzeichnet, ähnlich wie der „M aueranker "
im Wappen derer von Windegg^ oder der Füfschi'^ von Zürich. Während Beispiele
von reich mit Steinen besetzten, vergoldeten und versilberten Schildbuckeln
nicht selten erwähnt werden, sind diese andern Verstärkungen aus Eisen und
werden daher in den Wappen schwarz fingiert.
Der Schildrand dagegen, der in zweiter Linie die Schwerthiebe auffangen
und das Schildbrett vor dem Zerspalten schützen mußte, war entweder aus ver-
schiedenen Lagen von Leder oder Tierhaut, oder aus Metallblech geformt.
Ln ersten Falle konnte er bemalt (Tegerfelden) oder mit Pelz verbrämt werden
(Freiburg), im andern dagegen wurde er, gleich wie der Umbo, mit farbigen
Steinen geschmückt.
Konrad von Würzljurg, Trojanerkrieg:
14426 an iren wizen Schilden
was ein guldin rant
ouch man darane vant
edelsteine groz und kleine.
Er konnte das gespaltene Schildbrett zusammenhalten, was eine Stelle im
Trojanerkrieg hübsch Ijeleuchtet :
33159 dö sluoc Anthilion der helt
Pärsien üf des schiltes rant,
daz er sich cloup von siner hant
und einen witen spalt enphienc.
wan daz er an den borten hienc
da mite er wol geriemet was,
so müeste er nider üf daz gras
in stücke sin gesprungen.
1 Vergl. II, S. 36.
' Vergl. die Abbildungen der Escbenbach'schen Siegel im Zürcher Urkundenbiicli.
^ In gelb ein schwarzer, schrägrechter Stab, dessen Enden sich in je zwei Sjiiralen aiisbiegen.
* In blau eine dreiarmige, in Lilien ousgehende, gelbe Figur. Vergl. Wappenbuch des
ausgestorbenen Adels von Zürich.
gO II. Teil: Gescbiclite der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Der Ausdruck ,geriemt", der auch anderorts bei der Schildbortenbe.schreibung
zu finden ist, deutet deutlich auf ihre Herstellung aus Metall oder Lederriemen hin.
Durch das Verschwinden des Umbo muß die Festigkeit des Schildes geringer
geworden sein. Damit stimmen die Beschreibungen der Dichter gut überein, die
das Zerspalten und Zerschlagen der Kampfschilde als ein häufiges Faktum er-
wähnen. Dem Schild als Schutzwaffe tritt eben der heraldische Schild, das
ritterliche Ehrenzeichen, entgegen. Einerseits machte die ungemein schwere
und sorgfältige Panzerung des Körpers den Schildschutz nach dem ersten An-
pralle entbehrlich und anderseits war es dem schwergerüsteten Ritter unmöglich,
einen schweren und großen Schild zu handhaben. Für diese Tendenz spricht
außer dem Weglassen des Umbo die Verkleinerung des Schildes selbst.
Die Ausschmückung des Schildes war nicht nur von dem Reichtum des
Bestellers, sondern auch von dem Zweck abhängig, dem der Schild dienen sollte.
Prunk- und Paradeschilde konnten von den Schilterinnungen ^ der Niederlande,
von Köln und Paris bezogen werden, welche im XIII. Jahrhundert eines guten
Rufes genossen, gewöhnliche Kampfschilde dagegen sind wohl allerorts hergestellt
und bemalt worden.
Der einfachste Schildschmuck ist die Bemalnmj. Teils wurde sie direkt auf
einen Leder- und Pergamentüberzug appliziert, teils auf einen Kreideuntergruud,^
der im Kunsthandwerk der Epoche allgemein gebräuchlich war. Einige Stellen
aus Konrad von Würzburg geben darüber Aufschluß:
Partonopier und Meliur; Gaudin holt einen neuen Schild
13752 der oueh gevervet äne golt
was vi! reine silberwiz
der maier hete sinen vliz
mit hoher kost iif in gewant.
und 14454 die glänzen swert da klungen
üf den gemalten schilten.
Im Trojanerkrieg führt Patroklus einen Greifen im Wappen:
30898 er was mit trackenbluote rot
gemälet üf des schiltes brete.
Vers 34584. Paris sticht gegen den Schild des Menelaus.
daz er enphienc vil witen schranz
und manic schiver ab im stoup.
Letztere Stelle kann geradezu auf Kreidegrund bezogen wei-den.
Vers r549H(). Paris wirft dem Achilles einen Sclnvertknauf gegen den Scliild.
und traf in üf des schiltes rant,
daz da von diu varwe stoup
und er in stüoko sich erkh)up.
' Vi(>llef-le-])u(; Dictioiniairc lUi .Mohilier, T. f). — Sci/lcr, (iescliiclitc der Ilciahlik. S. SD.
* Diese 'J'echnik ist z. \i. für die sog. „Waitpen-" oder „Brautkästlein" durchwegs an-
gewendet worden.
2. Der Schild. 61
Der einfachen Schildbemalung stehen die komplizierteren Techniken der
Leder- nud Leinwand})lastik, des Stückens, d. h. Belegens des Schildes mit ver-
schiedenen Stoffen wie Metallblech, Pelz, Metallspangen u. s. w. gegenüber.
Ein plastisches Beispiel in Kreidemasse liefert der Schild von Seedorf/
in Leder- und Leinwandtechnik die Schilde der Landgrafen von Thüringen in
der Elisabethenkirche zu Marburg. '"^ Die Ledertechnik muß auf einer erstaunlichen
Höhe gestanden haben, denn sie ist auch für die Herstellung der Helmkleinode,
der Zimiere, angewendet worden. Das in Oel weichgekochte Leder wurde über
Formen sfeschlao-en oder gleich einem Flachrelief behandelt und muß sich schwerer
zur Bearbeitung geeignet haben, als die leichte, aber auch weniger widerstands-
fiihige Leinwand.
Belegen mit Silberblech erwähnt Konrad von Würzburg im Partouopier 13012 :
oucli wirt in von mir an den arm
ein schilt von richer kost bereit
der ist mit silber überleit
daz nie so glanzes nicht enwart.
Das Stücken mit Pelzwerk und das Aufheften (legen) ausgeschnittener
Figuren ist so einfach, daß es auch zur Aussclimückung des gewöhnlichen
Kampfschildes angewendet werden konnte.
Die Schildbeschreibungen der zeitgenössischen Dichter führen die Besetzung
mit edeln Steinen und mit Perlen auch für die Schildfläche an, aber meist nur
Vergleichsweise, um die Schilderung der Farbenglut zu erhöhen oder die Reinheit
der Farben zu betonen. Wenn farbige Steine auf dem Schilde angebracht werden
sollten, so konnte dies am ehesten auf dem Metallblech, also auf Scliild])orte
und Umbo, auf Kronen gekrönter Tiere (Beispiel S. 4U) oder der Bewehrung
bewerkstelligt werden. Auch als Augen mögen einzelne Steine oder (wohl eher)
farbige Glasflüsse eingesetzt worden sein.
Keine Kampfscene wird geschildert, ohne das Hei-ausfallen der farbigen
Steine zu erwähnen.
Trojauerkrieg 30796:
Man sach da glenzen unde enprehen
vil mangen schilt gesteinet.
Aus einem Kampfe 32163:
ouch viel dar üz hin üf die wisen
daz golt und daz gesteine.
Nach dem Kampfe 37834:
da lac gesteine und edel golt
geströuwet üf der beide
diu wurden ouch dö beide
1 Vergl. 11, S. 26.
^ Vergl. V. Hefner- AUenecl-, Trachten des christlichen Mittelalters. — r. Hefner, Heral-
disches Musterhuch und F. Warnecke, Die mittelalterliclien horaldiscdien Kanipfschilde in der
S. Elisahethenkirche in Marhurg. Berlin 1884.
(52 11. Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
geführet und gelesen drabe
daz arme Volk mit richer habe
gemachet wart vil statehaft.
Wie weit den Beschreibungen außergewöhnlich reicher Schikle in den
Werken der Dichter historischer Wert beigemessen werden darf, ist kaum sicher
zu bestimmen ; aber es ist nicht unglaubwürdig, daß gerade Konrad von Würzburg,
ein genauer Beschreiber von Schild und Helm, Gesehenes schildert. So besingt
er im Trojanerkrieg den besonders teuren und prunkvollen Schild des Patroklus:
30892 gevar als ein kristalle
was dar üfe ein richez tach
dur daz man einen grifen sach
da glesten unde schinen,
der künde ein ouge pinen,
swenn er im sinen glast gebot,
und 30902 der grife in einem velde lac,
daz was von golde üz Aräbin
und gap der beide glänzen schin
beid offen unde stille.
sin tach was ein berille (Kristall)
gesliffen also dünne gar,
daz der grife rotgevar
dur den lüterbseren stein
so gar durliuhteclichen schein,
als ob niht taches leege drobe.
der schilt gezieret was ze lobe
an enden unde an orten
und schein mit tiuren borten
in küniclicher wise
gevazzet wol nach prise.
Es kann hier entweder eine bestimmte Emailtechnik ^ gemeint sein, oder ein
Glasfluß,^ durch welchen das aufgemalte Schildbild eine tiefe und weitleuchtende
Farbenglut erhielt. Auch elfenbeinerne Schilde werden ausnahmsweise angeführt.'^
' Der schönste, ausgofülirto rrunkscliild befindet sich am Grabmale des Grafen von
Peml)roke (f 1296) in der S. Edniond Cluipel in Westminster-Ahbey. Der Schild liegt zur Linken
der Figur, besteht aus einem dicken Ilolzbrette, mit einer Bronceplattc überlegt, welche durch
zahnartig umgebogenen Rand am Holze festhält. Die Bildseite in Email champ-leve zeigt 14
blaue Querstreifen in gold, besetzt mit je zwei roten Merlettes (kl. Vögel ohne Sclmabel und
Füße). Die gohhincn Streifen tragen auf mattem Grunde ein glänzeiul poliertes, reiclies Ilanken-
muster, die lilaucn (^uerlinien dagegen eine Damaszierung aus feinen Gokllinien. Dieses l'riuik-
stück mittelalterlicher Kunst kann sicli mit jeder Desclireibung der Dichter messen, (irötie des
Scliildes: 51,5 cm. : 34 cm.
^ Aus späterer Zeit sind Beispiele dieser Art erhalten in den Weibelschilden von Bern
(Museum), Neuchätel (Museum), Brenigarten (Rathaus), Appenzell (Anti(i. Gesellschaft Zürich),
deren leuclitendc Wai)i)enfarl)en durch Kmail, durcli GlasHuß oder durcii einen darauf liefestigten,
geschlift'eiKMi Kristall erzeugt worden sind.
'•^ Seyler, Geschichte der Heraldik, S. K2 im AlexaiulerHed des l'faffen Lami)recht 1245.
2. Der Schild. 63
Zum Schutze gegen Staub und Regen wurden die Scliilde, insbesondere
diese Prunkstücke, mit einem Ueberzug versehen, der Mmire^ oder Hulft (houce).
Er war aus Zeug hergestellt, nach der Beschreibung der Dichter aus Sammt
und Seide, und konnte mittelst Schnüren auf den Schild gebunden werden.
Die Bedeckung des Schildbildes gestattete dem Träger, unerkannt auf dem
Turnierplatz und in der Schlacht zu kämpfen, denn die Mouve verdeckte, was
er im Schilde führte."
Der Schild ist das Erkennungszeichen für Freund und Feind. Seine Be-
deutung als Schutzwaffe tritt im Laufe der Zeit hinter dieser Bestimmung
zurück, indem er an Größe und Schwere verliert und zum bloüen Täger des
Wappens wird. Der Vorteil eines bestimmten Erkennungszeichens, das überdies
eine Auszeichnung bedeutete, hat die Erblichkeit dieser Bilder beschleunigt.
Wir finden deshalb schon im XII. Jahrhundert ganze Sippen, welche dasselbe
Bild im Schilde führen. Schon erwähnt wurden die Kreuze der Kreuzfahrer,
welche die verschiedeneu Nationen in verschiedenen Farben auf Schild, Helm und
Gewand getragen haben. Das Haus Flantagenet'^ führt zu Ende des XII. Jahr-
hunderts drei Löwen. Geoffroy Plantagenet, Graf von Anjou, trug 1127 einen
Schild mit gelben Löwen, während auf seinem Grabmal (f 1151) sechs gelbe
Löwen in blau erscheinen. Sein natürlicher Sohn Wilhelm hatte einen steigenden
Leu als Wappen. Wilhelm Plantagenet, Graf von Salisbury, trägt auf seinem
Grabmal in der Kathedrale von Kanterburv in blau sechs gelbe Löwen, wie
Geoffroy, sein Großvater. Richard Löwenherz führt 1191) zwei, 1194 endlich
drei Löwen als Wappenbild. Gamuret von Anjou ^ führt im Parzifal ein Phantasie-
wappen, bis er, durch den Tod des altern Bruders zur Regierung gelangt, den
Panter, .daz sin vater truoc, von zoble üf sinen schilt" schlagen ließ. Die drei
Geschwister Orilus, Lähelin und Kuuneware haben einen Drachen als Abzeichen,
und als Orilus mit geschloßenem Helme vor die Schwester tritt, erkennt sie den
Bruder „bi dem trachen üfem kursit" und spricht: -du bist der bruoder min,
Orilus oder Laehelin.^ Auch das Zelt der Kunneware ist mit Drachen verziert.
Tristan trägt das Wappenbild auf einer Kappe von braunem Scharlach.
Sin erbezeichen dar üf lak
Der Eber, den der herre pflak
Ze füeren in dem Schilde.^
» San Marte, S. 112.
2 Konrad von Würzhimj, Partonopier und Meliur. Der liinterlistig gefangene Partonopier
wird mit einem blanken Schilde ausgerüstet, damit er nicht erkannt werde. Vers 13012. Turnier v.
Xantlieis. Der König von Dänemark „wollt ein frouwenritter sin" und führt einen bedeckten Schild :
344 üz einem purpur üf den schilt
waz ein riches dach geleit.
3 Archives herald., 1897. Bouly de Lesdain, Les plus anciennes armoiries fran^aises, S. 71.
* Schuh, Das höfische Leben zur Zeit der Minnesänger. Leipzig 1880, II, S. 79 und
San Marte, S. 103 if.
5 Sclmlz, II. — Farzifal, S. 21. 270.
« Tristan, 1938. — Schulz, II.
64 li- Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Es ist wohl möglich, daß vorerst nur das Wappenbild erblich war, z. B.
der Löwe, daß aber die Anzahl und die Farben als unwichtigere Momente, der
Laune und dem Geschmacke des Einzelnen überlassen wurden. Denn Erek^ läßt
sich drei Schilde machen (weiß mit gelbem Aermel, rot mit weißem Aennel und
gelb mit schwarzem Aermel), Meleranz^ vier mit verschiedenen Farben, und die
Plantagenets führen einen bis sechs Löwen im Schilde. Die Bedeutung der
Bilder im allgemeinen kennen die Herolde, welche „der wappenroecke warten",
die Wappen der Fürsten und berühmten Helden aber sind weit umher bekannt.
Auch kannte der Ritter naturgemäß die Wappen seiner Verwandtschaft und
seiner Freunde. Einige Beispiele aus dem Trojanerkrieg mögen das Erkennen
am Schilde illustrieren:
26020 nü daz in Hector hete ersehen
und bi dem schilte erkennet,
do kam er z'im gerennet.
Hektor ist von den Griechen eingeschlossen und von Staulj und Blutdampf umhüllt :
35936 den löuwen von rubinen rot,
der üz sinem schiHe bran,
den sach man dur den nebel dan
ein wenic liuhten unde enbrelien;
da bi wart Hector do gesehen
und erkennet küme.
Und 37196 erkennt Ajax, der Vetter, den Helden nicht, da Blut das Löwenbild
verdeckt.
3. Der Helm.
a. Die Helmform.
An Stelle des normannischen Helmes mit halbkugelig oder spitzgeformtem
Dache tritt zu Ende des XH. Jahrhunderts endgiltig der Topf heim mit flacher
Decke. Sclion um die Mitte des Jahrhunderts ist ein topfartiger Helm nach-
zuweisen, aber er paßt sich nicht der Kopfform au und läßt das Gesicht und
den Nacken frei. Auf dem Grabmonumente des Geoffroy de Magnaville, Earls
of Essex^ (f 1144) in London, zeigt der Topfhelm ein breites Kinnband, ^ das
als Ohren- und Wangenschutz gedient haben mag. Die wesentlichste Neuerung
bezieht sich a])er nicht auf die Form, sondern besteht in dem Fortschritte, das
' Lanzelet des Ulrich von ZatziMioren. — San Martc, 8. 11.'3.
» Svlmh, II, S.HÜ.
^ Das Monument bctindet bicli in der Tomplo-Cliurch in London (Ivundkirclie) und stellt
d(!n Ritter in voller Ausrüstung liegend dar.
* VAn Originalhelm in der WaffenHamnihmg von I'arham Park in Sussex von der glciclien
Form zeigt ein verziertes Ilelindach und ein Kreuz auf der Stirnseite (Tlio Archa'ol. .lournal
1865, XXII.) Die glciclic Hclinform zeigt ein Ueiterruudsicgcl des (irafen von Fland(>ru, Tlnlipps
V. Elsaß, bemalt mit dem Wappentiere, einem steigenden Löwen. Abb. bei Demmj, S. i;50.
3. Der Helm.
65
IZ/A
li^p
Gesicht durch vollständiges Bedecken vor Hieb und Stoß der feindlichen Waffen
zu schützen, nicht wie bis anliin nur durch das schmale Nasenbaud (nasale).
Die Reitersiegel des Grafen Rudolf von Hahshurg (1210)/ des Grafen TJlriclt
von Pfirt (1212),^ des Grafen AlbrecJit von Hahshurg (1213)^ und des Herzogs
Heinrich von Schwaben (1220)'* weisen Helme dieser ersten Entwicklungsphase
auf, letzteres in Vorderansicht. Der topf-
artige Helm ist breiter als hoch, an der
Vorderseite bis über das Kinn verlängert und
mit zwei Augenschlitzen von bald langer und
schmaler, bald breiter und kürzerer Form
versehen. Er soll in der Entstehungsperiode
nicht nur aus Metall, sondern auch aus
gehärtetem Leder ^ angefertigt worden sein.
Die westschweizerischen Beispiele zeichnen
sich durch eine besonders stark verlängerte
Vorderseite aus, indem sie sich mehr an ^'-''- formen des Topfheimes nach siegeln.
die französischen Vorbilder anlehnen, wie z. B. der Helm im Reitersiee'el des
Seigneur Jean de Falhicux (1214).'' Es ist schon früher gesagt worden, daß
der Gesichtsschutz nur vorgebunden wurde und erst nach und nach mit dem
Helme zusammenschmolz. Der Verlängerung der vorderen Seite folgte bald die-
jenige der Rückseite,'' um Hals und Genick besser zu schützen und nun bildete
die neue Helmfonn einen eigentlichen Topf, der sich der Gesichtslinie anjiassend,
auf der Vorderseite nach der
Mitte hin ausbauchte. Metall-
streifen gaben dem Ganzen
festen Halt und trugen gleich-
zeitig zu sein erVerzierung bei.
Festigende Zuthaten des
Helmes sind gewöhnlich ein
„Stirnreif",^ der rings um
den Helm herumläuft und die
obere Kante bildet und ein rechtwinklig darauf gelegtes Metallband, das bei
besonders starken Helmen nicht nur über die Vorderseite, sondern über das
Helmdach und die Rückseite gespannt worden ist. Es bildet mit den ebenfalls
Fig. 40. Englische Origlual-Topfheline.
^ Siegelsammlung der Antiquarisclien Gesellschaft in Zürich.
» Basler TJrkundeubuch YIII, 87. 88. Band I.
^ Siegelsammlung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich.
* Zürcher Urkundeubuch, Beilage I, 6.
^ Vergl. Abbildung aus den Miniaturen der Jahrbücher ron Genua. Stacke, Deutsche
Geschichte, S. 400 und 438.
® Siegelsammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
' Demay, le costume d'apres les sceaux, S. 127.
^ Viollet-le-Diic, Dictionnaire raisonne du Mobilier francais, G. Il'J.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. "^
66
II. Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz.
XIII. Jahrhundert.
Formen des Kübelhelmes nach Miniaturen.
in Metall gefaßten Augenlöchern ein Kreuz, de.s.sen Enden dekorativ gestaltet
sind. Zu Seiten des untern Kreuzarmes finden sich die Luftlöcher,^ bald in Form
einer Rose, eines Kreuzes u. s. w., bald linienweise übereinander angebracht.
Die Au.s.stattung des Helmes mit Metallbändern, mit ein, zwei oder mehr Augeu-
schlitzeu ist sehr manigfaltig, aber die Form bleibt im großen und ganzen die-
selbe. Während Rückseite und Oberfläche (Dach) flach sind, ist die Vorderseite
konkav oder mit stumpfem Winkel nach außen gebrochen, die untere Linie aber durch
eine konvexe ge-
X^,.-!— ^ / 1 \ / \ bildet. Beispiele
dieser Helmform
finden sich auf
dem Siegel des
Grafen Rudolf von
Hahshurg^ (des nachmaligen Kaisers) von 1242 und 1245, des Grafen Amadcus III.
von Genf und des Grafen Wilhelm von Genf^ 1250.
Durch Hinzufügen von Gesicht- und Nackenschutz und durch Verstärkung
und Einverleibung dieser Teile in die Form, ninnut der Helm an Größe und
Schwere immer mehr zu, erhält wiederum ein
gewölbtes Dach und beschließt gegen Ende des
Jahrhunderts seine Wandlung in der fertigen
Form des Kübelhelmes.
Die nebenstehenden Beispiele^ mögen die
Verschiedenheit der zwischen Topf- und Kübel-
helni liegenden Formen darthun, welche sich in
den verschiedenen Ländern herausgebildet haben.
Der Kübelhelm ist groß und schwer, mit spitziger
oder halbkugeliger Gupfe, nach unten einwärts
geboo-ener Vorder- und Rückseite. Er schützt
den Hals und ruht gewöhnlich auf den Schultern. Das Kreuz aus Metalll)äiidern
und die Ausenschlitze bleiben vorerst bestehen, werden aber im XIV. Jahrhundert
durch das bewegliche Visier^ (seitlich oder aufwärts) ersetzt; der Stirnreif bleibt
nur noch als Krone, über welcher die Gupfe hervorragt.
Fig. 42. Formen des Kübelhelmes
nach Miniaturen.
* Vergl. The arnioury at Parham Park, Sussex. Tho ArcliaMil. Journal ISG"). XXII.
'•* Zürcher Urkundenhuch, Beilage 11, 4 und 5.
•'' Siegelsammlung der Antiiiuarischen Gesellscliaft.
* Nach französischen Miniaturen auf der kgl. Pihliothek /u Bruxelles:
Chroniqiu' dt; France, justiu'ii Tan lliäi), Msc. 14. '')(,>;).
Les faits des Romains, 1298, Msc. 10168—72.
Le livre des sept sages de Home, ^3 XIII""' siiVle, Msc. i>24r).
Le livre d'amour des vertus, XIII'"« siecle, Msc. 9548.
Vraie histoire d'Alexandre, XIII""^' siecle, Msc. 11040.
Les miracles de Notre Dame, XIII'"" sit'de, Msc. 9229/30.
Le ronian de (lirard d'Eufrate, XIII'"« siecle, Bihliotliek des Britischen Museums.
^ (liddener Helm mit nach aufwärts heweglichem Visier (le livre des sept sagt^s de Btmu^).
3. Der Helm.
67
Während der Topfhelm direkt über dem Hersenier (Panzerkapuze) getragen
wurde, bedingte die Schwere des Kübelhehnes eine festere Unterlage, teils um
den starken Druck auf den Kopf zu lindern, teils um die Wucht der Schläge
abzuschwächen. lieber die Kapuze stül|)te man das Basinet, eine eng an die
Kopfbildung sich au})assende Beckenhaube aus Eisen. Später wurde das Hersenier
bei Seite gelassen und der Halsberc (Ringelpanzergeflecht) mittelst Hacken am
untern Rande des Basinets befestigt. Ueber diese Eisenhaube kam noch ein Hut
aus Filz oder Seide ^ zu liegen und erst dann pflegte der Kübelhelm aufgestülpt
und mit Schnüren oder Ketten^ festgemacht zu werden. Das Tragen einer solchen
Ausrüstung war äußerst beschwerlich und mit der Gefahr des Erstickens ver-
bunden. Der Helm wurde daher erst kurz vor Beginn der Schlacht aufgeljunden.'
Ein Vergleich zwischen den Helm-
darstellungen der Reitersiegel, auf denen
dieselben lediglich als zum Kostüm gehörig
abgebildet erscheinen, und den eidialtenen
Orio-inalhelmen des Auslandes, ero'ibt
deren Richtigkeit. Einzelne Details, wie
die Befestigung der verschiedenen Bänder,
der o^egen Ende des Jahrhvmderts auf-
tauchende, auf Scharnieren bewegliche
Gesichtsschutz (Visier) und die Art der
Herstellung des Helmes, aus mehreren
Stücken zusammengenietet, können wir
nur den Originalen entnehmen, aber die allgemeine Formentwicklung stimmt
mit derjenigen auf den Siegeln überein, wenn gleich sie derselben zeitlich um
ein Vierteljahrhundert voraus ist.
43. Helmformen aus dem Roman des Giiard
d'Eufrate. XIII. Jahrhundert.
Gekrönter Helm mit beweglioliom Visier, älinlich demjenigen im Codex Balduinens (verglciclie
Fig. 40 and 41).
' Die mittelalterlichen Ausdrücke für dieses Stück lauten: ^^■äpelin, l'atwät (P(dster)
und Iluti'enier. San Marte, Waftenkunde, S, 75. Ans Liidiciiis Kren/tahrt :
3458 Darunder ein klein wäpelin
Nilit zu dicke sidin
ünder einen p]isenhüt er verbaut.
SchitJ^, Höfisches I..eben Bd. H.
* San Marie, S. 66 ff. Das Aufbinden desÄIelmes geschah mittels Schnüren oder Riemen,
später durch Ketten, da der Helm durch einen wohlgezielten Lanzenstoß losgelöst werden konnte.
Des Tages mit tjost mir daz geschach
daz man mir von dem honbet stach
für was dristunt den heim min,
den ich mit snüeren doch sidin
iif gebunden liet vil wöl,
als man die helme binden sol.
aus Ulrich von Lichtensteins Vrouwen-Dienest, S. "269, herausgegeben von Karl Lach mann.
Berlin 1841. In dem Roman des Girard d'Eufrate trägt ein Krieger den Helm an den zusammen-
gebundenen Helmschnüren über dem Arm, Fig. 42.
^ Vergl. Abbildungen in der Weltchronik des Rudolf von Hohenems zu St. Gallen, bei
Viollet-le-Duc, 6. i»3 und Hottenroth, Tat'. 33 und 61, II.
53 IL Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Die Ausschmückung.
Der neue Topfhelni von plumper und unschöner Form erforderte aus sich
selbst irgend eine verschönernde Zierde. Die schon im XII. Jahrhundert be-
kannte Ausschmückung durch Bemalen und Besetzung der Reife mit farbigen
Steinen wird natürlich in erster Linie verwendet und erfahrt insofern eine
Aenderung, als die Bemalung in bewußter Anlehnung an die Farben des Schildes
geschieht.
Die französischen Manuskripte ^ zeigen meist nur einfarbig bemalte Helme,
in rot, blau, grün und gelb, die deutschen^ dagegen mehrfarbige und mit Figuren
(Pfähle, Quer- und Schrägbalken, Wellenlinien) verzierte Exemplare, Bei den
Dichtern geschieht die Erwähnung einfach gefärbter Helme selten, wohl aber
solcher mit aufgemalten Inschriften. Im Rolandslied des Ffaifen Konrad 3291
trägt der Helm des Helden den Namen .Venerant"^ und im Titurel ist auf
einem Helme eine Schrift in französischen und heidnischen Buchstaben zu lesen.
Häufiger wird die Besetzung mit farbigem Gestein erwähnt, so namentlich bei
Konrad von Würzburg, im Trojanerkrieg. Der Helm des Jason glänzte wie ein
Spiegelglas und:
Vers 9586 rubine, crisoliten
smaragden und jächande
üz sinem nasebande
durchliuliteclichen brunnen.
und 36914 man schriet da leder unde hörn,
golt, Silber, isen unde bein.
do wart vil manic edei stein
getengelt üz den helmen.
Die Helme sollen hie und da ganz mit Blattgold vergoldet "^ worden sein,
aber die naheliegendste und äußerst wirksame Verzierung war das Vergolden
der Metallbänder und Spangen, die sich auf diese Weise hübsch von dem hell-
glänzenden Helme abhoben. Auch diese Art der Ausschmückung finden wir
bei den Dichtern der Epoche genau beschrieben, sogar mit Angaben der Breite
der Reifen.''
Die Krone ist im XIII. Jahrhundert noch ausschließlich Rangabzeichen,
das nur den Fürsten zukam. Erst auf dem Kübelhelm verliert sie diese hervor-
ragende und exklusive Bedeutung und wird als Helniknnie zur Befestigung der
Kleinote verwendet.
' Les niiracles de Notrc-Danie, le ronian de Girard d'Kuf'rat(\ ('liroiii(iue dt> France.
"^ 'rristaidiandwclirii't des (iottfried von Straßbury (Kgl. Hihliotliek INIünclien). Gescliiclite
Ah'xaiiders des (iroüen (Leipzig), Lehensbuch von Muri. Abb. vide c. Uefncr- Alteneck, Trachten
des christliclien Mittelalters. Frankfurt 1840—50. Bd. II. Hohenlohe, lieber den Gebrandi der
heraldischen Ilelnizierden. Stuttgart 1868. Taf. 5 und r. Maijer-Mayerfeh, Taf. 13.
3 Vide ^vhulz, Ihifisclics Leben K.
* Violkt-le-Dw, Dictionnaire raisonnc du Mobilier tVancais, S. (1. H;5.
^ Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 1U().
3. Der Helm.
69
Diis flache Dach des Topfhehnes war zur Anbringung freistehender Zicr-
arten sehr vorteilhaft geformt. So sind denn zu Ende des XII. Jahrhunderts die
aufgemalten Helmbilder in plastischer Gestalt auf das Helmdach gesetzt worden,
einerseits um sichtbar zu sein, anderseits wohl, um die plumpe Form des Helmes
zurücktreten zu lassen. Erst das XIII. und XIV. Jahrhundert haben diese Zimiere
ausgebildet und zwar auf eine Art und Weise, Avelche sie zum Interessantesten
in der Heraldik machen.
b. Der Helnischmuck (Zimier, Kleinot).
Die mit Figuren bemalten, normannischen Helme, welche in der Berner
Handschrift des sizilianischen Krieges dargestellt sind, bilden den unmittelbaren
Uebergang zum plastischen Helmkleinot. ^
Die Figuren sind an der oberen Hälfte
des hohen Helmes angebracht und daher
weithin sichtbar. Der neue Topfhelm
war bedeutend niedriger, bedingte folg-
lich eine Höherstellung der Figur, was
durch Uebertragung des Bildes auf Hülfs-
kleinote(z.B. Bretter), oder durch plastische
Umformung, geschehen konnte. Zu den
ältesten gehören die auf den Siegeln nachzuweisenden Helmkleinote des Königs
RicJiard von England 1189^ (Leu auf einem mit Federn besteckten Schirmbrett),
des Grafen Balduin von Flandern^ 1197 (wachsender Leu), des
MaWiias IL von Montmorency^ 1224 (Pfauenkopf) und des
Grafen Johannes von Spanheim^ 1225 (Federn).
Bei uns hat sich der Helmschmuck, wie im übrigen
deutschen Reiche, gegen 1220 eingebürgert, denn sowohl Ulrich
von Zatzikhofen,*' der Dichter des Lanzelet, als Hartmann von
Aue,^ Dienstmann der Freilierren von Th engen zu Eglisau,
schildern zimierte Helme mit einer Deutlichkeit, die auf wirklich
Fig. 44. Bemalte Helme (Weingartuer
LiederhandSL'lirift).
Fig. 45. Helmkleinot
vom. Keiterrund.siegel
Richards I.
von England. 1189.
' Auf dem emaillierten Grabmal des Geoffroy-le-Bel riaiitagenet im Museum zu Le Mans
ist der, einer phrygischen Mütze ähnliche, Eisenhut mit einem goldenen Löwen in blau bemalt.
Abb. bei VioUet-le-Duc, Dictionnaire raisonne du mobilier fran^ais II, S. 2'2o.
^ Keitersiegel König Richards I. von England. Der Schild mit den drei Leoparden ist
um den Hals gehängt. Abbildung und Beschreibung in The Archpeol. Journal XIII, S. 110.
^ Reitersiegel. Abb. des ganzen Siegels bei Vrediiis, sigilla comitum flandriae, S. 19, des
Helmes bei Demay, S. 130.
* Reitersiegel. Abb. bei Demay, S. 180.
^ Reitersiegel. Abb. bei Hohenlohe, Sphragistische Aphorismen, S. 61.
8 Lanzelet, vergl. S. 79. — Hartmann von Aue, Erek 2335:
sin heim gezieret schone
ein engel iiz einer kröne
von gokle geworht schein.
^ Zeller- Wer d midier, Zürcher Taschenbuch 1897, S. 133 tf.
70 II. Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Gesehenes schließen läßt. Sphragistisch i.st er erst ein Dezennium später nach-
zniweisen, denn der älteste Helmschmuck in unseru Gegenden, der Federhusch
der Grafen von Kyhurg,^ erscheint erst 1284 auf dem Schildsiegel Hartmanns
des Jüngern und zwar in ganz verkümmerter, nebensächlicher Darstellung. Auf
einem Rundsiegel Hartmanns des Aeltern- vom Jahre 1239 dagegen erscheint
er in richtiger Proportion neben dem Schilde und weist einen mit Blättern be-
hangenen, mächtigen Federbusch auf. Um diese Zeit entstand ein neuer Siegel-
typus, der sich auf die Darstellung des Helmes mit dem Zimiere beschränkte,
denselben also dem Schild und seinem Bilde gleichstellte. Wenn rechtliche Unter-
schiede in der Führung der verschiedenen Siegeltypen gegolten haben, so hat
jedenfalls das ältere Schildsiegel, welches das anererbte Zeichen trug, den Vor-
rang eingenommen. Die Helmsiegel''' sind in der ersten Hälfte des Jahrhunderts
noch spärlich, wie die Abbildung des Helmschmuckes überhaupt und werden
erst gegen das letzte Viertel zahlreicher. Von frühen schweizerischen Beispielen
erwähne ich: Schildsiegel des Hartmann von Se,^ Baldegg, (Helm von vorne
gesehen, mit zwei Rädern besteckt) 1236, des Heinrich von Wassersfeh^ (Helm
mit zwei Lindenzweigen) 1239, des Heinrich von Wangen^ (Helm mit einem
geflügelten Hute bedeckt) 1242, des Ulrich von Egerdon"' (zwei Räder) 1252,
Rundsiegel des Ulrich de Wecinhon^ (Vogelkopf und Flug) 1252 u. s. w. Der
Helm ist, je nach der Beschaffenheit des Helmschmuckes in Seiten- oder Vorder-
ansicht dargestellt, bald frei im Siegelfelde, bald im Schilde selbst. Ueber die
Beschaffenheit der Zimiere geben die Siegel geringen Aufschluß und die Original-
helmzierden gehören zu den größten Seltenheiten. Diese Momente genügen aber
lange nicht, die wirklich praktische Anwendung derselben zu verneinen,^ denn
die Natur des Kleiuotes erforderte möglichst leichte und handliche Gegenstände,
welche aus Karton, getriebenem Kupfer, Holz oder Leder ^° hergestellt worden
sind. Das Kleinot durfte weder dem Winde eine große Fläche bieten, noch der
ohnehin schon beschränkten Bewegung des Kopfes hinderlich sein und mußte
mit Leichtigkeit abgenommen werden können.
Ein Kleinot, das allen diesen Anforderungen entsprach, konnte unmöglich
dauerhaft sein und mußte zu jedem Streit und Turnier erneuert ^^ werden. Wenn
^ Abb. z. Zürcher Urkundeiilmcli Lief. I, 15.
^ Abb. ■/.. Zürcher Urkundenhuch Lief. I, 14.
•^ Deutsche Beispiele bei Sei/kr, Geschichte der Heraldik, !S. lüG — ILJ und Geschiciite
der Siegel, S. 98 und •27(i.
* Abb. /. Zürcher ürkundenl)n(h I, 31.
* Siegelsanimlung der Antiquiirischeii Gesellschaft. Basler Urkundeubucii Taf. l'i, S. 13(i.
" Vergl. die Abbildungen Fig. 47.
' Zeerledcr, Urkundenhuch von Bern Taf. 4!), Fig. V.)'2.
•* Abb. z. Zürcher Urkundenhuch II, 36.
" Vergl. die Abhandlung von IToheuloltc -Waldcnhiin/ zu Kupferzell „über die Ilelnizierden",
in welcher der Verfasser zu einem verneinenden Besultate gelangt.
'" Viollcl-lc-Dnc, Dictionnaire raisonne du Mobilier fran^ais Kig. G, S. 114 — l.'>7.
" lleinfrid von Brauuscliweig, herausgegeben von BarLsch, Karl. Bibliothek des littcr.
3. Der Helm. 71
wir die Frage berüliren, ob Helmzierden im ernsten Streite getragen, ob die-
selben mitgeführt und vor Beginn der Schlacht aufgesteckt worden seien, so
ist zuerst eine Grenze zu ziehen zwischen den einfacheren Zimieren und den
komplizierten und kunstreichen Turnierkleinoten. Daß aber die einfachen Helm-
zierden wirklich in der Schlacht getragen worden sind.^ und zwar ausschließlich
von den Anführern und den vornehmsten Rittern, geht aus der Sitte des
Schmückens selbst hervor. Denn Mode und ])ersönliche Liebhaberei haben damals
so gut Einfluü gehabt, wie heutzutage, und wenn die Kleinote in den großen
Turnieren, die einer Heerschlacht in nichts nachgestanden haben, ^ nicht hinderlich
gewesen sind, so ist zum Tragen im Schlachtgetümmel kein großer Schritt mehr.
Von historischen Belegen eitlere ich den bei Duchesne erwähnten Grafen von
Boulogne^ in der Schlacht bei Bouvines 1214, der zwei Hörner von Fischbein
auf dem Helme führte, und den König Manfred von Sizilien.^ dem. vor der Ent-
scheidungsschlacht bei Benevent 1266, der mit einem silbernen Adler gezierte
Helm auf den Sattel fiel. Ferner ein Gedicht Hirzelins^ auf die Schlacht bei
Göllheim 1298, das den Helm des Herzogs von Kärnten beschreibt:
sin heim der gab vil lihten schin
zwen swartze ttugel cherubin
der engel hat darauf gcdeut
mit guldin leuberii reich verwcut.
An englischen Originalen" und zwar sowohl an Turnier- als auch an aus-
schließlich für die Schlacht gebrauchten Helmen sind Vorrichtungen oder Leicher
zum Anbringen von Helmkleinoten nachzuweisen, welche deutlich zeigen, daß
dieselben wirklich getragen worden sind, und zwar auch im Kriege. Der LTnter-
scliied zwischen Kampf- und Turnierhelm ist im XIH. Jahrhundert noch keines-
wegs strenge gemacht worden und ihr Gebrauch mag je nach der Laune des
Vereins in Stuttgart, S. lOS und lO'.X Den Anlilick der Ritter uacli dem Turnier beselux'ibt
der Dichter:
1854 man sacli die scliiUe glänze
mit liehtem schin erloschen
üf lielme gar zerdroschen
manic rieh zimierde lac.
^ Vergl. Abb. bei Hohcnlohe, Ueber den Gebrauch der Ilelmzierden, S. 43 und Taf. 3,
ferner Miniaturen, eine Schlacht darstellend, aus dem Pergamentcodex mit der Legende der
lil. Hedwig 1353, abgebildet im KorrespondenibMt XVH, S. 11, 1869. Statuts de Tordre du
Saint-Esprit du noeud. im Louvre. Illustrierter Codex aus dem Ende des XIII. Jahrluuulerts.
(Bibl. Nat. Paris). Gemälde des Florentiner Malers Paolo üccello, f 1475, mit der Darstellung
der Schlacht von S. Egidio. KJasHisclier Büderschatz 301. — Springer, Allgemeine Kunst-
geschichte III, S. 105.
^ Im Turnier zu Neuß blieben 100 Ilitter tot auf dem Platze. 1175 artete ein Turnier
zwischen Soissons und Braine in eine Schlacht aus, indem die Franzosen die Ilennegauer ül)er-
fielen. Näheres bei Schulz, Höfisches Leben zur Zeit der Minnesänger. Leipzig 1880. S. Hfi tf.
3 Duchesne, Ilist. francor. Script. V, S. 208.
* Stacke, Deutsche Geschichte, S. 519, Bd. I.
^ Pergamentcodex Nr. 352, k. k. Bibliothek Wien.
" Nach Abbildungen in The Archaijol. Journal.
72
II. Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Fig. 46. Zimierter
Helm aus dem
Manessp-Codex.
Besitzers ein verscliiedenartiger gewesen sein. Erst das XIV. Jahrhundert, in dem
die Heraklik mit Anwendung aller technischen Fortschritte zu einem Fest- und
Turnierluxus umgestaltet wurde, nahm die scharfe Scheidung vor. Denn einer-
seits war der reichverzierte, oft mit kunstvollen Einrichtungen
versehene Turnierhelm zu kostbar, anderseits aber zu schwer und
zu unbequem für den Krieg.
Der Darstellungskreis, dem das Helmkleinot entnommen wer-
den konnte, umfaßt alle Schildbilder, die sich auf irgend eine Art
plastisch, alleinstehend oder paarweise verwenden ließen. Unter
den Figuren treten natürlich die einfachsten, wie Federn, grüne
Reiser, Flügel, Hörner, Hirschstangen an erste Stelle, da dieselben
leicht und ohne große technische Hülfsmittel am Helme befestigt
werden konnten. Eine einzelne Figur wird stets auf dem Helm, ein Paar zu
beiden Seiten angebracht.
Die heraldischen Schildbilder wurden indirekt auf dem Kleinot anffegeben,
indem Hörner, Flügel, Schirmbretter und andere sich dazu eignende ijlastische
Kleinote, teils mit dem Schildbild, teils in den Farben derselben
bemalt wurden. Auf diese Art hat jedes Schildbild auf dem Helm-
kleinot wiederholt werden können. Wie Höruer und Hirschstangen,
so sind auch ganze Tierköj)fe in natura (ausgestopft) zu Helm-
zierden genommen worden (wie z. B. vom Schwan, Hahn, Hund,
Wolf, Bären u. s. w. einzelne Teile derselben, wie Flügel, Beine,
Tatzen, Krallen). Die selbe Auffassung wie beim Schildbild, alles
„was immer möglich in natura darzustellen", muß hier in bedeutend
ausgedehnterem Maßstabe gegolten haben. Denn auch gewöhn-
liche Gegenstände, wie Schlüssel, Messer, Hüte, Zipfelmützen etc.
konnten mit Leichtigkeit festgemacht werden. Je mehr sich aber
Prunk und kostbare Ausführung in der Heraldik breit machten, desto seltener
mögen diese aus natürlichen Objekten geformten Helmzierden geworden sein.
Die Helmzierden zerfallen in drei Gruppen, je nach dem Ausgangsiiunkte
ilii-er Wahl. Erstens das ScJiilclJdeinot, welches das Schildbild ganz oder nur
teilweise wiederholt, zweitens das persönliche Kleinot (brisure), das zur Unter-
scheidung von andern Gliedern desselben Geschlechtes ein ganz frei gewähltes
oder auf die Person des Trägers bezügliches Bild darstellt, und drittens das
3IinneMeinot.
Das Schüdhleinot, d. h. der aus dem Bilde des Schildes genommene Helm-
sclinuick ist das Nächstliegende und bildet deshalb auch die größte Gru])pe.
Einen hübschen Beleg für diese Kleinotart bildet die Stelle im Trojanerkrieg
Konrads von Würzburg:
33098 er hctc üf sincni heim gemäht
nach sines schiltes wäpen
die Schenkel mit den tapcn
eins löuwen, den er drufe truoc.
Fig. 47. Helm
mit Hifthörnern
(Manesse).
3. Der Helm.
73
Das ganze Scliildljild wiederholt das Kleinot der Grafen von Pßrt^ (zwei gelbe
Fische), der Herreu von Greifenstein^ (einen schwarzen Greifen). Viel häufiger ist
die vereinfachte oder stückweise Wiederholung, indem das im Schilde mehrmals
dargestellte Bild auf dem Helme in der Einzahl erscheint, wie die Hirschstano-e
der Grafen von NeUenhur(ß (in gell) drei lilaue Hirschstangen), das weiß und
schwarze oder weiße Hifthornpaar der Grafen von Nifcn^ (Neuffen) (in schAvarz
drei weiläe Hifthörner). Menschliche Figuren und Tierbilder sind als Zimier mit
Vorliebe nur teilweise verwendet worden, gleichsam mit dem Oberkörper aus
dem Helmdach herauswachsend. Wachsende Figuren sind sehr zahlreich. So
zeigt schon das Reitersiegel des Grafen Rudolf von Hahshurg^ vom Jahre 1259
als Kleinot seines Hauses einen roten, mit Pfauenspiegeln besteckten, wachsenden
Leu. Dieses Kleinot
erbt sich in der altern
Linie fort, während die
jüngere der Grafen von
Hahshurg - Lauffenlmrg
mit der ererbten Graf-
schaft Rapperswyl das
Kleinot dieser Grafen,
den zweiköpfigen wach-
senden, weißen Schwan
angenommen haben.
Weitere Beispiele
liefern die Zimiere der
ritterlichen Geschlech-
'3»?
Wasserstelz
Gutenburg
1268
Bald egg
IZ8S 12-9' l2.JLi
Egerdon Teutl'en
Büttikon Freiburg
Münch
Wecinkon
Fig. 48. Zimierte Helme nach Siegeln.
ter der Münch^ von Basel (ein wachsender Mönch) und der ManeiP von Zürich
(ein wachsender, geharnischter Krieger), der Freiherren von Tengen,^ welche das
weiße Einhorn, und der Freiherren von Klingen,^ die den gekrönten, weißen
Löwen wachsend auf dem Helme führen.
Die Herren von Gutenhurg^^ (Schwaben) führen im Schilde einen Löwen,
auf dem Helme aber zwei aufwärts gerichtete Löwenschwänze u. s. w.
Die Bilder indirekt plastisch, d.h. auf sog. Hiilfskleinotcn^^ anzubringen.
' Zürcher Wappeiirolle Nr. 30.
^ Zürcher Wappeurolle Nr. 74.
^ Ruudsiegel des Grafen Mangold von Nellenburg 1*277.
* Zürcher Wappenrolle Xr. 85.
^ Al»l). z. Zürcher Urkundenbucli Lief. III, Fig. 2.
" Zürcher Wappenrolle Nr. 386. Wappenrundsiegcl des Hugo Münch 1285. Basler Urk.-Ii.
' Zürcher Wappenrolle Nr. 234.
* Zürcher Wappenrolle Nr. 149.
^ Zürcher Wappenrolle Nr. 138.
1° Schildsiegel des Ulrich von Gutenbnrg von 1307. Vergl. auch Abb. in der Weingartuer
Liederhandschrift.
'^ Vergl. V. Mayer-Mayerfels, S. 140—155.
74
II. Teil : Gescliichte der Heraldik iu der Schweiz.
XIII. Jahrhundert.
ist im Besondern für heraldische Schildteihmgen und solche Figuren angewendet
worden, welche sich nicht leicht allein auf dem Helme befestigen lieläen. Im
XIII. Jahrhundert kommt besonders das sog. Schirmbrett in Betracht, hohe und
niedere Hüte, und „der Beutelstand" , eine Haube, welche in zwei mehr oder
minder spitze Zipfel auslief. Dazu treten noch, aber gewöhnlich nur zur An-
bringung der Schildfarben, die Homer, Flüge, Banner und ivachsenden Figuren
hinzu. Auf Schirmbrettern wiederholen das Schildbild die Ziemiere der Freiherren
von Wart^ (schräg geviertet von blau und weiß), der Herren von Hohenfels^
(Bodensee) geteilt von schwarz und
weiß, der Ritter von Trostberg^ (Aargau)
in blau ein weißer, mit roter Scheibe
belegter Stern, der von BüttiJcon^
(Aargau) fünfmal rechts geschrägt von
rot und von weiß mit blauem Eisen-
hutmuster, auf Hüten von spitzer Form
diejenigen der Freiherren von Steinegg^
(Zürich) in blau ein gelber Fluß, der
Herren von Bechburg^ (Solothurn) ein
weißer Spitzhut mit aufgeschlagener,
schwarzer Krampe und roter Kugel auf
der Hutspitze, auf Hüten von niederer
Form das Kleinot der Grafen von Kasteln'^ (geviertet von weiß und rot). Viel
häufiger ist der Beutelstand, der sich sowohl wegen seiner leichten Herstellung
aus allen möglichen Stoffarten, auch aus Leder, als besonders durch den großen
Raum, den er zur Anbringung des Bildes bot, dieses Vorzuges erfreute. Die
Bilder konnten aufgemalt, genäht oder gestickt werden. Die Form dieser Hülfs-
kleinote variert und nähert sich, je nachdem die obere Linie gerade oder nach
innen gebrochen ist, der Bischofsmütze. Auf dem Reitersiegel des DietheJm von
Wolhusen^ ist der Helm mit diesem Hülfskleinot bedeckt, das die rote Burg
trägt, aber zwei nach hinten fliegende Bänder kennzeichnen sie als wirkliche
Bischofsmütze, als Inful, das Abzeichen einer Klosterkastvogtei. Der LTnterschied
ist schwer zu machen zwischen der eigentlichen Inful und dem Beutelstand, er
ist aber auch gar nicht von Belang. Infulähnliche Beutelstäude führen die Grafen
Werdenberg
IZ »5
Habsbm-g
Fürstenberg
Fig. 49. Zimieite Helme nach Siegeln.
' Manesse-Liederliandschrift Bild XVIII.
''' Mauesse-Liederhandschrift Bild XXXV.
^ Mauesse-Liederliandschrift Bild LXXIII.
* Rnndsiegel des Johannes von Biittikon 1"J55.
° Znrclier Wappenrolle Xr. 182.
" Znrclier AVappenrolle Xr. l(i"_*.
' Zürcher Wappenrolle Nr. 41. Als plastisches Beispiel erwähne ich den llehu mit Hut
und l"'ederkugel auf dem Grabmale des Grafen Rudolf von Tierstein zu Basel. 1308.
" Keitersiegel des Dietlielni von 'Wolhusen. Abh. Mittoiluiiu;on der Antiquarischen Gesell-
schaft XXI, 8. 5.
3. Der Helm. 75
von Buchcgg^ (iu gelbem, mit roteu Rosen belegtem Felde ein roter Pfahl), die
Freiherren von Begcnsbcrg^ (fünfmal weiiä und blau gespalten mit rotem Quer-
balken), die Herren von Bliimenherg^ (Basel), (in rot ein weißer Querbalken mit
blauem Wolkenschnitt, fast dreieckförmig), die Grafen von Suh^ (mit drei roten
Spitzen von weiß und rot geteilt), die Giel von Gielsperg'^ (geteilt von rot und
weißem Schachbrett und von gelb) u. s. w.
Von den übrigen Kleinoten haben nur die Hörner im XIII. Jahrhundert
als Hülfskleinote gedient, der Gebrauch der anderen ist erst im folgenden Jahr-
hundert aufgekommen.
Ein Siegel des Eberhard von Bichelsce^ vom Jahre 12G3 zeigt einen mit
einem Paar Hörner gezierten Helm, auf welchen die Querbalken des Schildes
(in rot ein weißer Balken) erhöht, vielleicht als Ringe augebracht sind. Die Hift-
hörner der Grafen von Hohenhcrg^ sind geteilt, weiß-rot bemalt, nach dem also
geteilten Schilde. Daß die Helmbilder in den Farben des Schildes bemalt wurden,
auch wenn sie das Bild nicht wiederholten, liegt auf der Hand, natürlich nur,
Avenn eine farbige Ausschmückung von Nöten war.
Die zweite Gruppe der Helmzierden, das persönliche Kleinot, ist in zwei
Abteilungen zu trennen, in die völlig frei gewählten Bilder und in diejenigen,
welche in irgend einer Beziehung zum Träger stehen. Zu der ersten Abteilung
braucht es keine weiteren Erläuterungen, als einige Beispiele. 1270 führt Konrad
von Liehegg^ ein Paar mit Rosen besteckte Hirschstangen, 1280 Eberhard von
Lupfen,^ Graf von Stühlingen, einen wachsenden Schwan, zu Seiten je einen Pfauen-
wedel, 1295 Johannes von Büttilon^^ ein Paar senkrechte, mit Hahnenfeder-
büscheln besteckte Stangen. Diese Zimiere sind nicht erblich gewesen und nur
von dem betreffenden Ritter geführt worden. Anders die zweite Abteilung.
Schon beim Schildbilde habe ich darauf hingewiesen, daß Abzeichen persönlicher
Würden und Aemter vorzugsweise als Zimiere gebraucht wurden, da das anererbte
Wappen im Schilde keine vorübergehenden Standes- und Herrschaftabzeichen
eines einzelnen Gliedes aufnehmen konnte, ohne die Bedeutung des allgemeinen
Geschlechtswappens zu verlieren.
Schild und Zimier verhalten sich im XIII. Jahrhundert wie heute der Ge-
schlechtsname zum Vornamen. Schild und Geschlechtsname bleiben in der direkten
Stammfolge unverändert, bezeichnen den Träger als Glied einer bestimmten
^ Zürcher Wappenrolle Nr. 33.
^ Zürcher Wappenrolle Nr. 146.
^ Zürcher Wappenrolle Nr. 174.
* Zürcher Wappenrolle Nr. 45.
•■* Zürcher Wappenrolle Nr. 263. Rundsiegel des Rudolf Giel von l'lll.
** Vergl. auch Wappeni-olle Nr. 157.
^ Wappenrolle Nr. 25. Manesse-Codex Bild XVII.
* Spitzovalsiegel, Siegelsammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
^ Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. III, S. 9.
" Schildförmiges Siegel. Siegelsammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
76 II- Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Gruppe; Ziniier und Vorname sind verschieden, können zwar aucli von ver-
schiedenen Mitgliedern der selben Gruppe gleich geführt werden, bezeichnen
aber stets die betreffende Person näher als der bloße Name des Geschlechts.
Die Inful,^ der wir schon unter den Hülfskleinoten begegnet sind, deutet
gewöhnlich auf Beziehungen des Trägers zu geistlichen Kreisen. Die Grafen
von Montfort - Feldkirdi und ihre Anverwandten, die Grafen von Werdenberg^
führen sie an Stelle der alten, mit dem Wappenbilde bemalten Schinnbretter
seit dem letzten Drittel des XIII. Jahrhunderts. Die Montfort^ sollen dieselben
unter dem Einfluße der Bischöfe von Cliur aus diesem Hause oder als Kastvögte
der Klöster Mariaberg an der Laubert und Habsthal bei Mengen angenommen
haben, Hugo IL von Werdenberg als Kastvogt des Klosters Dissentis und des
Klosters St. Johann im Thurthale 1285. Eine Miniature^ der vita Caroli magni
illustriert in trefflich klarer Weise, auf welche Art eine Inful zum Kleinot werden
konnte. In der obern Hälfte des Bildes belehnt der König den vor ihm knieenden
Roland mit der Fahne. Hinter dem Knieenden steht der Erzbischof Turpin im
]3riesterlichen Ornate mit Inful und Pedum. Auf der untern Hälfte sehen wir
die beiden hoch zu Roß, zum Streite gerüstet. Der Erzbischof trägt die Inful
über der Panzerhaube. " In den folgenden Schlachteubildern erscheint sie auf
dem Topfhelme und zwar in Vorder- und Seitenansicht.
Die Hifthörner können auf Jagd und Jagdrecht bezogen werden, jedenfalls
aber nicht mit derselben Wahrscheinlichkeit, wie die Inful auf geistliche Aemter.
Daß auch Helmzierden in Anlehnung an das Wappen des Leheusherrn geführt
worden seien, bezeugt der wachsende, habsburgische Leu derer von Reinach^ und
der schwarze, mit weißen Blättern behangene Flügel der Herren von Landenber<j.^
(DieKyburger, ihre Lehensherren, führten einen schwarzen Federbusch mit weißen
Blättern.)
Die Abzeichen des Schenkenamtes, des Truchsessen etc. sind schon unter
den Schildbildern besprochen worden und bedürfen keiner weiteren Erörterung.
Wigalois 3896 Sin heim der was riche ^
Vil harte hoveschliche
> Vergl. 8. 72.
- Zürcher Wappenrolle Nr. 128. 129. 130. 131. 132.
* /'. IIcfner-Älteneck erwähnt im Anzeiger des germanisclicn Musi-ums l.stiö, Nr. 10, ein
liiezu trefflich i)assendes Beispiel einer Kleinotcedierung (weifse Intal), wie folgt: Der IJiscliof Hrun
von Brixen gestattet seinem Neffen, dem Grafen Konrad von Kirchherg, ^cin llehnkleinot zu
füliren, wie er es selbst über 36 Jahre „in dez riches dienst und in unsers gotshuses vrlangen
und an rareniger stat anderswo geführt habe."
* Vergl. die Abbildungen im III. Teil.
^ Im Boman des Girurd (VKnfvdtc (Britisches Museum, London) ersdieint der König (zu
Hause) mit einer gestreiften Zipfelmütze, die aus der Krone herauswächst; im Kriege trägt er
die Mütze ohne Krone auf dem Helm.
" Zürcher AVa])penrolle Nr. 489.
'' Vergl. ZeUer-Werdmnller, Denkmäler aus der Fcudalzcit im Lande Uri, S. 25.
" San Marte, S. 71.
3. Der Helm. 77
mit roten kein bedecket
Darumbe was gestrecket
Ein Strieme wiz h»rmin
Oben was gesteeket darin
Ein schuzzel von golde
Da bi man wizzen solde
Daz er da truhstezze was.
Das M'mncldcinot , die dritte Gruppe un.serer Einteilung, ist auch ein persön-
liches Zeichen, aber von so abweichender Bedeutung, daß es als abgesonderte
Gruppe betrachtet werden muü. Frauenbüsteu, Pfeile, Ringe, Rosen sind häutig
gewählt worden, natürlich stets Bilder, welche auf den Liebesdienst des Ritters
anspielten und die recht kostbar verziert, mit Steinen besetzt werden konnten.
Unter dieser Grujjpe sind auch die ersten, ausscliließlich für das Turnier be-
stimmten Helmzierden zu suchen. Konrad von Würzburg beschreibt in l*arton()])ier
und Meliur einen solchen Helmschmuck :
13558 üf einem heim gefiieget dar
was ein wiplich houbet
von Silber, daz beroubet
was aller itewize.
von meisterlichem vlize
ga,p er durchliuhtigen schin
sin kröne was ein glänz rubin
sin haar schein als gespunnen golt.
der soldan üf der minne sold
wollte ein frouwenritter wesen
davon sin kleinot üz erlesen
was ane missevvende (Schmuiz).
In der Manessischen Liederhandschrift trägt Herr Ulrich von Lichtenstein^
eine wachsende gekrönte Jungfrau als Helmkleinot, welche in der einen Hand
einen roten Pfeil, in der andern einen Feuerbrand hält, die Sinnljilder der Be-
gierde und der inbrünstio-en Liebe.
Herstellung und Befestigung des Helmschmuckes.
Das Helmkleinot muß zu Anfang primitiv und mit geringen Mitteln her-
gestellt worden sein. Je mehr wir uns aber dem Ende des Jahrhunderts zuwenden,
desto kunstvolleren Arbeiten begegnen wir und einzelne Gegenden, wie der
Norden von Italien^ sind für besonders hervorragende Leistungen berühmt.
Kunstvoll in Metall getriebene Figuren, ja sogar Automaten, wie z. B. von
^ Abb. in Wappen, Helmzierden und Standarten der grofsen Heidelberger Minnesänger-
Handschrift (Manesse-Codex). Herausgegeben von K. Zangemeister. Görlitz 1892.
^ VioUet-Ie-Duc, Dictionnaire raisonnö du Mnbilier francais VI, S. 114.
78 II. Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
selbst sich drehende Räder und sich verneigende Figuren sollen fabriziert
worden sein, ^
Gegenstände, wie Ochsenhörner, Ohren, Tierbälge, Flügel, Adlerklauen,
Geweihstangen ^ etc., welche nicht zu groß und zu schwer waren, konnten in
natura verwendet werden. Dennoch scheint mir die künstliche Herstellung aus
Holz, Leder, ^ Zeug, Karton und getriebenem Metallblech* die gewöhnliche ge-
wesen zu sein, auch für die oben genannten Dinge, ^ weil sie die den Anforder-
ungen entsprechendsten Figuren liefern konnte. Die rohe Helmzier wurde bemalt,
mit Stoff bekleidet oder mit Silber- und Goldblech überlegt. Auch farbige Steine
und Metallstreifen sind nicht gespart worden. Das fertige Kleinot pflegte
man je nach seiner Beschaffenheit an den Extremitäten oder längs der ganzen
Peripherie mit Hahnen- und Pfauenfedern zu bestecken, einzeln oder in Büscheln;
wenn sie sich nicht direkt anbringen ließen, so wurde die Figur mit einem
Kamme versehen ^ (Habsburger- und Klingen-Leu), der sich zu diesem Schmucke
besser eignete. Die Schirmbretter, von runder, halbrunder und fächerähnlicher
Form, sind durchwegs besteckt mit Federn, kleinen Kugeln, Schellen u. s. w.
(Büttikon).^ Zur Vervollständigung des Bildes seien einige zeitgenössische Be-
schreibungen angeführt.
Aus Konrad von Würzburgs Trojanerkrieg:
33076 ein huot mit silber überleit
swebt üf dem glänzen helme sin.
zwo Stangen phäwenvederin
' Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 113. Wohl elier, als an Automaten, ist dabei an
die Bewegung der Helmkleinode durch das Drehen oder Scliütteln des Kopfes zu denken, denn
in diesen Beschreibungen scheint sich die dichterische Phantasie breit zu machen.
* Die Grabplatte des Diopoldus dictus Hei in der S. Jobannskirclie im Dorf Tirol vom
Jahre 1361 zeigt einen Helm mit beringten Stierhörnern, Ohren und fellartiger Decke (k. k. Central-
kommission für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale [Wien] 1872/73) und der Helm
auf dem Grabmal des Heinrich von Geymann trägt die Stierhaut mit Ohren und Hörnern
(k. k. C!entralkommission 1878). Helm mit zwei Hirschstangen auf der heraldischen Ausstellung
in Wien. (Katalog der Ausstellung.)
^ Zwei erhaltene Helmzierden aus Holz, ein Leu auf dem Helme des schwarzen Prinzen,
und ein bärtiger Mannskopf sind abgebildet im IllusfratedCatalogue of the Herahlic-JS.vhibition.
London 189(1. r. Hefner - Altenecli, Hohenlohische Originalhelme in der Herrgottskirche zu
Kreclilingen an der Tauber, Einhorn aus Leder.
* Auf der Fläche des Ilelmdaches sind Figuren und Abzeiclien in getriebener Arbeit
angebracht worden. Von erhaltenen Beispielen nenne icli: zwei Helme in englischem Besitze.
Der eine von 119U trägt das Malteserkreuz en bas-relief auf dem Dache, The ArduTol. Journal
V, XXII, der andere von 1298 gehörte einem S. Antönierritter und ist mit dem Kreuz und dem
Worte „Anthon" geschmückt. Ein plastisches Beispiel befindet sich in der Kirche von Ingham
in Nordfolk (Tlie Archa;ol. Journal) 1865, XXII.
^ Denniiin, Die Kriegswaffen, Leipzig 1893, S. 009. Adlerkopf auf dem Helme, in Metall
getrieben. Artillerienniseum in Paris.
" Abb. z. Zürcher Urkundenbuch III, S. 4. Wajjpt'nrollt' Nr. 138.
^ Helmrundsiegel des Job. von Büttikon. Zürcher Wappenrolle: Frol)urg 28, Kürneg 7.5,
Klingen 13!), ilcwen löO, Wunnenberg 210.
3. Der Helm. 79
mit einem roten samit edel
bewunden üf biz an den wedel
die saeh man haften unde kleben
an dem rilichen huote eneben,
sam si gewachsen wären dran.
Aus dem Keinfrid von Brauuschweic?:
1522 von golde lieht sins helmes taeh
zwei hörn baten bedecket
und was darüf gestecket
ein grat von manges phawen veder.
und hat der hörn ietweder
von zobel richin jagebant.
Aus dem „Lauzelet" des Ulrich von Zatzikofen.
4438 guldin was sin gügerel,
ein boum mit löubern niht ze breit.
ein grimel was daran bereit
mit sidinen weifieren.
In einer Vergleichsurkunde des Bischofs Heinrich von Regensburg ^ 1290
wird ein Helmkleinot beschrieben: „zwo stangen mit Hermil üljerzogen und
oben in ieder Stangen ein Pusch von schwartzen Hannenfedem.
Ueber die Befestigung des Kleinots sagt dieselbe Urkunde :
„und sollich ir Cleinot haben sie üf dem Helm in einer gelben
Cron oder in rot und weißer Seiden gewunden wie ain Crantz."
Während z. B. noch im Reinfrid von Braunschweig ^ der
König von Schotten „ein guldin krön üf sines helmes dach"
führt, ist hier die Krone schon als befestigende Zuthat an-
zusehen.
Die seitlich anzubringenden Figuren (Hörner, Stangen
u. s, w.) konnten in Oesen gesteckt oder mit Metallbändern fe.st-
Fig. 5il. Helm vom
genietet werden. Auf eine solche Befestigung lassen die Helm- oiabmaidesKomadvon
Zierden auf dem Rundsiegel des Ulrich von Chlinginberch'^
1262 und dem Schildsiegel des Johannes von Büttincon^ 1295 schließen.
Das Aufschnallen, das Befestigen mit Hülfe von Bändern und Schnüren
kennt schon der Dichter des Lanzelet. Die am Kleinot haftenden Schnüre wurden
durch die zu dem Zwecke am Helme angebrachten Löcher^ gezogen und auf
der Innenseite des Helmes zusammengeknüpft. Dies pflegte kurz vor der Schlacht
zu geschehen, was im Trojanerkrieg geschildert wird:
' Hohenlohe, Ueber den Gebrauch der heraldischen Heluizierden i. M. 18G8. Yergleichs-
urkunde des Bischofs Heinrich von Eegensburg (1277 — 1296).
- Keinfrid von Braunschweig Yers 1504.
3 Abb. z. Zürcher Urkuudenhuch III, S. 28.
* Siegelsammlung der Antiquarischen Gesellschaft Zürich.
^ Yergl. Abbildungen von englischen Originalhelmen The Arch Journal XXII. London.
80 II- Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
29684 ouch wurden in der veste
die burger werlich funden.
diu zimier uf gebunden
dö wären algemeine
und daz gesmtde reine
geslifFen unde wol geveget.
Daß das Kleinot auch aufgesteckt wurde, beweisen die auf dem Dache mit
Spitzen versehenen Hehiie auf zwei Reitersiegeln des Grafen Budolf des Schweig-
smnen von Habsburg 1245.^
Das Aufschnallen und Aufstecken eignete sich nur für kleinere Figuren,
größere Kleinote, wie Schirmbretter, hohe Federbüsche etc., bedingten stärkeren
und festeren Halt; Hols- und Lederringe, Kissen, Wulste^ und auch Kronen'^
wurden zu diesem Zwecke um das Kleinot herum auf den Helm gelegt. Beispiele
dieser Befestigungsart finden sich auf dem Rundsiegel des Joh. von Büttikon 1255
und auf dem Schildsiegel des Joh. von Büttihon 1291, im Manesse-Codex u. s.w.
Tierbälge pflegte man über den ganzen Helm zu spannen und sie seitlich
ringsherum zu befestigen, Beispiele: Schildsiegel des Eberhard Swagir 1296
und des WaUher von Elgg 1268^ (Bärenköpfe). Jedes Helmkleinot erforderte
wieder eine besondere Befestiguugsart, die sich nicht nur nach der eigenen
Beschaifenheit, sondern auch nach derjenigen des Helmes zu richten hatte. ^
Kriegerische und künstlerische Wirkung.
Der kriegerischen Wirkung des Helmschmuckes überhaupt ist schon in der
allgemeinen Einleitung gedacht worden. Wir resümieren hier nur, daß das Kleinot
den Krieger größer erscheinen ließ und ihm ein außergewöhnliches, Furcht er-
regendes Aussehen verlieh.®
Für uns ist der künstlerische Effekt bedeutsamer. Das Helmkleinot, an
und für sich schon ein reiches Zierstück, bildete durch die Farbe den passenderen
Abschluß des ganzen farbenprächtigen, ritterlichen Frunkkleides, als der silber-
oder goldglänzende Helm. Die plumpe Form des Topfhelmes wurde dadurch
verdeckt, erhielt sogar durch die schlanken und sich gewöhnlich nach oben
verjüngenden Zimiere ein elegantes Aussehen. Welch farbenprächtiges Schau-
si)iel ein also zum Streite gerüstetes und geschmücktes ritterliches Heer geboten
hat, sehen wir auf der Miniatur des Manesse-Codex,'^ welche den Grafen Werner
von Homberg mit seinen Dienstmannen darstellt.
' Abb. z. Zürcher Urkundoiibiicli II, S. b und (>. Ilelnio auf dem Kästchen von Atting-
husen. Brandis, Rotenburg.
^ Kästchen von Attinghusen. bandcnborg.
3 Vergl. S. 77.
* Abb. z. Zürcher Ihkundenl)U(h III, S. 24.
^ Vergl. die lleliiiabbildungcn der Weingartner Liederhandschrift. Ilerausgegebon von
Franz Pfeiffer. Bibliotliek des litt(>rarisclicn Vereins von Stuttgart V.
" Vergl, zum Beispiel im Manesse-Codex die Verteidigung einer Burg durch den Düring,
d<'r gh'icli einem Indianerhäuptling geschmückt erscheint. Bild XLVl.
' Werner roii Ilotiiherrj, Mitteilungen der Aiitiq. Gesellschaft in Zürich, XXIV. ISdO.
3. Der Helm. 81
Rechtliche Bedeutung.
Eine eigene Bedeutung, AA'ie der Wappenschild, erhält das Helmkleinot erst
im XIII. Jahrhundert und zwar speziell im römisch-deutschen Reiche. Der Schild
bleibt immerhin rechtlich an erster Stelle, aber dem Kleinot wird doch eine
solche Wichtigkeit beigemessen, daü es, wie der Schild, erblich vom Vater auf
den Sohn übergeht. Während das älteste Wappengedicht, der cUpearius Teutoni-
corum^ des Zürcher Chorherrn Konrad von Mure (1248 — 47) nur die Schildbilder
beschreibt und von Helmzierden nichts erwähnt, zeigt das aus der zweiten Hälfte
des .Jahrhunderts stammende Kästlein von Attinglmsen^ neben jedem Schilde den
dazugehörigen zimierten Helm. Auf Siegeln ^ kommen Zusammenstellungen von
Helm und Schild schon im ersten Drittel des XIII. Jahrhunderts vor, aber die
Verschiedenheit der Helmkleinote ist so groß, daß sich keine bestimmten Regeln
über ihre Führung aufstellen lassen. Die Fresken aus dem Turme von Erstfeld,^
deren Entstehung in die Wende oder in die ersten Jahre des XIV. Jahrhunderts
fällt, zeigen den Schild jeweils vom Helme überragt. Die gleiche Zusammen-
stellung findet sich, in einigen Beispielen, auf den Miniaturen der Weingartner
LiederJiandschrift. ^
Es liegt nicht im Rahmen dieser Arbeit, die rechtliche Bedeutung des Helni-
kleinotes'' zu beleuchten, wohl aber diejenige der Brisüren, denn sie hat insofern
auf die Formwandlung eingewirkt, als durch sie Helm und Schild zu einem
Ganzen, zu einem neuen Wappenbegriff, vereinigt worden sind.^
c. Brisüren.
Die Unterscheidung der Glieder und Linien eines Geschlechtes durch Ver-
änderung der Helmzimierden ist bei uns im weitesten Umfange nachzuweisen.
Die Grafen von Kyhurg^ führen einen schwarzen, mit weißen Lindenblättern
behangenen Busch und den Pfauenstutz, der vom Hause Habsburg-Oesterreich
' V. Liebenau, Conrads von Mure Clipearius Teutonicorum. Anzeiger für schweizerische
Geschichte Nr. 1, 1880.
* Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich XXI, Heft 5.
3 Schildsiegel des Grafen Hartmann von Kyburg 1234. Zürcher Urkundenbuch I, Fig. 15.
Rundsiegel des Grafen Hartmann von Kyburg 1239. Zürcher Urkundenbuch I, Fig. 14. Rund-
siegel des Grafen Eberhard von Habsburg 1266. Zürcher Urkundenbuch III, Fig. 4.
* Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 258.
5 Beschreibung der Wappen bei Zeller-WerdmüUer. Denkmäler aus der Feudalzeit im
Lande Uri. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft XLVIII.
« StröM, G. H., Heraldischer Atlas Taf. 19. Stuttgart 1898.
' Seyler, Geschichte der Heraldik und Hauptmann, Das Wappenrecht. Bonn 1896. —
Huber, Max, Archives heraldiques Suisses 1898, 3 und 4.
* Die Grafen von Honberg führen als Kleinot eine hohe Bischofsmütze. Werner von
Honberg erbt von seiner Mutter Elisabeth von Rapperswil die Besitzungen der Grafen von
Rapperswil 1289 und führt das Kleinot derselben; nach seinem Tode gehen die Lande samt
dem Kleinot an die Grafen von Habsburg-Lauffenburg über.
9 Archives heraldiques Suisses 1888 S. 137, 1889 S.241. Die Erben der Kyburger Kleinote
von G. Ulrich Stutz.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. "
82
II. Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz.
XIII. Jahrhundert.
ererbt wurde. Das gewöhnliche Kleinot der Grafen von Hahsburg ist ein roter,
wachsender Leu, dessen Rücken mit Kamm und Pfauenfedern besteckt ist. Graf
Gottfried von Hahshurg-Lauffenhurg ^ führt als Vogt der Gräfin Anna von Kyburg
ein aus beiden Wappen zusammengestelltes Kleinot, ein Schirmbrett mit dem
wachsenden Habsburgerleu, besteckt mit dem Lindenbusch der Ky burger. ^ Die
Söhne König Budolfs von Habshurg führen den Pfauenstutz (Kyburg) mit ge-
kröntem Helm auf dem Bindenschild von Oesterreich, das jüngere Haus Kyhurg-
JBurgdorf (Eljerhard der Tugendhafte von Habsburg und seine Söhne) einen gelben
wachsenden Leu mit rotem Rückkamm (Habsburg) auf dem Schilde von Kyburg.
Die Grafen von Hahsburg - Rappersivil von der Lauifenburgerlinie führen das
ererbte Helmkleinot der alten Grafen von Rapperswil, zwei weiße, wachsende
Schwanenhälse. Die Freiherren
t/^|C\ von Wissenburg im Simmenthai
X haben einen weißen Turm mit
schwarzem Busch auf dem Helme,
die von Blankenburg (Simmen-
thal) eine weiße zweitürmige
Burg mit schwarzen Büschen
besteckt.^ Die Grafen v. Lupfen
und die Freiherren von Küssen-
berg haben das gleiche Schildbild
(blau-weiß geteilt) und unter-
scheiden sich nur durch das
Kleinot. Die von Lupfen führen
einen weißen Schwan mit zwei ausgespreizten Flügeln, die von Küssenberg einen
gelben Becher."^ Die Freiherren von Bechburg haben folgende Zimierden geführt:
Rudolf von Bechburg einen Beutelstand (1274), Konrad von Bechburg einen
Baumzweig (1255), Heinrich einen gekrönten Helm mit Spitzhut und Hahnen-
federbusch, Hemmann (1373) einen Flug mit dem Wappenbilde. Li der Wappen-
rolle von Zürich erscheint ein weißer S})itzhut mit schwarzer Krampe und roter
Kugel auf der Spitze. Die Herren von Büttihon führten : Schirmbrett mit Wappen-
figur und Kugelbesatz (1253), zwei mit Hahnenfederbüschen besteckte Stangen
(1295) und einen flachen Pilgerhut mit zwei Flügeln (1303). Die schon früher
erwähnten Grafen vonNidau haben einen gekrönten Jungfrauenrumpf mit Wappen-
wiederholung, die Grafen von Arberg eine spitze Mütze mit Wappenwiederholung
und Blumen oder Kugel besteclct und die Grafen von Straßberg zwei mit Lindeu-
blättern besteckte Hörner. ^
V. Arberg.
V. Nidau.
Fig. 51. Helmbrisüren.
V. Neuenbürg.
^ Archives höraldiques Suisses 1889 S. 2.'')(!.
^ Vergl. Figur 49, Nr. 8 und Siegeltafel 1, Fig. 1.
3 Aus den Malereien im 'Punne zu Erstfeld.
« Vergl, Zürcher Wai)pcnn)lle Fig. 118. 227,
^ Als kurze Spezialahluuullung üher Helme sei erwilhnt i\ Essenwein, Die Helme im
germanischen Museum. Nürnberg 1892.
4. Die Fahne.
83
4. Die Fahne.
Die Verleihung- eines Lehens durch Uebergabe einer Fahne ' an den zu
Belehnenden zu versinnliildlichen, ist uralt und hat bis tief ins Mittelalter hin-
ein, wenigstens für die Investitur weltlicher Fürstentümer, fortbestanden. Diese
Fahnen mußten aber einfarbig^ sein und fallen also hier außer Betracht.
Die lustigen Speerfiihnlein ^ mit langen, flatternden Wimpeln, die wir im
XII. Jahrhundert kennen gelernt haben, sind wohl
aus Mangel an Material im XIII. Jahrhundert bei
uns nicht nachzuweisen. Die in der ersten Hälfte
des Jahrhunderts vorwiegende Form ist die drei-
lappige Speerfahne.* Sie ist von rechteckiger
Form, mit der kürzeren Breitseite an dem Speere
festgemacht vmd endigt hinten in drei lange, mit
Fransen besetzte Lappen. Sie trägt gewöhnlich
kein Wappenbild, sondern Knöpfe und aufgenähte
Schnüre^ zum Schmucke. Auf dem Reiterrund-
siegel des Herzogs Heinrich von Schwaben^ ist sie
mit den drei Leoparden, dem Wappenbilde des
Herzogtums, belegt, auf den Reiterrundsiegeln des
Grafen Hugo I.^ (1214) und Hugo IL von Montfort
(1255) mit Knöpfen und Schnüren. Sie erscheint
noch 1271 auf einem Reitersiegel des Grafen Hugo
von Werdenberg, ^ obwohl die neue Fahnenform
schon allerorts bekannt war. Die Gründe einer
Aenderung^ mögen einerseits dadurch bedingt worden sein, daß sich die langen,
flatternden Wimpel in den mannigfachen Helmkleinoten verfangen mußten, ander-
seits aber in der Entwicklung der Kleidermode und in der Tendenz, das Wappen-
bild auf der Fahne so anzubringen, daß es stets sichtbar war.^*^ Daher bildet
das neue Fahnentuch eine steife und auch beim stärksten Windzug vollständig
Fig. 52. Hülfskleinot mit Schildbild.
V. Attinghusen.
' Aeltestes Mosaik im Triclinium des Vaticaus, die Uebergabe einer Fahne an Karl den
Großen dnrch S. Peter darstellend. Stäche, Deutsche Geschichte I, S. 185. Gutersohn und Knapp,
Die Basiliken Roms Taf. 43. — Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 291.
^ Abbildung eines Fahnenlehens aus dem Sachsenspiegel, sowie der einzelnen Fahnen.
Stäche, Deutsche Geschichte I, S. .524. 528. 529.
^ Vergl. Pergamentcodex des Petrus de Ehulo in Bern, II, S. 23 ff.
* Vergl. Die Reitersiegel auf Siegeltafel 1.
^ Miniaturen (Herrad von Landsberg und Lesebuch von Muri).
® Abb. z. Zürcher Urkuiulenbuch I, S. 6.
^ Abb. z. Zürcher Urkundenbuch II, S. 21.
* Fürstenbergisches Urkundenbuch V, Fig. 12.
^ V. Knobelsdorff, Die deutschen Feldzeichen der Vorzeit 1896. Kleeblatt 1896.
^° Viollet-le-Duc, Dictionnaire raisonne du Mobilier fran^ais, V, S. 174. 175. — Gautier,
Leon, Le chevalerie. Paris.
84 II- Teil : Geschiclite der Heraldik in der Schweiz. — XIII, Jahrhundert.
sichtbare Fläche, ein schmales, hochgestelltes Rechteck, das mit der um mehr
als das Doppelte messenden Langseite durch Ringe an dem Speerschafte befestigt
ist. Es ist dies die Grundform der weltlichen Fahne.
Je mehr wir dem Laufe der Zeit folgen, desto mehr verbreitert sich das
schlanke Rechteck.^ Im Manesse-Codex ist die Längsseite noch doppelt so lang
als die Breite, in der Zürcher Wappenrolle ^ wie 5 : 4 und zur Zeit der Schlacht bei
Sempach erscheinen die Fähnlein des Adels und der Eidgenossen in quadratischer
Form.^ Sphragistisch ist die neue Fahuenform zuerst auf einem Reitersiegel des
Grafen Gottfried von Hahshurg-Lauffenhurg^ von 1271 nachzuweisen (mit dem
Leu), ferner auf dem Reitersiegel des Grafen Hugo IL von Werdenherg 1281^
(Kirchenfahne) und in dem Manesse-Codex.
Gewöhnlich wird das Schildbild auf der Fahne wiederholt, oder zum min-
desten die im Schilde angebrachten Farben.'' Der Dichter des Reinfrid von
Braunschweig erzählt nach Beschreibung der Schilde und Kleider:
768 die baner man ouch glasten sach
na dem selben glänze.
Das Fahnentuch war aus Sammet oder Seide, jedenfalls aus schwerem Stoffe,
die Bilder konnten ausgeschnitten und aufgenäht, gewoben, gestickt oder auf-
gemalt werden. Einige Stellen aus den Werken des Meisters Konrad von Würz-
burg schildern die auf verschiedene Art hergestellten Fahnen:
Trojanerkrieg 30040 :
Vorn üf dem wagene was ein vane
gesteeket, der schein grüene
imd was ein löuwe küene
von blawer siden drin geweben.
30841. Der Bannerträger Hektors trug eine Fahne:
der mit golde was gebriten
unde ein loüwe drin gesniten
von samite rosenrot.
Das Fanner des Achilles 30862:
daz was ein brüner samit
und swebte drinne ein blanker swan.
Auf das steife Fahnentuch zielt vielleicht die Stelle im Partonopier undMeliur:
13087 .... und hiene daräne
ein harte wunnecliche vane.
der von zendale was sresniten.
' Auch im Codex Balduini zeigen die Fahnen ein ähnlidies Verhältnis.
"^ Zürcher Wa])pcnrolle Taf. 25, die Bistümer des hl. römischen Reiches.
^ Die alten Panner der schweizerischen Urkantone. Mitteilungen der Y\nti(iuarischen
Gesellschaft in Zürich. II. Band, lU. Heft, 1843.
* Schlechte Ahhildung hei Zecrlcder, Berner Urkiuideiiliuch, S. f^H. 214.
^ Fürstenhergisches Urkundenhuch V, Fig. 21.
* Fahnenhilder, die von dem Schilde ganz verschieden sind, kommen aher schon seit alter Zeit
vor, so hei dem Hause Ilohenlohe, vergl. ] lohcnlolie -Waldenhur;/ , Die Holienloheschen Hausfarben.
5. Die kriegerische Ausrüstung. g5
Das ueue Faliuentuch ist, wie die dreilappige Fahne, mittelst Ringen oder
zwei bis sechs Schnüren^ an den Speer angehäugt worden. Die Speerschäfte
waren gewöhnlich farbig bemalt,^ vielleicht ebenfalls in den Wappenfarben.
Ein einfarbiges Beispiel ist bei Konrad von Würzburg, Partonopier und Meliur
13084 erwähnt, nämlich rotlsemalte Lanzen.
Beschrieben werden die Fahnen häufig in den Werken der Dichter, denn
sie bilden neben den reichen Kleidungen und Pferdedecken einen der farl^en-
prächtigsten Faktoren der mittelalterlichen Schlacht.
Zum Schluße eitlere ich noch zwei Stellen, die sich über die Farbenpracht
und über das Senken der Fähnlein zum Angriffe auslassen: Trojanerkrieg 8(5874:
die vanen brün, gel unde rot
wiz, grüeiie und als ein läsür bla
die sach man unde hörte da
snurren saiu daz segeltuoch.
Partonopier und Meliur 21342:
diu banier gel unde grüene
wiz, rot, brün unde bla gevar,
die wurden beidenthalben dar
geneiget und diu starken sper.
Dann stürmten die Scharen aufeinander.
5. Die kriegerische Ausrüstung.
a. Waffenrock, Helmdecke und Kovertiure.
Die Anbringung der Wappenfiguren erstreckte sich nicht l)loß auf Schild,
Helm und Fahne, sondern auch auf die übrigen Bestandteile der kriegerisclien
Ausrüstung, deren Material einen solchen Schmuck zuließ.
lieber dem Panzer, der immer noch aus Ringen und Schuppen^ bestand,
trug man einen ärmellosen Rock,"^ den „Schapperun'', welcher vorn und hinten
am untern Saume geschlitzt und zuweilen auch an den Seiten offen war.
Er sollte den Panzer vor allzustarker Erhitzung und die Augen vor dem blen-
denden Glänze des Metalles schützen, wurde aus kostbarem Stoffe hergestellt,
farbig gefüttert, an den Säumen oft ausgezackt und mit den Schildbildern
verziei't, die hineingewobeu , aufgenäht oder aufgestickt worden sind. Das
^ Gull, Reiterrundsiegel des Grafen Rudolf von Montfort-Feldkircli, S. 17. Ein Beispiel
für das Aufmachen des Fahnentuches vor der Schlacht gibt Schulz, Höfisches Leben II, S. 23.
Perceval 11297, Une ensagne i ot bien brodee de ses armes toutes fresse, J fremerent ä claus
d'or fin.
^ Trqjanerkrieg 30977, Partonopier und Meliur 13109.
^ Hottenroth, Trachten der Völker II, S. 75.
* Demay, Le costume d'apres les sceaux, S. 109 ff. Wapenkleit und Kursit sind gleich-
bedeutend.
36 II. Teil: Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
ritterliche Kleid zeigte nicht selten Bortenbesatz, ^ wie das weibliche Gewand
dieser Epoche. Gegen Ende des Jahrhunderts erhielt der Waffenrock weite, bis
auf die Ellbogen herabhängende Aermel und eine immer farbenreichere Aus-
schmückung, die im XIV. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreicht. Das Wappen-
bild ist anfangs frei, wie auf Helm, Schild und Fahne, auf den Stoff gesetzt
worden und zwar in sehr geringer Anzahl, je nach dem gebotenen Räume.
Erst später, nachdem der Kampfschild nicht mehr nur als Träger des Wappen-
bildes angesehen wurde, sondern als unzertrennliche Umrahmung desselben, d. h.
mit andern Worten, als der Begriff des heraldischen Schildes aufkam, besetzte
und bestickte man das Kleid mit Wappenschilden. Uebrigens kommen z. B. im
Manesse-Codex die beiden Arten heraldischer Ausschmückung neben einander vor
(Hartmann von Aue und Graf Werner von Honberg). Auch einfarbige oder
mehrfarbige Röcke, in den Farben des Schildes, sind getragen worden.
Ueber die Herstellung des Waffenrockes, welche gleich wie bei den Fahnen
und den später zu besprechenden Pferdedecken von statten ging, geben uns die
Dichter^ erwünschten Aufschluß. Gewobene Kleider werden beschrieben:
Partonopier und Meliur, Vers 15126, der Kaiser von Rom:
mit golde waren sinin kielt
gezieret und beschcenet.
der adelar gekrönet
mit swarzer siden was darin
geweben und gab liebten schin.
Vers 13134 der könig über franzeise lant
der hete wäpenkleider an
mit eime purper, der was bla,
beströwet hie, dort unde da
mit liljen rot von golde.
Trojanerkrieg: Das Wappenkleid des Griechen Pbäades.
32512 den beten werde vrouwen
nach hohem prise dar gesaut
unde üz sidin mit ir hant
al siniu wapenkleit geweben.
von wilden tieren und von reben
mit o^olde waren wol zernat.
* Die Figur des Grafen von Pend)rnke auf einem Sarkophage in Westmwster-AJiheii trägt
einen feltigen, bis über die Kniee reichenden Wat^'enrock, der mit kleinen Eroncewappenschilden
heset/t und an den Säumen (Koi)t'-, Arm- uiul Handloch) mit reichen Filigranborten verziert ist.
^ Im britischen Museum befindet sich ein Stück Originalstolf von zirka 1260 mit appli-
zierten Wappentiguren des William de Forz, Earl of Albermale (gevehtes Achteckkreuz) und
seiner Gattin J]lisabetli von lledwers, Griltin von Devon (in gelb ein blauer Leu). Die einzelnen
Stücke sind aus farbiger Seide ausgeschnitten und mittelst der Kontouren aufeinander genäht.
Auf weitiem Grund erscheinen die Kiguren mit scliwarzer Kontour ( Wai)penscliild uiul freies
Kreuz), der blaue Leu in gelb mit roter und die Dctuils im Idaucn Leu mit gcllicr Seide genäht.
Ycrgl. The Archieological Journal XVIII, S. 87.
5. Die kriegerische Ausrüstung. 37
Einfarbige Kleider mit aufoeuäliteii Figuren:
32738 der fuorte ein blankez wafenkleit
gesniten von hermine vrisch,
da ruf geströuwet nianic visch
von schinäte (Sammet) lühte,
der swarz geverwet dühte
reht als ein zitic brämber (Brombeere)
und 39818 sin wapencleit mit fäwen
stuont wunneclichen überleit,
die waren iif ein tuoch gespreit,
daz was ein gelwer samit.
Eine Reihe der genannten Stoffe tragen fremde Namen und weisen darauf
hin. daß sie aus dem Orient bezogen worden sind.
Die Bedeckung des Panzers durch den Wafifenrock entspricht derjenigen
des Hehnes durch das Hehntuch. Es ist zwar schon des Entschiedensten be-
stritten ^ worden, daß die Hehntücher zur Zeit der Kreuzzüge aufgekommen
seien, aber wenn wir au die moderneu Truppen der europäischen Völker" in
tropischen Ländern denken, so erscheint die gegenteilige Annahme als ebenso
glaubwürdig. Ob nun die im XIII. Jahrhundert auftauchende Helmdecke eine
Remiuiscenz jener alten Helmtücher,^ oder ob sie eine Erfindung des stets nach
größerer Entfaltung strebenden Prunkes sei, fällt hier auL^er Betracht. Die
künstlerische Wirkung, um die es sich handelt, muß aber eine recht große
gewesen sein. Die Decke* beseitigte die steife Linie von Hals und Helm, und
verband das hoch auf dem Helme trouende Kleinot mit der übrigen Ausstattung
des Reiters zu einem harmonischen Ganzen. Wenn gleich die Helmdecke bei
Dichtern^ schon 1212 erwähnt wird, so scheint sie mir eher ein Zeugüberzug
zu sein. Erst in Partonopier und Meliur^ wird sie als hinter dem Helme fliegend
beschrieben. Mit der Annahme, daß die Helmdecken bei uns nach der Mitte
des Jahrhunderts aufgekommen seien, würden sich die sphragistischen Nachweise
decken. Zum erstenmale erscheint sie auch in dem schon mehrfach citierten Reiter-
^ Hohenlohe, Ueber den Gebrauch der Helmzierden. — Sei/ler, Gesch. der Heraklik,
Seite 206.
- V. Hefncr-AJtenecJc, Tracliten-Miniature aus dem Machsnr. XIII. Jalu-lunuUn-t. Uni-
versitätsbibliothek in Leipzig.
^ Dernay, Le costume d'apres les sceaux, S. 226.
* Vergl. z. B. das Reitersiegel des Grafen Gottfried von Habsburg 1271 mit Decke und
dasjenige des Grafen Hugo von Werdenberg 1281 ohne Decke, oder die beiden bei Seyler ab-
gebildeten Reitersiegel zweier Grafen von Fürstenberg.
^ Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 207.
* Lanzelet, die Decke:
die sach man schone fliegen
binden von dem Helme dane ;
da hiengen riclien väsen (Fransen) ane
üz golde >v61 gespunnen.
88 II. Teil: Geschiclite der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Siegel des Grafen Gottfried von Habshurg-Lauffenhurg^ (1271), als langes,
fliegendes und in zwei Zipfel endigendes Tuch, ferner 1283 auf dem Reitersiegel
des Grafen Heinrich von Fürstenberg. Bildlicher Schmuck ist auf keiner der
beiden Decken zu sehen ; er scheint erst im XIV. Jahrhundert in Mode sre-
kommen zu sein.^
Die Pferdedecke oder Kovertiure (Couverture) ist wie der Waffenrock und
die Helmdecke aus kostbaren Stoffen hergerichtet worden.
Konrad von Würzburg sagt im Trojanerkriege:
Yers 33438 da wart von riehen tuochen
engenzet manic kovertiur.
Kuvertiure^ hieß schon das im XII. Jahrhundert gebräuchliche Pferde-
rüstkleid,* welches aus einem getrennten Vorder- und Hinterstück bestand,
die beide mit Schuppen oder Ringen besetzt waren und an den Sattel
festgeschnürt wurden. Im XIII. Jahrhundert übertrug man den Namen
des Rüstzeuges auf den Ueberwurf, die reiche
Pferdedecke,^ welche ebenso wie jenes geteilt und
vorn geschlitzt war.^ Da diese Decke aus schweren
Stoffen und zudem noch gefüttert war, so wurde sie
auch ohne die eiserne Unterlage verwendet und scheint
dieselbe im Laufe des Jahrhunderts verdrängt zu
Fig. 53. Kopfdecke des Pferdes haben. Sphragistisch uacliweisbar ist sie zuerst auf
nach Miniature.
französischen Siegeln,' schon 1217 und 1223, 1224
und erscheint auf allen drei Reitersiegeln mit heraldischen Bildern bedeckt. Der
erste Nachweis in unseren Gauen findet sich auf zwei Reitersiegeln der Grafen
Hugo von Moni f ort ^ und Rudolf von Montfort-Feldkirch vom Jahre 1255. Die
Pferdedecke trägt, übereinstimmend mit den französischen Beispielen, auf Vorder-
1 Als erstes, bekanntes sphragistisches Beispiel galt bis jetzt das Reitersiegel des Grafen
Heinrich von Fürstenberg von 1281.
^ Reiterrundsiegel Konrad I. von Lichtenberg, f 1294, fliegende Helmdecke. Abb. Siegel-
samnilung des Mannheimer Altertüraervereins. Mannheim 1897.
3 Hottenroth II, S. 30. 31.
■* Ulrich von Zatzikhoven beschreibt die beiden Decken im Lanzelot:
4414 Sin ros mit einer isern kovertiure
Was bedaht uf den strit
Darobe lac ein samit
(lewohrt grüene als ein gras
Sin wäfen oucli dar an was
Rote lewen von golde.
« Hottenroth IL S. 30. 31.
" Das Vorderteil (Brustenier) kommt auch allein als Bekleidung von Kopf nnd Hals vor,
z. B. in der Geschichte Alexanders (Bruxelles) gelb mit schwarzem Adler (Pferd des Königs).
Der hintere Teil der Decke heißt croupiere.
' Dcmaj/, S. 180, r'liäteauroux, Sen^fchal d'Anjou, Montmorency.
** Gtdl, Die Grafen von Montiert S. 13 und 17. — Die Beziehungen dieses Grafenhanses zu
den iKidsclien Kreisen, seine tonangebende Wirksamkeit auf litterariscliem Gebiete, stellt es auch
mit d(!r Einfüluiing von Neuerunifen in den Vordergruiul.
5. Die kriegei-isclie Ausrüstung. g9
und Hinterstück eine einmalige Wiederholung der dreilappigen Fahne, des gräf-
lichen Schildbildes, die nach den gleichen Raumverhältuissen, wie im Schilde,
wohl aus rotem Stoffe auf die gelbe Decke aufgenäht war. Gleiche Anordnung
des heraldischen Schmuckes zeigen zwei weitere Reitersiegel dieser Grafen von
1270 und 1293,^ ferner diejenigen der Grafen Hugo I. von Werdenherg^ 1264
(weiße Fahne in rot), des Grafen Gottfried von Habsburg -Lauffenburg 1271
(weißer Leu in gelb), des Grafen Ulrich von Moni fort- Bregens (1278),^ der im
Schilde den Bregenzer-Löwen, auf der Pferdedecke dagegen die angestammten
Montforterfahnen führt und des Freiherrn Diethelm von Wolhusen^ (rote zwei-
türmige Burg in weiß). Die Deckenenden des Vorder- und Hinterstückes reichen
bis auf die Pferdehufe und sind in den Siegeln fliegend dargestellt. Pferde-
decken mit figürlichen Darstellungen sind schon vereinzelt in der Handschrift
des Petrus de Ebulo in Bern zu finden. Die einfache Wiederholung des Schild-
bildes entsprach der natürlichen Anschauung, daß dasselbe auch außerhalb des
Schildes, auf Helm, Fahne und Kovertiure als heraldisches Abzeichen gelten
müsse. Erst nachdem der Kampfschild nicht mehr allein als bevorzugter Träger
des Bildes galt, sondern als die zum Begriffe des Wappens gehörende, untrenn-
bare Umrahmung angesehen wurde, sind die Wappenbilder in Schilden auf die
Stoffe genäht und gestickt worden. An Stelle eines jeden Schildbildes tritt nun
vorerst je ein Wappenschild. Derart verzierte Kovertiuren zeigen die Reitersiegel
des Grafen Hugo IL von Werdenberg 1281^ (Fahne) und des Grafen Diebold von
Pßrt 1283^ (zwei gelbe Fische in rot). Die Anbringung verschiedenartiger
Wappenschilde auf der Decke gehört schon dem XIV. Jahrhundert an, ich nenne
nur das Siegel des Grafen Hugo HL von Werdenberg-Heiligenberg'^ von 1310,
der auf dem Vorderstück die schwarze Stiege von Heiligenberg, auf der hintern
Hälfte aber die Montforterfahne im Schilde führt. Die Miniaturen des Manesse-
Codex zeigen uns Beispiele der beiden heraldischen Verzierungsarten, ohne Schild-
umrahmung z. B. die Ausrüstung des Ritters Hartmann von Aue, mit Schilden
besät das Gewand und die Pferdedecke des Grafen Werner von Honberg. ^ Die
reichste Ausschmückung erhielten die Kovertiure und der Waffenrock durch das
sog. „Bestreuen oder Besäen"^ mit den bloßen Schildfiguren oder den heraldischen
Schilden, das wohl dem XIII. Jahrhundert angehört, aber bei uns nielit nach-
gewiesen werden kann.^"
1 Gull, Die Grafen von Montfort, S. 25.
^ Gull, Die Grafen von Montfort, S. 17. 18.
3 Gull, Die Grafen von Montfort, S. 20.
* Zeller -Werdmüller, Das Kästchen von Attinghusen.
5 Gull, Die Grafen von Montfort, S. 28.
* Basler Urkundenbuch, Band I, Fig. 88.
"> Gull, Die Grafen von Montfort, S. 30.
^ Abb. im Manesse-Codex, Bild 17.
" Abb. im Manesse-Codex, Bild 8. Der Herzog von Anhalt.
^° Reiterrundsiegel des Grafen Louis V. von C!hiny 1294, franz. Lilienstoff und deutscher
Kaisermantel (mit Adlern).
90
II. Teil : Geschichte der Heraldik in der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
Die technische Behandlung bei der Herstellung ist ganz genau dieselbe,
wie beim Kleide, nur daß in diesem Falle schwere Stoffe den Vorzug erhielten
und die Innenseite mit Pelz oder andersfarbigem Stoffe^ ausgeschlagen wurde.
Im Trojanerkrieg wird die Kovertiure des Patrokus beschrieben:
30925 und lac üf im ein samit,
daz man bi keiner järe zit
so tiuren pheller nie gesach.
daz edel und daz riche lach
schein noch grüener denne ein kle.
ez wart geworht ze Tasrae
vern in der beiden landen
und was von wibes banden
vil roter grifen drüf genät.
Partonopier 20534 sin deck und oucb sin wäpenroc
waren beidiu wiz bermtn.
von roten kelen was dar in
ffesniten mance adelar.
b. Gügerel, Sattel, bereite und Achselscliilde.
Die Kopßierde des Pferdes „der GügereV' ist im XIII. Jahrhundert in
französischen Miniaturen^ zu finden und im XIV. auch im Manesse-Codex. Er
bestand in einer Wiederholung des Helmkleinots, sofern es anzupassen war (also
Fig. 54. Kopfzierde der Pferde.
Fig. 55. Bemalte Sättel.
Federbusch, Schirmbretter etc.) oder des ganzen Helmes mit Zimier (Manesse-
Codex Taf. 59).
Auch der Sattel des gewappneten Reiters trug heraldischen Schmuck und
zwar durch Anln-ingung des Wappenbildes auf den Seiten der hohen Rücklehne
(hinterer Sattelbogen) in Malerei oder durch Ueberziehen des Holzes mit Stoff.''
' Vergl. Manesse-Codex, Bild V. Herzog von Breslau.
2 Clirnnique de France jusqu'ä l'an 1259 (kgl. BiljJiotliek in Bru.xolles), liohc, sclnnale
Schiniilirctter, blau oder weiß und rot bemalt.
^ Vraie liistoire d'Ale.xaudre. (Vorgl. BiltliotliiMiuc Ihuxi'llcs.) Die Rücklehnen der Sättel
sind l)ei d<Mi WapiJCiifülu'ciideii Personen durchwegs mit dem Schildbilde bemalt. ]\IiMiature
des Herrn von Savene, Weingartner Liederhandsclu'ift. I''erner auf dem lieiterrundsiegel des
Balduin, Grafen von Guines r2.'55. {IJeuHuj, S. 17iJ.)
5. Die kriegerische Ausrüstuiiff.
91
Ulrich von Lauzelet 1(51, 7:
Die setel waren silberwiz
Von wizem tuch man drüber sneit
Lanc und wit vil meisterlich.
Wir gellen kaum fehl mit der Annahme, daß das Gereite (Zaum- und Riemen-
zeug), wenn es irgend möglich war, in den Farben des Wappens angefertigt wurde. ^
„Das Gerayde war grüner
Sammet und roter Cyclat."-
Den Schluß in der Reihe
der wappentragenden Teile
einer ritterlichen Ausrüstung
bilden die zeitlich zuletzt
nachweisbaren Achselstücke,
die sog. Ailettes oder ÄchseJ-
sehilde. Ihrer Bestimmung,
die Schultern zu schützen,
entspricht die räumliche Aus-
dehnung von dem untern
Helmrand bis über das
Schultero-elenk-^ hinab. Sie erscheinen Ende des XIII. Jahrhunderts in Frankreich
und verschwinden nach einem Zeiträume von 50 Jahren wieder.* Die Form ist
verschieden, gewöhnlich hoch-
rechteckig oder dann kreisrund. #y''^"^\
Es ist mit Sicherheit anzunehmen,
daß sie aus Eisenplatten bestanden
und also den heraldischen Schmuck
durch Bemalung erhalten haben.
In unserem Lande sind mir
nur zwei Beispiele bekannt, auf
welchen diese Ailettes vorkom-
men, zwei Grabmonumente in
Basel. Das eine, in der ehe-
maligen Johauniterkirche zeigt die liegende, gewappnete Figur des Ritters
Johann su Rhein von Häsingen,^ Bürgermeisters von Basel, welcher 1307 starb
Fig. 50. Achselschilde (nach Miuiaturer
Bechburg. Heimenstein. Maneße.
Fig. 57. Schildkleinot (Wapisenrolle von Zürich).
' Im Keiterruiidsiegel des Robert de Pissy 1230 sind Satteldecke und Briistriemen des
Pferdes mit Ringen verziert, die der Ritter auch im Schikle führt. {Demaij, Le Costnme, S. 173.)
2 San Marie, Waffenkunde, S. 224 ff.
^ Bemay nennt als erstes Beispiel das Siegel des Pierre de Chamblay 1294, als letztes
dasjenige Endes IV., Herzogs von Burgund 1348. In Miniaturen schon früher nachweisbar.
* Viereckige Ailettes in „Les miracles de Notre Dame" (Bruxelles), viereckige und runde
Ailettes in „Vraie histoire d'Alexandre", z.B. eckig: blau mit goldener Lanzenkrone, rund:
blau mit weißem Schi-ägbalken, ferner: le livre des sept Sages de Rome, Chronique de Fi-ance.
* Stüdcelberg, Anzeiger für Altertumskunde 1S96, S. 81 ff.
92 II. Teil: Geschichte der Heraldik iu der Schweiz. — XIII. Jahrhundert.
und das andere im Mün.ster diejenige des Grafen Hudölf von Tierstein f 1308.^
Auf beiden Denkmälern sind die Ailettes liochrechteckig und tragen das Schild-
bild, bei dem ersten den Löwen, beim zweiten das Tier auf dem Berge,
Wir haben schon an einzelnen Vorkommnissen dargethan, wie die Aus-
stattung des Gewandes stets reicher wurde, je mehr wir uns dem Ende des
XIII. Jahrhunderts nähern. Die Blütezeit des höfischen Lebens steht im engsten
Zusammenhange mit dieser Steigerung des Luxus und der Farbenpracht, welche
die Heraldik in Kunst und Gewerbe einführte und dieselbe zum beliebtesten und
bequemen Dekorationsmotive gestaltete. Aber auch gerade in dieser dekorativen
Entfaltung liegt der Keim zum Untergange, denn die alte, lebende Kriegsheraldik
verlor ihre vornehm-historische Bedeutung und sank zur gehaltlosen Schau-
Heraldik herab.
1 Abgebildet bei Büchel, Grabdenkmäler von Basel. Manuskript in der Universitäts-
bibliothek daselbst. — Stückelberg, Die mittelalterlichen Grabdenkmäler des Basler Münsters.
Basel 1896, Fig. 4.
-><5@e>-^
DPJTTER TEIL.
— =40 —
Die dekorative AnAvendung der Heraldik
in Kunst und Gewerbe.
-<38S^-
1. Das heraldische Dekorationsmotiv.
Schon zu Anfang des XIII. Jahrhunderts sind die heraklischen Bilder
dekorativ verwendet worden und zwar auf den in den Reitersiegehi^ erscheinenden
Kovertiuren oder Pferdedecken. Unter Wappen wurde nur das bildliche Abzeichen,
das Schüdhüd verstanden, dessen bevorzugter Träger der Schild war. Wappen-
fahne, Wappenkleid und Wappensiegel wurden mit diesem Bilde versehen und
konnten die Person ebenso gut identifizieren, als der Schild es zu thun vermochte.^
Das freie Schildbild ist also das einfachste heraldische Dekorationsmotiv.
In formaler Hinsicht muß bemerkt werden, daß das Bestreben, den gegebenen
Baum zu füllen und die optische Wirkung der Farben harmonisch zu gestalten,
hier ebenso geherrscht hat, wie beim Schilde selbst. Größere Flächen sind durch
Wiederholungen desselben Bildes dekoriert worden, aber im allgemeinen gehört
das „Bestreuen oder Besäen" der Fläche mit Figuren einer späteren Zeit an.^
Nach Verlauf mehrerer Jahrzehnte sind Schild und Schildbild zu einem
unzertrennbaren Ganzen geworden. Der Begriff des Wappens änderte sich in-
sofern, als die Schildumrahmung auch da zu dem Bilde hinzutrat, wo es sich
nicht um Nachbildung des Kampfschildes handelte, sondern nur um die Dar-
stellung des Wappens. Dieses letztere setzte sich nun aus dem Schildbilde und
der Umrahmung, dem sogenannten heraldischen Schilde zusammen. Wenn auch
dieser neue Begriff im Kunsthandwerk bequeme Verwendung finden konnte, so
' Vergl. II, S. 88.
- Als Beispiel sei der französische Lilienstoft' erwähnt, mit welchem sich die männlichen
und weiblichen Angehörigen des Königshauses bekleideten. Vergl. Hottenroth II, Trachten, Taf. 72.
3 Verg. II, S. 41.
94
III. Teil: Die dekorative Anweiiduncf der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
Fig. 58. Minnekleinot
Wappen des Grafen
von Saarbrücken.
bedeutete er für die weitere, dekorative Wirkung eine Beschränkung, indem er
das durch die Verschiedenheit und Unregelmäßigkeit des Umrisses lebhaft wirkende
Bild in eine langweilige und sich stets gleichbleibende
Umrahmung hineinzwängte.
Durch häufiges Wiederholen des Motives, durch
„Besäen" und „Bestreuen" des Feldes mit diesen
Schilden, suchte man den Ausfall der Farben- und
Linienwirkung zu ersetzen. Der Schild ist stets auf-
recht, d. h. auf der Schildspitze stehend, dargestellt
worden.^ Aber er hat nicht vermocht, das freie Scliild-
bild zu verdrängen; die neue Form ist schließlich
nur da beibehalten worden, wo es sich um eine
Reminiscenz an den Kampfschild handelte, also
hauptsächlich im Wappensiegel.
Mit der dekorativen Wirkung des heraldischen
Schildes hat die Nachbildung des eigentlichen Kampf-
schildes nichts gemein, weshalb sie an anderer Stelle
behandelt werden muß. ,
Schon in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
waren die zimierten Helme, die Helmkleinote, in ihrer
Entwicklung und Bedeutung so weit gediehen, daß sie
im heraldischen Wappen eine Berücksichtigung er-
halten mußten. So ist denn der Begriff des Wappens von
Neuem erweitert und zu der bis auf den heutigen Tag
gültigen Zusammenstellung ergänzt worden.- Er um-
faßte nun den Schild mit dem Schildbilde einerseits
und dem Helm mit Kleinot und Helmdecke anderseits.
Die Darstellung geschah aber nicht dadurch,
daß der Helm auf den schon gebräuchlichen, senk-
recht stehenden Schild gesetzt wurde, was doch
am naheliegendsten gewesen wäre, sondern er stand
schief zur Bodenfläche, nach vorn geneigt und trug
den zimierten Helm auf der oberen Ecke. Ein Ver-
gleich dieser Anordnung mit den B eitersiegeln '^ er-
gibt die treffende Uebereinstimmung mit der natür-
Fig. 59. Hülfskleinot mit Schildfarben.
Otto vom Thurn.
' Am burguudisclien Hofe trug man zu Ende des XIV. Jahrliuiulorts Waffenröcke mit
laug herabhängenden, gezaddelten Aermeln, welche das freie Wappenbild auf Brust, Rückeu
und Aermeln aufgenäht oder gestickt hatten. Vergl. Die lleitersiegel Herzogs IMiilipp des Kühiu-u,
riiilipp des Guten von Burgund in Vrediu.s, Sigilla comitum I"landria\ S. 12. 78. 80. 87.
^ Die Schildhalter sind willkürliche Zuthaten, deren Verleihung und Vererbung der
Auffassung der guten Kriegsheraldik zuwiderläuft.
■^ Vergl. Das Ileitcrruiulsiegel des Grafen Friedricli 111. von Toggeuliurg. Ks soll schon
au einer Urkunde von l'itjd vorkommen, scheint aber späteren Datums. Ai)h. Siegeltafel 1, Fig. 5.
1. Das lieraldische Dekoratioiismotiv.
95
lieben Zusammeustelluiig, mit dem Tragen von Schild und Helm. Gerade wie auf
der neuen Gruppierung erscheint der Wappenschild am Arme des Reiters, nach
vorn gesenkt und mit der Spitze nach hinten gerichtet. lieber der obern Scliild-
ecke ragt der zimierte Helm empor, bald de face, bald de profile, je nachdem
der Reiter den Kopf gedreht hat.
Der am Arm getragene Schild erscheint innner in schiefer Stellung, von
der Seite und von vorn gesehen, und bietet dadurch einen Anhaltspunkt zur
Erklärung der Schiefstellung des heraldischen Schildes,^ dem er zum Vorbilde ge-
dient hat." Es ist begreiflich, dalä der Helm über dem Schilde und in diesem
Falle auf der oberu Ecke aufliegend, dargestellt worden ist. Denn das einzige
Mittel, den Helm aufrecht stehend in direkten Zusammenhang zum Schilde zu
bringen, lag in dieser Lösung, wenn der Schein der Wirklichkeit, der in natura
möglichen Zusammenstellung, gewahrt bleiben sollte. Der Helm kann also in
Vorderansicht oder in profil auf den gesenkten Schild gestellt werden. Wir werden
in der Folge Beispiele von beiden Darstellungsarten geben, um zu beweisen, daü
die heute geltenden Regeln in einer Zeit entstanden sind, welche sich keine Rechen-
schaft mehr gab über den Ursprung und den eigentlichen Kern der Heraldik.
Noch vor Ende des Jahrhunderts tritt die Helmdecke als entwicklungs-
fähigstes Dekorationsmotiv des neuen
Wappenbegriflfes auf, indem sie, je nach
der Vorder- oder Seitenstellung des Helmes,
in reicher Drapierung zu beiden Seiten oder
hinter demselben erscheint. Erst im Laufe
der Jahrhunderte gewinnt sie an Ausdehnung
und umgibt Schild und Helm als freie, aus
sich selbst sich entwickelnde reiche Kom-
position.
Ein Schildsiegel von 1284 mit dem
Wappen des Grafen Hartmann des Jungem
von Kyhurg,^ stellt zum erstenmal Schild
und Helm dar. Der äut^erst klein geratene
Helm steht auf dem inneru Schriftrand, der
zugleich den oberen Schildrand bildet, und
ragt mit dem mit Lindenblättern behangenen
Federbusche weit über den äußeren Schrift-
rand hinaus. Ein Siegel Graf Hartmanns des Äeltern von Kgbnrfj^ von 1246
zeigt dieselbe Anordnung, nur besser ausgeführt, im Rundsiegel.
Fig 60. Siegel Graf lUutmanns des Jüngern
von Kyburg. 1234.
' Aufgehängt erscheint der Schild stets senkrecht, weil die Schildfessel mittelst zwei
Nägeln gegen die obere Kante hin, festgemacht war.
'^ Vergl. V. Hefner-AUeneck. Trachten des christlichen Mittelalters, Taf. 107, B.
' Vergl. Anmerkung 3, S, 81 und P'ig. 60.
* Vergl. Anmerkung 3, S. 81 und Fig. 61.
96
III. Teil : Die dekorative Aiiweiuluu'r der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
In diesen zwei Bespielen findet sich die oben erwähnte, nächstliegende
Anbringung des Helmes auf dem senkrechtstehenden Schilde, aber der letztere
nimmt als Hauptstück den größten Teil des Raumes ein, während der Helm
verkleinert und ganz neben-
sächlich behandelt ist. Da-
gegen erscheint er auf einem
früheren Siegel Hartmanns
des Aeltern von 1239 eben-
falls in Vorderansicht über
dem stark geneigten Wappen-
schilde und zwar in richtiger
Projaortion. ^
Der geneigte Schild bot
dem Siegelstecher den Vorteil,
den Wappenschild größer dar-
zustellen und dem Rande an-
zupassen, ohne dem zimierten
Helme Platz wegzunehmen
und die Umschrift zu durch-
brechen. DieMöglichkeit einer
Fig. 61. Siegel Graf Hartmanns des Aeltern von Kyburg. 1241. größeren Darstclluilg VOU
Helmkleinot und Schild ist,
besonders in rein heraldischen Abbildungen (z. B. Wappenrolle), auf Kosten des
Helmes geschehen, der in solchen Fällen nur als Bindeglied der beiden heral-
dischen Abzeichen angesehen wurde. Im Uebrigen sind Helm und Schild, wo es
der zur Verfügung stehende Raum zulieis, im natürlichen Größenverhältnis ab-
gebildet worden. Als Beispiel citiere ich die Malerei auf dem Brautkästlein von
Attinghusen und die Wappenabbildungen im Manesse-Codex.
Das Helmkleinot stand in keinem bestimmten Verhältnis zum Helme, wie
der Helm zum Schilde, denn seine Größe bedingte die Art des Gegenstandes und
der persönliche Geschmack des betreffenden Inhabers. Jedenfalls sind die Zimiere
in der Abbildung, wenn keine Nachbildung eines Originalhelmes vorlag, ge-
wöhnlich bedeutend größer dargestellt worden, als sie in Wirklichkeit waren. ^
Die dekorative Verwendung der Wappen beschränkte sich nicht nur auf
diejenigen Branchen des Kunstgewerbes, in denen die Anwendung von Farben
möglich war, sondern sie machte sich auch, mit Hintansetzung des größten
Vorzuges, in farbloser Darstellung geltend.
* Abb. z. Zürcher Urkundenbuch, Siegeltafeln, Lief. I, Fig. 14.
'^ Im Wapponbuch des Jlrraut de Guelre (Gclre) sind die Ilolnizierdon mehr als doppelt
so groß als die Schilde. (Manuskrij)t ans dem XIV. Jalu-hundert auf der kgl. Bibliothek in
Brüssel. Publiziert von Bouton. Paris.) Vergl. Fig. (32.
Kleinkunst.
97
Da galt es nun vor allem, eineu Ersatz für die Farben zu beschaffen, um
die unschön leeren und völlig glatten Flächen zu füllen und zu beleben. Diese
Lücke ist durch die Damaszierung,^ wie der heraldische Ausdruck lautet, aus-
gefüllt worden. Die FLächenbelebung geschah durch Anbringung von Musterungen,
deren einfache oder un-
bedeutend wirkende Or-
namentik die Form der
Schildfigur nicht beein-
trächtigte , sondern sie
im Gegenteil hervortreten
Fig. G2. Damastmuster nach Siegeln.
ließ. Fortlaufende, gitter-
artige Muster mit engen
oder weiten, quadratischen oder rautenförmigen Maschen, leer
oder mit Ornamenten ausgesetzt, erfreuten sich eines besonderen
Vorzuges, weil sie sich allerorts aufs leichteste anbringen
lielsen. Der Art des Materials entsprechend, sind diese Muster-
ungen als Flachrelief oder als Gravierung gearbeitet woi \
und zwar so. daß stets der Grund, nie aber die Figur damasziert
werden durfte." Die heraldischen Figuren,^ welche ja nichts
anderes als Teile der Schildfläche sind, machen davon eine
Ausnahme. Auf ein näheres Eingehen in das Detail verzichten
wir an dieser Stelle, um es au den Monumenten seilest zu unter-
suchen und zu beschreiben.
lieber die Gründe, welche das Anbringen der Wappen in so ausgedehntem
Maße bewirkten, ist, im Zusammenhange mit der allgemeinen Tendenz des ritter-
lichen Wesens, in der Einleitung eine Erklärung zu geben, versucht worden.'^ Es
soll nun das Folgende beweisen, daß dem wirklich so gewesen sei, und daß das
Wappen in allen möglichen Brauchen der mittelalterlichen Kunst und des Ge-
werbes verwendet worden ist.
Fig 63. Wappen der
Grafen von Genf.
Heraut de Gelre.
2. Kleinkunst.
Nur wenige Produkte mittelalterlichen Gewerbefleisses und Kunstsinnes
haben die Stürme der Jahrhunderte überdauert; denn das Alltägliche und Wert-
lose ist durch Neues ersetzt, verbraucht und zerbrochen worden, die kostbaren
Stücke aber sind der menschlichen Habgier und der Münze zum Opfer gefallen. Was
heute noch ist, das hat sich hinter geweihten Mauern, in der sorgfältig bewachten
Schatzkammer einer Kirche, in einem weltabgelegenen Kloster erhalten, oder es
* Wilde Rankenmuster und Arabesken traten später an Stelle der regelmäßigen Musterungen.
- Ausnahmen auf Siegeln werden wir später begegnen. Sie sind aber gewöhnlich von
schlechter Ausführung und weisen auf keinen Meister im Handwerk.
3 Vergl. II, S. 36.
* Yergl. Einleitung und I, S. 6.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. •
98 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
ist aus der Tiefe eines Sees und unter den Trümmerhaufen einer Burg ans
Tage.slicht gebracht worden. lieber den Stand der Technik, über das Emaillieren,
Ziselieren, Einlegen und Verzieren mit edeln Steinen, über gestanztes und er-
haben getriebenes Metallblech, über Vergoldung und Filigranarbeit geben die
Kirchenschätze von St. Maurice,^ Chur^ und Basel ^ ein vollständiges Bild, aber
die liturgischen Geräte und Kleinodien entbehren in dieser frühen Zeit der
heraldischen Ausschmückung und fallen daher für uns außer Betracht.*
a. Die Brakteaten.
Die Münze der Epoche,'' die Brakteaten,^ kleine viereckige oder runde, mit
Figuren bestanzte Silberblechstücke tragen noch äußerst selten heraldische Bilder.
Denn das Münzrecht wurde bei uns fast ausschließlich von den geistlichen Fürsten
ausgeübt, und die Münzen dem entsprechend mit Heiligenhäuptern, Kreuzen, Tempeln
und Kirchen versehen, um den kirchlichen Charakter zu wahren. Nur JSern,^ das
sein Münzrecht auf die angebliche Handfeste Friedrichs H. von 1218 gründete, zeigt
auf den Brakteaten einen schreitenden Bären, ^ darüber ein gekröntes Haupt in
Vorderansicht, das Ganze von einem Perlrande umzogen. Auf Basler Brakteaten des
Bischofs Heinrich von Thun^ (1215 — 1238) ist ein Stern angebracht, bald über dem
in Profil mit der Bikornis be-
deckten Bischofskopfe, bald
neben zwei Baslerstäben.
Diese Figur, weist aber kaum
X, ,. . X, w T, X, , -T. . auf das Wappen der Herren
Flg. 64 Brakteaten von Bern, Basel, Waadt. '■ ^
von Thun zurück, besonders
da der Stern ohne weiteres als symbolisches Beizeichen erklärt werden kann. In
einem Zeiträume von fünfzig Jahren sind ähnliche Abzeichen nicht zu finden. Sie
erscheinen erst wieder unter dem Bischöfe Peter von Aspelt (1291 — 180Ö) und unter
seinen Nachfolgern, also zur selben Zeit, als das Familienwappen in die Siegel der
hohen Kirchenfürsten eindrang. Schon auf den Brakteaten Peters von Aspelt,^ der
^ Aubert, Tresor de St.-Maurice d'Agaune. 2 Bände. Paris 1872. — Bahn, Geschichte
der bildenden Künste in der Schweiz, S. 282. 284. 28.^. 771.
'■' Beschreibung der Domkirche in Chur. Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft
in Zürich, Bd. XI, Heft 7 und Bahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz.
" Bahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz und Mitteilungen der Gesell-
schaft für vaterländische Altertümer in Basel, Heft 9 und 10.
* V. Hefner- Alteneck, Taf. 119. Der ins XIII. Jahrhundort datierte Leuchtorfuü scheint
der ganzen Anordnung der Schilde nach (im Vierpaß) dem XIV. Jahrhundert anzugehören.
" Corraggione, Münzgeschichte der Schweiz, Genf 1896.
® Meyer, Die Brakteaten der Schweiz. Züricli IHl,^. Mitteilungen der Antiquarischen
Gesellschaft in Zürich.
' Born war kaiserliche Münzstätte, die Verloiluing der Münze aber borulit auf dor un-
editon „goldenen Handfeste." OechsJi.
" Meyer, Taf. 1. — Corraggione, Taf. 11.
" Meyer, Taf. 2. — Corraggione, Taf. 27.
2. Kleinkunst. 99
einen Ring, bald über dem Haupte, wie Bischof Heinrich von Thun, bald an anderem
Orte als Beizeichen führt, haben wir es sicher mit einem heraldischen Bilde (die
Aspelt führen drei Ringe im Wappen) zu thun. Die späteren Prälaten, Johannes von
Chälons^ (1326 — 1383) und Johannes Senn von Münsingen^ (1333 — 1365), wieder-
holen das Bild zu beiden Seiten des Bischofshauptes, in der gleichen Weise wie
auf den Siegeln. Der Bischofstab ist noch nicht als Wappenbild, sondern lediglich
als Abzeichen der bischöflichen Würde angebracht, je einer zu Seiten des
Portraitkopfes auf Brakteaten des Bischofs Berthold von Pfirt^ (1238 — 1252)
oder kreuzweise übereinander gelegt auf solchen der Bischöfe von Konstanz.^
Von Brakteaten weltlicher Herren, welche das Münzrecht ausüben konnten, sind
nur Stücke der Grafen von Neuenbürg^ (nach Lausannes Vorbild) und des Barons
der Waadt, Ludwigs I. von Savoyen,^ bekannt, welch letzterer seit 1272 zu Nyon
prägte. Diese Brakteaten zeigen ein durchgehendes Kreuz, aber es ist schwer zu
sagen, ob das Bild in Anlehnung an die bischöflichen Münzen von Lausanne oder als
Wappenbild der Savoyer gewählt worden sei.^
b. Waffen.
Die Brakteaten wurden, wie schon früher erwähnt, aus dünnen Silber-
blechstücken hergestellt, in der Mitte mit einer kunstlosen, ja rohen Figur ver-
sehen, welche der Phantasie des Forschers einen weiten Spielraum bietet, und
mit einem erhöhten, glatten oder mit einem Perlrande umrahmt. Diese Technik des
Stanzens oder Punzens wurde auch anderweitig verwendet, wie zwei Dolche,
die 1881 im Bielersee gefunden worden sind, beweisen.^ Der Dolch, welcher mir
zur Beschreibung vorlag, ist mäßig lang, mit nach der Spitze abgebogener und
mit vier Goldblecheinsätzen verzierten Parierstange. In den eisernen Knauf,
— ein übereckgestelltes Viereck — ist ein schildförmiges, aus feinem Blattgold
bestehendes Metallblech eingelassen oder aufgenietet. Der Schild zeigt noch die
um die Mitte des Jahrhunderts häufig vorkommende romanische Form mit oben
1 Meyer II, 118. 126. 127. 128.
2 Meyer II, 124.
3 Meyer II, 121. 122. 123.
* Meijer II, 112. 125 a.
^ Corraggioni, Taf. 44.
« Corraggioni, Taf. 24. 51. — Die Brakteaten der Habsburger Münze zu Zofingen und
Lauffenburg tragen das Helmkleinot als Bild (Leuenrumpf und Schwanenhälse), gehören aber
erst dem XIV. Jahrhundert an.
' Von ausländischen, heraldischen Brakteatentypen sind zu nennen: Brakteaten der Grafen
von Alhon (Dauphin de Viennois) mit Delphin, der Grafen von Braunschweig mit Löwen, der
Grafen von Falkenstein (Xiedersachsen) : Falke auf einem Vierberg zwischen zwei Türmen, und
der Fürsten von Orange (Xiederburgund): Jagdhorn mit Band und Zotteln. Sie gehören alle
dem XII. Jahrhundert an.
* Das eine Exemplar befindet sich im Museum zu Bern, das zweite in der Sammlung
des Herrn II. Angst, Direktor des Schweiz. Landesrauseums in Zürich. Vergl. Anzeiger für
Schweiz. Altertumskunde IV, S. 377.
100
III. Teil: Die dekorative Aiiweudung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
abgerundeten Ecken und berührt mit denselben und der Scbildspitze die Peripherie
des Knaufes. Das Schildbild, ein steigender ungekrönter Leu, ist nach Art der Brak-
teaten mit rundlichen Linien und Punkten erhaben aus dem Goldblech getrieben
und der Schildrand durch eine doppelte Perlreihe verziert. Pranken und Mähne des
Löwen sind nicht durch Linien, sondern durch Punkte dargestellt, was zu der
Annahme eines gekrönten Löwen geführt haben muß. Die drei leeren Felder
zwischen Knaufrand und Schildlinien sind mit kleinen Rosetten aus dem selben
Metalle besetzt. Ich muß
es den Historikern über-
lassen, den Dolch einem
bestimmten Träger zu-
zuweisen, immerhin
tritt die Möglichkeit ,
ihn einem Habsburger
zuzuschreiben , wieder
stärker heiwor.^ Die
Verzierung von Schwert
und Dolch durch An-
bringen des Wappens,
das auf den großen, kreisrunden und polygoneu Schwertknäufen eingelegt, auf-
genietet oder emailliert^ worden war, muß allgemein bekannt gewesen sein.^
Dort war der einzige Platz, welcher dazu den notwendigen Raum bot, da die
Klinge nicht mit Figuren, sondern mit ruuenartigen, oft mehrzelligen Inschriften
(Weihesprüchen ?) versehen wurde.*
Fig. 65. Dolchknaufe, gefunden im Bielersee.
c. Schiiiuck uud Schmuckbeliälter.
Einer weiteren Grupj)e von heraldisch verzierten Gegenständen gehören
zwei Schildchen aus vergoldetem Kujjfer an, von denen sich das eine im Museum
von Bern, das andere in luzernischem Privatbesitz^ befindet. Ihre Bestimmung
ist unsicher, denn sie können als Gurtbesatz, Mantelhaft oder AgraÖe getragen,''
' Zellcr -Werdmüller, Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde. Der gekrönte Leu ließ diese
Annaliuie nicht zu.
^ V. Hefner-Alteneck bildet zwei emaillierte Knäufe aus der Sammlung des Fürsten von
Hohenzollern-Sigmaringen ab, die beide aus Bologna stammen. Der eine zeigt in blau eine
goldene, dreitürmige Burg, der andere in gold einen scliwarzen Adler. Unter den Rcicliskleinodien
des h. rönnschen Beiches behnden sich zwei Schwerter mit wappengeschmückten Knäufen. Das
Schwert des h. Mauritius zeigt die emaillierten Schilde des Beichs und des Königs Bicluu'd
von Cornwales (1257), das Zeremonienschwert einen steigenden Leu. (Abb. in Iaxhc)!, die Kyburg,
S. 9.S. 99. Wien 1898.)
^ In die Knäufe der Schwerter wurden Siegel eingeschnitten.
* Vergl. Schwert aus dem Bodeusee in der Sanunlung des Schweiz. Landesmuseunis.
^ PjS befindet sich in der Sanunlung des Herrn .lost Meyer - am Bhyn zu Luzern.
* An Monumenten sind diese Zierschildclien nachweisbar: Auf dem Waffeiu-ocke : Grab-
mal des William de Yalence, Earl of Pembroke in Westminsterabbey ; auf der Schildfessel:
Kleiiikuust.
101
oder als freies Abzeichen auf dem Kettenhemde, dem Lederpauzer^ und dem
Waffenrocke befestigt worden sein. An den Ecken des einen Schildchens sind
ausgebrochene Stellen, die offenbar von
kleinen Löchern herrühren, durch welche
der befestigende Draht gezogen war, das
andere dagegen trägt keine solche Spur
au sich und legt die Vermutung nahe,
daß diese Schildchen auch in einer Fassung
getragen zu werden pflegten.
Das Schildchen im Museum zu Bern -
(6 cm hoch, 5,3 cm breit) ist unter dem
Schutte des anno 1301) zerstörten Schloik>s
Alt-Büron gefunden worden und zeigt
das Wappen der Herren von Braunshorn :
drei Hifthörner ohne Fesseln. Die lang-
gezogenen, wenig geschweiften Seiten-
linien des Schildes weisen das Stück ans
Ende oder in die Wende des XIII. Jahrh.
Die Hörner sind mehr schematisch als
natürlich dargestellt, die Beschläge durch
Doppelstriche angedeutet und die ersteren
nur in den Konturen in das Kupfer ein-
geschnitten. Die gravierte Zeichnung war
mit schwarzer Farbe ausgestrichen, die
Hörner selbst mit farbigem, wahrscheinlich
braunrotem Email überzogen, sodaß sie
sich hübsch von dem fein vergoldeten
Grunde abheben konnten.
Das zweite Schildchen, aus der
gleichen Epoche herrührend, von gleichem
Material und Dimensionen (6 cm hoch
und 5,5 cm breit) ist kunstvoller und
SOrorfältiö-er gearbeitet und träo-t das ^'S- ^'^- BroncesehUdcbeu m. d. Wappen v. Tettingen.
CC. Broneeschildchen mit dem Wappen
V. Braunshorn.
Grabmal des Gilbert Marechal, Earl of Pembroke f 1245 in Temple Church, London ; als Mantel-
baft: auf dem Grabmal König Rudolfs von Habsburg im Dome zu Speyer, auf dem Doppel-
grabe des Grafen Ulrich I. von Württemberg und seiner Gemahlin Agnes von Polen in der
Stiftskirche zu Stuttgart.
' Nach Uefner- Alteneck kommen schon um 1260 Lederpaiizer vor, auf welche Metall-
stücke genäht waren.
^ Ungenügende Abbildung im Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV. Im Gefolge
Heinrichs VI., des Luxemburgers, erscheint ein Adeliger aus dem Elsaß mit demselben Wappen,
vergl. Codex Balduini, Des Kaiser Heinrichs Romfahrt, im Provinzialarchiv zu Koblenz. Heraus-
gegeben von Georg Irmer. Berlin 1881.
102
III. Teil : Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
Heroldsbild der Herren von Tetüngen^ im Aargau, geteilt und zweimal gespalten
von gelb und schwarz. Die schwarzen Felder sind in die Kupferplatte vertieft
und mit Emailfarbe bis auf die ursprüngliche Höhe ausgefüllt worden, aber die
Farbe ist überall abgesprungen, sodaß sich nicht feststellen läßt, ob sie, wie die
goldenen Felder des Schildchens, ebenfalls ornamental verschönert waren. Die
Verzierung dieser letzteren besteht in einfachen, aber elegant in den Raum
hineingravierten Dornblattranken, wie sie ähnlich auf Hintergründen des Manesse-
Codex vorkommen.
Von emaillierten Agraffen'^ und dem beliebten mittelalterlichen Schmuck in
Halhhugelform,^ von dem v. Hefner mehrere Exemplare abbildet, sind in unserem
Lande keine Beispiele zu finden. Und von goldenen Ringen mit Wappenbildern,
sog. „ Pütschi erringen" , bleibt uns nur eine Nachricht zu citieren, daß ein solcher im
Jahre 1606 „mit dem Sigill" des Löwen im Grabe eines Herren von Brienz zu Seedorf
im Kloster gefunden und an den Herzog von Bayern verkauft worden sei.^
Besser sind wir über eine andere Art von Schmuck unterrichtet, über die
sog. Kleinode,^ welche Männer-^ und Frauen auf der Brust angeheftet zu tragen
pflegten. Im Schafifhauser Archiv wird ein Prachtstück dieser Gattung verwahrt,
das, obwohl angeblich aus der Burgunderbeute stammend, schweizerischen Ursprungs
ist. Der Schafifhauser Onyx ^ ist eine antike
Gemme, in welche die Figur der Fax oder
der Felicitas geschnitten ist. Ein Besitzer
hat ihn im XIII. Jahrhundert durch
eine Fassung von kunstvoll gearbeitetem
Golde, Perlen und Edelsteinen zu einem
„Kleinod" umgestaltet und auf der Rück-
seite mit seinem Bilde versehen lassen.
Die Figur des Ritters ist in getriebener
Arbeit auf die aus feinstem Silber be-
stehende und durch Rautenmuster be-
lebte Platte angebracht und zeigt, laut Umschrift, einen Grafen Ludwig von
Froburg, in langem, faltenreichem Hauskleide mit Mantel und Brustkleinod,
einen Blumenkranz auf dem Haupte und den Falken auf der behandschuhten
Linken. '^ Es ist Graf Ludivig II. von Frohurg, der in der ersten Hälfte des Jahr-
Fig. 68. Fassung vom Onyx von Schaffhausen.
* Vergl. Zürcher Wappenrolle Nr. 184. „Tettingen nebend Tägert'eld an der Aar ob Klingnow
gelegen. Felix und Berchtold von Tettingen, 1271. Stachenarius von Tettingen, 1276 (Zur Gilgen,
1665)." Das Scbildcben wurde unter einer Bauniwur/cl gefunden.
2 V. Hefner-AUmech- II, Taf. 136.
^ r. Liehenati, Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV, S. 406.
* Vergl. Grabmal der Königin Anna zu IJasel. Wöl/Iin, Festbucli zur Krötfnung des
liistorischen Museums in Basel 1894.
" Grabmal des Grafen Ernst von Gleichen, r. Hefner, II. Bd.
" Oeri, Der Onyx von .Schaffhausen. Zürich. Hofer & Burger 1882.
' Die Stellung der Hand widers])ricbt der Annahme, es sei eine Rose.
2. Kleinkunst. 1Q3
Hunderts zu den mächtigsten Dynasten unseres Landes zählte und als Parteigänger
des Papstes gegen Friedrich IL in Italien Krieg führte. Aus der Anbringung des
Bildnisses auf dem Schmuckstücke könnte man schließen, daß es für eine andere
Person, in diesem Falle für die Gattin Ludwigs, die Gräfin Gertrud von Uahshurg,
bestimmt war. Deshalb sind denn auch die Wappenbilder der beiden Grafen-
geschlechter, der Froburger-Adler und der Habsburger- Leu bei der Fassung-
dekorativ verwendet worden. Sie sind plastisch dargestellt und bilden, mit ge-
faßten Edelsteinen abwechselnd, die beiden mittleren und zugleich Hauptreihen
des vierfachen Kranzes der Einfassung. Die umschließenden Reihen sind kleiner
und niedriger geformt, so daß die Tierornamentkränze zu einer vollen und un-
gemein reichen Wirkung gelangen, wenn auch die Löwen und Adler selbst in
ihrer gespreizten und steifen Darstellung wenig Aehnlichkeit mit natürlichen
Tiergestalten haben. Daß die Farbenwahl der Edelsteine und Perlen (rot, blau,
weiß) ebenfalls mit dem Wap2>en der Froburger zusammenhange,^ möchte ich
bezweifeln, weil die rote Bewehrung nicht als Wappenfarbe gilt und die Aus-
wahl der Steine keine allzu reiche gewesen sein dürfte. In diesem Kleinod zeigt
sich aufs neue, wie heraldische Figuren, ohne jede Reminiszenz an den Schild,
mit Erfolg dekorativ verwendet worden sind.
Einen Hauptbestandteil des mittelalterlichen Hausrates haben die Truhen
und Kasten gebildet. Sie sind zwar in den verschiedensten Größen, aber stets
in der selben Trogform, mit oder ohne Füße, hergestellt worden. Die zier-
lichsten und bestgeschmückten, die Minne- oder Brautkästlein" dienten zur
Aufnahme des Brautschmuckes, welchen Anverwandte, Nachbarn oder Verbündete
der edeln Braut als gemeinsames Angebinde spendeten und daher mit ihren
Wappen schmückten.
Das Brautkästlein von Attinghusen'^ sollen die Freien des Emmenthals als
Standesgenossen, und Graf Hartmann von Kyburg zu Burgdorf mit seinem Hof-
adel gelegentlich der Hochzeit Werners I. von Attinghusen um 1250 gestiftet
haben. Das Kästchen, ein länglicher, viereckiger Trog, ruht auf geschnitzten,
hohen Füßen, und ist an Deckel und Wänden ornamental in durchbrochener
Arbeit mit Tier- und Menschenfiguren verziert. Die glatten Leisten, welche die
durchbrochenen Felder umschließen, sind mit Kreidegrund bestrichen und
^ Vergl. Oeri, Der Onyx von Scliaifhausen.
^ Zu den schönsten Exemplaren solclier Schmuckkästlein gehören die Lade des h. Ludwig
mit dem Schilde von Frankreich im Kreisrund und einer Reihe von Wappenschilden am Rande
und an den Beschlägen (Ahb. Schulz, Höfisches Leben I, S. 82), und ein kupfervergoldetes
Stück des William de Valence von zirka 1290 im South-Kensington Museum zu London. Das
ganze Kästlein ist übereck gemustert (geweckt) und die einzelnen Quadrate abwechselnd mit
den Wappen von Angouleme, Yalence, Pembroke, Dreux, England und Brabant in glänzenden
Emailfarben ausgesetzt. Ein Elfenbeinkästchen in demselben Museum, ebenfalls aus dem
XIIL Jahrhundert ist mit Wappenschilden bemalt.
^ Zeller -Werdmüller, Denkmäler aus der Feudalzeit im Lande Uri. jMitteilungen der
Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 1884, S. 21 und 23.
104
lll. Teil : Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
polychromiert. Heraldischen Schmuck trägt nur die 8 cm breite Randleiste des
Deckels, ursprünglich 16 Schilde mit den dazugehörigen, zimierten Helmen.
Helm und Schild sind nicht aufeinander, sondern nebeneinander grestellt und
bilden eine friesartige Einfassung. Heute sind noch 11 Schilde und ebensoviele
Helme erkennbar, deren Träger dem Adel der weiteren Nachbarschaft angehörten.
Geschickt angeordnet ist die Verteilung der Helme, indem die Ecken von Exem-
plaren ausgefüllt werden, die mächtige Zimierden, Pfauenstutze etc. tragen,
welche auf der einfachen Leistenbreite keinen Platz gefunden hätten. Der Helm
steht rechts vom zugehörigen Schilde.
Die Zeichnung ist äußerst einfach, das Figürliche sogar roh und verständ-
nislos, aber einzelne zimierte Helme, wie z. B. derjenige der Yögte von Roten-
burg sind von oruter dekorativer Wirkung. Die Schilde stehen senkrecht auf
Fig. Gl». Wappen vom Kästchen von Attinghusen.
der Spitze und haben bald mehr, bald weniger stark geschweifte Seiten,^ die
aber gewöhnlich in spitzem Winkel an die Oberkante stoßen. Die flachen Topf-
helme sind ie nach der Art des Kleinots in Vorder- oder Seitenansicht daro-estellt.
Die malerische Behandlung ist ebenfalls eine einfache, die Konturen der Schilde
mit breiten, die der Helme und Zimiere mit feinen, schwarzen Strichen gezogen,
die Schildbilder ganz ohne Kontur. Schwarz und die durchsichtigen Farben, rot
und grün, sind direkt auf den mit Blattsilber belegten Kreidegrund aufgetragen
worden, worauf die ganze Fläche einen Ueberzug von durchsichtigem, gelbem
Harzlack erhielt. Zuletzt ist Deckweiß aufgemalt und als Kontur um die goldenen,
also dem Grunde gleichfarbigen Schilde gezogen worden. Die Gesamtwirkung
gewinnt durch den warmen, neutralisierenden Ton der Unterlage an Feinheit
und die transparenten Farben wirken feuriger und voller. Die Topfhelme sind
' Für die Formentwicklung des Schildes ist wohl in Betradit zu ziehen, dafi hier Willkür
und Unjfesrhicklichkcit dos Malers und nicht die hcrrsdicndc Form den Ausschlag gegeben haben.
2. Kleinkunst. 105
ffolden oder einfarbio- mit schwarz imd rot bemalt, mit Ausnahme des Roten-
burgerbelmes, wo an der Stirne auf goldig-metallenem Grunde das Wappenbild,
die rote, zweitürmige Burg aufgemalt ist. Als einzig bekanntes schweizerisches
Beispiel von Helnibemalung mit gemeinen Figuren ist er besonders bemerkenswert.
Wenn auch die bunte Wappenleiste in Form und Ausführung hinter den ge-
schnitzten Teilen des Brautkästleins zurücktritt, so zog sie dennoch das Auge
des Beschauers zuerst auf sich durch das lebhafte und frische Farbenspiel.
(1. Stoffe.
Heraldisch o-eschmückte Stoffe haben wir schon bei der ritterlichen Aus-
rüstung kennen gelernt,^ indem Waffenrock und Pferdedecke die einzelneu Figuren
oder die heraldischen Schilde gewoben, gestickt und aufgenäht trugen.- Die
Herstellung der Stoffe war zu einer ungewöhnlich hohen Vollendung gediehen,
sodaß die reichsten Muster mit Silber- und Goldfäden gewirkt werden konnten.
Die palermitanischeu Gewebe, von Sarazenen oder griechischen Webern angefertigt,
wurden überallhin, auch nach unseren Gauen, exportiert und teils zu weltlichen,
teils zu kirchlichen Zwecken verwendet. Das Museum von Bern'* besitzt eine
Auswahl der prachtvollsten Stoffe, die sich als Paramente bis auf unsere Zeit
erhalten haben und einen Begriff' geben von dem hohen Stande dieses Kunst-
gewerbes. Tiere und Figuren kommen häufig vor, in steifer und strenger Zeicli-
nunsT, aber lediglich als Ornament. Die heraldische Zeichnung macht sich da
und dort bei den nur ornamental gebrauchten Figuren geltend, wie z. B. auf
einem Brevierbeutel in Zürich, der in kreisrunden Figuren Löwen. Adler, Ein-
hörner und Hirsche zeigt und auf zwei ähnlichen im Domschatze von Chur.
Daß das Kleid der Edeldame ebenso oft mit nicht heraldischen Bildern geziert
war, geht aus der Anwendung fremder Gewebe deutlich hervor. So sagt Konrad
von Würzburg in Partonopier und Meliur von dem Gewände der letzteren :
12438 und was dar in von golde vil
tier unde vogelin geweben.
da spache listen unde reben
gemischet waren under.
Die Figuren des eigenen Wappens sind meistens aufgestickt oder auf-
genäht worden, wie uns die Dichter berichten. Schon 1240 trägt Elisabeth
' Vergl. II. Teil, S. 85 ff.
- Als weitere Beispiele von wappenverzierten Stoffen seien erwähnt: Von dem Grab-
monumente des Earls of Pembroke: Ko2)fl-issen mit reicher Musterung. Das gitterartig fort-
laufende Ornament umschließt je einen Wappenschild. Teppich, geweckt mit den Wappen,
vergl. Anm. 3, S. 100. Auf dem Grabmal der Königin Eleonore von Kastilien, der Gemahlin
Eduards I. (f 1291) : Teppich mit übereckgestelltem Rechteckdessin mit den Löwen von Leon
und der dreitürmigen Burg von Kastilien. Wappenverzierte Zelte vergl. Schulz, Höfisches Leben
II, S. 214—220.
^ Stammler. Der Paramentcnschatz des Museums in Bern. Bern 1895.
106 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
von Pommern/ die Tochter des Königs Kasimir von Polen, den angestammten
polnischen Adler auf der Brust. Im XIII. Jahrhundert sind die geteilten,
oder aus verschiedenfarbigen Stoffen gestückten Kleider in Mode gekommen -
(mi-parti), deren Ursprung zum Teil wenigstens in dem Auftreten der Herolds-
bilder zu suchen ist. Die illuminierte Handschrift^ des welschen Gastes von
Thomasin von Zerkläre* und der Sachsenspiegel liefern Beispiele aus dem An-
fange des Jahrhunderts, unsere Dichter und der Manesse-Codex aus der späteren
Zeit. Die Krieger und Dienstleute der einzelnen Ritter haben gewöhnlich nur
die Wappenfarben ohne Wiederholung der Figuren getragen, weil letztere bloß
den ritterlichen Familiengliedern zugekommen sein mochten. Im Trojanerkrieg
lautet eine Stelle über den Aufzug des Königs von Salaphin mit seiner Gesellschaft:^
32622 in der gesell Schafte sin
vier amiralde waren,
der wäpenkJeiter baren
den ougen spilende gnade
si wären von cicläde
gesniten üzer mazen fin
ein halb si gaben roten schin
und ander halben grünen glänz.
Mit dem Reichtum der Stoffe ging das Besetzen der Kleider mit edelm
Gestein auf Borten*' um Hals, Handgelenk und Rocksaum Hand in Hand,'^ was
Konrad von Würzburg am Gewände der Meliur folgendermaßen beschreibt:
12482 ir ermel und ir houbetloch
di stunden an den orten
bestellet wol mit borten.
gedrungen in der heidenschaft.
von rubine dran gehaft
wären kleinin knöphelin.
Außer den Kleidern sind gegen Ende des Jahrhunderts besonders die zu
kirchlichen Zwecken gestifteten Textilien mit dem Wappen oder dem Bilde des
Stifters versehen worden.
Ein Antependium^ aus dem Lausanner Domschatze, jetzt zu Bern, mit dem
Bilde Mariae in trono zwischen Engeln zeifft den Donator, Otto I. von Grandson
' V. Hefner-Alteneck, S. 118, Rundsiegel der Dame.
* Im Hortus deliciarum der Herrad von Landsberg trägt des Königs Schwertträger ein
geteiltes Kleid, vergl. II. Teil, S. 23.
ä V. Oechelshäuser, Die Miniaturen der Universitätsbibliothek zu Heidelberg, 1895.
* V. Oechelshäuser, Die Miniaturen der Universitätsbibliothek zu Heidelberg, 1895.
•■' Aus diesen sog. Gesellschaften sind die späteren Ritterorden der Drachenritter, des
P'euerspahns, des goldenen Vliefäes u. s. w. entstanden.
* Auf dem schon erwähnten Grabmale des Grafen Ernst von Gleichen sind die Borten
von Kleid und Mantel mit Steinen besetzt.
' Vergl. II. Teil. Grabmal des William de Valence, S. 62 und Fig. 72.
* Stammler, Der Paramentenschatz im historischen Museum zu Bern, S. 49, Nr. 18.
Abbildung S. 50.
2. Kleinkunst.
107
(1280 — 1328), knieend als Miniaturfigürclien. Er trägt über dem Panzerhemde
den langen, mit l>is auf die Ellbogen herab reichenden Aermeln versehenen und
mit dem Wappenbilde geschmückten WaflFenrock, gepfählt von weiß und blau, über
das ganze in diagonaler Richtung hinlaufend einen roten mit drei goldenen
Pilgermuscheln besetzten Schrägbalken. In den untern Ecken des Mittelstückes
des Antependiums befinden sich Schildchen mit dem-
selben Wappen von Grandson.^ Während die ritter-
liche Tracht mit Panzerkappe und Panzerhemd un-
bedingt ins XIII. Jahrhundert deutet, sprechen die unten
halln-und geschlossenen Schildchen, insofern sie ebenso
alt sind, für eine spätere Zeit.
Als letztes Stück ziehen wir einen sog. Brevier-
beutel zur Betrachtung, der sich heute im schweizerischen
Landesmuseum befindet und aus dem Kanton Wallis
stammt. Die figürlichen Darstellungen, mit denen er
verziert ist, weisen auf einen ursprünglich weltlichen
Gebrauch hin, auf das Täschchen einer Edeldame. Die
Tasche^ ist ungefähr quadratförmig, beidseitig bestickt,
auf der untern Kante mit rot-gelber Einfassung ver-
sehen und mit fünf herabhängenden Zotteln aus ver-
schiedenfarbiger Seide besetzt. Die eine Seite ist rot
und grün geviertet und durch einen Lindenbaum in
vier gleiche Teile abgegrenzt, auf denen je ein ritter-
liches Liebespaar, baarhaupt, mit langen Kleidern und
weißausgeschlagenen Mänteln angethan, unter dem
thorartig gebogenen und außen mit gelben und blauen Lindenblättern bewachsenen
Aste steht. Die andere Seite ist mit grüner Seide grundiert und durch weiße
Linien in zweimal drei egale, hochstehende Rechtecke geteilt, von denen jedes
ein „volles Wappen" enthält. Die mit roter Seide gestickten Felder^ sind mit
wenigen Goldfäden durchzogen, während die gelbe Seide mit Gold stark durch-
wirkt, ja teilweise bedeckt ist. Nur die beiden ersten Wappen^ sind mit hell-
gelber Seide konturiert, die übrigen treten deshalb weniger aus dem grünen
Grunde hervor und haben verschwommene Umrisse. Die Helme zeigen zum
Teil noch die flache Topfform (Sträflingen, Hohenberg), zum Teil das um die
Wende des Jahrhunderts übliche, gewölbte Helmdach, das den Uebergang zum
Kübelhelme bildet. Die in Seitenansicht dargestellten Helme sind mit einem
Fig. 70. Otto I. von Gi-andson.
Vom Antependium in Bern.
^ Nach einer Mitteilung von Dr. E. A. Stückelherg soll der Teppich von Venedig stammen,
wodurch die bei uns ungebräuchliche oder erst 100 Jahre später erscheinende Schildform er-
klärlich wäre.
'^ Im schweizerischen Landesmuseum in Zürich.
^ Die weißen und gelben Flächen sind sorgfältiger gestickt, als die roten und grünen.
* Württemberg, Aarberg.
108 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
frei fliegenden Helmtuche ^ versehen, das in zwei Zipfel ausgeht und wie die
Helme mit grauweißer Seide gestickt ist. Nur ein Helmtuch ist farbig und
zwar als Fortsetzung des mit gelbem Stoffe überzogenen Kleinots, des Beutel-
standes. ^ Wenn schon die flachen Topf helme für eine Datierung ins XHI. Jahr-
hundert sprechen, so wird diese noch durch die seitlich unbedeutend geschweiften
und stark nach vorn geneigten, fast liegenden Schilde bestätigt.^ Diese letzteren
sind im Verhältnis zu den auf dem Obereck ruhenden Helmen zu groß und nicht
der Wirklichkeit entsprechend. Die Proportionen werden nicht mehr durch die
Natur, sondern durch die formalen Bedingungen der Zusammenstellung selbst
bestimmt, um als Ganzes dekorativ zu wirken. Die auf der Tasche angebrachten
Wappen stellen wohl eher die Verwandtschaft der ritterlichen Besitzerin dar,
als deren Ahnentafel und weisen auf eine vornehme Herkunft. Mit Sicherheit
festgestellt sind nur die Wappen von Strätlingen und von Hohenberg, die übrigen
lassen sich, abgesehen von den im XHI. Jahrhundert verschiedenartig geführten
Zimieren, durch die Zusammenstellung zu einander und durch die Schilde er-
klären. Sie folgen sich :
1) Graf von Württemberg,^ in gelb drei schwarze Hirschstangen übereinander.
Auf dem Helme ist das Schildbild einmal wiederholt.
2) Graf von Aarher gj* in rot ein gelber, mit drei schwarzen Sparreu be-
legter Pfahl. Als Kleinot eine rote Bischofsmütze, belegt mit dem Bilde und
besteckt mit einer gelben Kugel auf der Spitze.
3) Graf von Hohenberg,''' von weiß und rot geteilt. Der gelbe Helm trägt
zwei mit gelben Lindenblättern besteckte, rote Büffelhörner.
4) Markgraf V. Baden- Hochberg,'^ in gelb ein roter, schräglinker Schrägbalken.
Ein mit Kugeln bestecktes Schirmbrett wiederholt das Schildbild schrägrechts.
5) Freiherr von Strätlingen,^ in rot ein gelber Strahl, als Kleinot zwei mit
roten Rosen besteckte, gelbe Hirschhörner.
' Die Drapierung der Helmtücher durch Aufziehen derselben hinter dem Helme, ist maß-
gebend für das XIV. Jahrhundert, fehlt aber hier.
^ Wappen 6. Geroldseck oder Kienstein.
^ Vergl. Siegel des Grafen Hartmann von Kyburg von 1234. Siegeltafel IV.
* Zürcher Wappenrolle Nr. 26 zeigt ein anderes Kleinot. Die Geweihstange erscheint
aber 1277 auf einem Siegel des Grafen Mangold von Neuenbürg, der einem stammverwandten
Goschlechte angehörte, und ließe sich schon als Wiederholung des Schildbildes erklären.
^ Vergl. II, S. 82. Im Turm von Erstfelden figuriert als Kleinot eine spitzovale, rote
Mütze, besteckt mit einem Blumensträuße.
' Vergl. Keiterrundsiegel des Grafen von Hohenberg von 1280. Der Graf trägt die be-
steckten Ilörner als Kleinot. Im XIV. Jahrhundert besteht die Helmzier aus zwei Hifthörnern
mit Kingen und Fesseln. Zürcher Wappeurolle Nr. 25.
' Zürcher Wappenrolle Nr. 28, Die Steinbockhörner, das gebräuchlidie, im (jelre und
in der Wappenrolle abgebildete Kleinot, ist durch ein Schirmbrett ersetzt, ein im XIII. Jahr-
hundert überaus beliebtes Hülfskleinot.
^ Das Wappen stimmt in der Zeichnung mit dem Wettingergrabstein aus dem XIII. Jahr-
hundert genau überein, ebenso mit der Miniature auf dem Nagler'schcn Bruchstück zu Berlin
und zwar auch in den Farben. Abweichend vom Manesse-(^dex.
Beilage zu Seite loy.
Tafel n.
Gestickter Beutel mit dem Wappen von Strätlingen.
(Schweiz. Landesmuseum.)
I.Ii-.il
TT i:\cfr
3. Arcliitektur. 109
6) Freiherr von GeroldsecJc oder twi Kiensfein,^ iu gelb eine rote Biude,
die sich auf dem Beutelstandkleiuot wiederholt.
Das Stück ist ein Unikum in seiner Art und gibt wiederum einen neuen
Beweis für die allgemeine und geschickte Anwendung der Wappen als Dekora-
tionsmotiv.
3. Architektur.
a. Skulptnr und Malerei.
Bei der glänzenden Entwicklung, welche die Baukunst im XIII. Jahrhundert
erfuhr, ist mit Sicherheit anzunehmen, daß die Wappen nicht nur als Abzeichen
des Besitzes, sondern auch als eigentliches Dekorationsmotiv im Profanbau an
Burgen und Palästen verwendet worden sind. Der plastische Schmuck wird sich
sachgemäß mehr auf das Aeußere der Bauten, auf Fassaden, Thür- und Fenster-
bekrönungen beschränkt haben, die Bemalung mehr auf die Ausstattung der
Innenräume, auf die Wand- und Deckendekoration. In der kirchlichen Architektur
war der weltliche Luxus und die Verherrlichung weltlicher Personen durch strenge
Gesetze und Ordensregeln ausgeschlossen, aber die Heraldik fand ihren Eingang
auf den Grabmonumenten der weltlichen Großen, vorerst in bescheidener Form,
wie auf den Tumben der Grafen von Kyburg und von Habsburg zu Wettingen. -
Später sind heraldische Grabsteine allgemein bräuchlich geworden. Die zahl-
reichen Stiftungen des Adels gaben Anlaß zur Anbringung ganzer Reihen von
Stifter- und Benefaktorenwappen, zu weltlichen Votivgemälden u. s. w., aber die
weltliche Richtung des Clerus gelangte erst gegen Ende des Jahrhunderts zum
Durchbruch und öffnete der Heraldik Thor und Thür.'^ Diese bemerkenswerte
Wandlung wird bei Betrachtung der Siegel genauer ausgeführt werden, denn
sie bildet eine äußerst anschauliche Illustration zur Kirchengeschichte des
XIII. Jahrhunderts.
Zeitgenössische Beispiele heraldischer Architektur sind mit Bestimmtheit
nicht anzuführen, denn die stilistische Datierung von 1290 — 1310 beruht auf
unsicherer Basis, weil sich Schild und Helm im Stadium des Uebergangs befinden.
Zum Interessantesten gehört die Nachbildung von aufgehängten Schilden
in Stein, welche die hölzernen Originalschilde, wohl in Anbetracht des vergäng-
lichen Materials, ersetzen mußten. Die Sitte, Wappenschilde über der Begräbnis-
stätte eines Geschlechtes aufzuhängen, war allerorts gebräuchlich,^ aber die
^ Zürcher Wappenrolle Nr. 107. Geroldseck hat mehr Anspruch auf Wahrscheinlichkeit,
weil das Geschlecht den übrigen fünf Familien ebenbürtig ist, während die Kienstein meines
Wissens nicht freiherrlich waren.
- Vergl. die Abbildungen im III. Teil, 5.
^ Der Kreuzgang des Klosters St. Urban im Kanton Luzern, den Abt Ulrich I. in den
Jahren 1246 — 1249 erbaute, soll mit den Wappen der Guttliäter ausgeschmückt gewesen sein.
* Die Sitte des Anbringeus hölzerner Totenscliilde hat sich bis ins XVII. Jahrhundert
erhalten indem an Stelle der alten Kampfschilde lieraldische Schmuckstücke mit Helm und
110 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
Uebertragung in Stein scheint sich nur lokal festgesetzt zu haben, wie z. B. in
Basel. "^ Im Münster, in St. Leonhard, in St. Klara und in der Predig-erkirche
findet sich eine mannigfaltige Auswahl von Beispielen, welche die Schilde, an
Bändern oder Nägeln aufgehängt, darstellen und von denen einzelne noch dem
Xni. Jahrhundert angehören.^
Heraldisch verzierte Fußböden
entstanden in den Kapitelsälen der
Klöster, in denen sich Grabplatte an
Grabplatte reihte, bis der ganze Boden
überdeckt war. Zu den schönsten ge-
hörte derjenige im Kloster Wetfrngcn,^
der in buntem Durcheinander dieRuhe-
/•/Sr
Fig. 71. Pfeilerskulpturen aus der Predigerkirche statten der Klosterstifter Und ihrer Ver-
nach Stückelberg.
wandschaft bedeckte* und der heute
noch intakte Boden im Kapitelsaale des weltabgelegenen Cisterzienserinnenklosters
Magerau (Maigrauge) bei Freiburg. ^ Die polychrome Ausstattung der Innenräume
war im XIII. Jahrhundert stark verbreitet, denn sie entsprach dem Bedürfnis
eines farbenfreudigen Geschlechtes. Unsere schweizerischen Beispiele gehören
dem ersten Dezennium des XIY. Jahrhunderts an, aber sie können schon deshalb
angeführt werden, weil sie in der Art der Dekoration gewiß nicht wesentlich
von zeitlich früheren Arbeiten abweichen. Für Bemalung eigneten sich die
Wände, die drei sichtbaren Seiten der großen Deckenbalken und die enormen
Mäntel der romanischen und gotischen Kamine.
Wandmalereien in Form eines Frieses befanden sich in dem Turme zu
Erstfeld^ im Lande Uri, dem Sitze eines adeligen Geschlechtes. Die Wappen
Heiradecken in reichster Schnitzerei und Bemalung an den Wänden der Kirclie aufgehängt
wurden. Von alten Beispielen seien citiert: Der Schild des Arnold von Brienz in der Kloster-
kirche zu Seedorf, der Adlerschild aufValeria, die Schilde in der Elisabethenkirche zu Marburg,
in der Klosterkirche zu Rüti (jetzt im Schweiz. Landesmuseum), in Mariaberg bei Rorschach.
Die Kirchen der deutschen Reichsstädte, wie St. Lorenz und St. Sebald in Nürnberg, das
Münster von Ulm etc. enthalten hunderte von Totenschilden aus alter und neuerer Zeit in den
verschiedensten Formen. Vergl. Gerlach, Totenschilder und Grabsteine. Wien 1897.
' Zum Teil zusammengestellt in den Sammelbänden des Emanuel Biichel von Basel.
^ In der Westminster-Abbey zu London hängen in den Zwickeln der spitzbogigen Blend-
arkaden der Langwände große, wappengeschmückte Dreieckschilde, die durch kreuzförmige
Fesseln an je zwei Köpfen seitlich befestigt sind.
^ Der ehemalige Bestand ist nur in einer Zeichnung von E. SchnUheß- Kaufmann erhalten
geblieben, denn die Monumente selbst sind einer ])ietätsl()sen Auf klärungsära zum Opfer gefallen.
* Der Grabstein des Stifters, des Grafen Rudolf von Rappers wil, ist erst vor wenigen
Jahren in demoliertem Zustande aufgefunden und im Boden der Klosterkirche eingelassen
worden.
° Unter den 28 Grabsteinen, welche die Ruhestätten der Aebtissinnen des Klosters be-
decken, ist der älteste derjenige der Marguerite von Neuchätel (f l'A'M, der neueste der Dame
Madelaine Batholdi f 1877. Abb. vergl. Gans, Archives heraldiques Suisses, 1896.
* Zellcr-Werdmüller, Denkmäler aus der Feudalzeit im Lande Uri. Mitteilungen der
Antiquarischen Gesellschaft XLVIH. Zürich 1884.
3. Arcliitektur. W\
sind in zwei alten Kopien erhalten geblieben, von denen die eine von Gilr/
Tschudi,^ die andere von dem Liizerner Stadtscbreiber Rennwart Cysat^ herrührt.
Die alte Verwendung der Wappen ist daraus nicht mehr ersichtlich, aber ihrer
Art nach müssen sie den obersten Streifen einer Saalwaud geziert haben. Sie
sind paarweise zusammengestellt, die einfachen Dreieckschilde gegen einander
geneigt. Ein mächtiger Kübelhelm mit Kleinot und eng anschließender Helm-
decke ruht auf dem Obereck des Schildes.^ Dem Inhalte nach bilden diese Wappen
ein buntes Sammelsurium und gehören hochadeligen Geschlechtern aus deutschen
und romanischen Landen au, mit Ausnahme einer geringen Anzahl von Dienst-
adel aus der Nachbarschaft. Wem und welchem Umstaude der merkwürdige
Schmuck seine Entstehung verdankt, ist bis heute unbekannt. Vielleicht hat
der ritterliche Hausherr das Gelaß zur Erinnerung an fremde Kriegszüge und
Waffengefährten also ausmalen lassen, vielleicht zum Empfange eines hohen
Besuches, der auf dem Wege nach Italien hier Einkehr hielt oder es ist vom
Maler eine beliebige Wappensammlung schablonenmäüig kopiert worden.
Das Bemalen der ganzen Wandfläche durch regelmäläige Wiederholung
von Schilden oder freien Schildbildern mag häufiger angewendet worden sein,
besonders wenn sich eine eigentliche Musterung daraus ergab, wie bei dem
Bestreuen.
Einer zweckmäßigen und äußerst dekorativen Deckenbemaluug l)egegnen
wir im Hause zum Loch^ an der Römergasse in Zürich, das dem ritterlichen
Geschlechte der Wisso gehörte.^ Die Unterseite der Balken war mit romanischen
Blattwerkornamenten verziert, die Zwischenfelder an der Decke mit getupften
Quadersteinen. Die heraldische Malerei, bestehend aus zirka zweihundert Wappen-
schilden, verteilte sich auf die senkrechten Seitenflächen der Balken, in Reihen
von 16 — 17 aufrecht neben einander stehenden Schilden.^ Obwohl nur roh und
flüchtig in Leimfarbe aufgemalt, wirken sie äußerst günstig als farbig-buntes
Ornament. Auf den dem Lichte zugedrehten Balkenseiten sind die Wappen von
Kaiser und Reich, von Grafen, Freiherrn und Rittern dargestellt, die zum Hause
Habsburg in Beziehung standen, auf den Schattenseiten diejenigen des stadt-
zürcherischen Adels, der Nachbarn und Bundesgenossen Zürichs, thurgauischer
Edelu und Dienstleute des Klosters St. Galleu u. s. w. Diesen bunten Schmuck
' Manuskriptwappenbuch auf der Stiftsbibliothek zu St. Gallen. Alte Kopie auf der
Zürch. Stadtbibliotek Msc. A.
^ Msc. 124 Stadtbibliothek Luzern. Cysat schreibt dazu: „Dise nachfolgenden Wappen
hab ich bekommen und abmalen lassen uss dem alten Thurn so vor zytten ein adeliger Sitz
gewäsen zu Oerschfelden oder Erstfelden. Ein stund wegs ob Altorf im Land Uri gegen dem
gebirg gelegen. Anno 1590."
3 Vergl. Fig. 33. 51. 52. 56. 57.
* Wandmalereien in der Stiftskirche von Payerne, rote Mauriziuskreuze auf schwarz.
^ ZeUer-Werdmiiller , Die herald. Ausschmückung einer zürch. Ritterwohnung. Mitteilungen
der Antiq. Gesellschaft XXXVIII. Zürich 1874. Kopie im Schweiz. Landesmuseum in Zürich-
« Vergl. Fig. 23, 24. 27. 28. 30. 32.
112 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
muM der Saal in den Jahren 1305 — 1306 erhalten haben ^ und zwar unter dem
Ritter Wisso Wiß,^ der 1315 am Morgarten fiel. Die aus den Wappen hervor-
gehende Datierung wird dadurch bestätigt, daß König Albrecht aus dem Hause
Habsburg im Jahre 130Ö in Zürichs Mauern weilte und daselbst den Karlstag
feierte, wohl in Begleit eines zahlreichen Gefolges edler Herren.
Eine ähnliche Bemalung der Deckenbalken hat sich in einem Saale des
Schloßes Valeria ob Sitten erhalten.^ Sämtliche Balken sind farbig bemalt,
abwechselnd weiß-schwarz geschacht und mit schwarzen, resp. weißen Rosen
besetzt, aber der heraldische Schmuck beschränkt sich auf den Balken über dem
Kamin und auf einige Spuren an der Kaminwand. Die senkrechte Vorderseite
des Balkens trägt in roher Zeichnung, mit starken, schwarzen Schildkonturen
die sechs Waj)penschilde* der Grafen von Welsch- Burgund (Bourgogne en Franche-
Comte), des Delphins von Viennois, der Grafen von Genf, des Königs von Frankreich
(mit Lilien besät), der Grafen von Savoyen und des Königs von England (in rot
oder schwarz drei weiße oder gelbe Leoparden).
In dieser Art mag noch manches ritterliche Gelaß geschmückt gewesen
sein, und in seinen Wanddekorationen die Beziehungen und Verwaudschaften
seiner Besitzer dem Gaste verkündet haben, aber die Zeit ist vernichtend darüber
hinweg geschritten und hat dem Forscher diese Quellen verschüttet.
b. Backsteine.
Schon vor Mitte des Jahrhunderts kommen figürlich verzierte Backsteine
vor zur Bildung von Fliesenböden in Burgen^ und Kirchen und als willkürlich
eingebaute Ausschmückungen. Die Figuren sind aber gewöhnlich symbolische
und keineswegs heraldische Bilder auch wenn sie die Wappentiere bekannter
Geschlechter, wie z. B. den Elefanten der Grafen von Helfenstein darstellen.^
Anders verhält es sich mit Backsteinen von St. Urban, welche wirkliche
Wappenschilde zeigen.
Das Kloster St. Urban, ^ das 1254 durch die Herren von Luternau und 1291
' Die drei ersten Schilde des vierten Balkens sind für die Datierung bestimmend. Im
ersten erscheint das Reich, im zweiten das Wappen von Habsburg, im dritten ein weißes Pedum
in rot, das sich in dieser Zusammenstellung nur auf den Kanzler König Albrechts, Johannes,
beziehen kann, der in den Jahren 1805 und 1306 Bischof von Eichstätt (in Mittelfranken) war.
'' Verg. Zeller, S. 6. Die beiden ersten Schilde des ersten Balkens zeigen das alte und
das neue Wappen der Wisso.
^ Die Malerei wurde erst kürzlich biosgedeckt und bestimmt.
* Die Wappen köiuiten sich auf die Verwandtschaft Peters des Großen von Savoyen be-
zielien, nur bleibt unerklärlich, warum sie im Schloße des Domherrnkapitels von Notre Dame
de Valere angebracht worden sind.
'' Vergl. Ferdinand Vetter, Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde. Ausgi'abungen auf
Schloß Altbüron.
* Im rhätischen Museum zu ('hur.
' Ueber die Backsteine von St. Urban vergl. Mahn, Geschichte der bildenden Künste in
der Schweiz, S. 394. 395. Statistik des Kantons Luzern. Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde
Beilage zu Seite 1 12.
Tafel III
Wappenbacksteine von St. Urbau.
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3. Architektur.
113
durch die Freiherren von Utzingen verbrannt worden sein soll, war während
mehrerer Jahrhunderte ein Zentrum der Backsteinfabrikation. Vermutlich ist
sie von französischen Ordensbrüdern eingeführt und speziell für den eigenen
Klosterbau bestimmt gewesen, später aber von den Mönchen in ausgedehntem
Maße weiter betrieben worden. Funde in den Schlössern Straßberg, Alt-Büron
und Neu-Bechburg beweisen, daß diese Backsteine auch zu Profanbauten geliefert
wurden. Die Steine sind an den freistehenden Seiten mit Flachreliefs geschmückt,
die man mit Model der noch weichen Thonerde auf-
drückte Neben den verschiedensten Ornamenten, neben
Tierfiguren und Halbwesen in Rund- und Vierpässen,
kommen Darstellungen aus der Tierfabel, heraldische
Löwen, Adler und Wappenschilde vor. Je nach der
zur Verfügung stehenden Fläche sind größere oder
kleinere Bilder, mehr oder weniger Teile einer fort-
laufenden Bilderreihe, augebracht worden. (Die Model
waren off'enbar so leicht zu handhaben, daß sich jedes
einzelne Bild, auch mitten aus einer Reihe heraus, ab-
drucken ließ.) So sollen z. B. in dem Kreuzgange des
Klosters vorwiegend Backsteine mit Wappenschilden der
Eptingen und Bahn zu sehen gewesen sein, weil Wernher
von Eptingen,^ Chorherr zu Zofingen, und Freiherr
Rudolf von Bahn diesen Bau besonders gefördert hatten
[1256].) Der neuesten Forschung zufolge^ gehen alle
heraldischen Schildreliefs auf zwei Model zurück. Jedes
stellt, von einer einfachen Randlinie umschlossen, sieben
senkrechtstehende, eng aneinandergerückte Wappen-
schilde von Gutthätern des Klosters dar.^ Die Zwickel
zwischen den Schilden sind mit mannigfaltigen, sym-
metrisch stilisierten Pflanzenornamenten ausgesetzt, deren
Reliefliöhe hinter derjenigen der Schilde zurück bleibt,
um nicht störend auf die Schildbilder einzuwirken. Die Schilde selbst sind
3 — 4 mm über dem Grund erhaben, mit scharfen, überragenden Randlinien,
7,9 cm hoch und 6,7 cm breit. Die noch längliche Schildform variert in mehr
Fig. 72. Waö'enrock des
Herrn von Swanegow.
(Manesse-Codex.)
IV, 80, V, 247. — Hamman, Briques Suisses, ornees de bas-reliefs du XIII'"'= siecle. (Memoires
de l'Institut national Genevois, XII und XIII. — v. Liehenau, Zur Baugeschichte des Klosters
St. Urban. Anzeiger IV, 437 u. s. w. Während der Drucklegung ist eine erschöpfende Arbeit
über dieses interessante Material erschienen, auf das zum näheren Studium ver-wiesen sei. —
Zemp, Die Backsteine von St. Urban in der Festgabe zur Eröffnung des Schweiz. Landesmuseums
in Zürich, 1898.
^ V. Liehenau, Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV, S. 438.
■^ Rekonstruktion im Schweiz. Landesmuseum.
^ Die beiden Formen scheinen ursprünglich ein Stück gebildet zu haben, (Schildspitzen
nach außen gekehrt) und erst zum handlicheren Gebrauche entzwei geschnitten worden zu sein.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. O
114 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
oder minder geschweiften Seitenlinien, die in spitzen oder rechten Winkeln
an den geraden obern Rand stoßen, sie ist also schon im Uebergang zur kurzen,
auf den Seiten geraden und nach unten stark gebogenen Form begriffen. Die
Figuren sind in möglichster Größe und mit dekorativem Geschick in den Schild
hinein gelegt, aber ihre Form ist roh und, in Bezug auf die Löwen, absolut
unnatürlich. Denn sie sind nicht wie die Adler (durch Schnabel und Fänge)
charakterisiert, sondern sie besitzen eine große Aehnlichkeit mit Pferden. Besser
als die Tiei-figuren sind die übrigen Gegenstände, das Thor der Torberg und
das Ruder der Ruoda, aber hervorragend in dekorativer Beziehung sind nur
die Muster zur Belebung der glatten Schildflächen und der Heroldsfiguren. Das
fortlaufende Netzmuster ist je nach der Art des Feldes, nach der Einfachheit und
Kompliziertheit der Begrenzungslinie, weitmaschig, mit kräftigen sternförmigen
Ornamenten besetzt oder als feines Gitter gehalten, um der Klarheit der Linie
keinen Abbruch zu thun (Torberg, Balm). Die Löwen und Adlerschilde sind
ungemustert und der gespaltene Schild von Balm auf derjenigen Seite damasziert,
auf welcher die Figur einen größeren Raum übrig ließ. Diese Ornamente sind
dem Verlangen entsprungen, für die Farben einen Ersatz zu gewinnen. Für
bestimmte Farben sind keine bestimmten Muster verwendet worden, wohl aber
kann die Regel als sicher gelten, daß im selben Schilde für gleiche Farben
gleiche Muster und für verschiedene Farben ungleiche Muster zur Verwendung
kamen. Im zweimal geteilten, schwarz-weiß-roten Schild von Bechburg ist das
oberste (schwarze) Feld mit Rautenmuster, das mittlere (weiße) ungemustert und
das unterste (rote) mit Kugelmuster besetzt, während im gespaltenen Schilde
von Aarwangen die rechte Hälfte und der gleichfarbige Querbalken der Linken
dasselbe Muster tragen. Prächtige Variationen werden durch Verschiebung der
Netzzeichnung zu Quadraten, länglich-schmalen oder breitgedrückten Rauten
erzielt, welche in geschickter Anpassung an die Schildfigur ausgewählt sind.
Die Wirkung dieser Backsteine ist eine ausgezeichnete, besonders in seitlicher
Beleuchtung.
Das eine ModeP trägt über jedem Schilde in gotischer Majuskelschrift
und durch Kreuze von einander getrennt den Namen des Geschlechtes. Die
Schriftcharaktere weisen wie die Schildform auf das Ende des XHL^ oder den
Anfang des XIV. Jahrhunderts. "^ Das Vorkommen des Balm'schen Wappenschildes,
der nach der Aechtung und Bannisierung seines Trägers gewiß nicht auf den
klösterlichen Backsteinen angebracht worden wäre (1308), spricht ebenfalls für
^ Ein Vergleich dieser Schildereien mit Wappensiegeln weist sie dem letzten Viertel des
XIII. Jahrhunderts zu.
^ Nach V. Liebenau sollen die Bechburg und Torberg erst 1314 in Beziehungen zum Kloster
getreten sein, aber Hahn weist schon in seiner Kunstgeschichte, S. 895 darauf hin, daß es
keiner urkundlichen Beweise bedürfe, um Wappenverzierungen zu erklären.
* Das Wai)i)en der Frcihcrn von Utzingen, welche zu Ende des Jahrhunderts dem Kloster
feindlicli gesinnt waren (bis zirka IHül) und es geschädigt und sogar verbrannt liaben sollen,
wäre wohl im XIV. Jahrhundert kaum mehr reproduziert worden.
4. Die Malerei. 115
diese Datierung. Zum Schlüsse folgt die Beschreibung der auf den Modeln ab-
gebildeten Wappeuscliilde.^
Erstes Model ohne Schrift, 52 cm lang und 9,4 cm lioch:^
1. Frohurg (Grafen), in gelb ein gevehter Adler, der Adler ist ungemustert,
2. Arberg (Grafen), in rot ein gelber Pfahl mit drei schwarzen Sparren belegt.
3. Bechburg oder Falkenstein (Freiherrn), ^ zweimal geteilt: schwarz-weiß-rot.
4. Balm (Freiherrn), '^ ausgestorben 1308, ein roter Leu im weiß und blau
gespaltenen Felde.
5. Grimenberg (Freiherrn), in weiß ein grüner Sechsberg.
6. Kien (Freiherrn) ^ im Berneroberland, zwei kreuzweis gelegte Adlerfänge.
7. Utzingen (Freiherrn), ^ in weiß ein grünes Kleeblatt.
Zweites Model mit Inschriften, 53,5 cm lang und 9,8 cm hoch:
1. Torhercli (v. Torberg, Bern), in rot ein weißes, offenstehendes Thor.
2. Ifendal (v. Iffental),^ in gelb ein steigender roter Leu mit dünnem, schwarzem
(blauem) Querbalken.
3. ButUncun (v. Büttikon),^ fünfmal schräg rechts geteilt von rot und weiß-
blauem Eisenhutmuster.
4. Be Arivang (v. Aarwangen), ^ gespalten von schwarz und von weiß mit schwarzem
Querbalken oder umgekehrt.
5. De Epting (v. Eptingen), in gelb ein schwarzer, wagrecht gestellter Adler.
6. De Bouda (Aargau), in blau ein weißes Ruder.
7. Kienberch, schräg rechts geteilt von schwarz mit weißem Linksschrägbalken
und von gelb.
4. Malerei.
a. Glas^emälde.
Die Werke der Malerei gehören in der Frühgotik zu den seltensten Kunst-
denkmälern. Die Rosette im südlichen QuerschiiF der Kathedrale von Lausanne ^°
bietet das einzige Beispiel einer Ausschmückung mit Glasgemälden aus dem letzten
Viertel des Jahrhunderts. Aber ihre Darstellungen sind bildlich-symbolischer
' Das erste Model enthält Wappen von Grafen und Freiherrn, das zweite solche des
niederen Adels, die wohl deshalb mit dem Namen bezeichnet sind, weil sie weniger bekannt wai'en.
^ Ein Rundsiegel des Grafen Heinrich von Falkenstein vom Jahre 1274 zeigt dieselbe
Damaszierung der Felder (1. Gitter, 2. leer, 3. Kugeln). Auch der Stellung nach deutet das
Wappen auf Falkenstein, nicht auf Bechburg.
^ Die Begräbniskapelle ward vor 1287 im Kloster erbaut.
* Hugo von Kien stiftet 1197 ein Begräbnis.
'" Die Wappenfigur findet sich am ähnlichsten auf einem Rundsiegel des Werner von Kien
von 1277 ; im XIV. Jalu-hundert ändert sie die Form gänzlich.
" Begräbniskapelle im Kloster. Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV, S. 437.
' Begräbniskapelle im Kloster. Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV, S. 437.
^ AValter de Arwangen stiftet ein Begräbnis im Kreuzgang anno 1303.
* Euhn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz, S. 566—570.
'" RaJtn, Die Glasgemälde in der Rosette der Kathedrale in Lausanne. Mitteilungen der
Antiquarischen Gesellschaft in Zürich Bd. XX, 2. Heft.
116 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
Art, ohne jedwelchen Anklang an heraldische Abzeichen. Während z. B. in der
Klosterkirche von Orbais ^ (Marne) schon 1234 Wappenschilder in den mit
Heiligenbildern geschmückten Kirchenfenstern erecheinen, sind bei uns die ersten
nachweisbaren Beispiele erst zu Anfang des XIY. Jahrhunderts zu finden. Die
Kirchenfenster ^ von Blumenstein, Könits und Königsfelden tragen zu Füßen der
Heiligenbilder, als omamentalen Abschluß nach unten, einfache, senkrecht
stehende Stifterschilde auf farbigem Grunde, die in technischer und stilistischer
Hinsicht mit den oben citierten französischen Beispielen übereinstimmen. Die
Malerei beschränkt sich auf die Bemalung der farbigen Gläser mit Schwarzlot,
welche als musivische Arbeit durch sog. Bleiruten zusammengehalten werden.
Wie geschickt die Meister den Darstellungsschwierigkeiten zu begegnen wußten,
geht z. B. aus der Herstellung des Schildes von Frankreich^ hervor (im blauen
Felde mit Lilien besät). Unter den Trümmern des Schlosses Alt-Büron^ sind
Ueberreste von Blei und Glas gefunden worden, deutliche Spuren, daß die Sitze
des reichen Adels schon im XHI. Jahrhundert mit Scheiben geschmückt waren.
b. Miniaturen.
Wichtiger und hervorragender als die Glasgemälde, eine reiche Fundgrube
für Kunst und kulturgeschichtliche Forschungen, sind die Miniaturen. Von dem
großen Handschriftenzyklus, der in unseren Gegenden entstanden ist, tragen die
ersten Werke noch ganz den Charakter des XIH. Jahrhunderts.''
Vergleichende Studien an Einzelheiten des Kostüms und der Architektur,
sowie die Art und Weise der Zeichnung und des Illuminationsverfahrens, weisen
auf eine Zusammengehörigkeit der Handschriften untereinander hin, bezeugen
aber auch ihre zeitlich verschiedene Entstehung. Sie führen zu der Annahme,
daß irgendwo eine Miniatorenschule bestanden habe, aus der im Laufe eines
halben Jahrhunderts eine ganze Reihe von Werken hervorgegangen sind. Drei
Städte scheinen zu Ende des Jahrhunderts die Vorbedinafunofen dazu besessen
zu haben, Zürich als Zentrum des ritterlichen Lebens und Minnesanges, Konsfans
als bischöfliche Metropole und St. Gallen,'^ das seit der Zeit der Karolinger als
Kunststätte berühmt war. Welcher Stadt die Ehre des Sitzes zukommt, ist für
' M^moires de la Societe des Antiquaires de France, Vol. 34.
'-' In Deutschland befinden sich im Kittersaale zu Erbach Glasgemälde mit heraldischen
Schildereien aus dem XIII. Jahrhundert.
^ Hahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz, S. 609 flf. -- v. Midlnen und
Thormann, Die Glasgemälde der bernischen Kirchen. Bern 1896.
* Abb. in Memoires de la Societe des Antiquaires de France, Vol. 84.
■* Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde 1885, S. 201.
* Vgl. Zemj), Die Schweiz. liilderclironiken des XV. und XVI. Jalirliunderts. Zürich 1897.
S. 2 und y.
' Die politischen Zustände der Abtei waren wenig geeignet, künstlerischen Arbeiten Vor-
schub zu leisten, aber zwei j)nu'htige Konventsiegel beweisen, daß Abt Willielm auch Künstler
zur Verfügung standen. Vergl. Arcliives lieral(li(iues Suisses 1898, I und Ocvhsli, (j)uellenbucli
zur Schweizergeschichte II, S. 226.
4. Die Malerei. 117
die Kunstgeschichte nicht von Belang, denn die treibenden Faktoren waren un-
gefähr dieselben, und der rege Verkehr, der besonders zwischen Zürich und
Konstanz herrschte,^ gestattete eine Förderung des nämlichen Werkes in beiden
Städten zugleich. Die schwierige Beschaffung des textlichen und bildlichen
Materials selbst rechtfertigt diese Annahme und setzt einen kundigen und äuiaerst
fleißigen Sammler voraus.^ Die Verwandtschaft mit französischen Miniaturen ist
schon anderweitig erwähnt worden, aber direkte Nachbildungen nach französischen
Originalen hat erst eine jüngst gemachte Entdeckung geliefert.'^ Erst im Zu-
sammenhange mit den Werken des XIV. Jahrhunderts wird es mir möglich sein,
den Beweis für die von mir aufgestellte Reihenfolge und Datierung zu erbringen,
welche folgendermaßen lautet:
Weltchronik des Rudolf von Hohenems in St. Gallen 1280—1801.
Weingartner Liederhandschrift um 1300.
Wappenrolle von Zürich um 1320.
Manesse-Codex um 1320 — ^1340.
Ein Vergleich der St. Galler- Weltchronik des Rudolf von Hohenems mit
Miniaturen des XII. Jahrhunderts (z. B. des Petrus de Ebulo zu Bern) zeigt, daß
die Kluft zwischen den beiden Manuskripten gar nicht so groß ist, wie gewöhnlich
angenommen wird. Der Datierung^ dieser ersten Redaktion der Weltchronik
stellen sich weder stilistische noch historische Gründe entgegen. Architektur
und Gewandung, die steife schematische Zeichnung, die mandelförmigen, von
langen Augenbrauen überspannten Augen, Schild, Helm, Schwert und Fahne
gehören dem XHI. Jahrhundert an.^ Da Rudolf von Ems, ein Dienstmann der
Grafen von Montfort,^ die Chronik nach 1250 angefangen hat und 1256 gestorben
ist, so ist es nicht unmöglich, daß ein Verwandter seines Lehensherrn, Graf
Wilhelm von Montfort, Abt zu St. Gallen von 1281—1301,' das Werk über-
nommen hätte, um es von einem seiner Mönche illustrieren und fortführen zu
lassen. In der ganzen Ausstattung der Handschrift liegt, wie schon bemerkt,
kein einziges, gegen das XIII. Jahrhundert zeugendes Argument, Diese Hypothese
gewinnt insofern an Halt, als das Manuskript sich in St. Gallen befand und heute
' Yergl. Bahn, Kunst- uud Wanderstudien in der Schweiz, S. 89. 90. Zürich 1888. —
Im „Herold" 1898, Nr. 10, sucht Graf E. Zeppelin den Nachweis zu erbringen, daß der Hand-
schriftencyklus allein in Konstanz habe entstehen können. Wir bedauern, hier nicht näher auf
die interessante Forschung eingehen zu können; für uns erschöpft sie die Frage keineswegs.
^ Der Name „Manesse Codex" ist deshalb beibehalten worden, weil die Sammelarbeit der
beiden Manesse für den Codex außer Zweifel steht.
^ Die Miniaturen, Ausschnitte aus einer Chronik des XIII. Jahrhunderts, befinden sich
in Privatbesitz und haben den Blättern 42 und 82 direkt oder indirekt als Vorbild gedient.
* Beschreibung bei Zemp, S. 4 8. — Bahn, Geschichte der bildenden Künste in der
Schweiz, S. 643.
^ Topfhelm, zweilappige Speerfahne.
^ Bächtold, Geschichte der deutschen Litteratur in der Schweiz. Frauenfeld 1887. S. 96 ff.
' V. Mülinen, Helvetia Sacra. Bern 1858.
118
III. Teil : Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
noch befindet. Indem ich an dieser Stelle auf eine Beweisleistung verzichten
muß, sollen nur in Kürze die heraldischen Einzelheiten berührt werden.
Neben der zu Ende des Jahrhunderts gebräuchlichen Dreieckschildform mit
spitzen Oberecken, erscheint ein ebenfalls dreieckiger, aber bedeutend größerer
und gewölbter Setzschild. ^ Während diese zwei Arten mit heraldischen Bildern
geschmückt sind, tragen die beiden andern Schildformen willkürliche Verzier-
ungen. Die kleinen Ruudschilde sind mit rosettenartigen Eisenverstärkungen
versehen und die bei der Erstürmung einer Burg von den Angreifern gebrauchten
großen Normannenschilde ^ in den verschiedensten Farben unheraldisch bemalt.
Die Schildbilder beschränken sich mit wenigen Ausnahmen (Adler, Leu, Drache,
Fig. 73. Schilde aus der Weltchronlk des Rudolf v. Hohenems und der vita Karoli.
menschlicher Kopf, roter Stern) auf schwarze Figuren und tragen den Charakter
von Schildverstärkungen. Die Form der Tiere ist steif ornamental, der Adler
sogar ohne Fänge dargestellt, aber die übrigen, nicht in den Schilden geführten
Figuren zeigen zur Genüge, daß die sog. „Stilisierung" nicht beabsichtigt, sondern
unwillkürlich ist, indem sie der Ungeschicklichkeit des Miniaturmalers und dem
Streben nach Raumfüllung entsprang.
Von den Helmarten ^ scheint der oben flache und ganz altertümlich aus-
sehende Topfhelm den Anführern vorbehalten zu sein, da die einfachen Krieger
hohe, spitze Helme oder die Panzerkappe tragen.
' Dieselbe Schildform findet sich schon im Codex des rcfrus de Ebulo.
^ Abb. bei Zemp, S. 5.
^ Vgl. Kästchen von Attinghusen.
4. Die Malerei.
119
Der über das Panzerhemd gelegte, ärmellose Waffenrock reicht bis aufs Knie
des Kriegers und ist gleich der Pferdedecke einfarbig, ohne Wappenfiguren oder
Schilde, aber mit feinen Strichmustern verziert.
Fig. 74. Miniaturen aus der Weltchrouik und der vita Karoli.
Vita Karoli Magni von Stricl<er.
Die vita Karoli magni, ^ welche sich an die St. Galler Weltchronik des Rudolf
von Ems anschließt, ist von der gleichen Hand illustriert worden und zeigt die-
selben, ins XIII. Jahrhundert deutenden Merkmale. In den Schlachtenbildern
erscheinen blaue (eiserne) und gelbe (vergoldete), oben flache Topfhelme. Ihr
Schmuck besteht aus Krone oder Inful, denn sie werden nur von König Karl,
Das Manuskript ist der Weltchrouik beigebunden.
120
in. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
dem Recken Roland, dem feindlichen Fürsten und dem Erzbischof Turpin ge-
tragen. Die schwierige Beschaffung und die reiche Ausschmückung des Topf-
helmes läßt uns den Schluß ziehen, daß er nicht von dem gesamten ritterlichen
Heere, sondern nur von den Anführern und den reicheren Herren gebraucht
worden sei.
Weingartner Liederhandschrift.*
Schild und Helm sind dem Bilde des Minnesängers meist beigegeben, aber
nicht im Zusammenhang mit den Figuren, sondern zu Häupten oder zu Seiten
derselben, gleichsam als nähere Bestimmung. Sie erscheinen bald zusammen-
gestellt^ (Helm auf der Oberecke des geneigten Schildes), bald nebeneinander (h).
Fig. 75. Wappen de.s Truchsessen von Singenberg und des Hartmann von Aue.
(Weingartner Liederhandschrift.)
rechts der geneigte Schild, links der zimierte Helm.^ Die Schildform ist durch-
wegs dieselbe. An den geraden Oberrand stoßen die langgezogenen Seitenlinien
in spitzen Winkeln an. Die Schildfessel ist rot (Leder) oder weiß (Linnen). Der
in Vorder- und Seitenansicht dargestellte Helm ist von altertümlicher Form (vergl.
Kästchen von Attinghusen) mit gefaßten Augenöffnungen, Nasenband, Luft-
löchern und schräg nach hinten laufenden, zur Verstärkung angebrachten Bändern
aus Metall. Er ist blau, grau (Stahl oder Eisen), vergoldet oder bemalt in grün
* Stilistisch muß diese Handschrift (B) zwei bis drei Jahrzehnte vor der Manessischen
entstanden sein, womit der Wortlaut des Textes, der sich genau an die älteren Vorlagen hält, überein-
stimmt. Ueber die Heimat der Liederhandschrift ist nichts Sicheres bekannt. Konrad Griuienbery
hat sie für sein Wappenbuch benützt und zehn Wappen aus ihr entlehnt. Daraus kann aber erst
geschlossen werden, daß sie sich in erreichbarer Nähe befunden habe, also in Konstanz, St. Gallen
oder Zürich, weil auch andere Wappensammlungen, wie z. B. der Haggenberg'sche Codex aus
St. Gallen dem Konstanzer Ritter zur Verfügung gestellt worden waren. Im XVI. Jahrhundert
befindet sich die Handsclirift im Besitz eines „Marx Schulthaisen zuo Costanz", welcher das
erste Blatt mit seinem Namen versehen hat. Es handelt sich nun darum, diesen Marx Schultheiß
genealogisch nachzuweisen, ob er der Zürcherfamilie der Schultlieiß vom Schopf, welche mit
dem Rats- und Konstatfelherrn Marx Schultheiß ausstarb (1563), angehört oder dem ehemaligen
Winterthurer Geschlechte der Schultheiß am Ort, das zu Konstanz seßhaft war. Denn den
Besitzer als Marx Schultheißen der Stadt Konstanz zu erklären, wie dies noch in der neusten
Publikation von Zangemeister geschehen ist, fällt von vornherein weg. Das Manuskript befindet
sicli seit dem Jahre 1810 in der Privatbibliothek des Königs von Württemberg zu Stuttgart.
'^ Der Truchseß von Singenberg, Herr Reiumar, der Alte, der Herr von Botenlauben.
^ Herr Rubin, Ulrich von Gutenberg, Herr von Morungen.
Beilage zu Seite 1'20.
Tafel IV.
Miniature aus der Tita Karoli,
Belehnung und den Ai
(Stadtbibliothek St. Gallen.)
darstellend die Belehnung und den Auszug Rolands.
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4. Die Malerei.
121
oder rot.^ Der Helm des Herrn von Morungen wiederholt die Schildfarben, ^
und derjenige des Herrn Rubin und des Herrn Raute das ganze Schildbild,
wenngleich beide mit dem Kleinote verziert sind. Der Maler hat es nicht ver-
standen, die Helme der Darstellung des Kleinotes stets richtig unterzuordnen,
denn er setzt die Paarkleinote, die zwei halben Sterne des Singenberges und
die Flügel des Herrn Rubin vorn und hinten an einen Helm in Profilstellung.
Daß mit der halben Bemalung am Helme des Hartmann von Aue und des Herrn
von Munegur keine Helmdecken angedeutet sind, sehen wir an dem in Hinter-
ansicht abgebildeten Helm des Heiuzinburgers.^ Details der Kleinotbefestigung
und die alte Form von Schild und Helm zeigen, daß entweder ein älteres Origiual-
manuskript genau und ohne künstlerische Zuthaten kopiert worden ist, oder
daß die Bilder in direkter Anlehnung an den Kampfschild und den wirklichen
Helm des XIII. Jahrhunderts entstanden sind. Außer Helm und Schild gibt es
wenige Beispiele von heraldischer Ausschmückung. Hartmann von Aue* trägt
einen mit weißen Adlerköpfen besetzten, schwarzen Waffenrock (und Pferdedecke),
Heinrich von Veldeke^ ein langes in den Schildfarben (rot-gelb) gespaltenes Kleid,
der Herr von Savene^ hat einen mit dem Schildbilde bemalten Sattel und die
in Kriegsausrüstung abgebildeten Herren Hartmann von Aue und Wachsmut von
Künzich halten die Wappenfahne. ^
Das Naglersche Bruchstück zu Berlin
stellt den Minnesänger Heinrich von Sträflingen^^ in Gesellschaft seiner Dame
dar. Ueber ihm ist der ge-
neigte und länglich geformte
Schild (in rot eine goldene,
schräg rechts aufrechte Pfeil-
spitze, Strahl), über der Dame
der mit goldenen, von roten
Rosen besteckten Hirsch-
stangen gezierte, gelbe Topf-
helm angebracht. Die Form
Fig. 70. Wappen Heip.richs II. v. Strätliiigen (Nagler'sches Bruchstück).
deckt sich mit dem Wappen
des Grabsteines zu Wettiugen^ und des früher erwähnten Strätlingertäschchens,^**
die alle stilistisch dem XIII. Jahrhundert zus-eteilt werden müssen.
' Der Helm ist gelb, rot und grün bemalt.
- Oberer Teil des Helmes geschacht, vgl. Abbildung 44.
^ Vgl. Seyler, Geschichte der Heraldik, S. 108.
* Abb. in König, Deutsche Litteraturgeschichte. Leipzig 1883. S. 165.
^ Das Wappen des Heinrich von Yeldeke ist rechts geschrägt' von gelb und rot»
* Geschachter Balken (weiß-schwarz) in rot.
' In schwarz weiße Adlerköpfe (von Aue) und in grün drei weiße Fische (Künzingen).
'■* Abb. bei Bächtold. Die Strätlinger Chronik. Bibl. älterer Schriftwerke. Frauenfeld 1877
und Oechelhäuser, A. v., Die Miniaturen der Universitätsbibliothek zu Heidelberg H, Taf. 15.
» Yergl. HI, Fig. 87. — i« Vergl. HI. S. 107.
122 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
5. Plastik.
Die dekorative Verwendung des Schildes in plastischer Nachbildung ist
schon bei der Architektur berührt worden. Einer ähnlichen Wandlung, wie bei
der Darstellung aufgehängter Schilde in Stein, begegnen wir bei den Grabmonu-
menten, auf denen der Kampfschild abgebildet wird. Die Grabmäler bilden die
monumentalste Gruppe der heraldischen Kunst, indem sich in ihnen die Heraldik
als Hauptfaktor ganz aus sich selbst und um ihrer selbst willen entwickelt hat.
a. Das Grabmal.
Zu allen Zeiten hat das Grabmal in der Geschichte des menschlichen Ruhmes
eine hervorragende Rolle gespielt. Es gab dem bedeutenden Menschen oder
seiner Familie Gelegenheit, sein Andenken dem Gedächtnisse der Nachwelt zu
bewahren. Weltliche und geistliche Fürsten haben sich an prunkvoller Aus-
führung der Monumente überboten und dieselben, gleich den großen Pharaonen,
bei Lebzeiten errichten lassen.
In unsern Landen, in denen zu Beginn des Mittelalters weder Reichtum
noch Kunstsinn in Ueberfülle vorhanden waren, mußten sich diese Manifestationen
menschlichen Stolzes in bescheidenerem Maßstabe entfalten. Denn nicht nur
Reichtum und äußere Machtstellung der Person, sondern auch das Vorhandensein
künstlerischer Kräfte, d. h. der Ort, waren für die Ausführung des Monumentes
bestimmend. Darum sind bei uns die Prunkgräber selten, selbst in den bischöf-
lichen Metropolen. Nur einzelne reiche und feudale Geschlechter der welschen
Schweiz, gewöhnt an die Pracht der burgundischen und savoyeschen Nachbarn,
errichteten im XIV. Jahrhundert solche Prunkgräber, vermutlich mit Hülfe
französischer Arbeiter.
Mancherorts kam eine Beschränkuno- der Ausstattuncf von seiteu der Kirche
hinzu. Im Bistum Genf^ muß ein strenges Gesetz bestanden haben, denn es
finden sich für weltliche und geistliche Personen nur eingravierte oder eingelegte
Platten.
Das einfachste Grabmal ist der Grabstein, eine länglich-rechteckige Platte,
welche in den Fußboden eingelassen wurde. Zu reicher Ausschmückung eignete
sie sich wenig, weil sie zu sehr der Zerstörung ausgesetzt war; es lag daher
nahe, die Platte auf Stützen oder Träger zu legen, um den plastisch oder in
Gravierung angebrachten Schmuck zu schützen. So ist das Tischgrab entstanden.
In die Wand gestellt, wurde es häufig mit einer einfachen, architektonischen
* Die figürliche Darstellung beschränkt sich auf Liniengravierung, die mit einer hellen,
zementartigen Masse ausgestrichen, deutlich vom dunkeln Steine abstach, und wohl den Zweck
hatte, das Austreten der Zeichnung zu verhindern. Kleriker niedern Kanges pflegten besonders
diese Art von Grabmal zu wählen. Ueberhaupt verbleibt der figürliche Grabtypus im Laufe
des Mittelalters der Kirche. Die weltlichen Herren ziehen die heraldischen und kriegerischen
Abzeichen ihres Standes vor.
5. Plastik.
123
TJeberspannung zum Nischengrah verbunden. Die Tumhen oder Sarhophage,
mäclitige Steintröge, die auf dem Boden selbst oder auf gedrungenen Säulen
ruhen, zeigen eine noch engere Verbindung des Grabsteins mit der Architektur.
Denn die Seiten dieser Denkmäler sind mit architektonischen Gliederungen ver-
ziert und der ganze Steintrog ist, je nach der mehr oder minder reichen Ausstattung,
von einem auf vier Säulen ruhenden, baldachinartigen Gebäude überdeckt. Die
Deckplatte, in welcher der ursprüngliche, einfache Grabstein fortbesteht, behält
das alte Dekorationsmotiv, die Darstellung des Toten oder dessen Attribute bei.
Erst im Frunkgrabmoniimente ist die Architektur an erste Stelle gerückt und
die eigentliche Grabdekoration untergeordnet, indem sie, von der Deckplatte los-
gelöst, in einer Menge von plastischen Darstelhmgen zur Bereicherung des
architektonischen Aufbaues dienen muls. (Keuotaph in Neuchätel.)
Der reichsten Ausführung entsprach ein solcher Aufbau, verbunden mit
plastischen Figuren, am besten, während einer einfacheren das Flachrelief, und
den bescheidensten Ansprüchen die Liniengravierung genügte.
Der Ausstattung nach zerfallen die Grabmonumente in eine heraldische
und eine figürliche Gruppe.
Zu der figürlichen Gruppe zählen alle Grabmäler, an welchen das Figürliche
vorherrscht und Schild und Helm als zur ritterlichen Kleidung gehörig oder
ganz untergeordnet angebracht sind. Aus dem
Xni. Jahrhundert haben sich wenige Beispiele
dieser Art in unserem Lande erhalten.
Die Klosterkirche der Barfüßer zu Freiburg
birgt, in die Mauer eingelassen, den Grabstein ^
der Gräfin Elisabeth von Kyhurg,^ der früher er-
höht, vielleicht als Tischgrab aufgestellt war.
Die Platte zeigt noch die uralte Form des
länglichen, sich nach unten verjüngenden Recht-
eckes,^ obwohl schon damals der Grabstein mit
parallelen Seiten vorherrschte. Auf der oberen
Hälfte des Steines ist die Gräfin in geistlichem
Habit unter einer frühgotischen, mit roman-
ischen Ornamenten verzierten , Säulenstellung ^ig. 77. schud vom Grabmai der Elisabeth
von Kyburg (Freiburg).
abgebildet, mit lächelndem Antlitz und zum
Gebete gefalteten Händen. Die untere Hälfte zeigt den Wappenschild der
Grafen von Kyburg* in gotischer Form, d. h. mit gerader Oberkante und
* Abb. in Fribourg artistique 1892.
^ Elisabeth war die Gemahlin Graf Hartmanns des Jüngern von Kyburg, eine geborne
Gräfin von Chälons. f 1275. — Anzeiger für Schweiz. Geschichte 1873, S. 297.
' Vergl. z. B. Alemaunische Grabplatten oder den Grabstein der Zähringer zu Solothurn,
Abb. Anzeiger für Schweiz. Geschichte und Altertumskunde 1858. Tafel 2.
* In rot ein rechter, gelber Schrägbalken von zwei gelben Löwen begleitet.
124
III. Teil : Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
leicht geschweiften, in spitzen (hier beinahe rechten) Winkeln anstoßenden
Seitenlinien. Die Proportionen von Länge und Breite (5 : 3) lassen auf die
Kopie eines wirklichen Schildes schließen. Das Schildbild ist durch den Schräo--
balken in zwei ungleiche Teile zerschnitten, welche durch die Löwen, infolo-e
der ornamentalen Behandlung des Schweifes und der Pranken, ziemlich aus-
gefüllt werden. Die Tiere sind in
kräftiger Umrißzeichnung gegeben,
stehen aber an Lebhaftigkeit der Be-
wegung und an bestialischem Aus-
sehen denjenigen auf dem Kyburger
Grabmale zu Wettingen nach. Die
Figuren sind gedrungen mit langem
Halse und kleinem Kopf, aber ge-
schickt der ungünstigen Fläche an-
gepaßt.
Das Gi-abmal des Ritters Konrad
von Maggenherg im Kreuzgang des
Klosters Hauterive bei Freiburg, ^ ist
zwar geraume Zeit nach dessen Tode
(nach 1270), aber doch vor Ende des
Jahrhunderts errichtet worden. Von
1228 bis gegen 1270 urkundlich nach-
weisbar, gehörte Konrad dem mäch-
tigen und reichen Geschlechte der
Herren von Maggenherg^ oder Mont-
macon an, das zu den Gutthätern
des Klosters Hauterive zählte. Das
Grabmal befindet sich zur Linken
des Eingangs in die Kirche, stellt
den lütter im Kriegskostüm, mit
den Füßen auf einem Löwen '^ stehend.
Fit?. 78. Grabmal des Koiuad von Maggenbeig in Hauterive. dar Und ZeUgt in der AusführUUg VOU
guter, aber handwerklicher Arbeit.
Es ist fraglich, ob die Statue von Anfang an zur senkrechten Aufstellung
bestimmt war, oder ob sie als Schmuck eines Nischengrabes gedient habe.
Für die erstere Annahme spricht die Stellung des Löwen, für die zweite der
seitlich vom Kopfe plazierte liegende Helm, Der Kitter trägt ein Ketten-
' Abb. in Fribourg artistique 1893. Tafel 17.
'^ Archives lieraldiquos Suisscs 20. 21. 22, 1893. Les toniboaux de l'abbaye de Hauterive
par Max de Diesbach.
^ Die zu Füßen der Figiu-en jila/icrten Tiere sollen die durch den Tod üherwundenen
Erdensünden versinnbilden.
5. Plastik. 125
panzerkleid, Halsbrüune und halbrundes, eng anschließendes Bassinet, einen
vorn und seitlich geschlitzten, glatten Waffenrock und große Sporen. Der
längliche und schwach gewölbte Dreieckschild ^ ist mit einer Lilie von strenger,
steifer und altertümlicher Form besetzt und hängt an der Fessel vom linken
Arme des Maggenbergers herab. Dahinter erscheint das breite, mit Knauf und
lansrer Handhabe versehene Schwert, das wie die vordere Ecke des Schildes stark
beschädigt ist. Von besonderem Interesse ist der große, seitlich links vom Kopfe
abgebildete Helm mit Kleinot, den wir hier zum ersten Male in Stein gehauen
vorfinden.^ Er ist mit einem hohen, spitzig zulaufenden Hute versehen, der oben
eine Kugel "^ (ähnlich dem Kleinot der Grafen von Freiburg) trägt und mittelst
eines schmalen, einfach verzierten Kronreifens festgemacht zu sein scheint. Das
Tuch, mit dem der Hut überzogen ist, legt sich an den hintern Teil des Helmes
an und läßt nur das Vorderstück mit den Augenschlitzen frei.
Das künstlerisch bedeutendste Grabmal dieser Epoche, ein wahres Kleinod
mittelalterlicher Plastik, befindet sich im Münster zu Basel.* Der Sarkophag
der Königin Anna, der Gemahlin Rudolfs von Habsburg, ist, gleich einer ganzen
Reihe anderer Monumente, durch das große Erdbeben von 1356 teilweise zer-
stört und infolge dessen restauriert und überarbeitet worden. Die Ueberarbeitung
wurde aber so gründlich durchgeführt, daß das Werk nicht mehr dem XHL,
sondern dem XIV, Jahrhundert zugeteilt werden muß. Aehnlich verhält es sich
mit den im großen Neuenburger Kenotaph eingebauten Ueberresteu zweier älterer
Grabmäler, der figurenreichen Tumben des Graf en Berthold von Neuenburg (f 1260)
und seiner Gemahlin Bichen^a von Froburg.^ Eine wohl schon 1373 bei Er-
richtung des neuen Monumentes vorgenommene Ueberarbeitung und die in den
vierziger Jahren applizierte Bemalung erschweren eine genaue Datierung er-
heblich. Sollten diese Grabmäler im XIII. Jahrhundert entstanden sein, so
läßt sich die ungemein freie und künstlerische Behandlung der menschlichen
Figur aus der Wahrscheinlichkeit der Annahme erklären, daß burgundische oder
französische Steinmetzen die Urheber derselben waren. Die Ueberreste bestehen
in zwei Sarkophag-Längsseiten, welche, heute übereinandergestellt, den Sockel
des Kenotaphs bilden und den ehemals auf den Deckplatten ruhenden Gestalten
der Bestatteten.*' Die Längsseiten erinnern in ihrer architektonischen Gliederung
an den Habsburgersarkophag zu Wettingen, sie sind aber reicher ausgestattet,
^ Konradus de Montmacon, miles, S. 129, Archives lieraldiques Suisses 1893. Farben
unbekannt.
2 Abb. vergl. Fig. 50, S. 79.
^ Die Zähringer sollen schon dieses Kngelkleinot geführt haben.
* Wülflin, Das Grabmal der Königin Anna in der Festschrift zur Eröffnung des mittelalter-
lichen Museums zu Basel 1894. - Bahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz, S. 581.
^ du Bois de Montperreux, les Monuments de Neuchätel. Mitteilungen der Antiquarischen
Gesellschaft in Zürich V, 1852. — Bahn, Geschichte der bildenden Künste in der Schweiz, S. 575.
Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde 1888, S. 58 if.
*> Die Gestalten sind heute an den beiden Schmalseiten des Kenotaphs aufgestellt.
126 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
mit betenden Figuren ^ und kleinen, zu Seiten eines jeden Spitzbogens an-
gebrachten Schildchen mit den Wappen von Neuenburg und Froburg. Die
Figuren des Berthold und der Richenza sind in ruhiger Haltung, mit gefalteten
Händen dargestellt, den Kopf auf ein Kissen gebettet, zu dessen Seiten zwei
kleine liebliche Engelsgestalten sitzen. Der Graf trägt einen bis auf die Kniee
reichenden und mit drei sparrenbesetzten Pfählen gemusterten Waffenrock
über dem Panzerhemde und den gewölbten, aber kleinen Dreieckschild mit dem
gleichen Wappenbilde an der Schildfessel am linken Arm.^ Dieses älteste Wappen
der Neuenburger ist im XIV. Jahrhundert zu einem mit Sparren besetzten Pfahl
vereinfacht worden. Haltung und Ausdruck des Grafen sind steif und unbeweglich,
während die Figur der Richenza mehr Bewegung und einen tieferen Gesichts-
ausdruck verrät, überhaupt als die gelungenste der älteren Standbildergruppe
gelten kann.^ Die anachronistischen Einzelheiten des Gewandes, wie die
Beinschienen^ des Grafen und das kurze, die Schultern der Gräfin verhüllende
Tuch,^ möchte ich auf Rechnung eines späteren Ueberarbeiters setzen und die
Entstehung der beiden Denkmäler ans Ende des XHI. Jahrhunderts stellen.
Die gewappnete Figur des Bestatteten zeigen auch zwei Grabdenkmäler zu
Basel aus dem ersten Viertel des XIV. Jahrhundert. Die Ausführung des noch
erhaltenen Monumentes bleibt in den Grenzen der einfachen Steinhauerei und
läßt auch für das untergegangene Grabmal auf ähnliche Behandlung schließen.
Ihre Bedeutung liegt in der Darstellung des Kostüms, auf welche schon im zweiten
Teil hingewiesen wurde (S. 91. 92).
b. Heraldische Grabmonumente.
Wenn das figürliche Grabmal die ganze Figur des Bestatteten zeigte, so
beschränkte sich der Schmuck des heraldischen Grabes in frühester Zeit auf die
Abbildung des Wappenschildes. Mußte aus irgend welchen Gründen von einer
reichen Ausstattung des Grabmonumentes Umgang genommen werden, so ent-
sprach es dem Stolze eines edeln Geschlechtes am ehesten, wenigstens das Kenn-
zeichen des ritterlichen Standes, den Wappenschild, welchen der Verblichene in
Kampf und Waffenspiel getragen, auf dem Steine anzubringen. Es liegt nun
nahe, daß der wirkliche Kampfschild, wenn er vorhanden war, direkt als Vor-
bild benützt wurde. ^ Vielleicht mag auch die Sitte bestanden haben, den Schild
* Das Hofpersonal des Grafen und keine „pleureurs" nach du Bois.
^ Vergl. die Figur des Kitters Konrad von Maggenberg, das Standbildsiegel des Grafen
von Honberg von 1286. — Hottenroth, Trachten der Völker H, Taf 33, Fig. 18.
' Rahn, Kunstgeschichte, S. 576.
* Die Füße haben die ursprüngliche Ausfülirung beibehalten und sind mit KinggeHecht
bekleidet.
^ Vielleicht die Ueberreste eines langen Mantels, der, schräg über die Schultern hcrab-
wallend, die Figur umhüllte.
« Vergl. Sei/lcr, Geschiclite der Heraldik, (irabmal des Grafen Albrecht von Haigerloch
und ilohenberg S. 77.
5. Plastik.
127
des Verstorbenen auf das noch ungesclimückte Grab zu legen. Durch diese An-
nahme könnten die großen Kreuze,^ auf denen die Schilde in Wettingen liegen,
am ehesten erklärt werden.
Zu den ältesten Denkmälern gehören die zwei Sarkophage der Grafen von
Kyburg und von Habsburg im Kloster Wettingen. Es ist auffällig, daß die
Grabstätten dieser mächtigen Geschlechter so einfach und ohne jeglichen Prunk
gebaut sind. Entweder waren keine genügenden Arbeitskräfte vorhanden oder
die einfachen Regeln des Zisterzienserordens, welcher allen Luxus aus den Kirchen
seiner Klöster verbannte, müssen zu jener Zeit noch in vollem Umfange be-
obachtet und innegehalten worden sein.
Der Kyburgersarkophag^ in der Marienkapelle, ein mächtiger viereckiger
Steintrog, ruht auf kurzen, gedrungenen Säulen oder Basen. Die zwei frei-
stehenden Seitenwände
sind mit einer einfachen
Rundbogenarkade ver-
ziert, die vorstehende,
nach unten abgekantete
Deckplatte mit dem
großen Kyburger Wap-
penschilde. Er liegt auf
einem reich ornamen-
tierten, beinahe 2V2 m
laugen Fußkreuze und
zeigft die romanische Form mit ab-
arerundeten Oberecken. Das Relief des
Schildbildes beträgt nur IV2 — 2 cm;
es besteht aus dem von zwei Löwen
begleiteten Schrägbalken. Die Tiere
sind roh und unnatürlich gezeichnet,
aber mit einer gewissen Virtuosität in rig. so. schiid v. sai-kophage der Grafen v. Kyburg
den Raum hineinkomponiert. Die Linien
sind flott und kräftig, so daß der bemalte Schild den Anforderungen seiner Zeit
auf Ausfüllung des Raumes, Größe der Figuren und optische Wirkung der Farben
vollständig entsprach. Obwohl uns diese Löwen ganz unnatürlich erscheinen,
Fig.79.|AchseIschild
V. Grabmal Rudolfs
V. Tierstein 1318.
1 Vielleicht ist das Vortragkreiiz (oder ein eigens zu diesem Zwecke, aus Holz? gefertigtes)
auf das frische Grab gelegt worden, um dasselbe zu segnen. Oder diese Kreuze sollen ganz
besonders die Frömmigkeit und den kirchlichen Sinn des betreffenden Geschlechtes darthun und
sind deshalb unter den Schild gelegt worden. Als dritte Möglichkeit könnten die strengen
Regeln der Zisterzienser dieser Kombination gerufen haben, welche die weltlichen Abzeichen, die
heraldisch geschmückten Kampfschilde, nur in Verbindung mit dem Kreuze, dem Wahrzeichen
der Kirche, in ihren Räumen dulden wollten.
■■* Abb. bei Herrgott, Monumenta Habsburgicorum. — Bahn, Kunstgeschichte, S.582 und
Statistik. Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV, S. 59.
128
III. Teil : Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
so läßt sich dennoch an unscheinbaren Einzelheiten ein realistisches Bestreben
des Bildners erkennen. Da die Löwen den Schweif in die Luft schlagen und
den Rachen weit aufsperren, sucht der Meister mit mittelalterlicher Naivität
diese Bewegungen durch Falten auf dem Rücken und im Gesicht der Tiere an-
zudeuten. Der Rachen ist mit zwei Reihen starker Zähne bewehrt, vorn mit
spitzen Fang-, hinten mit flachen Stockzähnen. Trotz der ornamentalen Be-
handlung, des halbkugeligen Vorderkörpers und des steifen, knopflosen, in blatt-
förmiger Zottel endigenden Schweifes, sind die Tiergestalten voller Leben.
Nach Katzenart zum Sprunge bereit, halten sie die Vorderpranken kampfgierig
erhoben, um sich mit fletschenden Zähnen auf die Beute zu stürzen. Sie füllen
den Raum besser aus, als die Löwen auf dem Grabmale der Gräfin Elisabeth.
Eine Schildborte mit erhöhten Rändern schließt das Ganze in einer Breite von
2 cm ein.
Ebenfalls aus der Mitte des Jahrhunderts, und wahrscheinlich vom gleichen
Meister, stammt der Sarhophag der Grafen von Habshurg.^ Rechts vom Haupt-
eingange in die Klosterkirche, zwischen
dem dritten und vierten Pfeiler, steht der
gewaltige, von acht niedrigen Säulen
getragene Trog. Vier derselben sind acht-
seitig, roh behauen und müssen ursprüng-
lich die einzigen Stützen gewesen sein,
da die weiter einwärts stehenden Rund-
säulen mit gedrücktem Würfelkapitell
einer späteren Zeit angehören. Die dem
HauptschifPe zugewendete Längs- und
eine Breitseite sind durch Spitzbogen-
arkaden gegliedert. Auf breiten Säulen,
deren Basis und Kämpfer aus Kehle und
Platte bestehen, ruhen die mit Nasen ver-
sehenen blinden Spitzbogen. Vom oberen
Rande herabwachsende Lilien füllen die
Zwickel auf der Längsseite aus, während
das Mittelstück der Breitseite durch ein
mit dem gleichschenkligen Kreuze ausgesetztes Kreisrund gebildet wird. Die
8 Meter lange und 1,88 Meter breite Deckplatte zeigt in Flachrelief ein reiches,
an den Armen und in der Mitte mit Medaillons und mit romanischen Herzblatt-
ornamenten verziertes Fußkreuz, auf welchem der Schild mit dem Habslmrger-
löwen liegt (1 m lang und 0,82 m l)reit). Von Form und Größe des Kyburgers,
aber ohne den Schildrand, bietet er wie jener, dieselben Vor- und Nachteile.
Noch steifer und unnatürlicher steigt der Leu im Schilde empor. VAw schmaler,
Fig. 81. Schild vom Sarkophage der Grafen
von Habsburg (Wettingen).
* JBaÄ«, Kunstgeschichte, S.5H2 und Statistik. Anzeigorf. scliwoiz. Altertumskunde IV, S.äiS.
5. Plastik. 129
schlanker Leib mit mächtig aufgeschwollener Brust, vier kräftige mit gekrümmten
Krallen bewehrte Pranken und der gedrungene Kopf ohne Hals geben dem ganzen
das Aussehen eines Ornamentes. Fassen wir es aber als solches auf, so über-
rascht wiederum die energische und einfache Linienführung und das meisterhafte
Ausnützen des Raumes in Bezug auf Größe des Wappenbildes und auf Vermeidung
leerer Flächen. Die praktischen Anforderungen gingen den künstlerischen vor,
aber wo es möglich war, dokumentierten die Bildner das Bestreben, die Natur
zu kopieren, in den Details. Die Mähne des Löwen und die Schwanzzottel sind
durch gewellte, reihenweise angebrachte Haarzipfel angedeutet, während der
Schweif selbst mit einem Knopfe und krappenartig ;!;eformten Haaren besetzt
ist. Auch das Gebiß und die mit drei Vorder- und einer Hinterzehe versehenen
Füße sind natürlich, das mandelförmige, dreifach umzogene Auge rein formal.
Ueber die Verteilung der Farben ist schon früher gesprochen worden.^ Es bleibt
nur noch übrig, auf das trotzige und kriegerische Aussehen hinzuweisen, das
der mit diesem Tierornamente geschmückte Kampfschild geboten hat.
Ungewiß ist, ob der Sarkophag erst zur Aufnahme der Leiche des bei
Windisch ermordeten Königs Albrecht ^ in dem Schiff der Kirche aufgestellt
wurde, oder ob er ursprünglich an einem andern Orte gestanden habe. Er
muß im Laufe des XHL Jahrhunderts als eigentliches Grabmal oder als Kenotaph
über der Gruft der Grafen von Habsburg-Lauifenburg erbaut worden sein, denn
schon um 1250 sind Glieder dieses Geschlechtes zu Wettingen bestattet worden.
Ich nenne nur Rudolf HL, f 1247, seinen Sohn Gottfried, f 1271 und einen
Grafen Werner von Habsburg, f 1253.^
Der Südflügel des kleinen Münsterkreuzganges zu Basel birgt den Grab-
stein der Klara von Klingen,^ einer Tochter des Freiherrn und Minnesängers
Walthers HL und einer Gräfin von Froburg. Li der Kirche des Klosters Klingen-
thal, seinem ursprünglichen Standorte, lag er als Tischgrab auf reichen, kapitell-
artigen Stützen, in einer schönverzierten Spitzbogennische, unter dem Lettner.
Der einfachen Profilierung der Seiten durch Kehlen und Rundstäbe entspricht
der Schmuck der Platte. Senkrecht, übereinander gestellt erscheinen die Schilde
1 Vergl. II, S. 37.
2 Dafs der Sarkophag nicht für den bei Windisch ermordeten König Albrecht erstellt
worden ist, geht aus der Ausschmückung hervor, welche weder den Schild des Reiches noch
die kaiserliche Krone darstellt, sondern das Wappen des Hauses Habsburg und zwar in gleicher
Anordnung, wie auf dem Tumhendeckel des Kyburger Monumentes. Es ist eher möglich, daß der
Sarkophag, dem königlichen Leichnam zu Ehren, an die bevorzugte Stelle gerückt wurde, die
er heute noch einnimmt.
^ Ferner sollen zu Wettingen begraben liegen: Graf Rudolf III., Gottfrieds Sohn f 1314;
Graf Rudolf IV., des vorigen Sohn, gefallen bei Morgarten 1315; Graf Johann I. von Habsburg-
Rapperswü, 11337; Johann II. von Habsburg -Rapperswil, f 1380, und Johann IV., der letzte
Graf von Habsburg-Lauffenburg. Vergl. Wagner, S. J., Mercurius Helveticus, S. 157.
* Thurgauische Beiträge X, S. 37 und 38. — Bahn, Statistik. Anzeiger für Schweiz.
Altertumskunde IV, S. 116. — Burckliardt und Riggenbach, Das Kloster Klingenthal, S. 9. —
Wackernagel, Walther von Klingen. Akademisches Programm von Basel, 1843.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. ^
130
III. Teil : Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
von Klingen mit dem gekrönten Leu ohne Schindeln und von Hochberg ^ (in
gelb ein roter, schrcägrechter Balken), letzterer von der Inschrift umschlossen:
Von badin margravinne vrowa Cläre rowit hinne, von Klinge ist ir vater ginant,
nu breche got ir selin bant, obiit XII Kai. aprilis.-
Eine ähnliche Grabplatte befindet sich in der einstigen Klosterkirche von
Därstetten'^ (Bern), wo die Freiherren von Weißenhurg ihr Erbbegräbnis hatten.
Der Stein, dessen abgekantete Seiten heute in der
Wand eingelassen sind, zeigt in zwei länglich ge-
streckten, mit spitzen Ecken versehenen Schilden, die
Wappen von Tierstein und von Weißenhurg. Die
Figuren sind steif, aber gut proportioniert, das Tier
der Grafen von Tierstein* auf einem Vierberge, mit
heraushängender Zunge und bewegten Ohren (in gelb
eine rote Rehgeiß auf grünem Dreiberg), die Weißen-
burgerburg mit zwei von Zinnen gekrönten Türmen
bewehrt.^ Der Stein bezieht sich auf Agnes, Tochter
Rudolfs III. von Weißenhurg (1240 — 1307 urkundlich
vorkommend) und Gemahlin des Grafen Simon von
Tierstein. Er soll, wie der vorher genannte, ursprüng-
lich als Tischgrab aufgestellt gewesen sein.
Außer diesen reichern Grabmonumenten sind
uns eine Anzahl einfacher Grabplatten, zum Teil in
Original, zum Teil in Zeichnung erhalten, deren
Schmuck aus einem einzelnen oder zwei übereinander
gestellten Wappenschilden besteht. Zwei und mehr-
zeilige Inschriften sind am Kopfe der länglich, recht-
eckigen Grabplatte oder in der Mitte zwischen den
Schilden angebracht. Die ältesten Beispiele finden
sich im Kloster Wettingen, eine Steinplatte mit dem Schilde der Freiherren
von Tegerfelden, welche in der Trinitätskapelle zur Linken des Altars in den
Fußboden eingelassen ist und die Grabsteine des Stifters und seines Bruders, des
Grafen Rudolf von Rapperswil, mit zweizeiliger Kopfinschrift in Majuskeln und
dem Schilde seines Geschlechtes.
Fig. 82. Grabplatte der Gräfin
Agnes von Tierstein (Därstetten),
' Die Heirat muß eine ungliickliciie gewesen sein, was nicht nur aus der Geschichte,
sondern auch aus der Grabschrift hervorgeht. Die Stellung der Schilde (der angestammte Schild
von Klingen an erster Stelle) liilit auf eine Trennung der beiden P^hegatten schließen, weil sonst
gewöhnlich das MannsMa^tpen den oberen Platz einnimmt.
- Die Inschrift deutet darauf hin, daß das Monument zu Lebzeiten des Vaters erstellt
worden ist und der Spruch wohl von Walther, dem Minnesänger, selbst herrührt.
* Durch freundliche Mitteilung von Herrn Kasser, Direktor des historischen ]\Iuseums zu
Bern. Abgebildet im Hinkenden Boten, 1893, S. 18.
* Vergl. das Bild im Schildsiegel d(>s Grafen Rudolf III. von Tierstein, Vl^h.
* Das Wappen befijulet sich auf einem Brautkästlein. (Schweiz. Landesniuseum.)
5. Plastik.
181
Der Grabstein der Freien von Tegerfelden'^ (1,80 ni lang und 0,78 m breit)
scheint nie als Tiscligrab aufgestellt gewesen zu sein, wenn man die nicht ab-
gekanteten Seiten und den geringen Durchmesser des Steines in Betracht zieht.
In der oberen Hälfte zeigt er das Wappen in altertümlichem, von unmerklich
geschwungenen Seitenlinien begrenzten Schilde, einen Adler mit ausgebreiteten
Flügeln, gespreizten Fängen und aufwärts gerichtetem Kopfe.- In dieser Tier-
figur tritt das heraldische Bild in seiner ursprünglichsten Gestalt dem Beschauer
entgegen, ein symmetrisch konstruiertes, den Schild völlig ausfüllendes Ornament
mit steifen Umrißlinien. Aus dem sack-
artigen Leibe wächst oben der Kopf mit
langem Schnabel und großem Auge und
unten der Schwanz hervor, der in ein ro-
manisches Blattornament ausläuft. Zu Seiten
setzen sich je fünf ungleich lange, oben ge-
rundete Federn au einer Querspange zu einem
Flüo-el zusammen, während die kurzen, un-
geformten Beine in je vier bewehrte Zehen
endiffen. Der dreifach tjeschachte Rand
umgibt den Adlerschild in einer Breite von
13^/2 cm. Ein gleicharmiges, in je drei Ecken
ausgehendes Kreuz, das auf einem mit Fuß
versehenen Stabe ruht, nimmt die untere
Hälfte des Steines ein,^ Aus einer Jahrzeit-
stiftunty des letzten Freiherrn Walthers von
Tegerfeldeu und seiner Tochter, Ita von
Klingen, für ihr und seiner Vorfahren Seelenheil sehen wir, daß die Familie
schon vor 1228 ein Begräbnis zu Wettingen besessen hat. Walther erscheint
zuletzt 1254 in Urkunden.^
Die beiden Rappersiviler^ Grabplatten, welche in der Kapitelstube zu
Wettingen gelegen haben, tragen auf der oberen Hälfte je einen senkrecht
stehenden Schild. Der ältere des Freiherrn Heinrich, genannt der Wandelhere
(Unstete, variabilis), ist mit einer, derjenige des Grafen Rudolf mit drei (grün)
gestielten (roten) Rosen im (weißen) Felde geschmückt. Die Inschriften, welche
Fig. 83. Schild auf der Grabplatte der Freiherren
von Tegerfelden (Wettingen).
1 Die Freiherren vou Tegerfelden waren Gutthäter des Klosters und hatten wohl in der
Trinitätskapelle ihr Familienbegräbnis. Vergl. nomenclatio fundatorum et benefactarum monasterii
maris stell« u. s. w. Zeitschrift der heraldischen Gesellschaft „Adler" in Wien, Bd. X.
^ Vergl. die ältesten Wappensiegel der Grafen von Froburg.
^ Auf die Erbin des letzten Tegerfelden kann sich der Stein kaum beziehen, da die-
selbe das Klingensche Wappen an erster Stelle geführt hätte. Auch das Kreuz deutet auf
einen Ritler.
* Thurgauische Beiträge X, 1869. Zürcher Urkundenbuch II, 348.
5 Bahn und Zeller -Werdmüller, Die Grabsteine in der Kapitelstube zu Wettingen. Anzeiger
für Schweiz. Altertumskunde IV, S. 197.
132
III. Teil : Die dekorative Anwendimg der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
aus gotischen und lateinischen Majuskeln bestehen, sind am ersten Steine dem
Rande entlang, am zweiten in zwei Zeilen an den Kopf gesetzt.
Ein Grabstein mit dem großen, geränderten Wai^penschilde der Grafen von
Homberg^ (in gelb zwei schwarze Adler übereinander) zeigt dieselbe Ausstattung
ohne Inschrift und soll sich auf den 1289 an der Schloßhalde bei Bern gefallenen
Grafen Ludwig, den Gemahl der Elisabeth von Rapperswil. beziehen.
Ebenfalls zu dieser Gruppe gehört der in der Dreifaltigkeitskapelle sich
befindliche Stein mit dem Wappen von Klingen, welcher, gleich demjenigen von
Tegerfelden, mit der Längsseite parallel
an der Mauer in dem Boden ruht. Er
ist von großen Dimensionen (2,30 m lang
und 0,80 m breit) und trägt einen (92 cm
langen und 71 cm breiten) in Hochrelief
gearbeiteten Schild, darin den aufrechten
Leu mit stark gewölbter Brust, pferde-
artigem und mit gerollten Haarbüscheln
besetztem Halse und einer dreiblättrigen
Krone auf dem Kopfe. Der kühn ge-
schwungene, aufrecht stehende Schweif ist
mit einem Knopfe, einem großen Haar-
büschel und einer eleganten, nach unten
gerichteten Endzottel besetzt, das Feld mit
übereckgestellten Vierecken (Schindeln)
besät. ^ Historisch und stilistisch gehört der
Stein ins XIII. Jahrhundert, wenn er mut-
maßlich auch erst von dem Sohne des Be-
statteten, Walther III. von Klingen, erstellt
worden ist. Ulrich IL von Klingen,'"^ der Gemahl Itas von Tegerfelden und alleiniger
Erbe des reichen Geschlechtes muß unter diesem Steine begraben liegen, wenn
sich derselbe überhaupt auf einen Klingen und nicht auf die Gemahlin Ulrichs,
Ita von Tegerfelden,^ bezieht. Bei letzterer Annahme ließe sich die alleinige
Fig. 84. Schild der Freiherrn von Klingen. Vom
Grabstein in der S. S. S. Kapelle (Wettingen).
' Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV, S. 233.
^ Vergl. Die Siegel der Herren von Klingen seit 1259. Zürcher und Basler Urkundenbueh.
* Ulrich II. von Klingen, der Gründer von Klingnau, nahm 1227 am Kreuzzuge P'riedrich II.
teil, 1229 zurück, 12.50 gestorben. Der Teilungsvertrag der Erben wird vom Abte von Wettingen
als Zeugen mitbesiegelt. Es würde näher liegen, daß Ulrich in seiner Stiftung, dem Städtchen
Klingnau, begraben worden wäre, und zwar in der Kirche St. Johann, welche seine Söhne zu
ihrer und ihrer Vorfahren Seelenheil gestiftet haben. Thurgauische Beiträge X, 1869.
■* Sie starb 12.53. Diese Annahme scheint zur einfachsten Lösung zu führen, besonders
wenn man di(! Inschrift auf der Benefaktorentafel zu Wettingen korrigiert. 122S haben Walther
von Tegerfelden und seine Tochter Ita von Klingen eine Jahrzeit gestiftet. (Thurg. Beiträge X,
18()9.) Der Auszug aus dem Nekrolog des Klosters auf der Benefaktorentafel lautet: Walterus
de Tegerfeld, et Ita de Klingen, Uxor (filiaV) eins in sacello S. S. S. Trinitatis sepulti. B.
5. Plastik.
\m
Anbringung des Klingen'sclieu Wappens allenfalls dadurch erklären, daß die
Dreifaltigkeitskapelle nur eine einzige Gruft und zwar diejenige der Herren von
Tegerfelden enthalten habe, und also das angestammte Wappen als selbstver-
ständlich weggelassen wurde. Im XIII. Jahrhundert war der Brauch allgemein,
die verheirateten Töchter nicht in der Gruft des Gemahls, sondern in derjenigen
des väterlichen Geschlechtes beizusetzen.^ Die Gräfin Anna von Kyburg-Rapperswil
ist in der Kapitelstube zu Wettingeu, im Erliliegräbnis der Rappers wiler und
nicht bei ihrem Gatten, Hartmann dem Jüngern, in der Marienkapelle bestattet
worden. Die Töchter Walthers III. von Klingen, von denen die eine einem
Markgrafen von Nieder-Baden und die andere einem Grafen von Yeringen an-
getraut war, wurden im Kloster Klingenthal, einer Stiftung ihres Yaters, bei-
gesetzt. Diese Grabdenkmäler tragen, wie wir gesehen, gewöhnlich zwei Schilde,
oben denjenigen des Mannes und senkrecht darunter den an-
gestammten Wappenschild.
Der Grabstein der Gräfin Anna von Kyburg^ ist durch
eine dreizeilige Majuskelinschrift in zwei Hälften geteilt,
deren obere den Kyburger- und deren untere den Rappers-
wilerschild enthält. Auf der unkritischen Zeichnung er-
scheinen die drei Rosen in steifer, aber recht dekorativer
Form, fünfblättrig mit spitzen Zw^ischenblättchen und einem
verzierten Mittelstück. Die dicken, schräg abgeschnittenen
Stengel laden beidseitig in Blätter aus.
Ein länglich-schmaler Stein im Kloster Wurmsbach
bei Rapperswil zeigt übereinander die langen, altertümlich
aussehenden Schilde von Rapperswil -"^ und von Neuff'en (drei
Hirschhörner übereinander) in roher Ausführung, und eine
dreizeilige Kopfinschrift in gemischten Majuskeln. Er soll
das Grab der ersten Gemahlin Rudolfs von Rapperswil, des
Stifters von Wurmsbach, der Gräfin Blechtild aus dem Hause
Neifen oder Neuffen bedecken.
Ein anderer Grabstein,'^ der nur in einer Büchel'schen
Zeichnung erhalten ist und in zwei übereinander gestellten Schilden die
Wappen der Grafen von Tier stein und derer von HohenkUngen zeigt, muß aus
sphragistischen Gründen^ und wegen der Zeichnung der Schildfiguren ans
Fig. 85. Grabstein der
Elisabeth v. Rapperswil
(Wurmsbaeh).
^ Auch die Gräfin von Tierstein-Weißenburg ist in der Klosterkirche zu Därstetten, im
Erbbegräbnis ihres Hauses, beigesetzt worden.
* Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV, S. 198. Hie qiescit Anna comitissa de Kiburg
filia comitis de Raprehtis wiler e.
^ Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde 1882, S. 333. Anzeiger für Schweizergeschichte
1893, S. 2.
* Bahn, Statistik. Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde lY, S. 116. Agnes von Tierstein-
Hohenklingen.
^ Nach gütiger Mitteilung von Dr. E. A. Stückelberg. Die Buchstaben sind n y d u T.
134 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
Ende des XIII. Jahrhunderts gestellt werden. Einzig die Schildfomien mit
gebrochenen Seitenlinien stehen einer solchen Datierung im Wege: aber
diese Aenderung ist vielleicht auf Rechnung des Zeichners zu setzen. Der
Stein hat in der Mitte und an den Seiten ein breites Schriftband, das die
Inschrift trägt:
HIE • LIT • DES • GESLEHTES • VON • TYERSTEIN • UN • VON • KLINGEN, f
M
Die Hinde ist ähnlich dargestellt, wie auf
der Grabplatte zu Därstetten. etwas voller und
freier in der Linienführung, aber gleichfalls mit
herabhängender Zunge und seitlich am Kopfe
angebrachten Ohren. ^ Der Eichenlaubzweig der
Hohenklingen ist als Ornament^ aufgefaßt, das
von der Natur nur die Form der Blätter entlehnt,
den symmetrischen Bau der Aeste dagegen dem
Schildfelde angepaßt hat. Der Stein kann als
Monument oder als Deckplatte zu der Familien-
gruft in Klingenthal schon bei Lebzeiten des
Paares erstellt worden sein, was oft zu geschehen
pflegte.^
Alle bis jetzt angeführten heraldischen
Grabsteine haben sich auf die Darstellung des
Schildes beschränkt, vielleicht in Anlehnung^ an
die Sitte, das wichtigste und teuerste Abzeichen
des Ritters auf oder in das Grab zu legen. Ein
einziger Stein, ehemals in der Kapitelstube zu
Wettingen, ist mit dem vollen Wappen, mit
Schild, Helm und Kleinot verziert. Die Kom-
position steht in einem Kreisrund auf der obern
Hälfte der breiten Grabplatte und darf sowohl
in Anbetracht dieser Einfassung und der ganzen
Darstellung als eine Kopie nach einem Rund-
siegel aufgefaßt werden. lieber dem stark geneigten Schilde mit dem Strahl
steht der oben flache und mit blumenbesteckten Hirschstangen versehene Topf-
helm, in Form und Proportion den schon erwähnten Strätlingerwappen ähnlich.
Das Grabmal soll die sterblichen Ueberreste Heinrichs II. i'on Sträflingen,^
Fig. 86. Grabstein derer von Tierstein
und von Hohen-Klingen (Basel).
' Die freiere Zeichnung ist der Inkorrektheit des Zeichners zuzuschreiben.
^ Wie auf Siegeln des XIII. Jahrhunderts, z. H. S. S. Ulrici de Vetere Klingen ähnlich,
später realistisch dargestellt.
' Huhn und Zeller -Werdmüller, Grabsteine zu Wettingen, S. 198. Anzeiger für Schweiz.
Altertumskunde IV.
* Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV, S. 234.
(3. Die Siegel.
135
des Sohnes einer (jrräfin von Rapperswil bedeckt haben, der vor 1266 cre-
storbeu ist.'
Die Technik beschränkt sich in (k^r GrabpListik auf die Darstellung der
Figuren im Flachrelief, als einfaches Ornament,
ohne Rundung der Körper und olme Modellienmg
der einzelnen Teile. Zu Beginn des Jahrhunderts
noch steif und rein ornamental, macht sich die
realistische Tendenz geltend, welche sich zuerst in
kleinen Details, später in einer natürlicheren Pro-
portionierung äuläert, um schlietslich im XIV. Jahr-
hundert den ornamentalen Charakter ganz bei Seite
zu lassen und die Figuren als realistisch aufgefaßte
Gestalten in den Schild zu setzen. Den künst-
lerischen Höhepunkt hat die Entwicklung in der
Epoche erreicht, in welcher sie die Figuren in
natürlicher Gestalt, aber in möglichst einfacher,
kräftiger und flotter Umrißzeichnung zu geben im
Stande war. Später ist die ornamentale Anforderung
weggefallen und die Kopie natürlicher Figuren er-
setzt worden: aber dieses Mißverstehen der alten
Schilddekoration hat zu der traurigen Dekadenz ge-
führt, deren Folgen heute noch nicht jj'anz überwunden sind.
Fig. 87. Grabstein Heinriclis II.
Striitlingen (Wettingen).
6. Die Siegel.
Die originellste und verschiedenartigste Ausbildung ist der Heraldik in der
.Kleinplastik " zu Teil geworden, auf den Darstellungen im Siegelfelde. Eine
leicht herstellbare und nicht allzu kostspielige Materie gestattete die weitgehendste
Berücksichtigung individueller Wünsche und bot jedem einzelnen Besteller Gelegen-
heit, seine Prätentionen und seinen Kunstsinn darzuthun. Die Siegel geben daher
in ihrer Form und Darstellung gleichsam den Charakter des Sieglers wieder und
sind oft genug die einzigen, übriggebliebenen Zeugen eines mächtigen und
prunkliebenden Geschlechtes.
Der Gebrauch des Siegels^ ist im XIII. Jahrhundert ein allgemeiner: die
Urkunde war allerorts an Stelle der mündlichen Abmachungen und Handver-
sprechen getreten. Erst durch die Besiegelung des Ausstellers und der Zeugen
erhielt sie volle Rechtsgültigkeit. Ein jeder, der in den Fall der Urkunden-
^ Ein gräflich Hombergsclier Grabstein zu Wettingen, der über dem großen geneigten
Schilde den mit der Inful bedeckten Helm in Proülstellung zeigt, scheint mir eher ins XIV. Jahr-
hundert zu gehören. Vergl. Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde IV.
* Vergl. Seyler, Geschichte der Siegel. Leipzig. S. 72.
136 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
ausstellung oder Mitbesiegelung kommeu konnte, war daher gehalten, einen
eigenen Siegelstempel zu führen. Der hohe und niedere Adel, Kirchenfürsten
und die gesamte Geistlichkeit bis hinunter zu den Kaplanen und Kantoren, die
Gemeinden der Freien, die Städte, ihre Schultheißen und Räte, Korporationen
und hervorragende Bürger bedienten sich im XIII. Jahrhundert eigener Siegel.
Bei der enormen Zunahme der Produktion und den steigenden Anforderungen
der Besteller machte die Stemjaelschneidekunst rasche Fortschritte in technischer,
wie in künstlerischer Beziehung. Da das Siegel eine persönliche Rechtsbekräftigung
bedeutete, so mußte darauf bedacht genommen werden, Gleichheiten der Siegel
untereinander nach Möglichkeit zu vermeiden. Dies geschah bei den wappen-
führenden Ständen durch Anbringung der heraldischen Abzeichen, bei den übrigen
Sieglern durch Hinzuziehen aller möglichen Darstellungen, welche auf die Person
eine direkte oder indirekte Beziehung hatten. Im Laufe der Zeiten ist die zweite
Kategorie ganz verschwunden und hat der Heraldik bis auf den heutigen Tag
das Siegelfeld ausschließlich überlassen.
Schon zu Ende des XII. Jahrhunderts hatte eine Ausscheidung bestinnnter
Typen für die verschiedenen Stände begonnen, welche im folgenden Jahrhundert
scharf abgeschlossene Gruppen gebildet hat. Nicht nur durch die Darstellung
bestimmter Gegenstände, sondern auch durch die äußere Form des Siegels haben
sich Kirche und Staat, Kleriker und Laien von einander unterschieden. Das
Siegelbild war nicht mehr maßgebend für die äußere Form, wie früher, sondern
wurde in die stereotype Form hineingezwängt. Der spitzovale Siegeltypus, der
auch für die Standbildsiegel weltlicher Fürsten gewählt wurde, gewinnt einen
ausschließlich kirchlichen Charakter und wird von Laien nur als Devotions-
bezeugung gegenüber der Kirche geführt. Rund- und Schildsiegel mit Heim-
und Schildfiguren bilden das Gros der weltlichen Siegel. Ihnen schließen sich
die Städte an, welche weltlichen Großen zugehörten, um sich von den unter dem
Krummstabe stehenden Gemeinwesen mit spitzovalen Siegeln zu unterscheiden.
Die Bilder sind ebenfalls der Heraldik entlehnt, oder in Bezug auf die betreffende
Stadt gewählt, mit Mauern und Türmen, Thoren, öffentlichen Gebäuden u. s. w.
Wenden wir uns nun der Einzelbetrachtung zu.
a. Reitersiegel.
Im ritterlichen Siegel hat die Abbildung von Wappenschild und Helm,
von freien heraldischen Bildern und vollen Wappen, von Anfang an überwogen.
Das Porträt wurde im Siegel der Fürsten, weltlicher Damen und der Geist-
lichkeit beibehalten, in weiteren Kreisen dagegen immer seltener angewendet.
Nur in einer Form ist es populär geblieben, nämlich im Reitersiegel, das den
Ritter im heraldisch geschmückten Kriegskostüm zur Darstellung brachte. Es
ist begreiflich, daß das Reitersiegel nur von adeligen Herren geführt wurde.^
' Wer kein eigenes Pferd besaß, wird sicli wohl geliütet haben, eine solche Darstellung
zu wühlen.
6. Die Siegel.
1H7
welche hoch zu Roß, an der Spitze ihrer Vasallen Heerfolge leisteten, also fast
ausschließlich vom hohen Adel. Dahin gehören auch die Geschlechter unseres
Landes, deren Glieder sich eines Reitersiegels bedient haben, mit der einzigen
Ausnahme des Ritters vo}! Pleujouse ^ (Blitzhausen), eines bischöflich baslerischen
Lehensmannes. An die Herzogshäuser von Schwaben und Zähringen reihen sich
die Grafen von Fürstenberg, Genf, Habsburg, Hohenberg, Montfort, Neuenburg,
Pßrt, Savoyen, Toggenburg, Werdenberg, die mit den Grafen von Neuenburg
stammverwandten Freiherren von Hasenburg, die welschen Herren v. Aubonne,
V. Pale^ieux, v. Prangins und als vereinzeltes Beispiel der Freie Diefhehn von
Wolhusen. Ein Vorrecht in der Führung des Reitersiegels in rechtlichem Sinne,
d, h. für eine bestimmt abgegrenzte Kaste, kann nicht bestanden haben, denn
die Grafen von Froburg, Kyburg, Rapperswil und Tierstein und die an Macht
und Ansehen ihnen gleichstehenden Freiherren von Klingen, Pegensberg, Sehnabel-
burg und Vats etc. haben sich nie dieser Siegelart bedient. Die Abgrenzung
nach unten ergab sich lediglich aus der Machtstellung, und die Wahl des
Siegelbildes aus dem persönlichen Vorzug des Inhabers. Das Reitersiegel ist
gewöhnlich rund. Es variert in der Größe, je nach der mehr oder weniger be-
deutenden Machtstellung des Besitzers, bis zu einem Durchmesser von 8 cm.
Der Reiter wird, anschließend an die vorangegangene Epoche, nach heraldisch
links sprengend dargestellt, d. h. mit der rechten Seite nach vorn (Taf. 5, Fig. 2).
Fest sitzt er im Sattel, in ruliiger
Haltung, die Beine steif nach vorn ge-
spreizt. In der Rechten trägt er, nach
hinten ausholend das breite, mit einer
Blutrinne versehene Schwert, an dessen
Stelle gegen Ende des Jahrhunderts
allgemein die Speerfahne gesetzt wurde,
in der Linken den Schild, der deshalb
nur von der Rückseite oder, vorn vor die
Brust gehalten, mit halber Vorderseite
sichtbar wird. Frühe Beispiele für das
Vorkommen der Speerfahne bieten die
Reitersiegel des Herzogs Heinrich von
Schwaben'^ (1216) und des Grafen von
Montfort^ (1214). Die überlieferte,
rechtsseitige Profil - Darstellung des
Reiters, auf welcher sachgemäß die volle Abbildung des Schildes nicht möglich war.
mußte dem Streben weichen, den Wappenschild dem Beschauer in Vorderansicht
zu zeigen. Sie wurde durch das linksseitige Porträt ersetzt, d. h. die Reiterfigur
Fig. P8. R.R.S. des Grafen Hugo von
Montfort-Bregenz. 1-214.
' Sammlung von Herrn Dr. J. Morel in Lausanne.
- Vergl. Abb. Anzeiger für Schweiz. Altertumskunde, Taf. 25. ZeUer -Werdmüller, S. 394.
^ Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. H, S. 21, vergl. Fig. 88.
138
III. Teil: Die dekorative Aiiwciiduiig der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
umgedreht, so dalä der linke Arm mit dem Schilde an erste Stelle gelangte und so
dem Wappen der Mittelpunkt des Bildes zukam. Wenn diese Neuei-ung bei den
Siegelstechern auf Widerstand gestoßen hat, so mochte dies an den technischen
Schwierigkeiten liegen, welche sie erforderte. Die ohnehin zweifelhafte SiDiouette,
welche den Reiter übermäßig groß auf dem unproportionierten Pferde zeigte,
wurde durch den Schild entzwei geschnitten und verlor jeden Zusammenhang.
Aber das zunehmende Darstellungsvermögen, verbunden mit dem Fortschreiten
der Technik, haben dieses Hindernis überwunden und dem neuen Bilde seit
zirka 1250 den alleinigen Platz behauptet. Die cältere Darstellung findet sich
auf den Reitersiegeln der Herzöge
von Zähringen^ und auf einem
Siegel AesWilhelm von Prangins-
(1243), die Neuerung mit vollem
Wappenschilde auf den R. R. S.
des Herzogs Heinrich v. Schwaben
(1216), Walthers I. von Hasen-
burg'^ (1218), des Landgrafen im
Elsaß Grafen Albert von Habs-
burg* (1234), des Grafen Eudolf
von Habsburg ^ (1243) und
Walthers IL von Hasenburg ^
(1245). lieber das Aufkommen
des heraldischen Schmuckes auf
Helm, Fahne und Pferdedecke
geben die betreffenden Abschnitte
im zweiten Teil Aufschluß, an
dieser Stelle soll nur sein Erscheinen auf den Siegeln nachgewiesen werden.
Am frühesten wird die Fahne mit heraldischen Figuren verziert, z. B. auf dem
Siegel des Markgrafen von TuscienJ Aus dem XIII. Jahrhundert sei das R.R.S. des
Herzogs Heinrich von Schwaben erwähnt (1216), das auf der Fahne drei Leoparden
trägt. Ein R.R.S. des Grafen Wilhelm von Genf^ zeigt zuerst 1219 die Pferde-
decke, verziert mit langen Zotteln, ähnlich wie in den Miniaturen des Petrus
von Ebulo, aber ohne heraldische Bilder. Erst zwei R.R.S. des Grafen von
Montfort von 1255 wiederholen das Schildbild auf der Kovertiure. Den ersten
Nachweis für das Helmkleiuot Ineten zwei R. R. S. des Grafen Eudolf von Habs-
1 Abb. I. Teil, S. 15, Fig. 3 und 4.
" Vergl. Taf. 5, Fig. 2 aus der Sammlung von Dr. J. Morel in Lausanne.
^ Sammlung von Dr. J. Morel.
* Vergl. Taf. 5, Fig. 1. Urkunde im Staatsarchiv Zürich, Kappel 22.
* Vergl. Fig. 89.
" Saiinnlung von Dr. J. Morel.
' I. Teil, S. i;!.
" Sammlung der anticiuarischen (Jesellschaft in Zürich.
Fig. 89. R.R.S. des Grafen Rudolf von Hab.sburg. 1243.
6. Dil! Siegol.
18(»
hurg^ von 1248 und 1245, auf denen der Helm jeweils eine doppelhakige
»Spitze zur Befestigung des Kleinots aufweist. 1 248 trägt der Graf Konrad von
Freihur y'~ einen Adler mit ausgebreiteten Flügeln auf dem Helme, 1259 Graf
Rudolf von Hahshnrg^ den, mit einem Pfauenspiegel besteckten, wachsenden Leu
und 1264 Graf Hugo I. von Werdenherg'^ ein halbrundes Schirmbrett. Die Helni-
decke stellt sich verhältnismäßig s])ät und selten ein. zuerst auf dem R. II. S.
des Grafen Gottfried von Hahs-
burg-Lauffenburg^ (1271) und
auf demjenigen des Grafen
Heinrich von Fürstenberg **
(1283).
Zur herald isclien Aus-
schmückung von Roß und
Reiter gesellte sich im Laufe
der Zeit diejenige des Siegel-
feldes, indem es mit einzelnen
Schilden besetzt oder mit
Figuren bestreut wurde. Mit
Lilien besät ist das R. R. S. des
Grafen Rudolf von Habsburg ^
(1259), mit der Schildfigur
dasjenige Graf Eberhards des
Scherers von Tübingen^ (1298)
(dreilappige Kirchenfahne).
Schilde im Siegelfelde zeigen die R. R. S. des Grafen Hugo I. von Werdenberg-'
(1271) und des Grafen Rudolf von Mont fort- Fei dJcirch^^ (1298). Die Bedeutung der
Lilie, welche auf einer Reihe von Dynasten-, Damen- und Klerikersiegeln nach-
zuweisen ist, scheint ganz kirchlicher Natur zu sein. Jedenfalls darf sie nicht als
Abzeichen eines Bundes oder einer Rittergesellschaft angesehen werden. Die Bei-
schilde dagegen haben rechtlich-historische Bedeutung und können sich auf Vor-
mundschaftsrechte beziehen. Figürliche Zuthaten, zur Ausfüllung oder Belebung
des Raumes finden wir schon früher, so ein Eichenlaub im Siegel des Wilhelm von
Fg. 90. li.K.S. des Grafen Rudolf von Habsl)uri
' Abb. und Citat der Uikundeii bei Merz, Waltlier, Die Habsburg. Aarau und Leipzig
1H98. Vergl. Fig. 89.
- Freiburger Urkundenbucb Bd. I, Taf 2.
^ Merz, Die Habsburg, S. 15, Fig. 8. Vergl. Fig. 90.
* Gull, Die Grafen von Werdenbei-g, S. 25.
* Abb. Taf. 5, Fig. 5. Urkunde im Staatsarchiv Bern, Fach Interlaken.
' Abb. Seyler, Geschichte der Heraldik.
•> Fig. 90.
*• Abb. bei Hohenlohe und bei Seyler, Geschichte der Siegel, S. 264.
* Taf. 5, Fig. 7. Urkunde im Staatsarchiv Bern, Fach Interlaken.
"> Gull, S. 18, Fig. 9.
140 III- Tß'l • I^iG dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
Frangins^ (1245), Hunde auf Siegeln der Grafen Hugo I. und Rudolf I. von Mont-
fort^ (1255). Ein vollständiges Bild bietet das R. R. S. des Grafen Friedrich HL
von Toggenburg^ von 1287. Der Ritter sprengt in voller Wehr, mit Wappenschild
und zimiertem Helme, aus seinem Burgthor. Die Burg selbst, nur schematisch
angedeutet, besteht aus einem mächtigen Thorturme mit gekuppelten, gotischen
Fenstern und einer hohen Quadersteinmauer, hinter der ein zweiter Turm, wohl
die Schloßkapelle, hervorragt.
Die Ausführung wird entschieden besser, die Zeichnung korrekter, die Modell-
ierung realistisch durchgeführt. Aber die Steifheit der Figuren verliert sich
nur langsam. Erst gegen Ende des Jahrhunderts
trifft man Beispiele virtuoser Ausführung, flotte
Reitergestalten auf kühn dahinsprengenden Rossen,
mit fliegenden Decken und flatternder Fahne, wie
z. B. auf dem Siegel des Grafen Theohald von Pßrt^
1275, des Grafen Hugo von Werdenberg 1271,
1284 und 1295, und des Diethelm von Wolhusen'^
1285. Das Relief ist durchwegs ziemlich be-
trächtlich, um eine plastische Wirkung zu erzielen.
Das R. R. S. ist von einer Schrift, der Legende,
eingefaßt, welche zwischen einfachen oder Perl-
Diftheim^o^' wo'ihus^n*!' 1285. Huien steheud, Name und Geschlecht des Sieglers
enthält.
Außer dem heraldischen Reitersiegel, das den Ritter in Kriegsausrüstung
darstellt, sind bei uns keine Beispiele zu finden. Die Darstellung im Jagdkleide
zeigt einzig ein Damensiegel von 1252. Margaretha von Savoyen,^ die Gemahlin
des Grafen Hartmann IV. von Kyburg, führt ein Porträtsiegel, auf dem sie hoch
zu Roß, auf reich geschmücktem Zelter, die Zügel in der Rechten und den
Falken in der Linken hält.
b. Staiidbildsiegel.
Im XII. Jahrhundert ist der ritterliche Siegler häufig zu Fuß in krieger-
ischer Ausrüstung abgebildet worden. Herzog Konrad von Zähringen' führt 1140
' Im li. R. S. des Grafen Willielui von Genf wird der Raum unter dem Pferde durch eine
Ranke ausgefüllt.
2 Gull, S. 13, Fig. 2, S. 17, Fig. 7. Weitere Beispiele: Graf Rudolf von Montfort 1270,
S. 17, Fig. 8; Graf Ulrich von Montfort -Bregenz 1278, S. 20, Fig. 10, und Graf Rudolf von
Montfort-Feldkirch 1293, S. 18, Fig. 9.
^ Taf. 5, Fig. 4. Urkunde im Zürcher Staatsarchiv, Kappel.
* Abb. im Basler Urkundenbuch Bd. I, Fig. 88.
^ Fig. 91. Vergl. Zcller -Werdmüller , Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft von
Zürich Bd. XXI, Heft 5, 8. 135.
* Taf. 5, Fig. 10 und Abb. z. Zürcher Urkundenbuch II, Fig. 3.
' Seijler, Geschichte der Siegel, S. 254. Heyck, E., Urkunden und Wappen der Herzöge
von Zähringen. Freiburg 1892. Tafel I.
6. Die Siegel. 141
ein K. S., Herzog Berchfold IV. 1157 ein S. 0. S. mit dem Standbilde. Die
folgende Epoclie hat sich ausschließlich des Reiterbildes bedient und die ein-
fachere und weniger prunkvolle Darstellung des Bildnisses zu Fuß den Frauen
und Witwen und den minderjährigen Söhnen als Siegelschmuck überlassen. Eine
Ausnahme bildet das zirka 7 cm große R. S. des Grafen Ludwig von Homberg,^
mit dem seine Gemahlin Elisabeth von Rapperswil 1286 eine Urkunde besiegelt.
Steif ist die Figur des Grafen in das glatte Siegelfeld hineingelegt, ähnlich einer
Porträtskulptur auf einem Grabmale; sie ist gut proportioniert und modelliert
und ragt mit Koj^f und Füßen in den Schriftrand hinein. Nicht unmöglich
wäre es, an die direkte Kopie einer Statue zu denken, welche vielleicht zu
Lebzeiten des Ritters für sein Grabmonument hergestellt worden war.^ Die
Kleidung besteht aus einem vollständigen Ringelpanzer, der als Panzerkapuze
auch den Kopf umschließt, und aus einem ärmellosen, an Arm- und Halslöchern
mit Borten besetzten, bis auf die Kniee reichenden und seitlich geschlitzten
Waffenrocke. Nur Gesicht und Hände sind frei, das erstere, um das Porträt des
Sieglers zu zeigen, die letzteren, mit herabhängenden Panzerhandschuhen, um
Schild und Schwert zu halten. An einem der beiden Knöpfe auf der Brust,
welche zur Befestigung von Helm und Schwert bestimmt waren, hängt das mit
halbmondförmigem Knauf und Parierstange versehene Schwert an einer Kette.
Der kleine, schlanke Dreieckschild trägt in guter Zeichnung die beiden Adler
von Homberg. Die schöne, kräftige Schrift wird von profilierten Linien eingefaßt
und läßt auf fremde, wohl italienische Arbeit schließen.
Als Beispiel für minderjährige Söhne nenne ich das Si3itzschildsiegel der
Grafen Konrad und Berchtold von Freihiirg^ vom Jahre 1239. Die beiden Kinder
mit kurzen Röcken und unbedeckten Lockenköpfen halten den väterlichen Schild
auf Brusthöhe empor. Der Schild ist ziemlich groß, von gleicher Höhe und
Breite, und trägt den altertümlichen zähringischen Adler, vom WoLkenrande
umschlossen.
c FrauensiegeL^
Wenn wir von den Siegeln der Regentinnen und der Frauen aus könig-
lichem Hause absehen, so begegnen uns die Frauensiegel erst in der zweiten Hälfte
des XIII. Jahrhunderts. Früher mögen sich viele Frauen der Siegel des Gatten
oder der Verwandten bedient, oder nach des Vaters Tode dessen eigenes Siegel
zum Gebrauche beibehalten haben. Auf den ältesten Siegeln^ ist die Dame
^ Taf. 5, Fig. 8. Urk. im Staatsarchiv Zürich, Amt Oetenbach 110, ferner im Staatsaixhiv
Aargau, Beuggen 43, von 1284, 15. XI, im Staatsarchiv Luzern. S. Urban, Vergl. Argovia 43 und 47.
^ Vergl. Fig. 78, Grabmal des Konrad von Maggenberg.
^ Seyler, Geschichte der Siegel, S. 93.
* Melly, lieber Siegel nnd Siegelwesen österreichischer Damen. Wien.
^ Ausländische Beispiele aus früher Zeit sind: S.O.S. der Mahaut, comtesse d'Evreux
1140 — 1180 {Demay, S. 93), S.O.S. der Gräfin Elisabeth von Flandern 1173 {Hohenlohe, Sphrag.
Aphorismen II, 25), S.O.S. der Margaret von Schottland, Gemahlin des Earl of Richmond, 1171
(The Archseol. Journal XIV, 181), S.O.S. der Herzogin Hedwig von Schlesien 1180 und der
Adele de Champagne, Gemahlin Ludwigs des Jungen {Demay, S. 72).
142 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
stehend abgebildet, in eng anschließendem Gewände mit weit herabhängenden
Aermeln, als lange, schmale, unproportionierte Figur. Der Darstellung angepaßt,
bildet die äußere Form des Siegels ein breites Spitzoval. In der Folge nimmt
die Figur mehr Leben an, wird voller und bewegter, bald stehend, bald aut
einem thronartigen Sessel sitzend, die eine Hand auf die Brust oder au die Hüfte
gelegt, in der ausgestreckten anderen einen Vogel, eine Lilie oder ein Kreuz
tragend. Ein Siegel der Gräfin Elisabeth von Kyhurg^ von 1265 zeigt die Dame
im spitzovaleu Felde, nach links gewendet, in edler, freier und vornehm bewegter
Haltung. Sie trägt ein anschließendes, in Falten herabfallendes Kleid, einen
mit Veh ausgeschlagenen und über der Brust zusammengehefteten Mantel und
auf der behandschuhten Linken den Jagdfalken. Aehnlich aufgefaßt, aber in
roher Ausführung ist das S. O.S. der Gräfin Ita von Frohurg^ 1288 (mit einer
Lilie in der Hand). Zwei R. S. der Sibi/lla von Montbeliard, 1263, der Gemahlin
Rudolfs HL von Neuenburg und der Gräfin Ricliensa von Neuenbürg,^ aus dem
Hause Froburg, 1264, beschränken sich ebenfalls auf die Porträtfigur. Ln
Auslande treten die heraldischen Beizeichen, freie Schildbilder, Wappenschilde,
Helme und Wappenkleider schon zu Beginn des Jahrhunderts hinzu.* Diese
Beigaben stehen teils frei im Siegelfelde, teils werden sie mit der Figur in
Zusammenhang gebracht, indem letztere als Schild- oder Helmhalter benutzt
wird. Das erste Frauenporträtsiegel, das in unseren Gegenden heraldische Bilder
aufweist, ist ein schildförmiges Siegel der Gräfin 3Iechfhild von Rapperswil-Neiffen,^
1263. Li lebhafter Bewegung schreitet die Gräfin nach rechts (h), die Linke
auf die Brust gepresst, mit der Rechten nach einer der Rosen von Rapperswil
greifend, welche die beiden Oberecken ausfüllen. Zu ihren Füßen liegt ein Hift-
horn, das Wappenbild der Grafen von NeifiFen, denen sie entstammt. Abgesehen
von der guten Modellierung, dem schönen, fließenden, faltenreichen Gewände,
dem Mantel und der geschickten, überaus natürlichen und lebhaften Haltung
ist in diesem Siegel die hübsche Symbolik zu bewundern, welche die Frau, auf
dem väterlichen Abzeichen stehend, mit der Rechten die Rose von Rapperswil
ergreifen läßt, derem Träger, Grafen Rudolf HL, sie die Hand gereicht hatte.
Auf einem S.O.S. der Gräfin Sibylle von Neuchätel-Montfaucon,^ von sorgföltiger
Arbeit, ist je ein Trefi'elblatt zu Seiten der Figur angebracht, das sicher heral-
dische Bedeutung hat. Im R. S. erscheint die (jrÄ?in Elisabeth von Werdenberg "^
' Taf. 5, Fig. 12. Urkunde im Staatsarchiv Bern, Fraubrunnen. Fontes II, 617.
- Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich.
•'' Sceaux liistori(iues du Canton de Neuchätel par G. de Wi/ß. Zürich li^H'J. — Mitteilungen
der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich Fig. 7. 47.
* Demay, Le costume d'apres les sceaux, S. 96. Marguerite de Quinci, comtesse de Win-
chester 1233. — Hohenlohe-Waldenlnmj, F. K., Sphragistische Aphorismen 1882, Taf. 3. 5. 7.8. etc.
* Taf. 5, Fig. 6. Urkunde im Staatsarchiv Aargau, Wettingen 116. Litteratur: Gull,
Anzeiger für Schweizergeschichte 1S93.
* de Wyjd, Sceaux histori([ues du Canton de Neui^hätel. — Das Wappen der Montfaucon
ist geviertet von Pelz und rot, sodaß die Blätter Hermelinschwänze andeuten können.
' Urkunde im Staatsarchiv Aargau. Abb. GuU, Fig. 54.
6. Die Siegel. 143
um 1282, eine Tochter des Pfalzgrateu von Orteuburg-Kraiburg, auf einer
Konsole stehend, in hmgem Kleide und Ko})ftuch, zur Rechten den Schild von
Werdenberg, zur Linken einen Rosenstrauch, auf dem ein Vogel sitzt. Verbunden
mit architektonischen Zuthateu, mehr in Form eines Thronsiegels, ist z. B. das
Siegel der Gräfin Eitphemia von Werdenherg,^ 1294, aus dem Hause Ortenburg
und das an einer Luzernerurkunde von 1291 hängende Rundsiegel der Herzogin
Agnes von Oesterreich,' Tochter des Königs von Böhmen, auf dem seitlich die
Schilde von Oesterreich und Böhmen schweben. Ein S. 0. S. der Gräfin Elisa-
beth von Kyhurg,^ von 1303, zeigt rechts von der Porträtfigur den Kyburger-
und links den Freiburger- oder Fürstenberger -Wappenschild. Schließlich bringt
ein S.O.S. der Gräfin Elisabeth von Falkenstein,^ von 1307, noch eine neue
Zusammenstellung, indem die stark verkleinerte Porträtfigur auf den großen
Wappenschild gestellt ist. Alle diese Siegel tragen als äußere Umrahmung die
Legende, welche bald den angestammten Namen, bald denjenigen des Mannes nennt.
d. Schildbildsiegel.
Zu Ende des XH. und Anfang des XIH. Jahrhunderts sind eine ganze Reihe
neuer Siegeltypen geschaffen worden, welche von der Darstellung des Porträtes
absehend, dem heraldischen Abzeichen die erste Stelle einräumten. Durch Weg-
lassung der Figur wurde das ganze Siegelfeld frei und gestattete die mög-
lichst große Abbildung des Wappens. Dem Inhalte nach zerfallen die älteren
heraldischen Siegel in zwei Gruppen, von denen eine das Wappenbild frei oder
im Schilde wiedergibt, die andere sich auf die Reproduktion des Helmes im
freien Siegelfelde oder im heraldischen Schilde beschränkt. Durch die Verbindung
von Schild und Helm zu einem Ganzen hat sich auch ein neuer Typus im Siegel
gebildet, mit Wiedergabe des vollen Wappens. Von allen mittelalterlichen Siegel-
ai*ten ist er der einzige, den spätere Zeiten übernommen und bis auf unsere
Epoche erhalten haben.
Die verschiedeneu Typen treten fast gleichzeitig auf und erfahren eine
gleichartige Entwicklung. An Stelle roher, unschöner Produkte treten künst-
lerisch ausgeführte Arbeiten. Zu den heraldischen Bildern gesellen sich Flächen-
belebungen, Architekturen und sonstige, verschönernde und raumfüllende Zuthaten.
Die Gruppe der Schildbildsiegel umfaßt drei verschiedene Arten, von denen
die erste das Bild frei im (runden, spitzovalen) Siegelfelde gibt, die zweite in
direkter Nachahmung des heraldisch geschmückten Kampfschildes dessen Form
annimmt (Spitzschildsiegel) und die dritte, zurückgreifend auf die alten und
sich besser bewährenden Siegelformen, den ganzen Schild ins Siegelfeld stellt.
1 Gidl, S. 29, Fig. 22.
* Sammlung der Antiquaiüschen Gesellschaft iii Zürich.
^ Taf. 5, Fig. 3. Urkunde im Staatsarchiv Solothurn 1313 und Luzern, Fontes 4, 244,
Januar 1306.
* Taf. 5, Fig. 9. Urkunde im Staatsarchiv Luzeru, Fontes 4, 290.
144
III. Teil : Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
a. Heraldische Bilder im freien Siegelfelde.
Wenn auch die einfachen Bildsiegel der Entstehung nach zu dieser Abteilung
gerechnet werden sollten, so muß man davon absehen, weil ihre Bilder nur als
persönliche Siegelabzeichen, und nicht als Schildfiguren gedient haben. Außer
den im XII. Jahrhundert erwähnten Siegeln der Lenzhurger, Zähringer etc.
müssen ihnen die beiden Bilder der Grafen von Neuenbürg,^ der Adler und die
auf Kojjie des Neuenburger Schlosses zu-
rückgehende Burg, zugewiesen werden.
Das erste, eigentliche Schildbild erscheint
auf dem R. S. des Grafen Ulrich von Kyhiirg^
1223 (rechter Schrägbalken von zwei Löwen
begleitet). Es folgen: 1234 Rad im R.S.
des B. junior, Seigneur de Rue,^ 1236
Kreuzbeschläge im R. S. des Ulrich de
Snabilburc.^ Heraldische Teilungen sind
erst später nachzuweisen, so auf einem
kleinen R. S. des Grafen Otto von Falken-
stein^ 1274 und des Grafen Ulrich III.
von Neuenbürg^ 1276 (mit drei Sparren
belegter Pfahl). Der einzige Unterschied
zwischen den gewöhnlichen und den heraldischen Bildern besteht in der Art
und Weise der Darstellung. Während z. B. die als Bilder behandelten Burgen
(Lenzburg, Neuenburg, Hasenburg) zum Teil auf Nachahmung bestehender
Gebäulichkeiten basieren und mit realistischen Detailbeigaben bereichert sind,
ist die heraldische Burg (Wolhusen, Rotenburg) einfach ornamental, mehr als
Schema, dargestellt.
Die Figur ist in die Mitte des runden oder spitzovalen Siegelfeldes hinein-
gelegt und wird gegen Ende des Jahrhunderts so stark vergrößert, daß ihre
Extremitäten den innern Schriftrand berühren.
Einzelne Figuren sind in starkem Relief angebracht, wie z. B. der wachsende
Leu im R. S. des Ebald de Mont-le- Grand 1244. Zwei Siegel des Grafen Rudolf
von Greyers'^ von 1260 (nach links schreitender Kranich) und seines Sohnes
(nach rechts gedrehter Kranich) erläutern deutlich, daß die Wappenfigur beliebig
Rig. 92. R.S. des Grafen Ulrich von Kyburg. 1223.
1 R.S. des Berchtold von Neuenburg (1201^1-261), r. Wyß, Taf. 1, 4 mit dem Adler und
R.S. von 1247 mit der Burg, Taf. 1, 5.
2 Fig. 92 und Abb. z. Zürcher Urkundenbucii H, S. 17. Aebnliche R.S. des Grafen
Werner von Kyburg 1227. Abb. z. Zürcher Urkundenbucii II, Fig. 12.
^ Sammlung von Dr. J. Morel.
* Abb. z. Zürcher Urkundenbuch I, Fig. 24. 25.
* Taf. G, Fig. 4. Zweimal geteilt schwarz-woifs-rot. Urkunde im Staatsarchiv Luzern,
Fontes 3, 84/85.
* Taf. 6, Fig, 7. Staatsarchiv I<'reiburg.
' Taf. 6, Fig. 1. Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
6. Die Siegel. 145
gedreht werden konnte und in keiner bestimmten Stellung erstarrt war. Ein
Belegen des Feldes mit unheraldischen Beigaben kommt auf dem R. S. der
Gräfin Gertrud von Hahshurg-Kyhurg^ 1264 vor (mit Lilien besät) und auf dem
S. O.S. des Heinrich von Rüssegg, Vieh, abbacie Turic.^, 1278 (ebenfalls mit Lilien).
Neben dem häufigeren Rundsiegel ist auch die spitzovale Form mit freiem Wappen-
bilde zu finden, und zwar nicht nur für Damen und den Klerus, sondern in
älterer Zeit auch für weltliche Herren. Die Grafen Ludivig und Hermann von
Frohurg^ führen schon 1226 große S. 0. S. (7 cm : 5 cm) mit dem steifen Bilde
des Adlers und behalten diese Form bis 1244 bei. Als Damensiegel sei das
S. 0. S. der (yxö&Q. Elisabeth von Werdenberg aus dem Hause Ortenburg-Kraiburg '^
erwähnt, das, von doppeltem Schriftrand umschlossen, den steigenden Panter ihres
Geschlechtes zeigt. Die Weltgeistlichen haben sich der spitzovalen Form häufig
bedient, weil sie ihnen erlaubte, das ererbte, ritterliche Abzeichen frei und
ledig anzubringen, ohne den kirchlichen Stand zu verleugnen. Das älteste Beispiel
bietet das S. 0. S. des Bertold de Tohenhurg,^ Chorherr zu Embrach, von 1249
(mit monogrammatisch zusammengeschobenem Leu und Adler), weitere von
Konrad von Tengen^ (Einhorn und Stern) 1286, Johannes Manesse,'^ Chorherr
in Zürich (2 Krieger) 1288 und dem Kapellan von Prangins^ (dreitürmige Burg).
Die stilistische Behandlung ^ der Figuren nimmt an Natürlichkeit merklich
zu und ist vielleicht hier, wo das Wappenbild den alleinigen Siegelschmuck aus-
machte, besonders gut ausgeführt worden. Flächenbelebung ist zuerst auf der
Burg im R. S. des Marhward von Botenlmrg 1261 zu finden und auf dem R. S.
des Grafen Otto von Falkenstein 1274.
j3. Schildförmige Siegel.
Da die schildförmigen Siegel auf direkter Kopie des wirklichen Kampf-
schildes beruhen, so weisen sie neben den heraldischen Bildern noch kleine
Details auf, welche sich auf dem natürlichen Schilde befunden haben mögen.
Diese Siegel haben dieselbe Formwandlung erfahren, ^° wie ihre Vorbilder, denn
das Schriftband mit der Legende ist stets streng an die Schildform angeschlossen
worden. Die Form mag sich zwar bei den Siegeln mehr der Figur angepaßt
haben und je nach deren Beschaffenheit mit mehr oder weniger stark geschweiften
Seitenlinien versehen worden sein, aber die allgemeine Entwicklung vollzieht
' Taf. 6, Fig. 9, aucli abgebildet bei 3Ierz, Habsburg, Fig. 4.
- Taf. 10, Fig. 4. Urkunde im Staatsarchiv Zürich.
^ Abb. z. Zürcher ürkundenbuch Lief. III, Fig. 5.
* Gull, S. 46.
^ Urkunde im Zürcher Staatsarchiv. Abb. bei (lull, Die Grafen von Toggenburg, S. 8.
" Urkunde im Zürcher Staatsarchiv.
' Urkunde im Zürcher Staatsarchiv.
^ Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
** Vergl. den Kranich im Siegel des Grafen Rudolf von Greyerz und den Leu im K.S. der
Gräfin Gertrud von Habsburg.
'» Vergl. II, S. 33.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. 10
146
III. Teil: Die dekorative Amveudunff der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
sicli, hier wie dort, gleich. Daraus geht hervor, dals die ältesten Schildsiegel
romanische Form an sich tragen (XII. Jahrhundert: Dillingen, Toggenhurg), daß
die gotische Schildform zu Beginn des XIII. Jahrhunderts erscheint und in der
Folge das alte Schildsiegel verdrängt. Im XIII. Jahrhundert kommen die beiden
Formen neben einander vor. Zu den ältesten schildförmigen Siegeln in unserm
Lande zählen: Siegel des Grafen Rudolf von Tierstein^ 1208 (romanische Form),-
des Grafen Rudolf von Sogren'"^ 1212, des Grafen Peter von Buchegg 1218 ( Buche j,"^
des Peter de Ttirre 1227, des Grafen Dietkehn V. von Toggenhurg^ 1229, des
Freiherrn Walther von Vatz 1231, des Freiherrn Biethelm von Krenkingen^ 1232,
des Grafen Hartmann des Aelteren von Kyhurg 1234 u. s. f.'' lieber das Anbringen
Fig. 93. S.S. de.s Grafen
Ludwig von Froburg. 1281).
Fig. 94. S.S. Chunonis
advocati de Brien.s. 1213.
des Schildbildes, über seine Größe und Zeichnung, ist auf den betreffenden Ab-
schnitt in der Beschreibung des Schildes zu verweisen und nur hervorzuheben,
daß es bald nach rechts, bald nach links gedreht erscheint.
Reminiszenzen an den natüi'lichen Schild zeigt das Siegel des Heinrich de
;S'aaso^(1236), auf welchem zwei großeNagelköpfe^ neben den Schildbildern zum Vor-
schein kommen und das Siegel des Grafen Gottfried von Habshurg^^ (1264).
Letzteres stellt den am Rande mit Nägeln beschlagenen Kampfschild erhöht über
' Urkunde im Staatsarchiv Bern, Fach Aarber^. Fontes I, 500.
^ Gotische Form, vergl. Fig. '21. Nr. 2,
^ Sammlung der Anti(iuarischen Gesellschaft in Zürich.
* Urkunde im Staatsarchiv Solothurn 1218, Fontes 2, 12. Abb. Tat'. 6, Fig. 11.
* Abb, z. Zürcher Urkundenbuch I, Taf. 3, Fig. 20.
* Sammlung der Anti(juarischen Gesellschaft.
' Vergl. Fig. HO.
* Sammlung der Antiiiuarischcn Gesellschaft. Von ausländischen Beispielen, die realistische
Details aufweisen, nenne ich: S.S. des Grafen von Saarwerden llBö {Hoheuhhc, S^ihragistische
Aphorismen), S. S. des Grafen Ludwig II. von Oettingen {Sei/ler, Geschichte der Siegel, S. S9).
' Zur Befestigung der Tragbänder oder dos l'ergamentüber/uges.
'*' Taf G, Fig. 12.
(i. T)ic Siesjel.
147
dem Schriftrande dar. Die Scliualle auf dem Siegel des Rudolf von Wedisivüe'^
(1266) ist mit vier Knöpfen besetzt, deren Bestimmung- auf dem Kampfscliilde
aus den Dichtern erklärt wird. Die .vier nagelen" dienten zur Befestigung
von Armgestell und Scliildfessel.
Die Schildsiegel sind bei uns zahlreich von Herren aus hohen und niedern
Geschlechtern geführt worden. Ihre Ausführung ist deshalb äuüerst ungleich-
mäßig, bald roh in der äulBcrn Form (Dreieck mit geraden Linien) und in der
Darstellung des Bildes, l)ald gediegen, mit Damaszierungen geschmückt und in
hohem Relief gestochen. Nicht nur die Stellung des Sieglers war maßgebend
für eine bessere oder schlechtere Leistung, sondern auch der Ort. Zusammen-
stellungen von örtlichen Gruppen ergeben, daß in dem einen Landesteile bedeutend
Fig. 95. S.S. Filippi advoeati de Brien.s.
Um 127.5.
Fig. 96. S. S. des Truchsessen
Arnold von Habsbnrg. 1242.
besser gearbeitet worden ist, als in einem andern. So zeichnen sich z. B. die
Siegel im Zürich- und Thurgavi^ durch sorgfältige Arbeit aus, durch Anbringung
verschiedenster Damastmusterungen, während die gleichzeitigen Siegel des bern-
ischen Adels ■'' von roher Ausführung sind.
Flächenbelebung durch Damast, durch einfache, gitterartige oder gerankte
Musterungen, ist bei den schildförmigen Siegeln ziemlich früh aufgekommen.
Gitterwerk, mit Punkten durchsetzt, findet sich auf dem Siegel Hartmann des
Aelteren von Kyhurg 1234, des Ulrich von JBüttilcon 1254. mit Vierpässen ausgesetzt
im Siegel des Lütold von Regensherg 1250, des Rudolf von Kempthun 1288. Punkt-
muster im Siegel Bertolds de Bietenlo^ 1278 und des Jakob de Warte 1 275. Parallele
' Abb. zum Zürcher Urkundenbuch II, Fig. 28.
- Z. B. Siegel des Ilartmann von Kyburg 1253 (Zürclier Urkundenbuch II, 2), des Lütold
von Regensberg 1250 (Zürcher Urkundenbuch II, 19 und Taf. 6, Fig. 8), des Rudolf von Winter-
b6rg (Zürcher Urkundenbuch III, 23) u. s. w. Von thurgauischen Beispielen seien die Siegel derer
von Ramswag und von Rosach erwähnt.
' S. Ulrici, Dni in Arperg 1249, S. Chuonis de Jegistorf 1249, S. Albi de Toreberch 1251,
S. Petri comitis de Buchegg 1252, S. Ulrici de Bütichon 1254, S. Heinrici de Stretlingen 1265,
vergl. Zeerleder, Urkundenbuch von Bern.
* Taf. 6, Fig. 10. Staatsarchiv Bern.
148
III. Teil : Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
Strichlagen im Siegel des Jakoh de Warte und Blattrankeii auf dem schon
erwähnten Siegel des Lütold von Regenshery. ^
Der Schild wird anfangs durch die innere Schriftlinie von der Legende
getrennt, s^jäter aber mit eigener Kontur umzogen (Doppellinie) oder erhöht
über dem Schriftbande dargestellt. Das Schildsiegel ist jedenfalls deutschen
Ursprungs, da es sich in romanischen Landen weniger und zwar gewöhnlich nur
als Rücksiegel vorfindet. Viele große Geschlechter, wie z. B. die Grafen von
Montfort und die von Werdenberg haben sich dieser Siegelform nie bedient.
y. Wappenschild im freien Siegelfelde.
Die Anforderungen des Siegels deckten sich keineswegs mit denen des
heraldischen Kampfschildes. Deshalb sind auch die schildförmigen Siegel nach
kurzer Zeit verdrängt worden und schon im XIV. Jahrhundert^ außer Mode ge-
kommen. Von gleicher Bedeutung, wie
der Schild, beanspruchte die Legende
einen hervorragenden und räumlich aus-
gedehnten Platz, um Name, Stand und
Geschlecht des Sieglers anzubringen.
Da dies im schildförmigen Siegel nicht
genügend geschah, sind die alten Siegel-
formen (rund, spitzoval) schon früh
auch zur Schilddarstellung- benutzt
worden, indem die Legende zwischen
zwei einfachen oder Perllinien, rings
um die Peripherie des Siegels, und der
Schild senkrecht in dem Siegelfelde
plaziert worden ist. Das älteste Siegel
dieser Gattung, das R. S. des Frei-
herrn Lütold von Regensher g^ ist im
XIL Jahrhundert besprochen worden und zeichnet sich sowohl durch eine rohe
Ausführung aus als durch die Anbringung der Legende im freien Siegelfelde.
Aus dem Anfang des XIIL Jahrhunderts nenne ich: R. S. des Grafen Lütold
von Regensherg^ von 1219 (mit romanisch-kugeligem Schilde, wie Dillingen),
des Äymon de Blonay von 1236, des Volniar von Ligers'-" 1288, des Hehno von
Munt (Montenach)^ 1239, des Ulrico de Ripe 1239 und des Seigneurs de Champ-
vmf^ 1240.
Fig. 97. S.R.S. des Grafen Volmar von Frobui-g.
Um 1270.
' Taf. 6, Fig. 8. Drei verschiedene Musterungen.
-' Wernher von Eptingen fnlirt 1381 ein S.S., wolil dasjpiiigo eines Vorfaliren.
^ II. Teil, Fig. b und Abb. z. Zürcher Urkundeiibucli II, Tai'. H, Fig. 2ü.
* Taf. 7, Fig. 1.
" Taf. 7, P'ig. 'J. Berner Urkundenbuch XI, .'5i).
« Bernor Urkundenbuch, Taf. 11, 42.
' Saninilung der Antiquarisclien (iescllschaft.
6. Die Siegel. 149
Der senkrecht gestellte Schild stößt mit den Oberecken und der Schild-
spitze an den innern Schriftrand und variert in der Form, um sich der Figur
und dem Felde zugleich anzupassen. Die drei entstandenen Felder zwischen
Schild- und Kreiskoutur bleiben bis zirka 1250 leer, werden aber in der Folge
mit Figuren oder Damast besetzt, oder, durch Vergrößerung des Schildes auf
Unkosten der Legende, beseitigt. Auf dem R. S. des Grafen Wilhelm IL von Genf
1252^ sind die Flächen mit Drachenungetümen ausgesetzt, im S.R.S. des Grafen
Bertold von Heiligenher g^ 12.56 mit großen achtblättrigen Rosen, im S.R.S. des
Heinrich de Saxo 1257 und des Grafen Mangold von^ Nellenhurg^ 1277 mit Sternen.
Blumenranken und Rosenzweige werden gegen Ende des Jahrhunderts vor-
herrschend und bilden die passendste und dekorativste Raumfüllung. Zuerst
sind sie auf dem großen S.R.S. des Grafen Hartmann von Froburg 1254 zu linden,
wo sie als romanische Fächerblattrank eu aus den seitlichen Erhöhungen des Drei-
berges hervorwachsen, auf denen der Schild steht. Mit Gittermuster belebt, er-
scheinen die drei Siegelfeldabschnitte zuerst auf dem S. R. S. des Grafen Ludwig
von Froburg^ 1260, des Werner de Chiena^ 1271, des Grafen von Arberg 1272
und des Werner de Ghiena 1283. Die dritte Art, die leeren Flächen durch Aus-
dehnung des Schildes bis an den äußern Schriftrand zu beseitigen, zeigen die
Siegel des Grafen Rudolf von RaxwecUswilare (Rapperswil) ^ 1259 und des
Friedrich von Randenbnrg 1265.
Die Ausführung ist in der ersten Hälfte des Jahrhunderts sehr primitiv,
der Schild oft nur in der Kontur erhaben (Siegel des Heimo von Montenach 1239
und des Markward von Botenburg 1240). Nach 1250 ist eine bedeutende Besserung
der technischen Leistungen zu verspüren. Der Schild wird erhaben über dem
Siegelfelde dargestellt, in starkem Relief und mit schräg abgekanteten Seiten
(Siegel des Jakob Müllner "^ 1272), die Schildbilder nicht mehr mit Linien, sondern
plastisch als Flächen behandelt. Auch tritt eine zweckmäßige Verwendung der
Damaszierung auf, indem bald das Bild, bald das Schildfeld mit einer Musterung
belebt wird. Die Muster beschränken sich auf die schon fi-üher erwähnten Gitter
und flachen Punktierungen und erscheinen zuerst auf dem S.R.S. des Heinrich
von Strätlingen 1252 (Strahl damasziert), des Grafen Wilhelm von Genf^ (blaue
Felder des Schachbrettes), des Grafen Bertold von Heiligenberg 1256 (Stiege).
Verschiedene Farben im selben Schilde sind durch verschiedene Muster geschmückt
worden, z. B. im S.R.S. des Grafen Heinrich von Falkenstein-^ 1274 (zweimal
' Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft. Tat'. 7, Fig. 4.
- Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. III, Fig. 7.
3 Taf 8, Fig. 9 ähnlich.
* Taf. 7, Fig. 8.
" Urkunde im Staatsarchiv Bern, Fach Köniz. Fontes III, 10.
** Taf 7, Fig. 9. Urkunde im Zürcher Staatsarchiv, Si)ital 8.
^ Sammlung der Antiquarischeu Gesellschaft.
8 Taf. 7, Fig. 4.
* Staatsarchiv Luzern. Fontes III, 84/85.
1 5Ö ni. Teil : Die dekorative Auweiulung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
geteilt, oben : Gitter, Mitte : leer, imten : Punkte) und des Albert von Klingenberg
von 1299.
Die Legende hat ihren Platz am Rande des Siegels und ist gewöhnlich
mit einfachen, doppelten oder Perllinien eingefaßt. Eine Ausnahme bildet das
S.R. S. des Grafen Ludtvig von Froburg,^ auf dem sich nicht nur um den Siegel-
rand, sondern auch um den im Felde stehenden Schild ein Schriftband zieht
mit dem Spruche: Set hoc est certum.-
Architektonische Zuthaten in Form von Drei-, Vier-, Sechs- und Achtpässen
werden erst im folgenden Jahrhundert allgemein gebräuchlich und beschränken
sich in unserem Zeiträume auf ein einziges Beisjsiel. Graf Amadeus von Genf
führt 1295 den geschachten »Schild in einem mit Rosen versehenen Vierpasse.
Die gewöhnliche Form dieser Gruppe ist das Rundsiegel, das in den verschiedensten
Größen vorkommt, bis zu einem Durchmesser von 6,3 cm {Kraft von Toggenburg
1256, Graf if. von BucJiegg 1279 und Graf Rudolf III. van Tierstein 1285). Im
spitzovalen Siegel schwebt der Schild mit der Spitze frei im Siegelfelde und
berührt nur mit den Oberecken den Schriftrand. Beispiele dieser Art sind:
S. 0. S. des Burlihard de Bremmegarten'^ 1252, des Lütold, senior, de Regensberg
1270 und des Ulrich de Grünenberch^ 1286. Im schildförmigem Siegelfelde mußte
der heraldische Schild geneigt dargestellt werden, um nicht mit dem Schrift-
rande zusammen zu fallen. Dies finden wir in den lieiden schildfömigen Siegeln
des Ulrich von Wartenstein^ 1233 und 1255, und seines Sohnes Heinrich, genannt
Swaro 1270.
Ein Frauensiegel, das im Siegelrund den Schild des Vaters trägt, führte
Anna von Kyburg^, die Tochter Graf Hartmanns des Jüngern, 1276 mit der
Umschrift: Anna de Kiburc et de Habsburch comittisse.
Im XIII. und zu Beginn des XIV. Jahrhunderts ist dieser Siegeltypus am
häufigsten verwendet worden und zwar vom hohen und niederen Adel, später
hat er mehr bürgerlichen Cliarakter angenommen und ist schließlich von den
adeligen Sieglern ganz bei Seite gelassen worden. In ihm sind Schild und
Legende gleichmäßig zur Geltung gekommen und der Schild dennoch größer
dargestellt worden als es in den späteren Siegelarten der Fall war.
Neben dem einfachen Wappenschilde sind schon im XIII. Jahrhundert auf
dem Siegel zusammengesetzte Wa])pen nachzuweisen. YreAierv Rudolf v. Sfrätlingen '
und Winimis führt Pfeil (Sträflingen) und drei Rosen (Wimmis) übereinander
' Taf. 7, Fig. H. Gleiclisam eine weitere schriftliche Bekräftigung des Siegels. Urkunde
im .Staatsarchiv Luzern. Fontes II, 389.
■■' Ein ähnliches Beispiel bei Set/ler, Geschichte der Siegel, S. 127. S.R. S. der Herren
Eberhard und Bertold von Schlüsselberg 1296.
■' Taf. 7, Fig. 11. Staatsarchiv Bern, Thun. Fontes II, 821.
* Taf 7, Fig. 7. Staatsarchiv Aargau, Zofingen 22.
' Taf. 7, Fig. 12. Fontes bern. II, :{49. Abb. Zeerkdcr. Berner Irkundenluich XV, 61.
" Taf. 7, Fig. 10. Staatsarchiv Freibuig,
' Taf. 9, Fig. 9. Staatsarchiv Aargau, Wettiugen 105.
Ij. Die Siegel.
151
1258 und Burchard von ützingen^ 1277, Lilie uud Rose im gespaltenen Schild.
Das S.R. S. des Heinrich advocatus de Baden^ 1807 zeigt einen gespaltenen Schild,
rechts Habsburg, links (_)esterreicli und dasjenige des Grafen Werner von Homberg ^
18()3. rechts das väterliche Wappen, links das Mütterliche von Kapperswil, als
Erbe der alten Grafen von Rapperswil. Der Vereinigung von natürlichen und
heraldischen Bildern im selben Siegel begegnen wir besonders unter den Städte-
siegeln, weil sie die Ansicht der Stadt oder eines andern älteren Siegelbildes
auch neben dem heraldischen Schilde beibehalten.
Von Beispielen weltlicher Herren seien angeführt: B. R. S. des Grafen
Berchtold von Neuenbürg^ 1243 und B. R. S. ([es (}vüiü\\ Budolf von Neuenbürg.^
Fig. 98. S. K. S. des Weiner
Doniicellus von Homberj^. 1303.
Fig. 99. B.K.S. des Grafen
Rudolf von Neuenburg. 1'243.
Auf dem ersteren sind über der Burg, dem alten Siegelbilde, zwei mit Sparren
belegte Wappenschildchen angebracht, beim letzteren ein einzelner Schild.
Das S.S. des Grafen Ulrich von Arherg^ 1249 zeigt in geteilter Schild-
flache oben die alte Neuenburg mit zwei Türmen und Kirchendach, unten den
sparrenbelegten Pfahl. Ein S.S. des Freiherrn Walther von Hasenburg '^ 1255
ist mit einem eigentlichen Gemälde versehen. Unter einer mächtigen Burg mit
zinnenbekröntem Donjon sitzt ein Hase (redendes Siegelbild). Aus dem Turme
ragen seitlich Fahnen heraus, welche das heraldische Wappenbild, in weiß einen
roten Schrägbalken, tragen. Aehnliche Kompositionen mögen noch oft entstanden
sein. Das zähe Festhalten am alten Siegelbilde läßt sich schon durch den Umstand
erklären, daß es als redendes Wappen gelten konnte uud schon von mehreren
Generationen geführt worden war.
^ Urkunde im Staatsarchiv Luzern. Fontes III, 197. Taf. 9, Fig. 6.
^ Urkunde im Staatsarchiv Luzern. Fontes IV, 290. Taf. 9, Fig. 3.
^ Fig. 98. Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
■* Sceaux historiques de Xeuchätel IV. 49. Ahb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief II, 2, 12.
" Sceaux historiques de Neuchätel I, 6. Vergl. Fig. 99.
^ Taf. 9, Fig. 2. Sceaux historiques de Neuchätel IV, 52. Stadtarchiv Bei-n. Fontes II, 345.
^ Taf 9. Fig. 5. Stadtarchiv Pruntrut.
152 III. Teil: Bio dekorative Amvendung der Heraldik iu KuiLst und Gewerbe.
e, Helmsiegel.
Die zweite Gruppe der heraldischen Siegel umfaiät die Darstellung des
Helmes. Sie ist weniger zahlreich, als die Gruppe der Schildbild- und Scliild-
siegel, weil sie erst mit der zunehmenden heraldischen Bedeutung des Helmes
aufgekommen ist, aber die verschiedenartige Darstellung der zimierten Helme
bildet eine hübsche Siegeldekoration und erschließt dem Forscher interessante Details
über ihre Herstellung und Befestigung. Der Helm ist je nach der Art des Kleinots
in Vorder- oder Seitenansicht abgebildet, bald im Rundsiegel, bald im schild-
förmigen Siegelfelde. Der freien Anbringung hat sich schon früh die Sitte ent-
gegengestellt, den Helm als heraldisches Abzeichen, gleich dem Schildbilde, in
den Schild zu setzen, um dadurch die heraldische Bedeutung hervortreten zu lassen.
Es ist schwer zu bestimmen, ob die freie Anbringung des Helmes oder diejenige
im heraldischen Schilde älter sei. Wenn die schildförmigen Siegel als Schilde
betrachtet werden, so ist die zweite Art unbedingt die ältere. Denn unter den
ersten Beispielen sind ausschließlich schildförmige Siegel zu finden oder R. S. mit
Helm im Schilde. Ich erwähne als älteste Beispiele: S.S. des Dajjifer de Heiggo^
(Heidegg) 1230 (Helmhaube ohne Zimier), S.S. des Hartmann von Baldegg'- 1286
(seitlich befestigte Räder), S.S. des Heinrich von Wassersteh^ 1239 (zwei Linden-
zweige), des Grafen Gottfried von Neiffen 1240 (zwei abwärts gekehrte Hift-
hörner), H. R. S. des Ritters Heinrich von Wangen 1242 (Helm in Schildeinfassung
mit Hut und zwei Flügeln) und des Ritters Walther von Elgg^ 12!i3 (Bären-
kopf) u. s. w.
Erst das H.R. S. des Johannes von Büttincon^ zeigt den Helm im freien
Siegelfelde. Weitere Beispiele sind: H. R.S. des Ulrich von Klingenherg^ (mit
Federföchern zu beiden Seiten) 1262, des Eberhard von BichcJsee,'' Stifters des
Klosters Tänikon, 1263 (Helm von vorn mit Hörnern), des Grafen Eberhard
von Lupfen^ 1280 (Schwanenhals mit Pfauenwedeln), des Hugo Münch^ 1285
und des Beter von Luterburg.
Im Schilde erscheint der Helm im S.R. S. des Ulrich von Wesinhon 1252
(Vogelhals und Flügel), des Budolf von Bechburg 1274 (Beutelstand) und des
Grafen Mangold von Nellenburg^^ 1277 (Hirschstange).
Reminiszenzen an den wirklichen Helm finden sich in der Nachbildung
der verschiedenen Metallbänder, welche zur Verstärkung gedient haben und der
' Abb. /. Zürcher Urkiiiideidmcli Lief. I, .'!().
^ Abb. z. Zürcher Urkundenbuch J^ief. I, 'M. Acbiilicli Tnf. S, Fijr. :5.
•' Vergl. die Helme bei Fig. 48.
* Taf. 8, Fig. 4. Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. III, Taf. ;?, Fig. '1\.
^ Taf. 8, Fig. 8. Staatsarchiv Luzern. Fontes III, 55l!.
® Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. III, 'J8.
' Taf. 8, Fig. 5.
•* Taf. 8, Fig. 6. Zürcher Staatsarchiv.
" Basler Urkundenbuch Bd. T, Fig. lOI.
•° Taf. 8, Fig. !). Zürcher Staatsarchiv.
(i. Die Siegel. 153
Kleinotbefestigungeu. (Wulst auf dem Siegel des Joli. von BüttiJcon^ 1255, 12ill,
Oesen auf dem Siegel des Hartmann von Baldegg und des Ulrich von Klingenher g.)
Im Siegel des Grafen Eberhard von Lupfen ist die Helmsclinur zum Aufbinden
deutlich sichtbar. Die Helmzierden haben ein einfaches Aussehen, ohne jede
dekorative Ausschmückung, können also direkte und naturgetreue Kopien wirk-
licher Zimiere sein. Ueber die Formwaudlung des Helmes ist schon früher ge-
redet worden. Die Profildarstellung tritt erst später auf, als die Vorderansicht
und wird besonders für einzelne Zimierstücke verwendet. Auf dem R. S. des
Ulrich de Wesinkon'~ ist der Helm de face, das Vogelkleinot aber im Profil
gegeben, um Kopf und Flügel darstellen zu können.
Die Helmdecke ist nur auf einem undatierten, aber stilistisch dem Ende
unseres Jahrhunderts angehörigen H. R. S. des Rudolf von Roglisivile ^ abgebildet,
als steifes von dem Profil-Helme weit abstehendes Band.
Die künstlerische Ausführung ist ebenso verschieden, wie die technischen
Leistungen, die Figuren sind bald in flacher Zeichnung, bald in plastischer
Nachbildung als Hochrelief gehalten (R. S. des Diethelm von Windegg^ 1296
und des Httgo Münch 1285). Die flache Behandlung beschränkt sich auf die
erste Hälfte des Jahrhunderts und geht im Laufe der Zeit mehr und mehr zur
plastischen Formgestaltung über.
f. Siegel mit Schild und Helm.
Aus den beiden altern Siegelgruppeu hat sich im zweiten Drittel des Jahr-
hunderts ein neuer Siegeltypus gebildet, welcher die beiden Darstellungskreise
vereinigte und das volle Wappen in neuer Zusammenstellung im Siegelfelde
trug. Das S.S. des Grafen Hartmann von Kyhurg^ (1284) zeigt an Stelle des
Schriftkreuzes den verkümmerten Helm mit Federkleinot und ist das älteste
Beispiel in der Sphragistik. Da sich das schildförmige Siegel keineswegs für
diese Darstellung eignete, so ist das R. S. dafür gewählt worden, das dem Stecher
erlaubte. Schild und Helm in angemessenen Proportionen abzubilden. Die Zu-
sammenstellung von Schild und Helm variert auf den verschiedenen Siegeln der
ältesten Epoche, indem ein R.S. Graf Hartmanns des Aeltern von Kyburg 1240^
den Helm ül^er dem nach vorn geneigten Schilde, auf der Seitenkante ruhend, ein
größeres Siegel von 1263'^ ihn in verkleinertem Maßstabe auf der Mitte der Ober-
kaute des senkrecht im Siegelfelde stehenden Schildes zeigt. Die allgemein
bekannte und stereotype Gruppierung findet sich auf dem R. S. des Grafen
' Taf. 8, Fig. 2.
- Abb. z. Zürcher Urkuiideubuch Lief. II, Taf. 4, Fig. 86.
^ Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
* Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
^ Fig. 60 und Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. I, Taf. 3, Fig. 15.
« Taf. 8, Fig. 10 und Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. I, Taf. 2, Fig. 14.
' Fig. 61 und Abb. z. Ziü-cher Urkundenbuch Lief. II, Taf. 1, Fig. 4.
154 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
Eberhard von Hdbshurg von 1267^ (auf der Oberecke des geneigten Schildes
steht der Helm). Weitere Beispiele in dieser Art sind: R. S. des Johannes von
Wesikon^ 1268, des Grafen Friedrich III. von Toggenhurg'^ 1270, des Grafen Otto
von Straßherg^ 1275, des Eberhard von Bichelsee'' 1275, des Grafen Wilhelm von
Arberg^ 1276, des Rudolf Giel von Glattburg"^ 1277 und des Walther vonVatz
1281. Neben dem R. S. ist auch das S. 0. S. mit dem vollen Wappen besetzt
worden (S. 0. S. des Kuno von Liebegg^ 1270) und das schildförmige Siegel
(S.S. des Burkhard von Straßberg'-^ von 1282).
Was nun die Ausführung anbetrifft, so ist die Zeichnung durchwegs roh,
Schild und Schildbild flach, Helm und Zimier plastisch behandelt. Der Schild
wird im ganzen XIH. Jahrhundert in stark nach vorn geneigter, fast liegender
Stellung abgebildet und übertrifft an Länge Helm und Kleinot zusammen. Da
das Kleinot in dekorativer Weise vergrößert und ausgeschmückt werden muß,
um den Raum möglichst zu füllen, so wird der Helm kleiner gestaltet oder teil-
weise in den Schild hinabgedrückt (Straßberg, Liebegg). Die ganze Gruppierung
wird je nach Bedürfnis über das Siegelfeld hinaus, auf Unkosten der Legende,
vergrößert und das Feld mit Ornamenten verziert. Blattranken erscheinen im
W. R. S. des Grafen Eberhard von Habsburg 1267 zu Seiten des Wappens, Rosen-
ranken in demjenigen des Grafen Rudolfs IL von Werdenberg - Sargans^^ 1299.
Lilien im W. R. S. des Grafen Rudolf von Rapperswil,^^ Sterne im W. R. S. des
Grafen Heinrich von Veringen^^ 1277. Das Feld im R. S. des Walther von Vats 1281
ist mit achteckigen Sternen belegt und dasjenige im Siegel des Ritters Eberhard
von Henggart 1299 durch ein weitmaschiges Rautelimuster geschmückt. ^-^ Damas-
zierung des Schildes und seiner Bilder findet sich selten, z. B. Balken im Schilde
des Grafen Hartmann von Kyburg von 1263 und Sparren im Schilde des Rudolf
von Arberg 1275.
Ein einziges Siegel zeigt Helm mit Helmdecke. Das schön proportionierte
und in einfacher Arbeit ausgeführte W. R. S. des Heinrich von Wildenburg^^ (1295)
1 Taf. 8, Fig. 13 und Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. III, Taf. 1, Fig. 4.
- Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. II, Taf. 4, Fig. 37.
* Gull, Die Grafen von Toggenburg, S. 11.
* Taf. 9, Fig. 1. Staatsarchiv Bern, Fraubrunnen. Fontes III, 11!^*. Zeerleder \A\., L'UiS.
^ Urkunde im Staatsarchiv Zürich.
" Taf 8, Fig. 16. Staatsarchiv Freiburg, alte Landschaft 175. Aehnliches Siegel des
Grafen Willielm von Nüwenburg, Herren von Arberg 1299. Fontes III, 758. Bern, Fach Frau-
brunnen.
' Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
« Taf 8, Fig. 7.
« Taf 8, Fig. VI. Zeerleder, Taf. 54, Fig. 2().s. Hasler Urkundcnbucli XI, 117.
''• Gull, Die Grafen von Montfort, S. 47.
" Taf 8, Fig. 14. Zürcher Staatsarchiv, Amt Octenbach 12.
'■' Taf. 8, Fig. 11. Ziu-cher Staatsarchiv, Buhikon iJiS.
'•■' Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
'* 'J af. 8, Fig. 15.
(i. Die Siegel. X55
läßt die Helnidecke in hübscher Drapierung zu Seiten des in Vorderansicht dar-
gestellten Helmes erscheinen und bildet den Uebergang zu der schönen, reichen
und künstlerischen Durchführung, welche dieser Siegeltvpus im XIV. Jahrhundert
erfahren hat.
g". Bür^ei'siegel.
Zwischen den Siegeln des Adels und der ritterlichen Bürgergeschlechter
besteht kein Unterschied, weil sich diese letzteren der einfachen heraldischen
Siegeltypen bedient haben, ohne neue Formen oder Darstellungsarten hinzu-
zufügen. Der einfache Bürger, der Handwerker, hat im XHI. Jahrhundert selten
gesiegelt und. wenn dies der Fall war. das Siegelfeld mit einem schlichten Bilde,
einem Hauszeichen, aber nicht mit heraldischen Figuren geschmückt. Es fallen
daher die einen Bürgersiegel in die soeben besprochene Gruppe der Schildbild-
Siegel, die anderen aber außer den Rahmen unserer Betrachtung.^
h. Städtesie^el."
Wenn der einzelne Bürger erst im XIV. Jahrhundert mit Zunahme seiner
persönlichen Macht und Steigen des Ansehens zum siegeln gelangte, so hat er
schon früh als Gesamtheit (civitas, universitas) das Siegelrecht gehandhabt. Die
Siegelbilder der Städte und Landschaften sind größtenteils natürliche Figuren.
Nachbildungen von Gebäuden (Stadtmauer: Freihiirg ; ßchlo^^: JBurgdorf, Thun;
Kirche: Basel, KilcJiberg; Brückenkopf: Brugg). Bilder aus der Geschichte der
Lolalheiligen {Schivys, St. Martin gibt dem Bettler den Mantel, Ludern, der
h. Leodegar ward geblendet), Porträtfigur des Schutzpatrons {Solothurn, St. Mauri-
zius, Zürich, Felix und Kegula) oder Attribute desselben {Unterwaiden und Genf,
Schlüssel des h. Petrus, Bülach, Kost des h. Lorenz). Zu diesen figürlichen Dar-
stellungen gesellen sich heraldische Beigaben, wie z. B. auf dem großen R.S. der
Stadt Freiburg von 1225,^ auf welchem über der durch Turm und Mauer an-
gedeuteten Stadt der Schild der Herzoge von Zähringen, der Stifter, ins Siegel-
feld gelegt ist. Der senkrechte Schild zeigt romanische Form und trägt den
vom Wolkenrande umschlossenen Adler. Den L'ebergang zur Heraldik bilden
die in Bezug auf den Namen oder die Lage des Ortes gewählten Bilder, welche
zum großen Teil in den Schild der betrefiFenden Stadt übergegangen sind. Ein-
zelne Städte haben durch die Jahrhunderte hindurch o-anz verschiedene SieiJ-el-
^ Ulrich von Zurzach, civis Scafusiensis (Scliaffhauseu), führt das Wappentier seiner Stadt
und 3 Lilien im freien Siegelfeld. Taf 9, Fig. 10. Ulrich am Ort, Schultheiß von Zürich, führt
im S.S. eine Blume, 1251. Taf. 9, Fig. 6.
- Litteratur über Städtesiegel und Wappen. Melly. Beiträge zur Siegelkunde. — Gautier,
Armorial historique des Villes et des Bourgs de la Suisse. Neuchätel 1895. — Schultheß, Die
Städte- und Landessiegel der Schweiz. Zürich 18.53. Mitteilungen der Antiquarischen Gesell-
schaft in Zürich. — v.Liehenau, Die Siegel der luzernischen Landschaft. Archives heraldiques
Suisses, 1897, 1 und 2. — Gans, Die Städtewappen der Schweiz. Zeitschrift „Die Schweiz"
1897 und ff.
» Schultheß, Taf 14, Fig. 1 und 2.
156 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und GeM-erbe.
bilder und Wappen (auf Panner und Schild) geführt, wie z. B. Zürich^ Die
drei Stadtheiligen schmücken heute noch das große Staatssiegel, wie anno 1224,
während das Wappen, dem Fahnenbilde entlehnt, rechts geschrägt von weiß
und blau ist. Außer den redenden Bildern haben direkte Anlehnungen an die
Wappen des Lehensherrn Veranlaßung zu heraldischen Städtesiegeln gegeben.
Behalten wir die schon früher vorgenommene Gruppierung der Typen bei, so
verteilen sich die heraldischen Darstellungen folgendermaßen:
Das Bild frei im Siegelfelde: Bern^ 1224 (schreitender Bär), Murten^
1249 (Leu mit Fisch in den Pranken), Interlaken^ 1250 (wachsender Steinbock),
SchaffJiausen^ 1258 (Bock aus dem Stadtthore springend), Avenclies^ 1270
(Bischofs- oder Mohrenkopf), Büren'^ 1273 (Steinbock auf einem Dreiberg), Unter-
ivalden^ 1291 (Schlüssel des h. Petrus) und Hasli^ 1296 (Reichsadler).
Das Bild im schildförmigen SiegeP": Uri^^ 1248 (Ur- [Stier] -Kopf in
Seitenansicht), Ärberg^^ 1249 (Adler über dem Dreiberg), Thun^^ 1250 (Burg mit
zwei Rundtürmen), Lusern^^ 1252 (linker Schrägbalken mit drei Rosen), Burg-
dorf^^ 1257 (Burg mit Turm und Palas), Winterthur'^^ 1263 (Schrägbalken mit
dem unteren Kyburgerlöwen) und 1279 (voller und ungeteilter Kyburgerschild),
Chur 1282 (dreitürmiges Stadtthor).
Das Bild vom Schilde umschlossen im Siegelfelde: Sempach^'' 1259
(im senkrechten Schilde über vier Wellenlinien der wachsende Leu von Habsburg),
Aarmi'^^ 1270 (geteilt, oben Adler, unten ein Baumzweig als Symbol der Au)
und Uri 1291 (Stierkopf en face).
Einen zimierten Helm führt die Stadt Bießenhofen^^ 1281 im Schildsiegel
' Abb. z. Zürcher Urkundenbucli, Lief. I, Taf. 7, P'ig. 57 und 58.
- Taf. 9, Fig. 11. Fontes II, 349. Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. II, Fig. 74.
ä SchuUheß, Taf. 14, Fig. 8.
* Schidtheß, Taf. 7, Fig. 8.
•^ Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. II, Taf 8, Fig. 72.
•* Sceaux historiques du Canton de Vaud par de Mmulrot, I, Y\g. 19. — Major, Archives
heraldiques Suisses, 1897, 3.
' Schultheis, Taf. 6, 4.
» SchuUheß, Taf 11, 8.
" Schiiltheß, Taf. 8, als freie Thalschaft.
'" Von ausländischen Beispielen seien genannt: S.S. der Stadt Hörn, der Stadt Fürsteu-
feld 1278, 1296. Im Msc. K 35 auf der Zürcher Stadtbibliothek ersciieint ein S.S. der Stadt
Eßlingeu von 1408.
" Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. III, Taf. 8, Fig. 71.
'- Schnltheß, Taf. 5, I'ig. 1.
'* SchuUheß, Taf. 7, Fig. 3 und 4.
'* Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. II, Taf 8, I'ig. 73.
'5 SchuUheß, Taf. 5, Fig. 9.
'" Taf. 9, Fig. 8 und Abb. z. Zürcher rrkiindcnbuch Lief II, Taf. 8, Fig. 71.
" SvhnUheß, Taf. 9, Fig. 8.
"* Taf. 9, Fig. 4. Stadtardiiv Aarau, Urkunde 7.
'" Taf. 9, Fig. 12. Abguü nach dem Bronce-Originalstempel im Stadtarchiv von Diefsenhofen.
6. Die Siegel.
157
Kyburgerlielni) und ein volles Wappen die Bürgerschaft von Zofingen^ 1280
(Schild und Helm der Grafen von Frol^urg, ihrer Herren).
Die symbolische Bedeutung der einzelnen Bilder haben wir schon bei früherer
Gelegenheit erörtert, und so bleibt uns noch übrig, einige Beobachtungen über
die technische und künstlerische Ausführung zusammenzustellen.
Diese Siegel sind gewöhnlich besser und sorgfältiger ausgeführt, als die
gleichzeitigen Stempel der weltlichen Herren, wohl aus dem Grunde, weil in der
Stadt die nötigen Handwerker eher zu finden waren, als auf den Burgen des Adels.^
Die Größe ist im XIII. Jahrhundert
noch bescheiden und erst im folgenden
Zeiträume bis zur Uebertreibung ge-
steigert worden, indem sich die
rivalisierenden Städte auch an Gröläe
des Siegels zu überbieten trachteten.
Die Form des Siegels ist gewöhnlich
rund und nur bei geistlichen Besitz-
ungen, wie z. B. Delsherg ^ spitzoval
(auf einem Dreiberg das Pedum des
Bischofs von Basel 1290). Eine Er-
klärung für die Schildform der Städte-
siegel (besonders der ältesten) ergibt
sich aus dem Umstand, daß der
Schultheiß als Siegler auftrat und das
Siegel einen persönlichen Cliarakter
an sich trug. So zeigt z. B. das älteste Siegel von Liizcrn nicht das Wappen der
Stadt, sondern des damaligen Schultheißen oder Vogtes. Mit dem Erstarken der
Stadt als Gemeinwesen verschwindet das schildförmige Siegel vollständig. Die
späteren Städtesiegel bilden oft ganze Agglomerate mit Darstellung der Stadt,
des Lehensherrn, des Stadtschildes und des Herrenwappens und zeigen durch
ihre reiche und prunkvolle Ausstattung am deutlichsten, zu welcher Bedeutung
ihre Siegelinhaber im Laufe der Jahre gelangt waren.'*
Um ein volles Bild des Siegelwesens bieten zu können, sind wir genötigt,
auch die Siegel der Geistlichkeit zu behandeln, welche sich der Heraldik aus
kirchlichen Gründen und gemäß religiöser Vorschriften zuerst abgeneigt zeigte,
dieselbe aber später nicht nur neben das Porträt ins Siegel aufnahm, sondern
zur alleinigen Darstellung erwählte.
100. W.E.S. des Kates und der Bürgerschaft
von Zofingen. 1278.
^ Fig. 100. Staatsarchiv Aargau, Stift Zofingen 10.
'^ Die Ritter ließen wohl auch bei städtischen Graveuren arbeiten, aber im XIII. Jahrhundert
scheint der Waffenschmied der Burg auch die Stelle des Stempelschueiders ausgefüllt zu haben.
3 Taf. 9, Fig. 13.
* Ein Siegel der Bürgerschaft von Rapperswil (XIV. Jahrhundert) zeigt die Ansicht der
Stadt mit Grafenschloß, Brücke und Brückenkopf, das volle Wappen und das Porträt des
Herzogs von Oesterreich, des Landesherrn. SchuUheß, Die Siegel der Hauptorte, Taf. 1, Fig. 13,
158" III' Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
i. Die Siegel der Geistlichkeit.
Kennzeichnend für das geistliche Siegel ist die spitzovale Form, die ihre
ausschließlich kirchliche Bedeutung erst im Laufe des XIIL Jahrhunderts erhalten
hat. Während die Bevorzugung dieser speziellen Form aus der Darstellung
im Siegelfelde leicht ersichtlich ist, indem sie sich jeuer am passendsten an-
schließt, hat man versucht, das Spitzoval mit der Mandorla zusammen zu
stellen und ihm auf diese Weise eine symbolische Bedeutung zu geben. Das
Oval ist zu Beginn beinahe kreisförmig, mit stumpfen Ecken, wird aber, vielleicht
unter dem Einflüsse der Uotik, immer schmäler und länger, mit stark gestreckten
und zu spitzen Winkeln zusammenlaufenden Seiten. Die mehr oder weniger
spitzovale Form kann als ein Kriterium der Entstehungszeit des betreffenden
Siegels gelten. Der Klerus aller Rangstufen hat sich ihrer bedient und andere
Siegelformen ' gehören, mit Ausnahme der Konvent-, Kapitel- und Konzil-Siegel,
zu den Ausnahmen.
Die Nachbildung des Porträtes im Siegelfelde mit den Abzeichen von Stand
und Würde datiert aus frühester Zeit. Im XL Jahrhundert erscheint nur die
Büste des Prälaten, im dritten Jahrzehnt des XIL Jahrhunderts die ganze Figur,
stehend oder sitzend. Diese Darstellung bleibt nicht nur auf die Siegel der
Kirchenfürsten, der Bischöfe und Aebte beschränkt, sondern findet sich auch in
Siegeln der niedern Geistlichkeit, wo sich der Siegler in Amtstracht (z. B. als
Lektor, Kustos, oder Kantor etc.) abbilden läßt. Das Brustbild des Prälaten
zeigt ein S. 0. S. eines Magisters und bischöflich konstanzischen Vikars von
1277 in ausgezeichneter Arbeit.^ Ebenso häufig ist die Darstellung biblischer
Scenen, der Gottesmutter, Heiliger, Märtyrer, der Namens- und Kirchenpatrone
oder symbolischer Bilder. Von den letzteren nenne ich: Lilie (Gottesmutter),
Pelikan, die Jungen fütternd (Opfertod Christi), Leu mit den Drachen kämpf md
(Christi Kampf gegen den Teufel), Lebensbaum mit zivei Tauben oder Pfauen (Evan-
gelium als Wurzel des Lebens), Schiff (die Kirche als rettendes Fahrzeug), agnus
dei, Evangelistenembleme Vi s. w. Zu diesen allgemein gebräuchlichen Darstellungen
treten die Lokallegenden und Heiligengeschichteu hinzu. In den Siegeln der Chor-
herrn des Stiftes zum Großen Münster'^ ist das Bild Karls des Großen (als Stifter der
Kirche) und dasjenige der Stadtheiligen Felix und Regula häufig zu finden, auf den
Siegeln der Solothurner St. Urs und St. Maurizius als Ritter und auf denjenigen der
Prepositi von Beromünster der Erzengel Michael als Drachentöter oder Totenrichter.
Neben allen diesen figürlichen und bildlichen Siegeln kommen auch solche mit heral-
dischem Schmucke vor. Aber die ersten Beispiele sind nicht unter den Siegeln der
hohen Prälaten zu suchen, sondern unter denjenigen der niedern Weltgeistlichkeit,
welche weniger an die Beobachtung der religiösen Bräuche und Vorschriften der
' Vergl. z. B. Bobert, La Sigillographie de Toul, Paris 1868.
- Taf. 10, Fig. 1. Staatsarchiv Zürich, Urkunde Töß 100.
8 Abi). /.. Ziirdier Ihkundenbudi Lief. I, ;{8. .'JSt, Lief. 111, ;]i». 10. M.
(i. Die Siegel.
151)
Kirche gehimden war, als die Oberhäupter. Mancher Kleriker aus ritterlichem
Geschlechte mag mehr an Schild und Schwert gehangen haben, als an der Kutte,
und wollte diesem Gefühle durch Anbringung des ererbten Wappenbildes auf dem
Siegel Ausdruck geben. Die Siegel rein heraldischen Charakters haben wir schon
früher berührt, und gesehen, daß die freie Anbringung des Wappenbildes sowohl
im Rund, als mit besonderer Vorliebe im Spitzoval zu geschehen pflegte. Beispiele
l>ieten die B.li. S. des Albert von Habshurg,^ can. Basil. 1252 (Leu), des Werner
von Wolhusen. can. Beronensis, 1277 (Burg), de>> P rohstes Budolf von Fr oburg''^ von
Zohngen 1256, des Diethehn, Pectoris eccl. in Ulma 1298 (von Ramenstein: Bock
auf einem Vierberg). Das Spitzoval des Grafen Bertold
von Toggenburg,^ can. Imliriancensis (Embrach) von
1249, das früher schon erwähnt worden ist, gehört zu
den ältesten, mit freiem Schildbilde geschmückten
Klerikersiegeln. Das Siegelfeld mit dem Wappentiere
und Lilien belegt, zeigt ein S. 0. S. des Leutpriesters
der Abtei Zürich aus dem Geschlechte Rüsegg^ von
1278. Weitere Beispiele heraldischer Typen mit dem
Wappenschilde oder in Schildsiegelform sind: S. O.S.
des Johannes von Liebegg, Plebanus in Schöftland
(Wappenschild im Siegelfelde) und das S. S. des
Gerhard, Prior von Tunstetten'-' (Bern) 1256 mit
steigendem Leu und Aes Rudolf von Habsburg, ^ canon.
Basilien. 1250. Heinrich von Toggenburg,^ Johanniter zu Bubikon führt 1250 ein
S. K. S. mit dem Ordenswappenschilde senkrecht im Felde, ebenso der Ordens-
meister ^ des Hauses Suh ein S. 0. S. mit Vortragkreuz 1293.
Aus diesen Beispielen geht hervor, daß alle Siegeltypen mit Schild und
Schildbild von dem Klerus verwendet worden sind, bis sich eine geistlich heraldische
Darstellung gebildet hatte. Diese Darstellung bestand nun in der Vereinigung
des religiösen Bilderkreises mit dem weltlich-ritterlichen Abzeichen, dem Schild-
bilde und dem Schild. Die untere Hälfte des Spitzovals wurde dem letzteren
eingeräumt, und das geistliche Porträt, der Heilige oder das symbolische Bild,
auf den oberen Teil beschränkt.
Das S. 0. S. des Propstes Werner Blum vom Chorherrenstifte zum Groß-
Münster in Zürich ^ von 1240 ist das erste Beispiel in unseren Landen, welches
Fig. 101. S.S. des Kanonikus von
Basel, Rudolf von Habsburg. 1252.
' Abb. z. Zürclier rrkuudenbuch Lief. II, Taf. 1, Fig. 9.
^ Taf. 6, Fig. 2. Staatsarcliiv Luzern. Fontes II, 41G/17.
^ Gull, Die Grafen von Toggenburg, S. 8.
* Taf. 10, Fig. 4.
^ Taf. 6, Fig. lo. Staatsarchiv Luzern.
® Fig. 101 und Abb. z. Zürclier Urkundenbuch Lief. II, S. •_'.
'' Abb. z. Zürcher Urkundenbucli Lief. III, Fig. 46.
8 Basler Urkundenbuch, Bd. III, 18, 186.
« Taf. 10, Fig. 5. Abb. z. Zürcher Urkundenbuch Lief. II, Fig. 47. 48. 49.
160 III. Teil: Die dekorative Anwendung der Heraldik in Kunst und Gewerbe.
die Vereinigung von Porträtfigur und Wappenbild (gestielte, fünfblättrige Blume)
zeigt. Aelmlich ist das S. 0. S. des Johannes SchäfJin,^ can. Turic, 1272 (oben
Kleriker, unten Schaf) und das R.S. des Klosters Fischingen von 1278 (neben
der Heiligenfigur je ein Fiscli). Porträt und Wappenschild sind dargestellt auf
dem S.O. S. des Propstes Ortolf von Konstanz 1249, des Hugo Böckli,^ Chorherrn
zu Züricli 1262, des Propstes Johann von Konstanz 1291. Heiligenfigur und
Wappenschild sind selten durch eine Gerade, wie bei den beiden genannten
Gruppen getrennt, vielmehr durch eine mehr oder minder reiche Ballustrade,
einen Sockel oder eine Konsole. Heinrich von Hasenlmrg,^ can. S. Ursicini (can.
de nie) 1268 führt die Halbfigur eines Engels im oberen Felde, im untern den
großen und in schönem lielief gearbeiteten Familienschild, Lütold voti Rötelen,'^
can. Constantiensis, 1276 und Konrad von Göskon,^ Propst zu Schönenwerd 1299,
Maria mit dem Kinde und senkrecht darunter den Schild ihres Geschlechtes. Gott-
fried 3Iüllner,^ Rektor der Kirche von Küßnacht führt 1303 im S.O.S. St. Georg
als Drachentöter und unten auf der Legende den Wappenschild. Vereinigung von
symbolischem Bilde und dem Wappenschild hat der Zürcher Cliorherr Nikolaus
Tya (Tyg) '^ 1301 in seinem S.O.S. (oben einen seine Jungen fütternden Pelikan,
unten den Schild der Tyg). Eine nähere Beziehung der beiden verschiedenen
Darstellungen, der weltlichen und der geistlichen, ist um die Wende des Jahr-
hunderts auf den Siegeln nachzuweisen, indem ritterliche Heilige, wie z. B.
St. Georg, St. Michael, deren Schild das Kreuz zierte, den Wappenschild des betr.
Klerikers führen. So trägt der h. Michael als Drachentöter auf einem S. 0. S.
des Propstes Dietrich von Hallivil ^ zu Beromünster in der Rechten den Speer,
in der Linken den Spitzschild mit dem Hallwiler Flügelpaar (Ende XIII. Jahr-
hundert), im S.O.S. des Archidiakons ÄlbrecM von Hafstatt,^ zu Basel, den
Wappenschild der Hattstatt 1271. Auf dem S.O.S. des Paidolf von Glarus,^^
rectoris eccl. in Höngg 1297 und des Probstes von Beromünster Ulrich von
Landenberg ^'^ (1306 urkundlich, aber stil. XIII. Jahrhundert) hält die Heiligenfigur
den Schild in der Linken, gleich einem Schildhalter.
Während die Sitte des Wappenführens in den weitern Schichten der Geist-
lichkeit schon um die Mitte des Jahrhunderts allgemein wurde, ist das Auftreten
der Wappenbilder in den Siegeln der Bischöfe und Aebte erst gegen Ende des
' Taf. 10, Fig. 10. Staatsarchiv Züricli.
'' Abb. z. Zürcher Urkundenbach Lief. III, Tat'. 7, Fig. 61.
« Taf. 10, Fig. \2.
* Basler Urkundenbucb I, Taf. 3, Fig. 27.
s Taf. 10, Fig. 13. Vergl. auch das S.O.S. des Chorherrn Nikiaus v(hi Malters, 1295.
Basler Urkundenbucb.
» Taf. 10, Fig. n. Staatsarchiv Zürich, Spital !»^». 118.
' Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
« Taf. 10, Fig. 16.
" Basler Urkundenbucb, Bd. I, Fig. 2S.
'" Taf. 10, Fig. S. Staatsarchiv Zürich, rroj)stei Hi).
" Taf. 10, Fig. 9.
B. Die Siegel. 151
XIII. Jahrhunderts, bei vielen sogar erst hundert und zweihundert Jahre später,
nachzuweisen. Es ist kein bloßer Zufall, wenn die beiden ersten Beispiele von An-
gehörigen feudaler und wappenfreudiger Geschlechter herrühren, von einem Habs-
burger- und einem 3Iont forter- Grafen. Das S. O.S. des Bischofs Budolf (von Habs-
burg) ^ von Konstanz von 1286 und dasjenige des Chiirer Bischofs Friedrich von
Montfort^ 1288 zeigen unter der Konsole, auf welcher der sitzende Bischof im
Ornate thront, die Wappentiguren ihrer Geschlechter, den Leu und die dreilappige
Fahne. Aus dieser untergeordneten Stellung entfernt und zu beiden Seiten der
Figur angebracht, sind die Wappenbilder auf dem S. 0. S. des Bischofs Otto von
Basel, ^ aus dem Geschlechte Grandson, zwei Muscheln, 1309 (Wappen: Schräg-
balken mit drei Muscheln) und des Abtes Konrad von AUerheiligen^ zu Schafif-
hausen (von Liebenfels) 2 Lilien und den Flügel der Liebenfels. Aehnlich erscheint
auf dem Siegel eines fremden Biscliofs, Tomasius von Corona ('^),^ das freie Wappen-
bild und ein Schild zur Seite 1299. Im Prälatensiegel finden wir das Wappen in
Basel 1315, in Konstant erst 1318, in Sitten 1323, in Chur 1327, in St. Gallen
1333 und in Einsiedeln 1347.
Mit der Zeit tritt die figürliche Darstellung zurück und das heraldische
Bild mit Schild, Inful, Pedum, Schwert uud Palme, den Abzeichen des kirchlichen
Regimentes, nimmt die ganze Siegelfläche ein und bildet das endgültige Dekorum.
1 Taf. 10, Fig. 14.
2 Taf. 10, Fig. 11 und Gull, Die Grafen von Montfort, S. 22.
^ Sammlung der Antiquarischen Gesellschaft.
* Taf 10, Fig. B. Antiquarische Gesellschaft.
^ Taf. 10, Fig. 7. Staatsarchiv Zürich, Propstei 93.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. 11
VIERTER TEIL.
-=^-
Die Heraldik in der Dichtkunst.
Die Entwicklung der Heraldik ist nicht allein von der politischen Be-
deutung und den kriegerischen Ereignissen eines Landes abhängig gewesen,
sondern auch von der Höhe des geistigen Lebens. Da, wo sich die Einflüsse der
französischen Kultur am stärksten geltend machten, wo das höfische Rittertum
in Minnedienst, in prunkvollen Festen und Gespielen und in der Dichtkunst zur
vollen Blüte gedeihen konnte, da mußte auch die edle Wappenkunst die kräftigste
Förderung erfahren. Es ist daher kein Zufall, wenn dies besonders im südlichen
Teile des hl. römischen Reiches geschehen ist, in Schwaben und in den Gegenden
der heutigen Schweiz.' Mit der Erhebung zweier einheimischer Geschlechter
auf den Königsthron, der Hohenstaufen ^ und der Habsburger, war ein politischer
Vorrang geschaff'en und das geistige Leben durch die starke Teilnahme am
Kreuzzuge Friedrichs H., durch die vielseitige Berührung mit den Romanen in
Fluß geraten. Die lange Reihe unserer Minnesänger, von Ulrich von Zatzik-
hofen bis auf den Dichter des Reinfried von B]-aunschweig herunter "^ geben
' J. Bächtold, Geschichte der deutschen Litteratur in der Schweiz. Frauenfeld 1887.
p. 81 u. ff.
'■* Vergl. Einleitung bei Waclternagel, W., Der arme Heinrich Herrn Hartmanns von Aue.
Basel 188.5.
* Zu den P^pikern des XHI. Jahrlumderts geliören außer den im Texte Augeführten noch
WaUher von liheinau aus Bremgarten (Aurgau) und Konrad ron Hehimlorf (Tluirgau). Von
den Ijyrikern nenne ich nur die urkundlich festgestellten Persönlichkeiten: Graf IxudoJf von
Fenis-Neuenburg, Dietmar von Ast (Tluirgau), Ulrich von Sinf/rnlicrg (St. Gallen), Weniher
von Teicff'en (Zürich), Heinrieh von Hardegg (St. Gallen), Hesso von liinach (Aargau), Heinrich
von Sax (Zürich), Walther von Klingen (Basel), Burkhart von Wengen (Zürich), Ulrich von
Winterstetten (Tluirgau), Henricus rfeffeli miles (Basel), Leutold von Tal (St. Gallen), Budolf
von Botenhurg (Luzern), Graf Kraft von Toggenburg (Zürich), Heinrich Teschler (Zürich),
Viethehn Göli (Basel), Herr von Gliers (Bern), Heinrieh von Strätlingen (Bern), Konrad von
Die Heraldik in der Diclitkunst. I(j3
Zeugnis von der geistigen Blüte des Landes, deren Mittelpunkt im XIII. Jalir-
hundeii die alte Reichsstadt Zürich wurde. ^
In der epischen Dichtung, welche naturgemäß hier allein in Betracht fällt,
erscheint die Heraldik schon im ersten bekannten Werke, in dem Lanzelet des
Ulrich von Zatzikhofen. Aber der Dichter beschränkt sich auf das Notwendigste
und lässt sich nur ausnahmsweise zu einer längeren Beschreibung herbei. Ab-
gesehen von dem Lehrgedichte Konrads von Mure, das sich nur mit der Wappen-
kunst befasst, darf erst der Basler Konrad von Würzburg als ein heraldisch
gebildeter Poet genannt werden, der in breitgetretener Schilderung die „wäfen"
eingehend zeichnet und schon über eine gewisse heraldische Terminologie verfügt.
Wenn auch nicht allen Beschreibungen voller Glaube geschenkt werden darf,
weil die dichterische Phantasie manches erfunden oder allzu kostbar ausgestattet
haben mag, so geben sie uns doch zeitgenössische Aufschlüsse über das ritterlich-
heraldische Kostüm, über die Beschaffenheit und Ausschmückung von Schild
und Helm.
Schon von Anfang au kommt dem Schildbilde eine bestimmte, rechtliche
Bedeutung zu, indem dasselbe Bild stets im Schilde derselben Person wiederkehrt,
wie z. B. die Mouve Ereks,^ der Adler Lanzelets u. s. w. und „namenlose" Ritter
die verschiedenfarbigsten Kramschilde ^ führen. Selten ist die Erwähnung zimierter
Helme, auch bei den ausführlichen Darstellungen der Turniere; entweder wurde
denselben noch wenig Bedeutung beigemessen^ oder das allgemeine Tragen des
Kleiuots föllt erst in eine spätere Zeit.
Bei allen Meistern findet sich die Tendenz, durch Heranziehung von Ver-
gleichen mit natürlichen Gegenständen die eintönio-e Farbenaufzähluno- kurzweiliff
zu gestalten und dem Leser die heraldischen Farben in möglichster Grellheit
vor Augen zu malen. Die folgenden Beispiele sind den Werken der Dichter
entnommen, welche im Weiteren erwähnt werden, und sollen die Art und Weise
der Schilderung illustrieren.
Für rot findet sich: „noch roter denne ein rosenblat", eine Kovertiure, „die
vrischen rosen was gelich an sehin und an der varwe", „uz purper als ein rose rot",
„als ein vrischin rosenbluot", „rot von kehi" (gueules = Rachen), „von rubein (Rubin)
rot", „roeter denne ein fuer, daz glimmet", „stark rot zundervar" (feuerrot).
AUstetten (St. Gallen), der Schenk von Landegg (Thurgau), Jakob von Wart (Zürich), Otto vom
Thurn (Luzern), Rudolf von Trostberg (Aargau), Johann von Minggenbei-g (Bern), Albrecht von
Sapper steil (Zürich) und der Hadloub (Zürich).
' Hand in Hand mit der politischen Bedeutung der Stadt ging das Aufblühen des
geistigen Lebens, das an der Stiftsschule zum Großmünster ein festes Zentrum besaß. Dort
lehrte Konrad von Mure, wohl im Vereine mit andern hervorragenden Geistern. Das Zentrum
der ritterlichen GeseHschaft bildeten, wie schon erwähnt, die beiden Manesse, Rüdiger H auf
Manegg, Ritter und des Rats und sein Sohn Johannes, Chorherr und Kustos des Stiftsschatzes.
- Lanzelet, Yers 6302. Erek, Vers 2290—2315.
8 Lanzelet, Vers 2868—3273.
* Konrad von Mure beschreibt ebenfalls nur den Schild.
164 IV. Teil: Die Heraldik in der Dichtkunst.
Für blau: „lazürblä von liimel varw", „von lazür einen blawen schrank",
„trubeblä" (Traubenblau).
Für grün: „grüen als ein niugebrochen de" (Klee), „grüen als ein burnekresse"
(Brunnenkressich)? „von sinople rot" (sinople = grün), „grüener denne ein louch (Lauch),
dem abe geschroten ist der kil", „von smaragden wolgetan ein grasegrüener papigan",
und „uz purper grüener denne ein gras."
Für schwarz: „von purper swarz ret (recht) als ein kohl" (Kohle), „von zobele
swarzer denne ein brant" (angebranntes Holz), „von zobele (Pelz) swarz", ein Schild,
„der swarz geverwet duhte reht als ein zitik bramber" (Brombeere).
Für loeiß: „blank", „harmblank" (hermelinweiß), „von hermine vrisch" (her-
melin), „von silberwiz", „von berlin rein" (perlenrein), „alzam ein sne" (wie Schnee).
Für gelb: „von golde rieh uz Arabin", „gel als ein ringelbluome" (gelbe
Wiesenblume).
Noch reicher und mannigfaltiger sind die Ausdrücke im Lateinischen:
Bot = coccineus (Scharlachfarben), minius, minianus (mit Zinnober gefärbt),
rufus (rothaarig).
Blau = blavus, caeruleus (dunkelblau, himmel farbig), cyaneus (von xuavso?,
dunkelblau), glaucus (lichtblau schillernd).
Grün = viridis (grün, grünlich).
Schwarz = niger, furvus (dunkelfarbig), pullus (schwärzlich, hässlich).
Weiß = argenteus (silbern), candidus (schimmernd, blendend weiß), niveus
(schneeig, schneebedeckt).
Gelb = aureus (golden), croceus (safrangelb), deauratus (vergoldet).
Das erste Opus der höfischen Dichtkunst in unserem Lande ist der ^Lan-
selet" ^ des Ulrich von ZafsiJchofen,^ der zum ersten Male in deutscher Sprache
einen Roman aus dem normannisch -britanisclien Sagenkreise des Königs Artus
behandelt. Er ist einer französischen Vorlage nachgebildet und ums Jahr 1195
entstanden. Nur die Hauptpersonen der Erzählung sind mit Wappen ausgestattet,
der Held Lanzelet, die Ritter von König Artus' Tafelrunde"' und der größte
Gegner des Helden, der König Yveret von Dodone. Die Meerfrau übergibt dem
jungen Lanzelet, der auf Abenteuer auszieht, einen Schild:
371 der was als er wolde:
ein breit ar von golde
was enmitten drüf gemäht
der rant mit zobele bedaht.
Des gleichen Schildes geschieht nochmals Erwähnung (Vers 2872), und
der Adler, das Wappenbild, erscheint als Bekröuung des Zeltes, das die Meer-
^ Lanzelet. Eine Erzählung von Ulricli v. Zatzikhofen. Von K. A. Hahn. Frankfurt 1845.
- Capellanus Uolricus de Cecincliovin (Zezikon im Kanton Thurgau), plebanus (Lout-
pricster) Lounieissae (von Lommis), ersclieint urkundlich zu St. Gallen '29. März 1214.
^ Die Eitler von der Tafelrunde führen persönliclie Abzeichen, die in den höfischen Kreisen
als bekannt vorausgesetzt werden konnten, weil sie häutig dicliterisch besungen wurden.
Die Heraldik in der Dichtkunst. 1(35
fi-RU dem Heldeu überreiclien lälst, als ihm Name und Stand verkündet werden *
(Vers 4778).
Die Kitter von der Tafelrunde erkennt Lanzelet an den Schilden, welche
ihm der ausgesandte Bote beschreibt:
6292 der ritter einer treit
6294 einen lewen mit einer crone,
von golde erhaben harte wol.
der schilt ist als ich sagen sol
üz und inne harte rieh
von lasüre al gelich.
6299 der ander einen arn (Adler) treit
von golde, dest ein warheit.
6302 den dritten ritter sah ich tragen
von härm einen schilt wiz:
dar üf ist in allen vliz
ein mouwe von zobel gemäht.
6306 der vierde schilt der ist bedaht
mit eime pantiere.
do erkantes alle viere
Lanzelet der milte
ritter unde schilte.
Glänzend ist die Beschreibung des Königs Yveret, den Lanzelet im Zwei-
kampfe besiegt. Der Dichter wollte dadurch den Sieg seines Helden noch größer
erscheinen lassen. Das Roß trug eine eiserne Kovertiure und darüber einen
Sammtmantel :
4417 gewehrt griiene als ein gras
sin wafen euch dar an was
rote lewen von golde
4420 sin schilt was, als er wolde,
von sinople rot genuoc.
ein guldinen lewen er truoc
der was üf daz bret erhaben.
4438 guldin was sin gügerel-
ein boum mit löubern niht zu breit
ein grimel^C?) was daran bereit
mit sidinen weifieren.
Kramschilde, d. h. gekaufte Schilde, gebraucht Lanzelet auf dem Turniere
zu Djofle. Aber sie wurden an jedem Tag mit anderer Farbe bemalt. Der Schild
* Schon zu Beginn der Erzählung gibt die Meerfrau dem jungen Kecken den Adler als
Schildzeichen, ohne ihm seinen hohen Stand zu verkünden. Der königliche Vogel deutet aber
genugsam darauf hin.
'^ Gügerel = Kleinot, vergl. II. S. 79.
^ Grimel bedeutet hier wohl Wulst und weifieren = herabhängende Bänder, die sphra-
gistisch im XII. und XIII. Jahrhundert nachweisbar sind.
166 IV. Teil: Die Heraldik in der Dichtkunst.
erforderte jeweils eine andere Kleidung, eine neue Fahne und eine Kovertiure
in der erwählten Farbe, weshalb der Ritter dem Knappen Diebolt befiehlt,
grünen, weißen und roten Stoff zu kaufen, um Panner und Kovertiure zu
schneiden. ^ Ulrich von Zatzikhofen bedient sich folgender Fachausdrücke :
gügerel (646, 4438), vinteilen (1385), grimel (4440), wäfen (Schildzeichen 4418,
6290), von denen aber keiner speziell heraldisch ist. Helm und Schild, Pferde-
decke und Panner tragen heraldischen Schmuck, ebenso die Zelte (4778, 6265),
der WaflFenrock dagegen goldene Schellen (363, 4428).
In den Werken Hartmanns von Äue^ (1197 — 1209), des zweiten und größten
Epikers der höfischen Kunst, ist die Wappenbeschreibung spärlich vertreten.
Die Schilderungen der Ausstattung weichen hinter den psychologischen zurück
und erzählen nur das allgemein Bekannte, ohne sich um das Detail zu bekümmern.
Einzig „EreJc der Wtmderaere'^ " enthält einige Stellen, in denen die Wappen-
kunst besprochen ist und wo dem Helden ein Schild gegeben wird.
739 sin wapenroe alsam was
samit grüene als ein gras,
mit riehen borten umbestalt.
Erek prüft vor dem Turniere zwischen Tanebrok und Pruris die Schilde,
welche dasselbe Wappenbild, aber verschiedene Farben zeigen.
2284 Nu pruofte der junge man
dri schilte gelich
und driu gereite alsamelich*
mit einem wäfen garwe^:
doch schiet si diu varwe."
Der erste Schild ist weiß und trägt eine gelbe Mouve (Muff = Aermel),
der zweite rot mit gelber Figur und der dritte gelb mit schwarzem Aermel.
Am reichsten ist der letzte ausgestattet; denn er ist mit einem Schildbuckel
und Buckelreisern' versehen. Er war:
• Lanzelet, Vers 3080—3087.
- Die beste Erklärung über Hartmanns l'ersönlichkeit scheint mir Zeller-Werdmüller im
Zürcher Taschenbuch für 1897 zu geben, daraus ich das folgende entnehme: „Hartmaun von
Aue, Schildvetter derer von Wesperbühl (W: mit 3 Adlerköpfen), war ein Burgmann des Frei-
herrn von Tengen zu Eglisau. Seine klösterliche Erziehung konnte er im nalieu Rheinau erhalten;
1195 war er Ritter, 11!)7 zog er ins gelobte Land gegen Saladin, kehrte 1198 zurück und
verheiratete sich." Den Anblick des Wassers, das in seinen Werken so oft beschrieben wird,
bot ihm der Rhein, an dessen Ufer die Heimat des Dichters zu suchen ist.
■' Hartmann von Aue, herausgegeben von Fedur Beck, Deutsche Klassiker des Mittel-
alters, 4. Band. Leipzig 1867.
■* Alsamelich = ganz ähnlicli aussehend, wie die dazu gehörigen Scliilde.
■' Nur mit dem gleichen Wappen versehen.
« Vergl. II, S. 53.
' Vergl. II, S. 35. 3ü.
Die Heraldik in der Diclitkunst. 167
2:304 von golde uzen und innen gar
dar üf ein mouwe zobelin,
daz die niht bezzer mohte sin;
dar über ein bückel geleit
von Silber schone zebreit
diu ris ze breit noch ze smal,
si bevienc daz bret über al.
Zu den drei Schilden gehörten:
2321 dri banier samelich
eim ieglichen schilte gelich.
Der Dichter läßt eine genaue Beschreibung der ganzen Turnierausrüstung
folgen, mit Angabe der Bezugsquellen für Helme, Halsberge, Beiubekleidung,^
Waffen u. s. w. und schließt mit dem Helme :
2335 sin heim gezieret schone
ein engel üz einer kröne
von golde geworht sehein.
Es ist auffallend, daß Hartmanu von Aue die Helme so wenig berück-
sichtigt, denn gerade er, den die Weingartner Liederhandschrift und der Manesse-
Codex in voller Turnierrüstung darstellen, muß den ritterlichen Spielen öfters
beigewohnt haben. Wir begegnen denn auch einer Reihe von Ausdrücken,
welche auf die genaueste Kenntnis des Kriegshandwerkes hindeuten, sich aber
nur auf die Ausrüstung von Roß und Mann beziehen.
Auch Konrad Fleck'' und Rudolf von Ems'^ kommen in Bezug auf
heraldische Schildereien nicht in Betracht, der erstere vermeidet sogar in Flore
lind Blancheflore^ jedwelche Anspielung auf kriegerischen Schmuck.
Der eigentliche Kenner der mittelalterlichen Heraldik ist Meister Konrad
von Würzhurg,^ der oft über den weitläufigen Wappenschilderungeu den Faden
der Erzählung verliert und langweilig auf den Leser wirkt. Seine eingehende
heraldisch-juristische Bildung, die historische Kenntnis der Wappen deutscher
^ Erek. Vers 2325. Rosse aus Spanien, Helme von Poitiers, Halsberge von Schamliers,
Iserkolzen (eiserne Beinbekleidung) von Gleuis, Speere von Lofainge, die Schäfte von Etelburg.
'' Konrad Fleck, einer ritterlichen Familie des baslerischen Juras angehörend, war ein
Schüler Gottfrieds von Straßburg.
^ Rudolf von Ems fällt leider außer Betracht, weil seine Werke nicht in vollständiger
Ausgabe existieren und es nicht möglich war, die Handschriften zu studieren. Die abgedruckten
Stellen enthalten keine heraldischen Schildereien, aber es ist anzunehmen, daß er solche sowohl
im Alexanderliede als im Wilhelm von Orlens angebracht hat.
* Flore und Blanscheflur, Eine Erzählung von Konrad Fleck, herausgegeben von Emil
Sommer. Leipzig 18-46.
* Der Geburtsort Konrads von Würzburg ist unbestimmt. Konrad ist bürgerlichen Standes
und soll vorerst als Geiger am bischöflichen Hofe zu Würzburg gelebt haben. Später zog er
nach Straßburg und schließlich nach Basel, wo er das Haus „zur Wirzeburg" besaß. Er stai'b
daselbst den 31. August 12H7 und liegt im Münster begraben.
168 IV- i^'l- I^iß Heraldik in der Dichtkunst.
und welscher Fürsten und Grafen legen Zeugnis ab, daih er sich eingehend mit
historisch-genealogischen und auch heraldischen Studien befasst haben muß. Er
hatte wohl auch Gelegenheit, einem Turniere als Augenzeuge beizuwohnen, ent-
weder im Gefolge eines hohen Herrn, wie z. B. des Bischofs von Würzburg, oder
geradezu in der Eigenschaft eines Turnierheroldes. Sein erstes bekanntes Werk,
der Turney su Nantheis,^ ist dem Meister schon oft abgesprochen worden,
weil diese „gehaltlose Reimübung" seiner nicht würdig sei. Wir haben aber
in dem Erstlingswerke neben der Beschreibung von Schild, Helm und Kleidung
der turnierenden Ritter doch einen leitenden Grundgedanken, der sich aus dem
historischen Inhalte der Dichtung ergibt. Bächtold vermutete in dem Gedichte
die Verherrlichung eines wirklich stattgehabten Ereignisses und weist auf die
Krönung Richards von Cornwales hin, welche im Mai des Jahres 1257 im
Beisein von zweiundzwanzig Bischöfen, dreissig Herzogen und Grafen und drei-
tausend Rittern zu Aachen stattfand.^ Es ist nicht ausgeschlossen, daß Konrad
in Aachen anwesend war und, geblendet von dem Glänze des Festes, zu seinem
Gedichte angeregt worden ist.
Er schildert den Kamj)f der „Tiuschen und der Walhe" und gibt dabei
die genaue Beschreibung von zweiundzwanzig Schilden und fünf Helmen. Die
Deutschen erscheinen unter der Führung des Königs Richard von England und
die Welschen unter dem Vogte von Kerlingen (Frankreich) und dem Könige
von Spanien. Das Turnier endigt mit dem Siege Richards und der Gefangen-
nahme des Königs von Spanien. Die Vermutung liegt nun nahe, daß Konrad
mit diesem Gedichte die Doppelwahl Richards von Cornwales und Alphons X.
von Kastilien und Leon behandeln wollte und dem ersteren, dem rechtmäßig
gekrönten Könige, den Sieg zuerteilte. Auf die Seite Richards stellt er die
Könige von Schottland und von Dänemark, die Herzoge von Brabant, Braun-
schweig und Sachsen, den Landgrafen von Thüringen, die Markgrafen von
Brandenburg und Meißen und den Grafen von Cleve. Unter den Gegnern
erscheinen, außer den oben Erwähnten, der König von Navarra, Graf zu Cham-
pagne, die Fürsten von Burgund und Lothringen, „ein herre von Britanje"
(Herzog von Bretagne), die Grafen von Artois, Bar, Blois und Nevers. Die Zu-
sammenstellung geschah gewiß nicht in Anlehnung an politische Konstellationen
oder an das auf dem Turnier gesehene, sondern in dichterischer Freiheit; daß
aber den einzelnen Rittern historische Personen zu Grunde liegen, geht aus der
Erklärung der Schildbilder hervor.'^ Der Turney von Nantheis eröffnet die Reihe
' Bartsch, K., Konrads von Würzburg Turney von Nanthoiz. Wien 1871.
'^ Vgl. Bächtold, Littcraturgeschichte S. 11«. 119.
* In der wissenschaftlichen Beilage der Ijeipziger Zeitung hat Freiherr K. von Mamherg
versucht, einzelne Personen historisch nachzuweisen. So führen erst die Söhne Herzog Albrechts I.
von Sachsen, Johannes und Albrecht IL, den gespaltenen Schild, nachdem ihnen 1"2G1 das Burg-
graftuni Magdeburg zugefallen war. Die Markgrafen von Meißen, die bis T-'l« einen fünf mal
gespaltenen, gelb-blauen Schild führten, setzten seit dem Thüringer Krbfolgestreit den LOwen von
Die Heraldik in der Dichtlamst. 169
der Herold- oder Wappengedichte, die besonders im XIV. Jahrhundert zahlreich
verfertigt worden sind. Zur Erleichterung der Schildbeschreibung hat sich mit
der Zeit eine eigene heraldische Terminologie herausgebildet, deren Anfänge
wir schon bei Konrad von Würzburg finden. So gebraucht er für Teilungen
des Schildes folgende stereotype Ausdrücke:
gevieret (gevierteilt -^ ecartele),
gehalbieret (gespalten = tranche),
geteilet (geteilt = coupe),
schächzabeleht (geschacht = echiquete),
geschrenket (kreuzweise ^ en sautoir),
besträuwet (besäet seme),
strifehte, stückehte (zweifarbig gestreift = burele),
vech unde bimt (Eisenbutschnitt = vaire).
Für heraldische Figuren:
ein Ort (Freiviertei le franc-quartier ou canton),
Schrank (Schrägkreuz = le sautoir),
Strich (Pfahl == le pal) mit näherer Bezeichmmg, z. B. entwerhes von dem Ort
(rechter Schrägbalken = la bände), gein der Spitze (Pfahl = le pal),
Striemel, bar, Stränge (Balken, Schrägbalken = la fasce, harre).
Tliüringen von schwarz in gelb. Heinrich I., der Erlauchte, behält das alte Wettinische Helra-
kleinot bei, wie es Konrad beschreibt. Der Leu erscheint erst 1265 auf einem R. R. S. Heinrichs.
Diesen, für die Entstehungszeit des Gedichtes wichtigen Erklärungen, füge ich einige weitere
bei, welche sich aus der Konstellation von Wappen und Titel ergeben haben. Die Könige von
Spanien führen erst seit 1229 das geviertete Wappen (Kastilien und Leon), Ferdinand HI. und
Alphons X., der 1257 zum deutschen König erwählt wurde. Navarra gelangt 1234 durch Erb-
schaft an die Grafen von Champagne, weshalb hier Theobald I. (1234—1253) und Theobald IL
1253—1270) in Betracht fallen. Unter den Welschen nennt Konrad den Herzog von Lothringen,
wohl Friedrich III. (1251—1303), der die Schwester Theobalds IL von Navarra zur Gemahlin
hatte. Der Herzog von Brittannien (Bretagne) führt den geschachten Schild der Grafen von
Frankreich-Dreux (blau-gelb hier weiß-rot), vermehrt um ein Freiquartier von Hermelin (alt
Bretagne). Peter Mauclerc, Graf von Dreux, erbte das Herzogtum durch seine Gemahlin Alice
von Thouars 1213. Sein Sohn, Johannes L, der Rote (1250 - 1286), behielt das Wappen bei. Der
Graf von Blois (Bleis) führt im Schilde das Wappen von Chätillon (sechs mal gespalten von rot
und Veh mit gelbem Schildeshaaipt). Hugo V. von Chätillon erbte die Grafschaft durch seine
Gattin Maria von Avenes 1231. Im Jahre 1248 folgte ihm sein Sohn Johannes L, von dem die
Grafschaft an seine Tochter überging, 1279. Der Graf von Nevers (Nervis) trägt das alte
burgundische Wappen (fünf mal schräg links gespalten von gelb und blau). Endo von Burgund,
der Sohn Herzog Hugos IV. wurde 1249 Graf von Nevers durch seine Gattin, Mathilde von
Dampierre-Bourbon und starb 1269 ohne männliche Erben, als erster und letzter Graf aus dem
Hause Burgund. Der Markgraf von Brandenburg hat zwei schwarze Flügel als Helmkleiiiot, den
Flug Böhmens, den Otto III. (vermählt mit Beatrix von Böhmen) oder seine Söhne Johann III.
und Otto V. angenommen haben. Das Gedicht muß also zwischen 1265 und 1269 entstanden
sein, nach Schlichtung des thüringischen Erbfolgestreites und vor dem Tode des Grafen von
Nevers-Burgund. Daß der Dichter im König von England den deutschen König Richard von
Cornwales verherrlicht, scheint mir am deutlichsten aus den Versen 960 — 961 hervorzugehen,
wo er sagt:
den künig von Engellanden,
der aller fürsten kröne treit.
170 IV. Teil: Die Heraldik in der Dichtkunst.
Kompliziertere Schildbilder, ^ welche noch keinen Namen hatten, weiß er
mit bewundernswerter Geschicklichkeit darzustellen, wie z. B. den doppelten
Lilienrand (trecheur) im Schilde des Königs von Schottland:
366 ein rant geblüemet drumbe gienc
so rot als ie kein rose erkant.
ouch was enmitten üf den rant
geleit ein güldin strickelin,
die bluomen sach man üz und in,
die von dem rande liihten
und alse liljen duhten
gestellet an ir bilden.
Auch in seinen späteren Werken hat er die Vorliebe für die ritterlichen
Spiele beibehalten und sich, wo Gelegenheit geboten war, in detaillierten
Schilderungen ergangen, bei denen er seine heraldischen Kenntnisse in reichstem
Maße anzubringen wußte. In Partonopier und Meliur^ erzählt er von einem
großen Turniere zwischen dem Kaiser von Rom'^ und dem Könige über „Fran-
zeise lant",^ erwähnt sogar heidnische Wappenbilder mit „vil heidnischen buoch-
staben" (20575) und verschiedene Helme mit Kleinoten. Das letzte Werk,
der Trojanerkrieg, ^ enthält gegen fünfzig verschiedene Wappenschilde, welche
der Dichter mit einer überaus mannigfaltigen Menagerie bevölkert hat; neben
dem Leu und dem Adler erscheinen am häufigsten der Eber und der Hirsch.
Im weiteren kommen vor: Falke (vederspiel), Geier (gir), Papagei (papigan),
Schwan, Strauß (struz) mit dem Hufeisen im Schnabel, Fische und fliegende
Fische, Elephant, Greif, Meerkatze, Panther, Rehbock, Steinbock, Schlange,
Widder und Meerkatze.
Seltener sind die übrigen gemeinen Figuren, wie Sterne, Spangen, Räder,
Rosen und heraldische Schildbilder. Der Dichter scheint vorzugsweise Tiere
gewählt zu haben, um, gestützt auf die allgemein bekannte Symbolik des Mittel-
alters, *' durch das Wappenbild auf die Charaktereigenschaften des Trägers
anzuspielen und sich auf diese Weise eine längere Beschreibung des Helden zu
ersparen. Das trojanische Königshaus hat einen roten Leu ' als Abzeichen, den
Hektor im grünen und Paris im gelben Schilde führen. Ihr Vetter, der Grieche
1 Vergl. II, S. 54.
'■^ Bartsch, K., Konrads von Würzburg Partonopier und Meliur. Aus dem Nachlasse von
F. Pfeiffer und F. Roth. Wien 1H71.
^ Wappen: schwarzer Adler in gelb. Vers L^l'JG.
* Wappen: gelbe Lilien in blau gesäet. Vers 1.''>13-1.
* Der trojanische Krieg, herausgegeben von Adalbert von Keller in: I>ibliothek des
litterarischen Vereins in Stuttgart. Nr. 44.
« Vergl. II, S. 47.
' In den Wai)penbüchern des XV. und XVI. Jahrhunderts wird dem König Hektor von
Troja als Wappen zugeschrieben: ein roter Leu mit »Schwert und Krone, auf einem Stuhle
thronend, in gelbem l'elde. *S'iw«^V, Konzilbuch von Konstanz, Grünenbcry, Wappenbuch u. s. w.
Die Heraldik in der Dichtkunst. 171
Ajax, trägt einen gelben Panther in rot, der dem Löwen verwandt ist. Brüder
führen im üebrigen das gleiche Wappen, so die Könige Agamemnon und Mene-
leus, Prothenor und Archilaus.
Von den Helmbeschreibungen, welche auch im Trojanerkrieg spärlich ver-
treten sind, wurden anderen Ortes einzelne angeführt,^ auf die ich der Kürze
halber verweise.
Die Wei-ke Konrads von Würzburg zeugen von dem außerordentlichen
Fleiße ihres Schöpfers und von einem eigentlich heraldisch-historischen Triebe,
der ihn zum ersten Wappendichter des XIII. Jahrhunderts gemacht hat.
Unter seinen Nachahmern, meist süddeutschen oder schweizerischen Dichtern,
ist es hauptsächlich dem Verfasser des Reinfried von Braunschweig^ gelungen,
heraldische Schilderungen in des Meisters Art seinem Epos einzuflechten. Das
Gedicht ist ums Jahr 1300 entstanden und erzählt in 27000 Versen die Sage
von Heinrich dem Löwen. Auf einem Turnier vor der Stadt Limon, zwischen
Reinfried und dem Könige von „Tennemark", stattet der Dichter die streitenden
Ritter mit Wappenschilden und zimierten Helmen aus. Reinfried trägt Wappen
und Kleinot der Herzoge von Sachsen aus askanischem Stamm, seine königlichen
Gegner von England und Schottland die schon bekannten Schildbilder, der Vogt
von Norwegen ein goldenes Segelschiff in blau und der Herr von Winchester
einen mit Rosen belegten Pfahl im roten Felde. Die Beschreibungen sind
weitschweifiger, als bei Konrad von Würzburg, ohne an Deutlichkeit zu gewinnen
und zeigen nicht dasselbe gründlich-heraldische Verständnis. Was Konrad in
zehn Versen, schon breit genug, beschreibt, erzählt der Nachahmer in zweiund-
zwanzig Zeilen,^ so z. B. den Schild Reinfrieds:
832 Man sach daz in die schilte
geteilet waren in zwei vacli,
von obene dur des randes tach
gehalbieret dur in den spiz
von Arabi gap lichten gliz
daz ein vach von driu stücken.
daz gold sich unterdrücken
niht lat mit keinem glaste
von zobel glizzen vaste
driu ander stucke geziU.
so fuorten si den halben schilt
geworht mit hohem flize,
von finen berlen wize
waz daz ander überleit,
und was na wünsch darin gespreit
von rubin rot ein halber ar u. s. w.
1 Vergl. II, S, 72. 78. 80.
- Bartsch, K., Bibliothek des litterarischen Vereins in Stuttgart.
^ Vergl. Turney von Nantheiz, Vers 398 — 407.
172 IV. Teil: Die Heraldik iu der Dichtkunst.
Dai^ wichtigste heraldisch -historische Denkmal in der Litteratur des
XIII. Jahrhunderts bleibt aber unstreitig ein lateinisches Lehrgedicht in leonin-
ischen Versen, das der Zürcher Chorherr und Kantor, der doctor decretorum
Konrad von Mure,^ zwischen 1242 — 49 verfasst hat. Das Manuskript ist ver-
schollen, der Text aber, bis auf zirka 14 Verse, in dem Werke „de nobilitate" '^ des
Magisters Felix Hemmerlin^ von Zürich erhalten geblieben. Im 29. Kapitel,
„de signorum, insigniorum et armorum ad imperatorem, reges et principes et alios
nobiles etc.", erwähnt er den Kantor Konrad von Zürich, „quondam compilasse
libellum, quem nominat clipearium, in quo taliter sibi nota regum arma versibus
optimis duxis depingendum. " Der Clipearius Teutonicorum * umfasst heute
73 Wappenbeschreibungen, welche sich, dem Range ihrer Träger nach geordnet,
mit je zwei Versen, folgen. An den römisch-deutschen König reihen sich die
Könige von Frankreich und Spanien, heidnische Fürsten, wohl bekannt aus den
Dichtungen, die Herzoge und Grafen und zuletzt zwei Freiherren von gräflichem
Ansehen, Wenn die 14 fehlenden Verse geistliche Wappen^ behandelt haben,
so ist es begreiflich, daß Hemmerlin sie im Buche „de nobilitate" nicht anführt.
Wo dem Verfasser die Wappen unbekannt waren, hat er die Phantasie walten
lassen und auch Ländern, wie Ungarn, Schwerin, Stettin u. s. w., die zu seiner
Zeit schon historische Abzeichen besassen, willkürliche Bilder in den Schild
gesetzt. Die Beschreibung ist manchmal ungenau und unvollständig und lässt
darauf schließen, daß dem Gedicht eine Wappenrolle zu Grunde lag, die im
Unterrichte das Fehlende ersetzen mußte. Für den Inhalt der Dichtung, die
litterarisch unbedeutend, ja fast ungenießbar ist, verweise ich auf den nach-
folgenden Originaltext mit Uebersetzung und historischen Anmerkungen.
' Konrad von Mure, ein Sohn Ulrichs, wurde wahrscheinlich zu Beginn des XIII. Jahr-
hunderts in Muri (Kanton Aargau) geboren. In der Schule des gleichnamigen Klosters, mit
dessen Abte er stets in engster Beziehung stand, mag er den Grund zu seinem Wissen gelegt
und dasselbe in Bologna oder Paris vervollständigt haben. Er erhielt schon 1233 (vielleicht
erst 1236) eine Pfründe an der Stiftskirche zu Zürich, wurde 1244 rector puerorum und 1259
Kantor. Seit 1243 urkundet er häufig, oft als Schiedsrichter, wozu er als doctor decretorum
besonders geeignet war. Er starb am 29. März 1281 und liegt in der ehemaligen Marienkapelle
des Großmünsters begraben. Von den 13 Werken mit zusammen 23000 Versen sind diejenigen
mit historischem Inhalte verloren gegangen. (Vergl. v. Liebenau 234. 23.5 und Allg. deutsche
Biographie.)
- Felix Hemmerlin, Chorherr und Kantor am Großmünster in Zürich (1389—1455), scheint
die Werke Konrads gründlich studiert zu haben. Er setzte ihm auch ein Denkmal in de
Michaelskapelle des Großmünsters.
^ Felicis malleoli. vulgo hemmorlein: Decretorum doctoris iure consulentissimi. De No-
bilitate et liusticitate Dialogus. sacre Theologie: iuriuiii riiilosophorum ot poetarum sententijs,
historijs et facecijs refertissinius, iierausgegeben 1497 von dem Dichter Sebastian Braut.
* Konrad nennt bei Aufzählung seiner Werke, die er am Schlüsse seines Fabularius (1273)
folgen läßt, den „clipearius Theutonicorum" mit zirka IGO Versen.
^ Th. V. Liebenau gebührt das Verdienst, das Gedicht zuerst in extenso im Anzeiger für
Schweiz. Geschichte 1880 Nr. 1 abgedruckt und bekannt gemacht zu liaben. Er hat dort neben
historisclien Erklärungen die Hypothese der geistlichen Wappen aufgestellt. Vergl. S. 234.
Die Heraldik in der Dichtkuuist. 173
Zum Schlüsse sei noch darauf hingewiesen, dais vielleicht gerade Konrad
von Mure zu dem Kreise von Männern gehörte, die im Vereine mit den beiden
Manesse die edle Kunst der Heraldik gepflegt und verbreitet haben und die
Saat ausstreuten, welche im XIV. Jahrhundert in Zürich aufging und die
schönsten Blüten trieb. ^
'■ Wappen im Hause zum Loch, Wappen der Kriegsgefährten König liudolfs in der Prediger-
kirche, Zürcher Wappenrolle, Manesse-C'odex u. s. w.
174 IV. Teil: Die Heraldik in der Dichtkunst.
Unde cllpearius dixit:
1 Rex romanorum siquid veri mea prefert
Vox, aquilam nigro forme croceo clipeo fert.
2 Francus rex in lasurio flores liliorum
Ex auro prefert id habens insigne decorum.
3 Rex Hispanie duos gilvo tibi nigro leones.
In niveoque duas urbes rubeas ibi pones.
4 Albus equus rubeo clipeo regis solet esse
Ungarici. Nee equo frenum nee sella deesse.
5 Dumque Bohemie tibi rubeum clipeum fore ponam.
Hie albus leo vult antepreferre coronam.
6 Anglice rex, clipeus tuus albus habetur ibique.
Crux transit rubea spes terra ubique.
7 Pileus in niveo clipeo rubet estque Ruthen!
Regis, gens cuius procul est a littore Reni
8 Vult Marrochi rex in auris dominans truculentis.
In croceo rochos tres forme ferre rubentis.
9 Regi Jerusalem " diversa pericula ferentis.
In clipeo niveo crucis extat forma rubentis.
10 Nigro rex Dacus aquilam sibi dimidiare,
Ex rubro currusque rotam vult contiguare.
11 In fulva"" rex Swesionum vult ferre gemellas.
Ex viridi pictas sub complexu domicellas.
12 Ecce tuus Norwegia rex Danis bene uotus.
Fert clipeum cuius color est niger utputo totus.
LS Prussia rex tuus in niveo tria fertur. Habere
Maurorum capita si verum nescio de re.
14 Dux tuus, Austria vult clipeum preferre rubentem.
Cui pars fert media zonam candore nitentem.
"• Jerusalem wird als Fremdwort nicht dekliniert.
'' in fulva (parte) V
1 Ilemmerlin fügt erklärend bei, dafs die römischen Kaiser seil Augustus das Wappen
gefühlt hätten, das jetzt dem Könige zukommt. Vergl. Z. W. R. 12.
'2 Die Lilien erscheinen heraldisch schon im Siegel des Königs Philipp August (1180
bis 1226). Z. W. K. 18.
3 Den gevierteilten Schild von Kastilien (Burg) und Leon (Leu) führt erst Ferdinand IIL
der Heilige, König von Kastilien 1217, König von Leon 1229—52. Z. W. R. 2.
4 Phantasiewappen; denn seit 1202 erscheint ein achtfach rot-weiü quergeteilter Schild.
Der letztere ist Nr. 17 der Z. W. R.
5 Das Wappen soll von Wladislaw 11. (1110—7.'!) eingofülirt worden sein; auffallend
ist, daß Konrad den doppelten Schweif nicht erwähnt. Die Krone ist gelb. Z. W. R. 14.
Clipearius Teutonicorum. 171
Und also hebt der Clipearius an :
1 Der römische König führt, wenn ich die Wahrheit sage, einen schwarz
gestalteten Adler im gelben Schilde.
2 Der König von Frankreich trägt in blau Lilienblumen aus Gold zur Schau ;
nur er hat dieses schöne Wappen.
3 Der König von Spanien führt schwarze Löwen in gelb. Ins Weiße aber
stelle zwei rotgefärbte Städte.
4 Ln roten Schilde des Königs von Ungarn steht ein weißes Pferd, dem weder
Zaum noch Sattel fehlen.
5 Und wenn ich dir den roten Schild von Böhmen vorführe, so will sein
weißer Löwe eine Krone auf der Stirne tragen.
6 0 Englands König, weiß ist dein Schild und ein rotes Kreuz, die Hoffnung
der ganzen Welt, durchschneidet ihn.
7 Rot erglänzt ein Hut im weißen Schilde des Königs der Russen, dessen
Volk weitab wohnet vom Ufer des Rheins.
8 Der König von Marokko, thronend in glitzerndem Golde, pflegt in gelb
drei rote Rochen (Türme) zu führen.
9 Der König von Jerusalem, das so vielen Gefahren ausgesetzt ist, trägt im
weißen Schilde eines roten Kreuzes Form.
10 Der Dacerkönig will sich in schwarz einen roten Adler halbieren und damit
das Rad eines Wagens (in der untern Schildhälfte) berühren.
11 In gelb führt der König von Schweden zwei sich umschlingende Mädchen,
welche sich aus dem grünen Felde abheben.
12 Siehe, dein König, Norwegen, den Dänen wohl bekannt, trägt einen Schild,
der überall schwarz ist, wie ich vermute.
13 Preußen, dein König soll in weiß drei Mohrenköpfe führen, obwohl ich von
dieser Sache die Wahrheit nicht weiß.
14 Dein Fürst, Oesterreich, trägt einen roten Schild, dessen Mitte eine Binde
von leuchtender Weiße zeigt.
6 Das rote Kreuz in weiß führt auch Kaiser Friedrich I. auf dem Schilde als Kreuz-
fahrer. Das Wappen soll zweifellos auf Richard Löwenherz (1189 — 99) hindeuten; immerhin
ist es merkwürdig, daß der Dichter den Schild mit den Leoparden nicht kennt.
7 Phantasiewappen.
8 Phantasiewappen. Nr. 11 der Z. W. R. zeigt in gelb drei schwarze Rochen.
9 Im XIV. Jahrhundert bekanntlich gelbes Kreuz mit vier Krücken-Kreuzen in weiß.
10 Ein fabelhafter König auf dem Boden des Dacischen Reiches (Balkanstaat), vielleicht
Bulgarien; in schwarz oben ein halber Adler, unten ein halbes Rad von rot.
11 Phantasiewappen, sonst bis 1250 drei gekrönte Leoparden.
12 Phantasiewappen. Den Dänen wohl bekannt durch feindliche Einfälle.
13 Phantasiewappen. Preußen war damals noch heidnisch.
14 Z. W. R. 17.
176 IV- Teil: Die Heraldik in der Dichtkunst.
15 Suevorum ducis est gilvus color hunc ita ponis
Ut super hunc nigri pingatur forma leonis.
16 Dux Brabante tuus clipeus rubet hunc ita pingani
Album quod caput hie auri diademate cingam.
17 Dux Merantinus aquilam clipeo gerit albam
Blaveo nee in hoc linguam reputo mihi balbam.
18 Lothoringus habet gilvuni clipeum, sed oportet
Quod tres zona rubens albas aquilas ibi portet.
19 Albo Carinthi duo nigri stare leones,
Sed gilvam zonam medio rubei fore pones.
20 Bavarici ducis est in nigro ferre leonem.
Gilvum sicque sui signi dare Cognitionen!.
21 Dux de Tekken vult album nigro mediare,
Übliquisque modis quasi tractus " reticleare.
22 Albo dux Schlesie tres pavones habet, ex his
Hie viret, hie blavet, hunc nigro corpore texis.
23 Stetinensis ducis est, quod porta notatur aperta,
Tractu namque suo maris hie habet hostia certa.
24 Pomerie ducis est niveo cervus niger isti
Fronte Rubra stellam die aurea cornua sisti.
25 Fert dux de Barnhem glaucum veltrem canem, idem
Stat cattus in rubeo spacio, nisi falsa tibi dem.
26 Vallisie ducis est auri draco, qui dat ab ore
Flammas, sed spacio croceo depingo colore.
27 Fert aquilam Tyrolis clipeus prestante rubore,
Que nigri pedis est alias albente colore.
28 Thüringen Clipeo nigro '^ stat forma leonis,
Cuius pollem'' variam rubeo niveoque reponis.
tracius oder wohl eher tractus, tracius von tracea (tranchant), tractus = lang gestreckte
Fläche.
'' Soll wohl heißen blaveo.
'■ pellem.
1.5 Konrad erwähnt nur einen Löwen, anstatt drei, wie sie z. B. Herzog Heinrich von
(Schwaben 1220 im K. R. S. führt. Herzog Friedrich V. (1167 — 91) führt einen Löwen im Siegel.
16 Der Vers weist auf das Bild der vorangehenden Beschreibung. Das Wappen ist falsch.
Es wurde von den Herzogen von Limburg geführt, von denen Waham lY. (1221 — 26") die Erb-
tochter des Grafen von Namür heiratete. Violleicht eine Verweclislung Kourads.
17 Die Herzoge von Meranien, Markgrafen von Istrien, sind 12-18 mit Otto VIH. aus-
gestorben. Der Adler wird später weiß-rot geschacht dargestellt (Mähren).
18 Das Wappen führt Friedrich I. von Bitsch, Herzog von Lothringen, zum ersten Mal
im Schilde 1196. R. K. S. Vgl. die Beschreibung bei Konrad von Würzburg (Turney von Nantheiz).
19 Ulrich HL, Herzog von Kärnthen, der 126!) als letzter weltlicher Sprosse des Hauses
Spanheim starb, soll im gespaltenen Schilde rechts drei Leoiiardon, links eine Binde geführt
haben. Salzburg dagegen führt nur einen Leu im gleichen Schilde. Z.W.R. Vergl. v. Liebenau
Clipearius Teutouicorum. 177
15 Gelb ist die Scliiltlfarbe des Schwabeuherzogs, male sie so, daß sich drauf
die schwarze Löwengestalt gut abhebt.
16 0 Herzog von Brabant, in deinem Schilde glänzt es rot, ich aber male ihn
weiß und bekröne das Haupt (des Löwen) mit goldenem Diadem.
17 Der Herzog von Meran führt einen weißen Adler im blauen Schilde; das
sage ich ohne stotternde Zunge.
18 Lothringen hat einen gelben Schild, aber es muß darin eine rote Binde
sein, welche drei weiße Adler trägt.
19 Mach*, daß in Kärnthens weißem Felde zwei schwarze Löwen stehen und
laß mitten durch das Rot eine gelbe Binde gehen.
20 Dem Herzog von Bayern geziemt es, einen gelben Löwen in schwarz zu
führen und so Kenntnis von seinem Wappen zu geben.
21 Der Herzog von Teck will das Weiße mit schwarz untermischen, indem er
es mit geschrägten Mustern, gleich langgestreckten Flächen, überzieht.
22 Der Herzog von Schlesien führt in weiß drei Pfauen, von diesen sollst du
den einen grün, den andern blau und den dritten schwarz darstellen.
23 Das Wappen des Herzogs von Stettin ist als offenes Thor bekannt, denn an
seiner Küste hat er sichere Opfer (Beute) des Meeres.
24 Das Wappen des Herzogs von Pommern ist ein schwarzer Hirsch in weiß,
setze ihm einen roten Stern auf die Stirn und goldene Hörner.
25 Der Herzog von Barnheim führt einen blaubehaarten Hund; das junge
Tier steht im roten Feld, wenn ich dir nichts Falsches berichte.
26 Im Wappen des Herzogs von Wales ist ein Drache von Gold, der aus dem
Munde Feuer speit, das Feld aber ist mit gelber Farbe bemalt.
27 Der Schild von Tyrol ist weiß und trägt einen Adler von hervorragender
Röte, mit schwarzen Füßen.
28 Bei Thüringen steht im schwarzen Schilde eines Löwen Figur, dessen Fell
du abwechselnd mit rot und weiß bemalst.
S. 237 und Anz. des Germanischen Museums 1865, 307. In der Z. W. R. ist das Wappen der
Herzoge aus dem Hause Böhmen abgebildet (Fig. 16) gespalten, in gelb drei schwarze Leoparden
und in rot eine weifse Binde.
20 Otto der Erlauchte von Bayern hatte 1242 die Grafschaft Bogen erworben (geweckter
Schild), aber erst sein Sohn Ludwig II. der Strenge führt das neue Wappen 12-47 (Liebenau S. 237).
21 Die Herzoge von Teck haben das geweckte Wappen seit zirka 1220. Z.W. R. 21.
22 Phantasiewappen. Die Herzoge von Schlesien führen einen gekrönten gelben Adler
in blau. Vgl. R. R. S. des Herzogs Boleslaw von 1179.
23 Phantasiewappen. Der Dichter scheint auf eine raubsüchtige Bevölkerung anzuspielen.
Aehnlich Z. W. R. 10.
24 Das Wappen der Herzoge von Pommern zeigt in weiß einen roten Greif.
25 Phantasiewappen.
27 Im Herauf de Gelre zirka 1340 ist der Adler gelb bewehrt, nicht schwarz.
28 Die Orignalschilde, welche in der Elisabethenkirche zu Marburg hängen, aeigen beide
ein blaues Feld. Auch Konrad von Würzburg beschreibt den Schild blau, so daß Konrad von
Mure hier ungenau ist.
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst. 12
178 IV. Teil: Die Heraldik in der Dichtkunst.
29 Nurenberg clipeus album rubeumque ferendo
Lineat oblique quasi sonas' sex faciendo.
30 Ecce Subaudinus^' comes in rubeo peribetur
Ferre crucem, cuius albus color esse videtur.
31 In Baden coniiti clipeum pingit color auri
Linea sed rubea medium secat istius auri.
32 Habsburg in gilvo rubei stat forma leonis,
Que'' velut ad predam distento corpore ponis.
38 Rapreswile rosas tres fert prestante rubore,
Dicque quod hie comes est nostre concernimus höre.
34 Kiburg in nigro gilvam tabulam fore ponis,
Obliquansque duos gilvos secet illa leones.
85 Burgow zonas oblique sex dare noris,
Quarum tres rubei, tres albi pone coloris.
86 Toggenburg cum torque canis pilosus habetur
Gilvo, pro preda qui semper hyare videtur.
87 Tierstein sit gilvus clipei color et bene cerva,'
Que*" supra lapidem vult stare ibi cerva.
38 Marggravio, cui Stiria dat germen honoris,
Albo stat clipeo varij panthera coloris.
39 Nurenberg quadripartiti presigne priore
Album preponens, sed nigrum subtetiore.
40 Ecce palatini Reni stat forma leonis
Ex auro, nigrum tamen huic campuni fore ponis.
41 Stat Juliacensi super album forma leonis
Nigra superque caput auri diadema reponis.
' sonas = zonas.
e Sabaudinus.
*" que = quem.
' cerva = serva.
^ que = quod.
29 Konrad gibt hier das alte Wappen der salisch-fränkischen Grafen, das sich im Schilde
der Stadt Nürnberg noch erhalten hat. Gespalten rechts halbes Reich, links in weiß drei rote
Schrägbalken.
30 Die Grafen von Savoyen führen das weiße Balkenkreuz in rot seit 1200.
31 Z. W. R. Fig. 23.
32 Z.W.R. Fig. 34.
33 Er erinnert daran, daß die Vögte von Rapperswil erst vor kurzer Zeit, 1232, von
Kaiser Heinrich VII. in den Grafenstand erhoben wurden. Wappen in weiß drei rote, grün
gestielte Rosen. Haus zum Loch Nr. 2^^ und lOG.
34 Die Grafen von Kyburg sind 12G4 mit Ilartmann V. im Mannsstamme erloschen. Es
ist niclit an/unelimen, daß Konrad bei Besclireibung dieses Wappens, dessen Träger er wahr-
schcinlicli persönlich kannte, einen Fehler gemacht hat, indem er den Schild schwarz tingierte.
Vergl. darüber H S. 55 und 56. Z. W. R. 22. Ob hier auch ein älteres Wappen vorliegt, wie
Clipearius Teutonicoriim. 179
29 Der Nürubergerschild ist scliräggeteilt von weiß und rot und zwar so, als
ob er sechs Binden darstellte.
30 Sieh da, den Grafen von Savojen, von dem man erzählt, daß er in rot ein
Kreuz trage, dessen Farbe weiß sei.
31 Dem Grafen von Baden malt die goldene Farbe den Schild, aber eine rote
Linie durchschneidet des Goldes Mitte.
32 Bei Habsburg stehet in gelb die Gestalt eines roten Löwen, welchen du
darstellst mit nach Beute ausgestrecktem Körper.
33 Rappers wil trägt drei Rosen von leuchtender Röte, und wisse, wir nehmen
zu unserer Zeit wahr, daß hier ein Graf sitzt.
34 Merke, daß Kyburgs Wappen in schwarz einen gelben Balken zeigt und
daß der Schräggestellte zwei gelbe Löwen trennt.
35 Erkenne, daß man Burgau sechs Binden gel)en soll, von denen du drei mit
roter und drei mit weißer Farbe verzierst.
36 Toggenburg soll in gelb einen behaarten Hund mit einem Halsband haben,
der immer nach Beute zu schnappen scheint.
37 Bei Tierstein sei des Schildes Farbe gelb; gib nur acht, daß darin die
Hinde auf einem Felsen stehe.
38 Dem Markgrafen, welchem die Steiermark den ehrenvollen Ursprung gibt,
steht ein Panther von gevehter Farbe im weißen Schilde.
39 Nürnberg stellt im gevierteilten Schilde das weiße an erste Stelle, das
schwarze aber an den zweiten Platz.
40 Siehe, da steht aus Gold die Gestalt des Rheinpfälzisch eu Löwen; ihm sollst
du ein schwarzes Feld unterlegen.
41 Es steht auch der schwarze Jülich'sche Leu auf weiß, lege ihm ein goldenes
Diadem aufs Haupt.
unter 6 und 15, und ob auf eine ältere Vorlage geschlossen werden kann, bleibt noch ganz
unsicher.
35 Das spätere Wappen der Markgrafschaft trägt über dem sechsfach rot weiß geschrägten
Schilde einen gelben Balken.
36 Konrad gibt die Farben nicht genau an, wohl deshalb, weil er sie als allgemein
bekannt voraussetzte oder weil das Gedicht nur zur Erklärung einer Wappentafel diente. Das
Wappen mit der schwarzen Dogge in gelb führt zuerst Kraft I. von Toggenburg im S. S. 1249.
Z.W.R. 35.
37 Das Wappen erscheint auf einem S. S. des Grafen Rudolf von Tierstein 1208. Die
Hinde (Rotwild) ist rot. Z.W.R. ,505.
38 Der Titel Markgraf von Steiermark scheint am wenigsten für die Entstehungszeit
1242 - 47 zu passen, da Steiermark schon seit 1180 Herzogtum war und erst 1262 wieder als
Markgrafschaft bezeichnet wird. Liebenau setzt dies auf Rechnung einer Verwechslung. Vergl.
S. 237. Das Wappen ist ein weißer Panther in grün. Z.W.R. 20.
39 Er gibt hier das Wappen der Hohenzollern, welche seit 1207 Burggrafen von Nürnberg
sind. Die Mutter Konrads I. (1207—43) brachte dem Geschlechte die Burggrafschaft zu.
Z. W. R. 36 mit weißem Rand.
40 Der Leu erscheint rot gekrönt. Z. W. R. 587.
41 Der schwarze Leu ist gewöhnlich in gelb. Vergl. Heraut de Gelre.
180 IV. Teil: Die Heraldik in der Dichtkunst.
42 De Rügen domino, qui debet iure preesse,
Die auri clipeo nigrum bubali caput esse.
43 Lantgravius Swerinensis duo ferre bovina
Alba solet capita, sed adest ibi liuea bina.
44 Monfort, si verum, prout expedit, assero de re
Vexillum pascale rubens censetur habere.
45 Rotenburg blavius color est a posteritate,'
Fert tarnen urbs rubea gilvuni pro parte priore.
46 Wirtenberg cervina tria nigra cornua defert
In clipeo, qui tincturam croceam tibi profert.
47 Veringen gilvo cervi tria cornua nigra
Pretendit, nee in hoc, tibi sit mens credere pigra.
48 Montispilgardi Comes ex auro prohibetur
Ferre duos pisces clipeo, qui rufus habetur.
49 Firreti Comitem clipeo gilvo scito pisces
Ferre duos et, ut arbitror, hos rubeos fore disce,s.
50 Orlens Wilhelmi clipeo qui blavus habetur
Aut de lasurio nitet, aurea Stella videtur.
51 De Friburg aquila rubet in gilvo, sed oportet,
Quod per circuitum quedam variamina portetur.'"
52 De Froburg aquila varie fert pellis amictum
In clipeo, quem de gilvo dicam fore pictum.
53 Liningen blavium clipeum gerit atque coloris
Albi tres aquilas in eodem ponere uoris.
54 Helfenstein in rubeum clipeum gerit ac elephantem
Album ponit ibi pregrandi corpore stantem.
55 Zolren stat niveo rufus leo margine lato
Silvis" atque nigris octo spacijs variato.
' posteriore?
'" Zum Reime paßt portet.
" gilvis statt silvis.
" tangere = redend berühren, erwähnen.
1' albo statt albi.
42 und 43 können sich nur auf die Fürsten von Mecklenburg und Wenden beziehen,
■welche in gelb einen schwarzen 8tierkopf füliren. Die Herren von Rügen haben in gelb einen
halben schwarzen Leu, geteilt mit weißer Stiege in blau, und die Grafen von Schwerin einen
Baum mit zwei Drachen.
44 Z.W.R. 121) und 131.
45 Gespalten von gell) mit roter Burg und von blau. Die Grafen von Rotenburg sind
1108 ausgestorben. Die Stadt kam an die llohenstaufen und wurde 1172 Reichsstadt. Wappen
in weiß die rote Burg.
46 Z.W.R. 26. Seit 1228.
47 Z.W.R. 87. Hörner rot in gelb.
48 und 49 gewöhnlich gleich tingiert, gelbe Fische in rot. Koiuad kennt nocli die
Clipearius Teutouicorum. lg]
42 Von dem Herrn von Rügen, der als oberster Richter spricht, sage, daß er
im gelben Schild einen schwarzen Stierkopf habe.
43 Der Landgraf von Schwerin pflegt zwei Stierköpfe zu führen, aber in seinem
Schilde ist noch ein Doppelstrich dabei.
44 Wenn ich wahr erkläre, soweit es angeht, so soll Montfort eine rote Oster-
fahne haben.
45 Rotenburgs Schild ist im hintern Teile blau, im vordem aber zeigt er die
rote Burg im gelben Feld.
46 Württemberg hat drei schwarze Hirschstangen in einem Schilde von
gelber Farbe.
47 Yeringen steckt in gelb drei schwarze Hirschstangen vor, sei nicht trägen
Geistes und glaube es.
48 Der Graf von Mümpelgart wird durch einen Schild bewahrt, der rot erglänzt
und zwei goldene Fische trägt.
49 Wisse, daß der Graf von Pfirt im gelben Schilde zwei Fische trägt, und
merke, daß sie rot sind, wie ich weiß.
50 Wilhelm von Orlens führt in einem Schilde, der blau getragen wird und
blau erglänzt, einen goldenen Stern.
51 Bei Freiburg rötet sich der Adler im gelben Schilde, aber er muß von
einem bunten Veh-Rande umschlossen sein.
52 Bei Froburg trägt der Adler einen Mantel aus buntem Pelz in einem
Schilde, den ich als gelb bemalt beschreibe.
58 Leiningen hat einen blauen Schild, merke aber wohl, daß man drei Adler
von weißer Farbe hineinlegt.
54 Helfenstein führt einen roten Schild und stellt in denselben einen weißen,
stehenden Elephanten von riesiger Gestalt.
55 Bei Zollern steht ein roter Leu im weißen Feld, das eine Einfassung von
acht verschiedenen, gelben und schwarzen Stücken zeigt.
heraldische Brisure durch Farbenwechsel, indem or Mümpelgart gelb in rot und Pfirt rot in
gelb beschreibt. Z. W. R. 30.
50 Wilhelm von Orlens ist der sagenhafte Recke, dessen Thaten Wolfram von Eschenbacli
und Rudolf von Ems verherrlicht haben. Sein Abzeichen ist ein goldener Stern, den er auf
dem Helme (Illustrierte Kasselerhandschi-ift) und im blauen Schilde führt. Das Gedicht des
Rudolf von Ems soll im Jahre 1244 entstanden sein, was die Aufnahme in den Clipearius als
Neuheit eines vielleicht befreundeten Dichters erklärlich macht.
51 In gelb ein roter Adler, als Erbe der Herzoge von Zähringen, brisiert mit einem
blau-weißen Vehrande (Pelzwerk), der aus dem Wappen der Grafen von Urach stammt (geteilt:
oben weißer Leu in gelb, unten Yeh). Seit 1230. Z.W. R. .37 (Fürstenberg).
52 Z.W.R. 28. Haus zum Loch 104.
53 Z. W. R. 46.
54 Z.W.R. 40.
55 Wappen der Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Zolleru. Die Farben hat
Konrad falsch verteilt. Das Wappen ist bekanntlich in gelb ein schwarzer Leu, umgeben von
weiß-rot gestücktem Rande, der dem Wappen der alten Herreu von Nürnberg entnommen ist.
Vergl. Heraut de Gelre, wo dieses Wappen mit Zollern geviertet ist.
182 IV- Teil: Die Heraldik in der Dichtkunst.
56 Hohenlo duo stant nigri tacti" super albo,
Sic niger hoc clipeo color est contrarius albi.^
57 Ferre Yigenensis auri clipeo memoratur
Delphinum, cuius blavus color esse notatur.
58 De Salmen comite comiti duo salmones fore debent,
In nigra niveam tarnen bi formam tibi prebent.
59 Tubingen gilvum vexillum fertur habere
In clipeo, quem pro reliqua parte scio rubere.
60 Eberstein niveo flos quinque nitet foliorum,
In medio blavus: et sie noto quemlibet horuni.
61 Oetingen viret et gilvo rubeoque repingit
Limbum quos nivea cancellans linea stringit.
62 Indomiti comitis niger ac albus fore scitur
Quattuor in spacijs velut in fascis reperitur.
63 Hirsuti chpeus divisus parte priore
Album sed rubeum prefert in posteriore.
64 Honberg dividis in niveum rubeumque colorem
Sed niveo partem clipei das subteriorem.
65 Lichtenberg niveum prefert clipeum sed eidem
Die tres esse globos rubeos ut vera tibi dem.
66 Hennenberg rubet et candet niveo quoque detur.
Nigra biceps aquila que dimidiata notetur.
67 Nuwenburg gilve zone tres atque due sunt
Albe ne niveis rubei tractus sibi desunt.
68 Calwen fert gilvum clipeum sed rufus in illo
Vult leo stare super petre terreve pusillo.
56 Für die Figur bezieht sich Konrad auf die vorige Strophe und gibt das bekannte
Wappen mit den zwei schwarzen Leopardenkatzen in weiß. Vergl. das R. R. S. des Grafen
Gottfried von Hohenlohe 1233. Schon Konrad von Hohenlohe 1207 führt die zwei Tiere im S. S.
Z.W.R. 459.
57 Wappen des Dauphins von Viennois aus dem Hause Frankreich-Burgund. Vgl. III S. 102.
58 Das Wappen von Salm ist hier in einer alten Variante gegeben, denn gewöhnlich zeigt
es in rot zwei weiße, einwärtsgebogene Fische.
59 Das Stammwappen der Häuser Montfort und Werdenberg zeigt also in rot eine gelbe
Kirchenfahne. Es erscheint in der Z. W. R. 132 unter Asperg, einer Besitzung der Pfalzgrafen
von Tübingen.
60 Die Grafen von Eberstein in Schwaben führten in weiß eine rote Rose mit blauer
Mitte (Samen). Dem Dichter war wohl Otto I. von Neu-I^berstein im Schwarzwalde (1219—79)
bekannt.
61 Ludwig II. von Oettingen führt zirka 1200 im S.S. das unter Fig. 29 der Z.W.R.
abgebildete Wappen. Konrad läßt den Schild grün (blauV) erglänzen (Herzschild) und das
Uebrige mit gelb und rot bemalen. Es ist fraglich, ob er mit dem „viret" den Herzschild andeutet.
62 Vielleicht das Wappen des Wildgrafen Konrad f 1260, dessen Söhne Emich und
Gottfried die Stammväter der Linien Kyrburg und Dhaun wurden.
63 Gespalten von weiß und rot. Wahrscheinlich aus dem Hause der Wildgrafen von
Clipearius Teutonicorum. ]^§3
56 Bei Hohenlohe stehen zwei schwarz erwähnte (Löwen) in weiß, so sticht
das schwarz auf diesem Schilde ab vom weißen.
57 Es wird berichtet, daß der von Yienne im goldenen Schilde einen Delphin
führe, dessen Farbe als blau bekannt sei.
58 Den Grafen von Salmen sollen zwei Sahnen zukommen, sie zeigen dir in
•schwarz ihre schneeweiße Gestalt.
59 Tübingen trägt eine gelbe Kirchenfahne in einem Schilde, der im Uebrigen
rot ist.
60 In weiß erglänzt bei Eberstein eine Blume mit fünf Blättern und blauer
Mitte; so kenne ich ein jedes von diesen Wappen.
61 Oettingen erglänzt grün und malt einen Schild, den weiße Linien verschränkt
durchschneiden, mit gelber und roter Farbe.
62 Des Wildgrafeu (Schild) ist schwarz und weiß, in vier Teile geteilt, gleich-
sam wie mit Binden umwickelt.
63 Der Schild des Raugrafen ist geteilt, in der vorderen Hälfte weiß, in der
hinteren aber rot.
64 Hohenberg teilst du in eine weiße und in eine rote Farbe, aber das weiß
gibst du dem untern Teil des Schildes.
65 Lichtenberg gibt einem weißen Schilde den Vorzug, aber sage, um wahr
zu sein, daß drei rote Kugeln darin seien.
{)6 Henneberg erglänzt rot und weiß; ins Weiße aber wird noch ein zwei-
köpfiger, schwarzer Adler gestellt, der wachsend ist.
67 Bei Neuenburg sind drei gelbe und zwei weiße Zonen, den weißen aber
dürfen rote Sparren nicht fehlen.
68 Calwen führt einen gelben Schild, aber der rote Leu will über dem Felsen
und der staubigen Erde stehen.
Salm (in rot zwei weiße oder in weiß zwei rote eingebogene Fische). Einen Rauhgrafen von
Stolzenberg erwähnt G. Meyer v. Knnnaii in den „Nüwe Casus Monasterii Sancti Galli." Vergl.
Anmerkung daselbst.
64 Die Grafen von Hohenberg, deren Burg bei Deilingen in Württemberg stand, führten
den weiß-rot geteilten Schild. In der Z. W. R. Fig. 25 ist die untere Hälfte rot, auf Fresken
im Hause zur Zinne in Dießenhofen die obere, wie hier.
65 Die Herren von Lichtenberg im Elsaß führten einen schwarzen Löwen in weiß mit
rotem Schildrand. Es ist wahrscheinlicher, daß Konrad das Wappen der Herren von Rappoltstein
hier ungenau angibt, die in weiß drei rote Schildchen trugen. Z. W. R. 385.
66 Die Grafen von Henneberg führen hier noch das alte Wappen der Burggrafschaft
Würzburg, geteilt, oben: schwarzer Doppeladler in gelb, unten: weiß-rotes Schachbrett. Vergl.
das S. S. Graf Ottos des Aeltern von 1231 und das Wappen des Grafen Otto von Botenlauben
in der Weingartner Liederhandschrift. Z. W. R. Nr. 43 gibt das neue Wappen.
67 Die älteste Variante des Neuenburgischen Schildes. Graf Berchtold führt den Schild im
B. R. S. von 1243 und der Minnesänger Graf Rudolf von Neuenburg-Nidau (f 1269) in gelb zwei
rote Pfähle mit weißen Sparren. Vergl. H S. 56.
68 Das Wappen der Grafen von Calw, die 1262 mit Gottfried ausstarben, ist geteilt oben
in weiß (gelb?) ein roter Leu, unten weiß-blaues Pelzwerk (das Konrad hier mit Fels und
Erde beschreibt).
184 IV. Teil: Die Heraldik iu der Dichtkunst.
69 De Castelen clipeus rubet at uiveus reperitur
Quattuor in spacijs velut in fascis fore scitur.
7U Hirtzberg in gilvo cervus niger est sed eidem
Cornua sunt rubea si vis ut vera tibi dem.
71 Diligen clipeum de lasuro fore pones
Obliquam tabulam geminosque leones.
72 Bonlanden clipeo quem de ferro fore censis
Annatus miles stat et huic dextera micat ensis.
73 Bechburg tres clipeo fert zonas sit quoque prima
Horum nigra sit alba sequens, sed rubea sit ima.
69 Z.W. R. 41. Graf von Kastelen, geviertet von weiß und rot.
70 Z. W. R. 39, in gelb ein schwarzer Hirsch mit rotem Geweih auf grünem Vierberg.
71 Vergl. n, Fig. 4 und II, S. 55.
72 Die Reichstruchsessen von Bolanden sollen um die Mitte des XIII. Jahrhunderts als
Wappen einen geharnischten Krieger geführt haben, der in der Rechten das Schwert, in der
Clipearius Teutonicoruni. ^35
69 Bei Castell leuchtet der Schild rot und wiederholt sich weils, im viergeteilten
Räume, wie wenn er mit Binden umwunden wäre.
70 Hirschberg hat in gelb einen schwarzen Hirsch, sein Geweih aber ist rot,
wenn du willst, dalh ich dir die Wahrheit sage.
71 Sage, daß Dilliugen einen blau gefärbten Schild habe und einen schräg
gestellten Balken, der (je) zwei Löwen trenne.
72 Im Schilde von Bolanden, den du aus Eisen wähnst, steht ein geharnischter
Ritter, dem ein Schwert in der Rechten glänzt.
73 Bechburg zeigt im Schilde drei Binden, die erste ist schwarz, die folgende
weiß und die unterste rot.
Linken den weißen Schild mit dem roten Rade von Mainz hält (Vasallenverhältnis). S. Wernhers
von Bolanden 1248. Vgl. Liebenau S. 237.
7i) Z.W.R. 162. Zwei mal geteilt: rot, weiß, schwarz. Ebenso im Turm von Erstfelden und
auf dem Brautkästlein von Attinghusen. Rudolf von Bechburg erscheint seit zirka 1227 als Graf
von Falkenstein. Die Grafen behalten das gleiche Wappen und die Stammburg Alt-Bechburg bei.
-<"<3^>->—
Register der technischen Ausdrücke und der Abkürzungen.
-Ä--
Seite
Achselschilde (Ailettes) 91
Ailettes (Achselschilde) 91
Aspide 4
B.R.S. Bildrundsiegel.
Basinet (Beckenhaube) 67
Beutelstand 74
Bewehi'ung 39
Brisüren 13. 54. 81
Buckelreiser (Schildbeschläg) .... 5
Damaszierung 97
Ehrenstücke = Heroldsfigureu .... 36
Engobage 30
Faden (bände, bäton) 55
Gereite (Zaum und Riemenzeug) ... 91
Grimel (Wulst), siehe das 166
Gügerel (Kleinot, speziell des Pferdes) 90, 166
h. = heraldisch.
H. R. S. = Helmrundsiegel.
H. S. S. = Helmspitzsiegel.
Halsberc (Halskragen aus Panzergefleclit) 67
Haubert 8
Helmtuch, Helmdecke (Lambrequin) . . 87
Heroldsfiguren oder Ehrenstücke ... 36
Hersenier (Panzerkapuze) 67
Hülfskleinot 73
Hulft (houce), Schildüberzug .... 63
Inful (Bischofsmütze) 76
Kelen (Pelz von Rotwild) 37
Kleinot (Zimier), Helmsclimuck ... 69
Kovertiure (couverture, Pferdedecke) 88
Kramschilde (gekaufte Schilde) . . . 165
Kübelhelm 66
Lilienhaspel 36
Seite
Lilienrand, doppelter (trecheur) . . . 167
Minnekleinot 77
Mouve (Schildüberzug) 63
Nasale (Nasenschutz) 8. 65
Ort (Freiviertel, canton) 55
R. S. = Rundsiegel.
R. R. S. = Reiterrundsiegel.
Roche (Turm) 175
S. 0. S. = Spitzovalsiegel.
S. R. S. = Schildrundsiegel.
S. S. = Schildsiegel.
Schapperun (Waifenrock) 85
Schildbuckel (Umbo) 12. 58
Schildkleinot 72
Schildrand (Bordüre) 55
Schirmbrett 74
Stücken (zusammensetzen) 61
Terminologie 167
Topfhelm 64
Turnierkragen (Lambel) 55
Umbo (Schildbuckel) 12. 58
Veh oder Buntwerk (Pelz) 37
Vinteilen 166
Visier (Gesichtsschutz) 66
W. R. S. - Wappenrundsiegel.
Wäfen 12. 166
Wäpelin, pätwat (Filzhut) 67
Weifiere (Bänder) 165
Wulst (Zeugring, Binde) 80
Z. W. R. = Zürcher Wappenrolle.
Zimier, Zimierde, Kleinot, s. Kleinot.
Zobel (schwarzer Pelz) 37
->HXj-<-
Alphabetisches Namensregister
aller Personen, deren Wappen ganz oder teilweise beschrieben sind. Verschiedene Träger
desselben Wappens sind unter demselben Wappen eingeordnet,
bezeichnet eine Abbildung.
Die lateinischen Zahlen weisen auf die Tafel-Illustrationen.
^
Seite
Aarau, Stadt 45. 156, IX,*
Aarwangen, von 115
Aarberg, s. Arberg.
Albermale, William de Forz, Earl of 86
Albon, Graf von 99
Alemannien, Herzog Guido von . . . 21*
Allerheiligen, Konrad von Liebenfels,
Abt von 161
Alten-Klingen, Freiherr von, s. Klingen 57
— Freiherr Ulrich von ... . . . 134
Anjou, Geoffroy Plantagenet, Graf von 63. 69
Arberg, Grafen von ... 82*. 108. 115
— Graf Ulrich IV. von Neuenburg u. 56
— Graf Rudolf I., Herr von Nidau,
siehe Nidau 154
— Graf Ulrich von, Herr zu Valangin
56. 147. 151. IX, 2
— Graf Wilhelm von 74*. 149. 154. VIII, ,6
— Stadt 45. 156
Artois, Grafen von 168
Aspelt, Peter von, Bischof von Basel 99
Asperg, siehe Tübingen,
Attinghusen, Freiherru von 83*
— Werner I. von 103
Aubonne, Herren von 137
Aue, Hartmann von 80. 89. 120* 121. 166
Avenches, Stadt 156
Baden, Markgrafen von . 51. 108. 178. 179
— Klara von Klingen, Markgräiin von
129. 130. 133
— Heinrich advocatus von . . 151. IX, s
Baldegg, Hartmann von Sc 70. 73*. 152. 153
Bahn, Freiherr Rudolf von . . . . 41. 113
Banteleu, Richard de 16
Seite
Bar, Graf von 168
Bärenfels, von (Basel) 45
Barcelona, Graf Raimon I V. Berengar von 13
Barnhem, Herzog von .... 176. 177
Basel, Bistum 10. 50. 161
— Heinrich II. von Thun, Bischof von 98
— Berthold II. von Pfirt, Bischof von 99
— Peter II. von Aspelt, Bischof von . 99
— Otto II. von Grandson, Bischof von 161
Johannes I. von Chälons, Bischof von 99
— Johannes II. Senn von Münsingen,
Bischof von 99
— Stadt 155
Baux, Guillaume de, Prince d'Orenge 16
Bayern, Pfalzgraf Friedrich von ... 13
und Sachsen, Herzog Heinrich von 16
-- Herzog von 176. 177
— Otto der Erlauchte, Herzog von 177
— Ludwig II. der Strenge, Herzog von 177
Beaumont, Philipp, Graf von .... 14
— -sur-Oise, Graf Matthias III. von . 14
Bebingen, Mathias von VII, 3
Bechburg, Freiherrn von 74. 91*. 115. 184. 185
— Heinrich von 82
— Hemmann von 82
- Konrad von 82. VI, 3
Rudolf von 82. 152
Rudolf von, Graf von Falkonstein 184. 185
Berengar, Raimon IV., Graf v. Barcelona 13
— Raymon, Marquis de Provence . . 13
Bern, Stadt ... 46. 50. 98. 156. IX, n
Beromünster, Benediktinerstift ... 51
— Pröbste von 158
Bethune, Robert V., Graf von .... 14
Alphabetisches Naruensregister.
189
Seite
Biber (Züricli) 45
Bichelsee, Eberhard von 75. 152. 154. YIII, s
Biel, Stadt 46
Bietenloh, Berthold, von . . 48. 147. VI, lo
Bitsch (Bittis), Friedrich v., s. JjOthringen.
Blankenburg, von, Bern 44. 82
Blonaj", von 48
— Aymo, von 148
Blois, Hugo V. von Chätillon, Graf von 169
— Johannes I. - - - - 1G9
Blum, Werner, Chorherr zu Züricli 159. X, s
Blumenberg, von 75
Böhmen, Wladislaw IL, König von 174. 175
Bökli, Hugo, Chorherr zu Zürich . . . 160
Bolanden, Reichstruchsessen von 184. 185
Bonstetten, Freiherrn von . . . 41. 46
Botenlauben, Graf Otto von 183
Brabant, Herzog von . . . 168. 176. 177
Brandenburg, Markgrafen von . 169
— Otto I., Markgraf von 14
— Otto II., - - 13
Brandis, Freiherrn von 80
Braunschweig, Grafen von . . .99. 168
Braunshorn, Herrn von 101*
Bregenz, Grafen von 37
Bremgarten, Stadt 51
— Burchard von 150. YII, n
Bretagne, Peter Mauclerk, Graf v. Di-eux,
Herzog von 169
— Johannes I., der Kote, Herzog von 169
Breval, Jean de 14
Brienz, Cuno, Vogt von 146*
— Arnold von ... 26*. 48. 1U2. 110
— Philipp, Vogt V. Br. oder Piinggenberg 147*
— Rudolf, - - - - - 57*
Brixen, Bischof Brun von 76
Brugg, Stadt 155
Bubenberg, Peter von 37. 42
— 37
Buchegg, Grafen von, Landgrafen in Klein-
Burgund 41. 51. 75
— Graf Heinrich von 150
— Graf Peter von . . 146. 147. VI, n
Buchsee, Herreu von 46
Bülach, Stadt 155
Büren, Stadt 156
Burgau, Grafen von 178. 179
Burgdorf, Stadt 155. 156
Burgund, Bertha, Königin von . . 9. 17
— Rudolf III., König von ... 17. 18
— L, Herzog Endo III. von .... 14
— L, Herzog Endo IV. von .... 91
— Endo von, s. Nevers.
Seite
Burgund IL, Herzog Philipp der Kühne 94
- - - - Gute . 94
— en franche Comte, Grafen von . . 112
Büttikon, von 73*. 82. 115
— Uhüch von 147
— Johannes von . 74. 75. 78. 79. 80.
152. 153. VIII, 2,8
Boulogne, Graf von 71
— Gerard, Graf von 14
Boury, Guillaume de 14
Calw, Grafen von 182. 183
Candavene, Anselm de 13
Carency, Gilbert de 14
Castell, Grafen von 182. 183
Chalons, Johannes von, Bischof von Basel 99
Chamblay, Pierre de 91
Champagne, Grafen von, s. auch Navarra.
— Gräfin Adele von 141
— Henry IL, comte de 14
Champvent, Seigneur de . ... 148
Chartres, Robert, comte de 16
Chäteaudun, Hugues, vicomte de .. . 14
Chatelard, Freiherrn von 58
Chätillon, Grafen von, s. Blois.
— Herren von 58
Chenod (Chenaux) von 58
Chien, Freiherr Hugo von 115
— - Wernher von . . . 43. 149
Chiny, Graf Ludwig V. von .... 89
Chur, Bistum 161
— Friedrich von ]\lontfort. Bischof von 161
— Stadt 156
Clermont, Raoul L, comte de ... . 14
Cleve, Herzoge von ...... 36
— Graf von 168
Compey, Girard de, Seigneur de Rue 41
Cornelii SuUae 2
Corona, Bischof Tomasius von .... 161
Coucy, Raoul Sire de 14
Courtenay, Pierre de, comte de Nevers . 14
Dänemark, König von .... 63. 168. 171
Dacien, König von 174. 175
Dalmatien, Herzog Bertold von ... 14
Dammartin, Aubry de 14
Decii Mures 2
Delphin (Dauphin), s. Vienne.
Delsberg, Stadt 157. IX, is
Devon, Elisabeth von Redwers, Gräfin von 86
Diefsenhofen, Stadt 156. IX, 12
Dillingen-Kyburg, Gi-afen von . 40. 51.
56. 184. 185
Dillingeu, Graf Hartmann III. von . 20*. 34
— Graf Adelbert IL von . . ■ 55
190
Alphabetisches Namensregister.
Seite
Dreux, Grafen von, s. Bretagne.
Dübelstein, Ritter von 49. 51
Eberstein, Grafen von 182. 183
— Graf Eberhard von 14
Egerdon, Ulrich von . . . 70. 73*. VIII, 3
Eichstätt, Bischof Johannes von . . . 112
Einsiedeln, Benediktinerstift . . .50. 161
Elgg, Walther von . . 74*. 80. 152. VIII, 4
Elsaß, Philipp von, Graf zu Flandern
12. 14. 24. 64
Ems, Rudolf von 167
England, König von . . 112. 171. 174. 175
— Richard I. Löwenherz, König von
12. 14. 63. 69*. 175
— Richard von Cornwales, König von
100. 168. 169
S. auch Reich.
Eptingen, Ritter von .... 50. 56. 115
— Wernher von 113. 148
Erlach, von 51
Eschenbach u. Schnabelburg, Freiherrn v. 36. 59
s. Schnabelburg.
Essex, Geoffroy de Magnaville, Earl of 30*. 64
Eßlingen, Stadt 156
Estavayer (Stäfhs), Herren von . . . 58*
Eu, Raoul, comte d' 16
Evreux, Mahaut, Gräfin von .... 141
Fahr, Prior des Klosters 47
Falkenstein, Grafen von, Nieder-Sachsen 99
— Grafen von, s. auch Bechburg.
— Graf Heinrich von .... 115. 149
— Graf Otto von .... 144. 145. VI, 4
— Elisabeth von Wediswile, Gräfin von
Gemahlin Graf Ottos . . . 143. V, 9
Felga (Freiburg) 45
Fenis, Grafen von, s. Neuenburg.
Fischingen, Kloster 160
Flandern, Grafen von 10
— Philipp von Elsaß, Graf von 12. 14. 24. 64
— Elisabeth von Vermandois, Gräfin
von, (iemahlin Graf Philipps . . . 141
— (ilraf Balduin von 69
Fleck, Konrad 167
Forcalquier,"Wilhelm IV., Graf von Pro-
vence 14
Forz, William de, Earl of Albermale 86
Fougeres, Raoul de 29*
Frankreich, König von . . 112. 170. 174
. — Rol)ert, König von 10
— Philipp August, König von . . 174
— Ludwig der Heilige, König von , . 35
zur Frauen (Uri) 52
Frauenfeld, Stadt 51
Seite
Freiburg, Grafen von . 19. 37. 43. 47.
59. 73*. 180. 181
— Grafen Konrad und Berchtold . . 141
— Stadt 155
PVidingen, von 51
Froburg, Grafen von, Landgrafen im
Buchsgau 37. 38*. 47. 115. 129.
131. 137. 157*. 180. 181
— Graf Ludwig II. der Aeltere von 102. 145
— Gertrud von Habsburg, Gräfin von,
Gemahlin Ludwigs II 103
— Graf Hermann III. der Jüngere von 145
— Graf Ludwig III. der Jüngere von
146*. 149. 150. VII, 8
— Graf Hartmann von, Herr zu Zofingen 149
— Idda von Wolhusen, Gräfin von, Ge-
malilin Hartmanns 142
— Rudolf von, Propst zu Zofingen 35.
159. VI, 2
Waidenburg, Graf Volmar II. von 148*
Furii Purpureones 2
— Crassipedes 2
Fürstenberg, Grafen von . . 19. 47. 87. 137
— Graf Heinrich von 74*. 88
Fürstenfeld, Stadt in Oesterreich . . . 156
Fütschi (Zürich) 36. 59
Gabler, Peter (Basel) ....;.. 46
Gamaches, Pierre de 16
Garlande, Gui de 16
Gaster, Landschaft 51
Gavre, Rasse de 14
— Rene de 16
Genevois, Comte Aymo de (1124) . . 18
Genf, Grafen von .... 97*. 112. 137
— Graf Wilhelm II. von 66. 138. 140.
149. VII, 4
— Graf Amadeus III. von 66
— - - VI. - 150
— Bischof von 10
— Stadt 155
Gerlikon, Leutold von 46
Geroldseck, Freiherr von 109
Geymann, Heinrich von 78
Giel von Glattburg, Rudolf . . . .75. 154
Glane, Freiherrn von 41. 48
Glappach, Grafen von 55
Glarus, Johannes von VII, 5
— Rudolf von, Rektor in Ilöngg 160. X, s
Gleichen, Graf Ernst von . . . 102. 106
Göskon, Konrad von, Propst zu Schönen-
werd 160. X, 13
Grandson, Freilierrn von 41. 58*
— Freiherr Otto I. von 107*
Alphabetisches Namensregister.
191
Seite
Grandson, Otto II. von, Bischof von Basel 161
Greiffenstein, von 73
Greyerz (de Gruyere), Grafen von . . 46
— Graf Rudolf von 144. 145
— Graf Peter von 145. VI, i
Grünenberg, Freiherrn von . . . . 44. 115
— Ulrich von 150. VII, 7
Guines, Graf Balduin von 90
— Guillaume de 14
Guise, Bouchard seigneur de ... . 13
Gutenburg, Ulrich von 73*
Güttingen, von 49
Habsburg, Grafen von 48, 5ü. 51. 100*.
128*. 129. 137. 178. 179
— Graf Rudolf II. von, Landgraf im
Elsaß 18. 65
— Graf Albrecht IV., der Weise, Land-
graf im Elsaß 65. 138. V, i
— Graf Rudolf III., der Schweigsame.
Erster Graf v. Habsburg-Lauffenburg 129
— Graf Rudolf IV. von, seit 1273 rö-
mischer König als Rudolf I. 49. 66.
73. 80. 101. 138*. 139*
— Gertrud von Hohenberg, Gräfin von,
Gemahlin Rudolfs I., als Königin
Anna 49. 125. 145. VI, 9
— Graf Hartmann von VII, e
— Albrecht V., Domherr zu Basel . . 159
— -Lauifenburg, Graf Wernher von . 129
Graf Gottfried I. . 74*. 82. 84.
87. 88. 89. 129. 139. 146. V, 5. VI, 12
Rudolf II., Domherr zu Basel, seit
1274 Bischof von Konstanz 159*. 161. X, i«
Graf Eberhard von 81. 154. VIII, 15
— Graf Albrecht VI. von, deutscher
König, s. Reich 112. 129*
Rapperswil, Grafen von . 73. 81. 129
Hainaut, Baudoin comte de 16
Hallwil, Dietrich von, Propst zu Bero-
münster 160. X, le
Ham, Endes de 12. 14
Hasenburg, Freiherr Walther I. von 137. 138
— Freiherr Walther IL von . . 137. 138
— - - HI. - . . 151. IX, 5
— Heinrich von, Chorherr de l'Ile 160. X, 12
Hasli, Thalschaft 156
Hattstatt, Albrecht von, Archidiakon zu
Basel 160
Heidegg, von, Thurgau 37. 152
Heiligenberg, Grafen von 37
— Graf Bertold von 149
Heimenstein, von 50. 91*
Hei, Diepoldus, dictus 78
Seite
Helfenstein, Grafen von . . 112, 180. 181
Hemmerlin, Felix 172
Henngart, Eberhard von 154
Henneberg, Grafen von .... 182. 183
— Graf Otto der Aeltere 183
— s. Botenlaubeu.
Hereberg, Grafen von 55
Heutier 54
Hinwil, Freiherrn von 48
Hirschberg, Grafen von .... 184. 185
Hohenberg, Grafen von 75. 100. 137. 182. 183
— Margaretha v. Fürstenberg, Gräfin v. 42
Hohenegg, von 44
Hohenfels, von 74
Hohenlohe, Grafen von ... 84. 180. 181
— Graf Konrad von 181
— Graf Gottfried von 181
Hohenklingen, Freiherr von 57
Homberg, Grafen von .... 47. 50. 135
— Graf Ludwig IL von 132. 141. V, s
— Elisabeth von Rapperswil, Gräfin von
81. 132. 141
— -Rapperswil, Graf Wernher von 80.
81. 86. 89. 151*
Hörn, Stadt 156
Jerusalem, König von 174. 175
Iffenthal, von (Aargau) ... 43. 51. 115
Interlaken, Flecken 156
Jülich, Grafen von 178. 179
Kärnthen, Herzog von 71
— Ulrich HL, Herzog von . . 176. 177
Kasteln, Grafen von 74
Kastilien, Königin Eleonore von . 105
Kemenaten, von (Zürich) 46
Kempten, Freiherrn von 41*. 42
— Freiherr Gerung von VI, e
— Freiherr Rudolf von
Kerlingen, s. Frankreich.
Kien, s. Chien.
Kienberg, von
Kienstein, von
Kilchberg, Kirche von . .
Kirchberg, Graf Konrad von
Klettenburg, Graf Albert von
Klingen, Freiherrn von 48. 57. 73. 132
s. auch Alten- und Hohen-Klingen
— Freiherr Ulrich II. von
— Ita von Tegerfeld, Fr
— Freiherr Walther III
Klingenberg, Albert von
— Ulrich von ...
Konstanz, Bistum
— Bischof Rudolf von
enn von
von
41
147
115
109
155
76
14
137
132
132
129
150
79. 152. 153
10. 49. 161
... 161
192
Alphabetisches Namensregister.
Seite
Konstanz, Magister Heinrich, Vicar des
Bischofs von 158. X, i
— Propst Ortolf von 160
— Propst Johann von 160
Krenkingen, Freiherr Diethelm von . . 146
Kürnegg, von 44
Küssenberg, Freiherrn von 82
Küßnacht, von (Zürich) 46
Kyburg, Grafen von 19. 35. 40. 48. 50.
51. 56. 81. 127*. 137. 178. 179
— Graf Hartmann III. von .... 55
— Graf Uh-ich X. von 144*
— Graf Hartmann der Aeltere von 34.
70. 81. 96*. 146. 147. 159. VHI, lo
— • Margaretha von Savoyen, Gräfin von,
Gemahlin Hartmanns d. Ä. . 140. V, lo
— Graf Werner von 144
— Graf Hartmann der Jüngere von 55.
70. 81. 82. 95*. 103. 153. 154
— Elisabeth von Chalons, Gräfin von,
Gemahlin Hartmanns d. J. 123*. 142. V, 12
— Anna von Rapperswil, Gräfin von,
Gemahlin Hartmanns d. J. ... 133
— Gräfin Anna von, Tochter Hartmanns
d. J 150. VII, 20
— Elisabeth von Freiburg, Gräfin von,
Gemahlin Hartmanns I. 143. V, 3
— Stadt 51
Landenberg, von 76. 80
— Ulrich von, Propst zu Beromünster
160. X, n
Lapide, Ulrich de, s. vom Stein ... 53
La Sarraz, Freiherrn von . . . .57. 58*
Laubegg, von, Edelknechte 45*
Lauifenburg, Stadt 51
Lecce, Tankred, Graf von . . . .23. 25*
Lechsgemünd, Graf Bertold von ... 14
Leicester, Robert comte de 16
Leiningen, Grafen von .... 180. 181
— Graf Emich von 14
Lenzburg, Graf Aronld von . . 10. 20. 144
— Graf Chuno von ... . 10*. 20. 144
— -Baden, Graf Wernher von 9. 18
Lichtenberg, Grafen von .... 182. 183
— Lichtenberg, Konrad I. von ... 88
Lichtenstein, Ulrich von 77
Liebegg, Johannes von, Propst in Schöft-
land ............ 159
— Konrad von 75
— Kuno von 154. VIII. 7
Liebenberg, Schenken von 46
Liebenfels, Konrad von, Abt zu AUer-
Allerheiligen 161. X, e
Seite
Liebenstein, Heinrich von 14
Ligerz, von 43
— Volmar von 148. VII, 2
Limburg, Walram IV., Herzog von . . 176
Lohdeburg, Otto von 14
Lothringen, Herzog von . 168. 169. 176. 177
— Herzog Robert von 13
— Henry, Grand Prevot de St-Dre 13
— Friedrich I. von Bittis, Herzog von 16. 41
— Friedrich III., Herzog von . . . 169
Lunkhofeu, von, Zürich 52*. 56
Lupfen, Grafen von 82
— Graf Eberhard von, Landgraf zu
Stühlingen . . . 75. 152. 153. VIII, e
Luterburg, Peter von 152
Luternau, Edelknechte von ..... 56
Luzern, Stadt 155. 156. 157
Maggenberg, Konrad von 49. 79*. 124*
Magnaville, Geoffroy de, Earl of Essex 30*. 64
Mandach, Edelknechte von 45*
Maness, Zürich 73
— Ritter Rüdiger II. auf Manegg 45. 91*. 163
— Johannes, Chorherr und Kustos des
Stiftsschatzes 145. 163
— Heinrich, Propst am Großmüuster . 50
Marechal, Gilbert, Earl of Pembroke . 101
Marrokko, König von 174. 175
Mecklenburg, Fürsten von 179
Mello, Guillaume de 14
Meyer von Biel, Ulrich 41*
— von Erstfeld (Uri) 52*. 57
— von Knonau 46
— von Silinen (Uri) 52
Meissen, Markgrafen von 168
— Heinrich L, der Erlauchte, von . . 169
— Otto der Reiche, Markgraf von . . 13
Meran, Herzog von 176. 177
Meulan, Galeran II., comte de . . . . 13
— Robert Senechal de ...... . 14
— Roger, comte de ...... . 16
Monegk (Mauegg), von 45
Montfaucon, von 37
Montfort (en France), Simon comte de . 16
— Grafen von . 50. 76. 137. 180. 181. 182
— Graf Hugo I. von ... 83. 137*. 140
— Graf Rudolf I. von, Stammvater der
Linie Montfort-Werdenberg, s. Wer-
denberg 138. 140
— (iraf Hugo II. von 83. 88
— -Feldkirch, Graf Rudolf II. von 51.
85. 88. 139. 140
-- Montfort-Bregenz, Graf Ulrich von 89. 140
-- Tettnang, Graf Hugo III. von . . 55
Alphabetisches Namensregister.
193
Seite
Moutfort, Graf P'riodricli von, Biscliof
von Chur Itjl. X, 13
Mont ä Aubonno, de 57
Montague, Ba udoin de 16
Montagny, von 57
Montalt, von (Bünden) 57*
Montenach (Munt), Heimo von 148. 149
Mont-le-Grand, Ebald de 144
Montraorency, Graf Matthias II. von 14. 69
— Graf Burchard von 14
Mortain, comte Jean de 14
Mülinen, von (Bern) 47
Müller von Rorbas 47
Müllimatt, von (Zürich) 47
Müllner (Zürich) 46
— Jakob 149
— Gottfried, Eektor in Küßnacht 160. X, 3
Mümpelgart, Grafen von .... 180. 181
Münch, Konrad 42
— Hugo 45. 73*. 152. 153
Mure, Konrad von 163. 172
Murten, Stadt 156
Navarra, Theobald L, Graf von Cham-
pagne, König von 169
— Theobald IL, Graf von Champagne,
König von 169
Neuenbürg, Grafen von 56. 73
— Graf Mangold von . 73. 108. 149.
152. VIII, 11
Neuenburg, Grafen von 41. 51. 56. 82*.
99. 137. 144. 182. 183
— Graf Ulrich III. von 18
— Graf Berthold (Bertold) von 37. 56.
125, 144. 183
— Eichenze von Froburg, Gräfin von,
Gemahlin Bertholds 142
Straßberg, Graf Berthold I. von 151
— Graf Ulrich IV. von 56. 144. VI, 7
— Graf Rudolf III. von . . . 37. 151*
— - Sibylla von Montfaucon, Grätin von,
Gemahlin Rudolfs IV 142
— Marguerite von, Aebtissin v. Magerau 110
— Graf Wilhelm von, Herr zu Arberg 154
- Sibylla von Montbeliard, Gräfin von 142
Neiffen (Neuffen), Grafen von . . . 72*. 73
— Graf Gottfried von 152
Nevers, Pierre de Courtenay, comte de . 14
— Endo von Burgund, Graf von 169
Nidau, Grafen von 51. 82*
— Graf Rudolf I. von 56. 183
Normandie, Wilhelm der P^roberer, Her-
zog von der 10
Norwegen, König von . . . 171. 174. 175
Ganz, Geschichte der heraldischen Kunst.
Seite
Noyon, Jean de 16
Nürnberg, Graf von 178. 179
— Burggrafen von . . 178. 179. 180. 181
Oberriedern, von (Bodensee) .... 52*
Oesterreich, Leopold III. von Babenberg,
der Heilige, Markgraf von ... 13
— Heinrich IL v. Babenberg, Herzog v. 14
— Leopold V. - - - - 14
— Herzoge von 39. 174. 175
— Habsburg, Albrecht VI. v., deutscher
König 129
— — Agnes von Böhmen, Herzogin von,
Gemahlin Rudolfs V 149
Oettingen, Grafen von . 42. 43. 182. 183
~ Graf Ludwig IL von . .14. 146. 182
Oldenburg, Graf Moritz von .... 14
Orange, Guillaume de Baux, prince d' . 16
— Fürsten von 99
Orlens, Wilhebn von 180. 181
am Ort, Dietrich 44
— Ulrich, Schultheiß von Zürich 155. IX, e
Palezieux, Herren von 48. 137
— Jean de 65
Pembroke, William de Valence, Earl of
58. 62. 86. 100. 103. 105
— Gilbert Marechal, Earl of .... 101
Perche, Etienne comte de 14
Pfirt, Grafen von . .51. 73. 137. 180. 181
— Graf Ulrich I. von 65
— Berthold von, Bisehof von Basel . 99
— Graf Theobald (Diebold) von . . 89. 140
Piemont, Grafen von 57
Pissy, Robert de 91
Plantagenet, Geoffroy, Graf von Anjou 63. 69
— Wilhelm, Graf von Salisbury . . 63
— • s. auch England.
Pleujouse (Blitzhausen), Heinrich von 137
Pommern, Herzog von .... 176. 177
— Herzogin Elisabeth von .... 106
Ponte, de, Freiburg 41
Portugal, Königin Mathilde von ... 14
Prangins, Herren von 137
— Peter, Herr von 18
— Wilhelm von .... 138. 139. V, 2
— Kastellau von 145
Preußen, König von 174. 175
Provence, Raymon Berengar, marquis de 13
— Guillaume IV. de Forcalquier, comte de 14
Radegg, Freiherr Rudolf Schad von . . 45
Rambach, von 51
Ramenstein, Diethelm von, Kirchherr in
Ulma 159
Ramsberg, Graf Rudolf von 10
13
194
Alphabetisches Namensregister.
Seite
Ramswag, von (Thurgau) . . . .48. 147
Randegg, von 51
Randenburg, Friedricli von 149
Rapperswil, Grafen von 49. 51. 137. 178. 179
— Graf Rudolf von . 34*. 110. 131.
149. 154. VII, 7. VIII, 13
— Mechtild von Neiffen, Gräfin von,
Gemahlin Graf Eudolfs . 133*. 142. V, e
— Graf Heinrich von, der Wandelbare 131
— Gräfin Elisabeth von, Tochter Rudolfs
81. 132. 141
— Marschall von 51
— Stadt 51. 157
Rappoltstein, Herren von 183
Raron, Freiherrn von 47
Rauhgrafen (von Salm) .... 182. 183
Räzuns, Brune von 57*
Redwers, Elisabeth von, Gräfin von Devon 86
Regensberg, Freiherrn von . . 52*. 75. 137
— Freiherrn Lütold III. (IV.?) von 20*. 34
— Graf Lütold IV. und V. von 148. VII, i
— Freiherr Lütold VI. von 147. 148.
150. VI, 8
Regensburg, Bischof Heinrich von . . 79
Reich, römisches, deutscher Nation 170.
174. 175
Römische Kaiser. Karolinger: Karl Hl.,
der Dicke 9
— Sächsische Kaiser: Otto I. . . . 9
— - - - HI. ... 10
— - - Heinrich IL . . 10
— Friedrich I., Kaiser des r. R. d. N. 175
— Fränkische Kaiser: Heinrich IV.
23. 24*. 25
— Oesterreich-Habsburg: Maximilian I. 10
— Interregnum: Richard von C'ornwales 168
— - Alphons X. von Kastilien 168
— Deutsche Könige. Habsburg-Oester-
reich : Rudolf I., s. Habsburg.
— — Albrecht I.
Reinach, Edelknechte von . . .51. 56. 76
Rhein, Tfalzgraf bei 178. 179
zu Rhein von Häsingeu, Johannes von . 91
Rheinau, Kloster (Zürich) 10
Ringgenberg, von (Bern), vide Brienz . 45
Ripe, Ulrich de 148
Rötelen, Lütold von, Chorlierr zu Konstanz 1 60
Rogliswile, Rudolf von 153
Rom, Kaiser von, s. Reicli.
Romont, Grafen von 57
Ronsoy, Gerard de 14
Rorschach-Rosenberg, von . . . 49*. 147
Roeoy, Julienne dame de 10
Seite
Rot von Rotberg (Basel) 44
Rotenburg, Grafen von .... 180. 181
— Vögte von 44. 80. 105*
— Markward von 145. 149
Rotenstein, von 44
Roucy, Jean I. comte de 14
Rue, Girard de Compey, Seigneur de 41
— Rudolf de, Seigneur .... 45. 144
Rügen, Herren von 178. 179
Rümlingen, Rudolf von 43
Ruoda, Heinrich von 46. 115
Rüssegg, Freiherrn von 48
— Hermann von, Leutpriester der Abtei
zum Fraumünster . . 145. 159. X, i
Rüti, Chuno von 34
Rußland, König von 174. 175
Saarbrücken, Grafen von . . . .41. 94*
Saarwerden, Graf Ludwig von . 12. 14. 146
Sachsen, Herzoge von 168. 171
— Herzog Heinrich XII. der Löwe von,
und Bayern 16
Saint-Aubert, Gerard de 16
— -Hilaire, Pierre de 16
— -Maurice 10
— -Pol, Graf Enguerran von .... 11
— — Hugues IV. comte de ... . 14
— -Vrain, Agnes de 14
Salm, Grafen von 182. 183
Salzburg, Bistum 176
St. Gallen, Stadt 52
— Abtei 10. 161
Savoyen, Grafen von 57. 112. 137. 178. 179
— Graf Humbert HI. von 18
— Graf Ludwig I. von, Herr der Waadt 99
— Graf Amadeus V. von V, n
Sax, Freiherrn von 37. 48
— Freiherr Heinrich von 42. 43. 146. 149
Sardinien, Herzog Welfo von, Markgraf
von Tuscien 13. 138
Schaffhauseu, Kloster Allerheiligen 10
— Stadt 46. 156
Schäflin, Johannes, Cliorherr zu Züricli 160. X, lo
Schenk von Habsburg 46
— von Kyburg 46*
Schlesien, Herzog von .... 176. 177
— Herzog Bolcslaw von . . . .14. 177
— Hedwig Herzogin von 141
Schlüsselberg, Bertold und Eberhard . 150
Schnabelburg, Freiherru von .... 137
— Freiherr Ulrich von 144
Schottland, König von . . . 79. 168. 171
— Margaret von, Gemahlin des Earl of
Richmond 141
Alphabetisches Namensregister.
195
Seite
Schöneuwerd, von (Zürich) .... 42. 51
Schwaben, Herzog von .... 176. 177
— Herzog Welfo von 18
— Herzog P'riedricli V. von 14. 18. 19. 176
— Herzog Konrad II. von .... 18
— Herzog Heinrich VII. von 65. 83.
i;]7. 138. 176
Schwarzenberg, von 44
Schweden, König von 174. 175
Schweiz (Landeswappen) 49
Schwerin, Grafen von (Landgrafen) 179. 180. 181
Schwyz, Flecken 155
Sempach, Stadt 51. 156
Senn von Münsingen 37
— — Johannes, Bischof von Basel 99
Senlis, Gui le boutelier de 14
Signau, Freiherrn von 43
Sitten, Bistum 10. 161
Sizilien, Manfred, König von .... 71
Sogren, Graf Rudolf von .... 34*. 146
— Graf Udelardus von 18
Sohier, Chätelain de Gaud 13
Soissons, Yves comte de 14
— C'onon, comte de 14
Solothurn, Cliorherrenstift 158
— Stadt 155
Spanien, König von . . 42. 168. 169. 174
— Ferdinand III., König von 169. 174
— Alphons X., König von 168. 169
Spanheim, Graf Johannes von .... 00
Spiegelberg, von (Thurgau) 45
Staufen, von (Schwaben) 45
Staufenberg, Peter von 45
Steiermark, Markgraf von . . . 178. 179
Stein, Edelknechte vom 53*
— Piudolf vom, Rektor in Bollingen . X, 2
— - - Domicellus VI, e
Steinegg, Freiherrn von 74
Sternen, Walther zum 45
Stettin, Herzog von 176. 177
Straßberg, Graf Berthold I. von ... 56
— Graf Otto I. von .... 154. IX, 1
Straßburc, Burchard von . . 154. VIII, 12
Strätlingen (Strettlingen , Stretelingen),
Vögte von 00
— Heinrich II. von 53. 108. 121*. 134.
135. 147. 149
— und Wimmis, Rudolf I. von 42. 150. IX, 9
Stucki, Zürich 44
Swagir, Eberhard 80
Swanegow, Herr von (Manesse-Codex) . 113
Swaro, Heinricli von Wartenstein genannt
150. VU, 12
Seite
Sulz, Grafen von 75
— Ordensmeister des Johanniterhauses zu 159
Tägerfelden, s. Tegerfelden.
Tankred, Graf von Lecce .... 23. 25*
Teck, Herzog von 19. 176. 177
— Herzog Adalbert von 14
Tegerfelden, Freiherrn von 43. 47. 59. 131*
— Freiherr Walther von 131
Tengen, von (Freiherrn) 48*. 73
— Heinrich von 49
— Konrad von 145
Tettingen, Herren von 101*
— Felix und Berchtold von .... 102
Teuften, Freilierrn von .... 73*. 48*
— Ritter Diethelm von VIII, 1
Thalwil, von (Zürich) ....... 52
Thorberg, Albrecht von 46. 147
— von 115
Thun, Stadt 155. 156
— Heinrich von, Bischof von Basel . 98
Thüringen, Landgraf von 41. 61. 168. 176. 177
Thurm, Otto vom 94*
Tierstein, Grafen von .... 51. 178. 179
— Graf Rudolf II. von (1208) 45. 146. 179
— - - HI. von ... . 130. 150
— - - IV. von ... 74. 92. 127*
— Agnes von Hohenklingen, Gräfin von
133. 134*
— Graf Simon von 130
— Agnes von Weißenburg, Gräfin von
130*. 133
Toggenburg, Grafen von 42. 46. 48. 51.
137. 178. 179
— Diethelm III. von 16. 20
— Graf Diethelm V. von . . . .39. 146
— Graf Heinrich von, Johanniter . . 159
— Graf Kraft I. von .... 150. 179
— Graf Friedrich III. von 94. 140. 154. V, «
— Graf Bertliold von, Chorherr zu Em-
brach 145. 159
Trazegnies, Gilles de 16
Troja, König von 170
Trostberg, Ritter von 74
Trucliseß von Dießenhofen 46*
— von Habsburg 46
— - - Arnold 147*
— von Singenberg 120*
— von Wolhusen 46
Tübingen, Pfalzgrafen von . . 55. 182. 183
s. auch Asperg.
— Graf Eberhard der Scherer von . 139
Tunstetten, Prior Gerhard von . 159. VI, 13
Turre, Peter de 40*. 45. 146
196
Alphabetisches Namensregister.
Seite
Tuscien, Welfo von Sardinien, Markgraf
von 13. 138
Tyg, Nikiaus, Chorherr zu Zürich . . 160
Tyrol, Graf von 176. 177
Ungarn, König von 174. 175
Unterwaiden 52. 155. 156
Urach, Grafen von 37. 181
Uri, Land 46. 52. 156
Utzingen, Burchard von .... 151. IX. ?
— Freiherru von 114. 115
Valence, William de, Earl of Pembroke,
s. Pembroke.
Vallery, Hugues de 14
Vatz, Freiherrn von 57*. 137
— Freiherr Walther von . . . 146. 154
Vaumarcus, Freiherrn von 57
Veldeke, Heinrich von 121
Veringen, Grafen von . 51. 56. 180. 181
— Graf Heinrich von . . . 154. VIII, n
— N. von Klingen, Gräfin von . . . 133
Vernon, Richard de 12. 16
Vienne, Delphin von . . 112. 182. 183
Villard, Herren von 49
Vink (Zürich) 38. 39*
Vohburg, Markgraf Diebold von 24*. 25. 26
Waadt, Freigrafen der 57
s. Savoyen.
Wädensweil, Freiherren von .... 56
— -Unspunnen, Freiherrn von ... 56
— Freiherr Rudolf von 147
Wales, Herzog von 176. 177
Wangen, Heinrich von 70. 152
Wart, Freiherrn von 74
— Jakob von 147. 148
Wartenberg, von (Rheinthal) .... 52
Wartensee, von (Bodensee) 52
Wartenstein, Ulrich von 150
— Heinrich von, genannt Swaro 150
Wasserstelz, Reinhard von 45
— Heinrich von 70. 73*. 152
Warwin, Hellin de 14
— Robert de, senechal de Flandre 16
Weesen, Stadt 51. 56
Weißenburg, P'reiherrn von .... 44. 82
- Freiherr Rudolf III. von .... 130
Werdenberg, Grafen von 50. 74*. 76. 137
— -Heiligenberg, Graf Hugo I. von 34.
48. 55. 83. 8i). 139. 140. V, 7
Seite
Werdenberg-Heiligenberg, Graf Hugo II.
von 84. 87. 89
— Euphemia von Ortenburg, Gräfin von,
Gemahlin Graf Hugos II . 143
— -Heiligenberg, Graf Hugo III. von . 89
— -Sargans, Grafen von 55
— — Elisabeth v. Ortenburg-Krayburg,
Gemahlin Graf Hartmanns I. von 142. 145
— — Graf Rudolf II. von .... 154
Wetzikon, Ulrich Freiherr v. 70. 73*. 152. 153
— Johannes von 154
AVildenberg, von 46
Wildenburg, Heinrich von . . 154. VIII, a
Wildgrafen (von Kyrburg und Dhaun) 182. 183
Winchester, Herr von 171
Windegg, von 36. 59
— Diethelm von 153
Winkel, Herren im (Schaffhausen) . 45
Winterberg, von (Zürich) 44
— Rudolf von 147
Winterthur, Grafen von, s. Kyburg . 56
— Stadt 51. 56. 156. IX, s
Wiß, Ritter Wisso 111. 112
Witteisbach, Graf Otto von 14
Wolhusen, Freiherr Diethelm I. von 74.
89. 137. 140
— Wernherv., Chorherr zu Beromünster 159
Württemberg, Grafen von 56. 108. 180. 181
— Graf Ulrich I. von 101
Würzburg, Konrad von 167
Zähringen, Herzoge von . 47. 50. 137.
138. 144. 155. 181
— Herzog Konrad von . 140
— Herzog Berchtold III. von . . . . 11
-. - - IV. - 15*. 18. 19, 141
— - - V. -14.15*. 18. 19. 31
Zatzikhofen, Ulrich von ...... 164
Zebel, Thomas (Basel) . . -.■ . . . 45
Zebing, Richard von . . 14
Zofingen, Stadt 157*
— Kapitel des Stiftes von . . . . X, 15
Zollern, Grafen von, Burggrafen von Nürn-
berg 43. 180, 181
— Konrad I., Burggraf von Nürnberg 179
Züri(;h, Abtei zum Fraumünster 50
— Chorberrenstift zum (iroßmünster 50. 158
— Stadt 155, 156
Zurzacli, Ulrich von .... 155. IX, 10
-o-^OG^-^
Verzeichnis der Tafeln und Text-Illustrationen.
— ^ —
Tafel I. Der Reiterschild von Seedox-f.
IL Zierbeutel mit dem Wappen von Strätlingen.
III. Wappen-Backsteine von St. Urban.
TV. Miniature aus der vita Karoli. — Belehnung und Auszug Rolands.
Y. Porträtsiegel.
YI. Heraldische Bildsiegel und Schildsiegel.
VU. Siegel mit heraldischem Schilde.
- YIII. Helmsiegel und volle Wappensiegel (mit Schild und Helm).
IX. Siegel mit kombinierter Darstellung. — Biii-gersiegel. — Städtesiegel.
X. Geistliche Siegel.
Text- Illustrationen.
1. Siegel des Grafen Chuno von Lenzburg. 1167.
2. - - Herzogs Berchtold Y. von Zähringen. 1187.
3. - - - - IV. - - 1177.
4. - - Grafen Hartmann von Dillingen.
5. - - Freiherrn Lütold von Regensberg.
6. Pfeilerrelief im Großmilnster zu Zürich.
7. 8. 9. Kapitellschmuck im Münster zu Basel.
10. Helmformen aus dem Hortus deliciarum.
11. Heraldische Schilde aus dem Carmen de hello Siculo.
l'J. Bemalte Helme aus dem Carmen de hello Siculo.
13. Krieger-Ausrüstung aus dem Carmen de hello Siculo.
14. Fahnen und Standarten aus dem Carmen de hello Siculo.
15. Rückseite des Reiterschildes von Seedorf.
16. Ueberreste der Schild-Beriemung.
17. Rekonstruktion der Schild-Beriemung.
18. Schildfessel nach einem Siegel des Raoul de Fougeres.
19. Schild mit Eisenbeschläg. Temple Church, London.
20. Romanische Schildformen nach Siegeln.
21. Gotische Schildfornien nach Siegeln.
22. Schildverstärkungen.
23. Wappen der Grafen von Froburg.
24. - der Yink.
25. - des Peter de Turre. 1227.
26. - der Meyer von Biel und der Freiherrn von Kempten.
27. - derer von Mandach, von Laubegg, von Felga.
198 Verzeichnis der Tafeln und Text-Illustrationen.
28. Wappen der Schenk von Liebegg und der Truchseß von Dießenhofen.
29. Adler zu Anfang und zu Ende des XIII. Jahrhunderts.
30. Wappen der Freiherren von Teuffen und von Tengen.
31. - derer von Rorschach-Rosenberg.
32. - der Freiherren von Regensberg und derer von Lunkhofen.
33. - der Meyer von Erstfelden.
34. - derer von Oberriedern.
35. - derer vom Stein.
36. - der Freiherren von Montalt, von Vatz und von Räzüns.
37. Siegel des Rudolf von Briens. 1252.
38. Wai)pen der Herren von Grandson, Estavayer und Lasarraz.
39. Formen des Topfhelms nach Siegeln.
40. Englische Original-Topfhelme.
41. 42. Formen des Kübelhelms nach Miniaturen.
43. Helmformen aus dem Roman des Girard d'Eufrate (London).
44. Bemalte Helme (Weingartner Liederhandschrift).
45. Helmkleinot Königs Richard I. von England. 1189.
46. Zimierter Helm (Manesse-Codex).
47. Helm mit Hifthörnern (Graf von Neiffen).
48. 49. Zimierte Helme nach Siegeln.
50. Helm des Konrad von Maggenberg. ,
51. Helmbrisüren.
52. Hülfskleinot mit Schildbild.
53. Kopfdecke des Pferdes nach Miniaturen.
54. Kopfzierde des Pferdes. Gügerel.
55. Bemalte Sättel.
56. Achselschilde (Ailettes).
57. Schildkleinot mit Wiederholung der Farben, der ganzen Figur und eines Teiles
derselben.
58. Minnekleinot.
59. Hülfskleinot mit Wiederholung der Schildfarben.
60. Siegel des Grafen Hartmann des Jüngern von Kyburg. 1284.
61. - - - - - Aeltern - - 1241.
62. Damastmuster auf Siegeln.
63. Wappen der Grafen von Genf.
64. Brakteaten von Bern, Basel, Waadt.
65. Dolchknaufe mit Wappenschild.
66. Bronceschildchen mit Wappen von Braunshorn.
67. - - - von Tettingen.
68. Fassung vom Onyx von Schaffhausen.
69. Wappen vom Kästchen von Attinghusen.
70. Bildnis Otto's I. von Grandson (Antependium in Bern).
71. Pfeilei'skulpturen aus der Predigerkirche in Basel.
72. AVaffenrock des Herrn von Swanegow (Manesse-Codex).
73. Schilde aus der Weltchronik des Rudolf von P^ms und der Vita Karoli.
74. Helme und Krieger- Ausrüstung aus der Weltchronik des Rudolf von Ems und der
Vita Karoli,
75. AVai)pen des Truchsessen von Singenberg uiul des Ilartmann von Aue.
7(i. - Heinrichs II. von Strätlingen.
77. Schild vom Grabmal der (irätin Elisabeth von Kyburg.
78. Grabmal des Konrad von Maggenberg im Kloster Hautcrive.
79. Achselschild vom Grabmal Graf Rudolfs von Tierstein. 1318.
80. Schild vom Sarkophage des (irafcn von Kyburg (Wettingen).
81. - - - - - von Habsburg (Wettingen).
Verzeichnis der Tafeln und Text-Illustrationen. 199
82. Grabplatte der Gräfin Agnes von Tierstein. XIV. Jahrhundert.
83. Schild auf der Grabplatte der Freiherrn von Tegerfeldeu (AVettingen).
84. - - - - - - von Klingen (Wettingeu).
85. Grabstein der Gräfin Elisabeth von Rapperswil (AVurmsbach).
86. - derer von Tierstein und Hohenklingen zu Basel.
87. - Heinrichs II. von Strätlingen (AVettingen).
88. Siegel des Grafen Hugo von Montfort. 1214.
89. - des Grafen Rudolf von Habsburg. 1243.
90. - - - - - - 12Ö9.
91. - des Freiherrn Diethelm von AVolhusen. 1285.
92. - des Grafen Ulrich von Kyburg. 1223.
93. - des Grafen Ludwig von Froburg. 1286.
94. - des Chuno von Brienz. 1243.
95. - des Philipp von Brienz. 1275.
96. - des Truchsessen Arnold von Habsburg. 1242.
97. - des Grafen Volmar von Froburg. 1270.
98. - des Grafen AA^ernher von Homberg. 1303.
99. - des Grafen Rudolf von Neuenburg. 1243.
100. - des Rates und der Bürgerschaft von Zofingen. 1278.
101. - des Rudolf von Habsburg, Domherr zu Basel. 1252.
-<^-=5g>-o-
Corrigenda.
Seite 80. Rudolf IV. statt Rudolf der Schweigsame.
74. 92. 1318 statt 1308.
144. Ulrich IV. von Neuenburg statt Ulrich III.
145. Hermann von Rüßegg statt Heinrich.
Tafel Y.
1.
Albrecht IV.,
2.
3.
Elisabeth
Graf von Habsburg
Wilhelm,
von Freiburg,
und Landgraf
Seigneur de Prangins.
Gräfin
im Elsaß.
1245.
von Kyburg.
1234.
1303.
Friedrich III.,
Graf von Toggenburg.
1287.
^!
Gottfried I.,
Graf von Habsburg-
Lauffenburg.
1271.
6.
Mechtildis
von Neiifen, Gräfin
von Rapperswil.
1263.
)
7.-
Hugo I.,
Graf von Werdenberg-
Heiligenberg.
1271.
Ludwig IL,
Graf von Homberg.
1280.
9.
Elisabeth,
Gräfin
von Falkenstein.
1307.
Margaretha von Savoyen,
Gräfin von Kyburg.
1252.
12.
Elisabeth,
11.
d. J. Gräfin
Amadeus V.,
von Kyburg.
Graf von Savoyen.
1270.
c. 1290.
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Reduziert auf * r, der natürlichen Größe.
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Tafel VI.
1.
Peter,
Sohn des Grafen
von Greyerz.
1260.
2.
3.
Rudolf,
Konrad
Graf von Froburg,
von Bechburg
Propst
Domicellus.
zu Zofingen.
1255.
1245.
4.
Otto,
Graf von
Falkenstein.
1274.
5.
Gerung,
Freiherr von
Kempten.
1270.
6.
Rudolf
vom Stein.
1316.
Ulrich IV,,
Graf von
Neuenburg.
1276.
8.
Lütold VI.,
Freiherr
von Regensberg.
1250.
9.
Gertrud,
Gräfin von Habsburg
10.
und Kyburg.
Berthold
1273.
von Bietenloh
1278.
11.
Peter,
Graf von Buchegg,
Landgraf
im Buchsgau
1218.
12.
Gottfried I.,
Graf von Habsburg-
Lauffenburg.
1264.
13.
Gerhard,
Prior von
Tuuchstetten.
1256.
Reduziert auf "lo der natürlichen Größe.
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Tafel YIL
1.
Lütold IV.,
Freiherr
von Regensberg.
1219.
:H^^y,^0^
Wilhelm IL,
Graf von Genf.
1219—1252.
'•*«*;(M!^-*ü'-*''-
7.
Ulrich
von
Grünenberg.
1280.
10.
Anna,
Tochter Graf
Hartmanns d. J.
von Kybnrg.
1276.
Volmar
von Ligerz.
1238.
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Johannes
von Glarus.
1297.
8.
Ludwig IL,
Graf
von Froburg
1255.
11.
f Burchard
f von
V Bremgarten.
I 1250.
4f
3.
Mathias
von Bebingen.
1279.
6.
Hartmann,
Graf
von Habsburg.
1277.
9.
Paidolf,
Graf
.'ou Rapperswil.
1233.
12.
Ulrich
von Wartenstein,
genannt Swaro.
1254.
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Reduziert auf 'Vio der natürlichen Größe.
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Tafel YIIL
Diethelm
von Teuffen,
Ritter.
1273.
Johannes
von
Büttikon.
1291.
3.
Burchard
von
Egerdon.
1252.
4.
Walther
von Elgg,
Ritter.
1263.
5.
7.
8.
Eberhard
6.
Kuno
Johannes
von
Eberhard,
von
von
Bichelsee.
Graf
Liebegg.
Büttikon,
1263.
von Lupfen.
1280.
1270.
1255.
Maugold,
Graf
von Neuenbürg.
1277.
10.
Hartmann d. Ä.,
Graf
von Kyburg.
1239.
11.
Heinrich,
Graf
von Veringen.
1277.
12.
Burchard
von
Straßburc.
1282.
14.
Heinrich
von
Wildenburg.
1295.
15.
Eberhard,
Graf
von Habsburg-
Lauifenburg.
1267.
13.
Rudolf,
Graf
von Rapperswil.
c. 1270.
16.
Wilhelm,
Graf
von Arberg.
1276.
Keduziert auf -»'b der natürlichen Größe.
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Tafel IX.
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2.
3.
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Ulrich,
Heinrich,
Otto,
Graf von Arberg.
Vogt von Baden,
Graf von Neuenberg,
1251.
1307.
Herr zu Straßberg.
1275.
Schultheiß
und Burger
von Aarau.
1270.
5.
Walther,
Freiherr von
Hasenburg.
1255.
6.
Ulrich am Ort,
Schultheiß
von Zürich.
1251.
i.
Burchard
von ützingeu.
1277.
V
Schultheiß Rudolf
und die Burger
von Winterthur
1252.
r
9.
Rudolf
von Strätlingen,
Herr
zu Wimmis.
1259.
10.
Ulrich
von Zurzach,
Bürger von
Schaffhausen.
1290.
11.
Die Burgerschaft
von Bern.
1254.
12.
Schultheiß
und Burger von
Dießeuhofen.
XIII. Jahrh.
13.
Die Stadt
Delsberg.
1276.
Eeduziert auf ^/lo der natürlichen Größe.
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Tafel X.
1.
2.
Heinrich,
Rudolf
Magister und
vom Stein,
Vikar des Bischofs
Rektor
von Konstanz.
zu Bdllingen
1277.
1278.
3.
Gottfried Mülhier,
Rektor
zu Küßnacht.
1303.
Hermann
von Rüßegg,
Leutpriester
der Abtei Zürich.
1278.
Weruher Blum,
Propst des
Chorherren Stifts
zu Zürich.
1256.
6.
Konrad
von Liebenfels,
Abt von
Allerheiligen.
1309.
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7.
8.
TomasiuS;
Rudolf
Bischof
von Glarus.
'on Corona.
Rektor
1299.
zu Höngg.
1297.
9,
10.
12.
Ulrich
Johannes
11.
Heinrich
von Landenberg,
Schäflin,
Friedrich II.
von Hasenl)urg,
Propst
Chox-herr
von Montfort,
Chorherr
zu Beromünster.
zu Zürich.
Bischof
von St. Ursin.
1306.
1272.
von Chur.
12 .
1268.
13.
Konrad
von Göskou,
Propst zu
Schönenwerd.
1299.
14.
16.
Rudolf II.
Dietrich
von Habsburg,
15.
von Hallwil,
Bischof
Gegensiegel
Propst
von Konstanz.
des Kapitels
zu Beromünster
1288.
von
Zotiugen.
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